In den Kreisen der Raumfahrtfans wird das sicher gewollt. Aber Wollen und Können sind zwei unterschiedliche Dinge. Ohne nuklear-thermischem Antrieb sind bemannte Marsflüge bestenfalls Einmal-Ereignisse. In China ist das nicht üblich. Dort ist man ein Anhänger von Nachhaltigkeit im Jahrtausende-Bereich. Abgesehen davon muss man auf dem Mars nicht nur landen, sondern auch wieder starten können. Hiefür ist eine Sonderversion des
senkrecht startenden Space-Shuttle-Analogs (nicht zu verwechseln mit dem
horizontal startenden Sänger-Analog) vorgesehen, die Du hier ab 6:00 sehen kannst (ursprünglich eine Abschlussarbeit von Studenten der
Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie, mittlerweile von der
Chinesischen Akademie für Trägerraketentechnologie zur Realisierung übernommen):
Dafür braucht man zu allererst einen guten, nicht ablativen Hitzeschild. Das ist einer der Gründe, warum die Entwicklung des an sich für die Versorgung der Chinesischen Raumstation gedachten Gleiters aus dem
Fonds für Nationale wissenschaftlich-technische Großprojekte finanziert wird. Anders als der Space Shuttle muss er sich nicht rechnen, er muss nur funktionieren. Und dann brauchst Du natürlich ein von Robotern gebautes Kosmodrom mit Betankungsmöglichkeit. Also muss zunächst mal die Ziegelproduktion bei Chang’e 8 funktionieren ... Ich persönlich halte 2120 für ein sehr ambitioniertes Ziel, aber man muss die Jahreszahl zur Kenntnis nehmen.
Der Grund, warum das mit der Landung ausgerechnet jetzt kommt, ist die vom Staatsrat und dem Zentralkomitee der KPCh
gewollte internationale Marsforschungsstation (der CASC-Betriebsrat besteht aus Vertretern der KPCh-Mitglieder in der Firma). Ursprünglich sollte der Mars primär als Wasserstoffquelle für die orbitale Tiefraumtankstelle dienen (als nächstes Ziel ist bereits das
Jupiter-System festgelegt). Durch die neue Schwerpunktsetzung mit der Forschung ergeben sich möglicherweise Interessenskonflikte. Man wird nach Möglichkeit solche Orte zur Forschung aussuchen, die nicht allzuweit von Wassereisvorkommen entfernt sind, damit die Raumfahrer auch mal was reparieren können, aber auch nicht zu nah, damit die empfindlichen Instrumente nicht von Schaufelradbaggern und herumtrampelnden Hominiden gestört werden. Das soll nun koordiniert werden, laut Liu Jizhong von Anfang an mit internationalen Partnern. Falsch ausgewählte Landestellen sind auf dem Mars noch wesentlich teurer als auf dem Mond.