Chinas Raumfahrt

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Offline alepu

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1000 am: 12. Oktober 2024, 12:12:20 »
Offensichtlich wollen auch in China reiche Leute ins All!
Oder sollen da auch Taikonauten trainieren?
Oder Interessenten befreundeter Staaten fliegen dürfen?

Würden bei BO/Virgin Galactic eigentlich auch Chinesen mitfliegen (dürfen?)

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1001 am: 12. Oktober 2024, 16:13:20 »
Das in der Fernsehsendung bzw. dem unter dem Bild verlinkten Transkript verwendete Wort "Weltraumtourismus" (太空旅游) hat in China eine andere Bedeutung als im Rest der Welt. In der derzeitigen politischen Situation ist es völlig undenkbar, dass reiche Leute für mehrere Millionen Yuan einen Pauschalurlaub auf der Chinesischen Raumstation buchen. Suborbitalflüge im Preisbereich von Kreuzfahrten durch den Westpazifik, also etwas, das sich die städtische Mittelschicht durchaus mal gönnt, würden dagegen als politisch korrekt betrachtet werden. Der Orbiter des Raumgleiters (das, was auf dem Kernwaffentestgelände Lop Nor landet) ist primär für die Versorgung der Chinesischen Raumstation gedacht (und wird neuerdings immer wieder im Zusammenhang mit dem Mondprogramm erwähnt), aber bereits als das Ding 2017 erstmals öffentlich vorgestellt wurde, war auch von Weltraumtourismus die Rede (im vorletzten Absatz):
http://news.cctv.com/2017/10/31/ARTIm2OAI2kasqKSEJUcycSU171031.shtml

Dass nun die Trägerstufe - in einer verkleinerten Form - ebenfalls für Tourismus eingesetzt werden soll, ist neu. Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Der Orbiter fliegt richtig ins All, bei Bedarf bis in eine Höhe von 500 km. Die Trägerstufe startet auf dem Kosmodrom Jiuquan auf der Westseite der Badain-Jaran-Wüste, fliegt - zumindest wenn sie in Kombination mit dem Orbiter verwendet wird - senkrecht bis in eine Höhe von 20-100 km, wird dann wie eine Höhenforschungsrakete noch ein Stück von ihrem eigenen Schwung getragen, kehrt auf der Flugbahn einer ballistischen Rakete nach unten zurück, schraubt sich in den dichteren Luftschichten wie ein Segelflugzeug weiter erdwärts und landet schließlich 250 km vom Startplatz entfernt auf der 2,4 km langen Landebahn des umseitigen Flughafens (der Orbiter braucht eine Landebahn von 5 km).

Im Prinzip kann dort jeder mitfliegen, der sich eine Fahrt mit der Achterbahn zutraut. Die Leute bekommen Reisetabletten und bleiben in der Passagierkabine, wo sie nichts kaputtmachen können. Es gibt keinen Grund, warum dort nicht auch Interessenten befreundeter, gerne auch verfeindeter Staaten mitfliegen sollten. Die derzeitige Visumsfreiheit für zweiwöchige Aufenthalte gilt auch für Amerikaner, in der Hoffnung, dass die nach einer solchen Reise einsehen, dass ihr Land gegen die Volksrepublik China keine Chance hat :D

Chinesische Raumfahrer würden wohl weiterhin bei klassischen Parabelflügen trainieren, ganz einfach weil man sich dort im Laufe eines Fluges mehrmals herunterfallen lassen kann. Denkbar wäre, dass Raumfahrerkandidaten, falls man tatsächlich bis in eine Höhe von 100 km fliegt, bei einem derartigen Flug mit der unendlichen Tiefe des Weltalls konfrontiert werden, ein Effekt, den William Shatner nach seinem Flug mit der New Shepard beschrieben hat. Das ist wie mit der Raumkrankheit - manchen macht das nichts aus, andere geraten in Panik. Letztere würden dann möglichst nicht für Außenbordeinsätze eingeteilt werden.

Ob bei den amerikanischen Firmen Chinesen mitfliegen dürfen, weiß ich nicht. Solange ihnen die amerikanischen Konsulate Touristenvisa ausstellen, warum nicht?

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Offline alepu

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1002 am: 12. Oktober 2024, 17:42:07 »
Danke Regnart für die ausführliche Antwort!

Und hier gleich noch ein paar Fragen dazu:

Ist das jetzt ein Teil des Projekts 921-3 ?
Tengyun? (siehe hier im Forum zurück in 2020!)
Hast du die von dir hier erwähnte "Trägerstufe", die offensichtlich auch horizontal landen soll, schon mal näher vorgestellt? Müßte das dann verpaßt haben!

Offline Regnart

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1003 am: 12. Oktober 2024, 19:48:48 »
Das sind drei verschiedene Dinge:

- Das Projekt 921, auch bekannt als "Bemanntes Raumfahrtprogramm der Volksrepublik China", besteht aus drei Phasen: 1. Shenzhou-Raumschiff, 2. Tiangong-Raumlabors, 3. Chinesische Raumstation. Das Programm wird von der Abteilung für Waffenentwicklung der Zentralen Militärkommission betrieben. Die Raumgleiter sind bis jetzt noch nicht Teil des Programms, sondern werden aus dem Fonds für nationale wissenschaftlich-technische Großprojekte (vertikal startend) bzw. von der Herstellerfirma (horizontal startend) vorfinanziert. Das vertikal startende Space-Shuttle-Analog wird früher oder später Teil des Programms werden. Du merkst das dann daran, dass hier im linken Seitenstreifen 重复使用航天器系统 auftaucht:
https://www.cmse.gov.cn/gygc/xtzc/htyxt/

- Der Tengyun-Raumgleiter der Chinesischen Akademie für Flugkörpertechnologie ist ein horizontal startendes Sänger-Analog. Hier ein Windkanal-Modell von letztem Sommer:


Bild: CCTV 13

Das Triebwerk der Trägerstufe kann in zwei Modi arbeiten: erst wie ein Flugzeugdüsentriebwerk bis Mach 5 in 20 km Höhe, dann Umschalten in Raketenmodus mit mitgeführtem Flüssigsauerstoff bis Mach 8 in 30-40 km Höhe. Dann wird der Orbiter abgekoppelt und beschleunigt mit einem wie ein Dieselmotor kompressionszündenden Schrägexplosions-Staustrahltriebwerk im Idealfall bis Mach 16 (das aktuelle Modell wurde im Windkanal bis Mach 9 getestet). Das ist entfernt vergleichbar dem Aerospike-Triebwerk des Polaris-Raumflugzeugs:




Bilder: Institut für Mechanik, CAS

Für den Flug ins All wird dann ein Raketentriebwerk verwendet, der Treibstoff ist überall flüssiger Wasserstoff. Gegenüber einem einstufigen Raumflugzeug ist der Vorteil der zweistufigen Ausführung, dass man die verschiedenen Triebwerke nur in einem begrenzten Bereich regeln muss. Außerdem dient die Trägerstufe als mobile Startrampe, von der aus man zum Beispiel die USA von China über Mexiko oder die Kanarischen Inseln anfliegen kann.

- Das Chongfu Shiyong Hangtian Qi der Chinesischen Akademie für Trägerraketentechnologie ist ein vertikal startendes Space-Shuttle-Analog. Die Trägerstufe ist das, was am Space Shuttle der orange Tank mit den Feststoff-Boostern war, sie fliegt mit Kerosin. Anders als beim Space Shuttle ist die Trägerstufe wiederverwendbar, in den grafischen Darstellungen ähnelt das Ganze einem Sänger. Sie hat Deltaflügel und in der nichttouristischen Version natürlich mehrere Triebwerke:


Bild: CASC

Ein verkleinertes Modell ist bereits zweimal gelandet. Ein Exemplar, zweimal gestartet. Das Triebwerk wurde allerdings dazwischen ausgebaut, genau untersucht und dann wieder eingebaut. Der Orbiter, der bis jetzt dreimal geflogen ist, war jedesmal ein anderes Exemplar.

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Offline alepu

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1004 am: 12. Oktober 2024, 22:32:43 »
Danke, jetzt blicke ich allmählich durch!

Offline Regnart

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1005 am: 15. Oktober 2024, 08:45:30 »
Als Nachfolgeprojekt für das Strategische Prioritätsprogramm für Weltraumwissenschaften, bei dem die Gelder im Zehnjahresrhythmus zugeteilt wurden, und in Analogie zum Nationalen Programm für die mittel- und langfristige Entwicklung von Wissenschaft und Technologie, einem Fünfzehnjahresplan, aus dem primär vielseitig einsetzbare Hardware wie der senkrecht startende Raumgleiter oder die schwere Trägerrakete Langer Marsch 9 finanziert wird, haben die Chinesische Akademie der Wissenschaften, die CNSA und die CMSA heute gemeinsam das "Nationale Programm für die mittel- und langfristige Entwicklung der Weltraumwissenschaften (2024-2050)"/《国家空间科学中长期发展规划(2024—2050年)》veröffentlicht. Das Geld wird vom Finanzministerium bereitgestellt (beim Raumfahrtteil des Nationalen Programms für die mittel- und langfristige Entwicklung von Wissenschaft und Technologie kommt es aus dem Verteidigungshaushalt):
https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202410/t20241014_55796.html

In dem Programm wurden eine Reihe von Forschungsfeldern definiert, für die aus einer umfangreichen Liste Missionen ausgewählt werden sollen. Zu den bereits bekannten Projekten, für die 2028-2035 Vorplanungen durchgeführt werden sollen (die bemannte Lunare Experimentierstation, Heliopausenmission, Erkundung der Riesenplaneten und ihrer Monde) kommt jetzt fest gebucht eine Mission zur Venus mit Entnahme und Rückführung einer Atmosphärenprobe hinzu:
https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10616360/content.html

Hier ist ein ins Englische übersetztes Video von der Pressekonferenz:
https://weibo.com/5027345285/OBDujBJAD

Offline Regnart

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1006 am: 16. Oktober 2024, 10:11:52 »
Nachdem im Internet schon wieder Halbwahrheiten verbreitet werden, hier eine Klarstellung:

Wang Chi, der Direktor des Nationalen Zentrums für Weltraumwissenschaften, hat am 27. April diesen Jahres auf dem Zhongguancun-Symposium 5 Vorschläge (建议) für weltraumwissenschaftliche Missionen vorgestellt:
https://m.bjnews.com.cn/detail/1714285935129606.html

Einer davon ist das Transit-Durchmusterungs-Teleskop "Erde 2.0" (地球2.0) am L2-Punkt des Sonne-Erde-Systems. Weiter im Rennen ist aber auch ein Durchmusterungs-Teleskop für nahe Exoplaneten im Bereich von 10 Parsec bzw. 33 Lichtjahren, ebenfalls am L2-Punkt stationiert (man beachte das Datum der Veröffentlichung):
https://www.sciengine.com/CJSS/doi/10.11728/cjss2024.02.yg03

Für beide Projekte laufen seit Dezember 2019 Vorstudien im Rahmen des Weltraumwissenschaftlichen Prioritätsprogramms, wobei der Closeby Habitable Exoplanet Survey zusätzlich von der Nationalen Stiftung für Naturwissenschaften und der Sternwarte am purpurnen Berg unterstützt wird, also finanziell besser ausgestattet ist (siehe "Funding" ganz unten in den Artikeln der Zeitschrift für Weltraumwissenschaften).

Beim Nationalen Programm für die mittel- und langfristige Entwicklung der Weltraumwissenschaften wurde in der Tat nicht das, ähnlich wie Kepler, in die Ferne blickende Durchmusterungsteleskop Erde 2.0 ausgewählt, sondern das Durchmusterungs-Teleskop für nahe Exoplaneten im Bereich bis 33 Lichtjahre (近邻宜居行星巡天计划, Closeby Habitable Exoplanet Survey, CHES). Vorplanungen für dieses Projekt sollen 2028-2035 stattfinden, also nach der Inbetriebnahme des Xuntian-Teleskops im erdnahen Orbit:
https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202410/t20241014_55795.html

Ein verkleinertes Modell des optischen Systems von CHES existiert bereits:


Bild: Sternwarte am purpurnen Berg

Ab 2028 wird sich die China Aerospace Science and Technology Corporation, die an dem Förderprogramm als Nutznießer nicht organisatorisch beteiligt ist, mit der Konstruktion des Raumflugkörpers befassen, in den das Teleskop eingebaut wird.

Offline failsafe

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1007 am: 22. Oktober 2024, 20:40:31 »
Zu den mittel- und langfristigen Planungen Chinas in der Weltraumforschung jetzt auch ein Bericht in SpaceNews:

https://spacenews.com/venus-atmosphere-sample-return-noted-in-chinas-long-term-space-science-roadmap/

Interessant neben dem Venusatmosphären-SampleReturn auch zB ein Solar Polar Orbiter (~ ULYSSES/ESA ?) und eine Pathfindermission für Gravitationswellenmessungen (~ LISA Pathfinder/ESA ?).

Offline Regnart

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1008 am: 23. Oktober 2024, 09:09:45 »
Der Solar Polar Orbiter (太阳极轨探测) geht auf das Kuafu-Programm aus den Nullerjahren zurück, das nach dem Ausstieg der ESA im Jahr 2014 eingestellt, dann aber 2021 von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften wieder aufgegriffen wurde und nun von der chinesischen Seite alleine durchgezogen wird:
https://de.wikipedia.org/wiki/KuaFu#Geschichte

Der Sonnenpolorbiter ist nicht das Gleiche wie Ulysses. Letzterer kreiste um die Sonne, ersterer in einem sehr weiten, zur Ekliptik geneigten Orbit um die Erde, dessen nördlicher Endpunkt über dem Nordpol der Sonne liegt. Damit will man die Ursache für die regelmäßige Umpolung des Magnetfelds der Sonne ergründen. Du kannst die Bahn des Sonnenpolorbiters in dem hier oben eingebetteten Video bei 02:15 sehen:
https://mp.weixin.qq.com/s/ZiecW3Gzw74-UVLG7QJayQ

Der letzte Satellit des neu aufgelegten Kuafu-Programms soll dann tatsächlich um die Sonne kreisen, allerdings in einem nur wenig geneigten Orbit. Dabei soll er der Sonne bei seinem Perihel sehr nahe kommen, was wiederum der Grund für die Genehmigung der Venus-Mission ist. Eine Venus-Mission wurde von der Chinesischen Geophysikalischen Gesellschaft seit den Nullerjahren immer wieder mal vorgeschlagen, von der CNSA aber jedes Mal mit der Begründung abgelehnt, dass man dafür eigens einen Hitzeschutz entwickeln müsste, den man sonst nirgends einsetzen kann (die Hauptmarschrichtung der planetaren Erkundung in China geht nach außen). Da die mittlerweile sehr zahlreichen Satelliten aber vom Weltraumwetter abhängig sind, ist die Sonnenforschung, und damit der Hitzeschutz, in der Prioritätenliste weit nach oben gerückt. Die Venusforscher profitieren sozusagen von den wirtschaftlichen Zwängen der Satellitenbetreiber.

Auch das Taiji-Programm zur Gravitationswellenmessung sollte ursprünglich zusammen mit der ESA durchgeführt werden. Nachdem die ESA 2017 ausgestiegen ist, wird es nun ebenfalls von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften alleine durchgezogen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Taiji-Programm#Geschichte

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1009 am: 24. Oktober 2024, 07:42:20 »
Um das Ganze etwas einzuordnen, am 24. Oktober 2007, heute vor 17 Jahren, ist Chang’e 1 zum Mond gestartet und die chinesische Tiefraumerkundung hat begonnen:


Bild: Wunder des Tiefraum

14 Jahre später sind sie auf dem Mars gelandet.

Offline Regnart

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1010 am: Heute um 08:20:44 »
Als Nachfolgeprojekt für das Strategische Prioritätsprogramm für Weltraumwissenschaften, bei dem die Gelder im Zehnjahresrhythmus zugeteilt wurden, und in Analogie zum Nationalen Programm für die mittel- und langfristige Entwicklung von Wissenschaft und Technologie, einem Fünfzehnjahresplan, aus dem primär vielseitig einsetzbare Hardware wie der senkrecht startende Raumgleiter oder die schwere Trägerrakete Langer Marsch 9 finanziert wird, haben die Chinesische Akademie der Wissenschaften, die CNSA und die CMSA heute gemeinsam das "Nationale Programm für die mittel- und langfristige Entwicklung der Weltraumwissenschaften (2024-2050)"/《国家空间科学中长期发展规划(2024—2050年)》veröffentlicht. Das Geld wird vom Finanzministerium bereitgestellt (beim Raumfahrtteil des Nationalen Programms für die mittel- und langfristige Entwicklung von Wissenschaft und Technologie kommt es aus dem Verteidigungshaushalt):
https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202410/t20241014_55796.html

In dem Programm wurden eine Reihe von Forschungsfeldern definiert, für die aus einer umfangreichen Liste Missionen ausgewählt werden sollen. Zu den bereits bekannten Projekten, für die 2028-2035 Vorplanungen durchgeführt werden sollen (die bemannte Lunare Experimentierstation, Heliopausenmission, Erkundung der Riesenplaneten und ihrer Monde) kommt jetzt fest gebucht eine Mission zur Venus mit Entnahme und Rückführung einer Atmosphärenprobe hinzu:
https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10616360/content.html

Eine Mission zum Saturn wird von der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie seit Februar 2022 öffentlich diskutiert. Im Rahmen des neuen Förderprogramms soll die Sonde nun im Februar 2033 mit einer schweren Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 5 gestartet werden. Die Sonde hat ein Startgewicht von 5 t, davon 3 t diergoler Treibstoff, der den Triebwerken einen spezifischen Impuls von 312 s verleiht. Die Beschleunigung soll durch mehrere Slingshot-Manöver erfolgen: Venus -> Erde -> Erde -> Jupiter.

Ankunft beim Saturn wäre dann im Laufe des Jahres 2043. Bei der Stromversorgung der Sonde ist man noch unentschlossen  zwischen Solarzellenflügeln und einer Radionuklidbatterie. Neben dem Saturn selbst will man auch dessen Monde Enceladus und Titan untersuchen. Je nachdem, welche Messinstrumente der Sonde selbst zugesprochen werden, überlegt man, die Saturnmonde zusätzlich mit einer mitgeführten Atmosphäreneintrittssonde oder einem Impaktor näher zu untersuchen:
https://weibo.com/5027345285/ODk1v2Y9W

Offline Regnart

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #1011 am: Heute um 09:25:59 »
Beim Nationalen Programm für die mittel- und langfristige Entwicklung der Weltraumwissenschaften wurde in der Tat nicht das, ähnlich wie Kepler, in die Ferne blickende Durchmusterungsteleskop Erde 2.0 ausgewählt, sondern das Durchmusterungs-Teleskop für nahe Exoplaneten im Bereich bis 33 Lichtjahre (近邻宜居行星巡天计划, Closeby Habitable Exoplanet Survey, CHES). Vorplanungen für dieses Projekt sollen 2028-2035 stattfinden, also nach der Inbetriebnahme des Xuntian-Teleskops im erdnahen Orbit:
https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202410/t20241014_55795.html

Ein verkleinertes Modell des optischen Systems von CHES existiert bereits:


Bild: Sternwarte am purpurnen Berg

Hier aktuelle Informationen zum CHES-Teleskop:
https://weibo.com/5027345285/ODbeJmVED

Das Teleskop hat einen Hauptspiegel von 1,2 m Durchmesser (der Spiegel des Xuntian-Teleskops hat 2 m Durchmesser) und soll in einem Halo-Orbit um den Lagrange-Punkt L2 des Sonne-Erde-Systems 5 Jahre lang arbeiten. Es sollen hundert sonnenähnliche Sterne in einer Entfernung von bis zu 32 Lichtjahren auf Exoplaneten in ihrer habitablen Zone untersucht werden. Die Zahl der Planeten eines Sterns, ihre jeweilige Masse und die dreidimensionalen Bahnparameter sollen bestimmt werden. Der von dem Teleskop beobachtete Himmelssektor - CHES wird in seiner Position am L2-Punkt von der Erde einmal pro Jahr im Kreis herumgezogen - wird jedes Jahr geändert. Damit werden die ausgewählten Zielsterne jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt beobachtet, um die Bahnen der Exoplaneten besser bestimmen zu können.

Neben der Suche nach Exoplaneten soll das CHES-Teleskop auch zur Untersuchung von Röntgendoppelsternen und Kandidaten für Schwarze Löcher sowie der Verteilung der Dunklen Materie in der Milchstraße eingesetzt werden.