Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #125 am: 02. Juli 2024, 16:32:51 »
Als die Mare entstanden sind, müsste der Mond doch noch keine gebundene Rotation gehabt haben?

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Offline max-q

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #126 am: 02. Juli 2024, 16:55:42 »
Bohrproben. Max Bohrtiefe 2 Meter (siehe zB https://en.wikipedia.org/wiki/Chang%27e_6: "It collected about 2 kg (4.4 lb) of samples from 2 metres (6.6 ft) below the surface"
Die 2 m Bohrtiefe habe ich in dem bei Wikipedia als Quelle für den Abschnitt angegebenen Artikel nicht finden können. Das war das ZIEL. Erreicht wurde aber scheinbar wieder nur eine Tiefe von etwa 1 m (Quelle: https://x.com/SegerYU/status/1806279693983007205/photo/2 bzw. engl. Zusammenfassung https://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=53670.msg2604776#msg2604776)
Geschichte und Geschichten aus sechseinhalb Jahrzehnten Raumfahrt:
http://www.raumfahrtkalender.de

Offline DF2MZ

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #127 am: 26. Juli 2024, 19:23:59 »
Das Chang'e-6 Service Modul ist weiterhin im X-Band auf 8471.21 MHz gut empfangbar. Die Position ist jetzt bei RA = 17.00 h, Dec = -24.80°. Die Entfernung beträgt 1.47M km. Ephemeriden von https://projectpluto.com/sat_eph.htm

Ich habe nach dem Probenabwurf keine Interaktion mit einer Bodenstation beobachten können.

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #128 am: 27. Juli 2024, 08:46:43 »
Kann man aus den Ephemeriden schon etwas zur allgemeinen Flugrichtung sagen? In Richtung auf die Sonne zu oder mehr nach außen?

Offline DF2MZ

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #129 am: 27. Juli 2024, 11:06:35 »
Es geht nach aussen. Sieht so aus als wäre SEL2 das Ziel.

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #130 am: 27. Juli 2024, 12:00:13 »
Da fällt einem natürlich als erstes das James-Webb-Teleskop ein. Es ist geplant, als Nachfolger des Xuntian-Teleskops ein großes Spiegelteleskop direkt im All zu bauen. Entweder mit der Raumstation als "Baucontainer":


Bild: CIOMP

Oder auf einer freifliegenden Baustelle:


Bild: CIOMP

Das sind aber sehr langfristige Pläne. Zum Standort des Teleskops ist bis jetzt noch nichts bekannt, und das Xuntian-Teleskop ist auch noch nicht gestartet. Aber wenn man den Orbiter schon mal im All hat, kann man sich den L2-Punkt ja mal unverbindlich ansehen :D

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #131 am: 09. August 2024, 18:50:42 »
@ DF2MZ:
Laut den Ephemeriden von projectpluto.com ist der Orbiter von Chang’e 6 momentan 1,526 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und wird sich bis morgen auf 1,525 Millionen Kilometer annähern:
https://www.projectpluto.com/cgi-bin/sat_id/sat_cgi?obj_name=&obj_24083A=on&time=now&round_step=on&num_steps=20&step_size=1h&obs_code=500

Kann es sein, dass der Orbiter bereits beim L2-Punkt (Abstand 1,5 Millionen Kilometer) angekommen ist und momentan in einen Halo-Orbit oder was auch immer manövriert?

Offline DF2MZ

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #132 am: 09. August 2024, 20:14:16 »
Hallo Regnart,

ja genau, ich denke CE6 ist im SEL2 Orbit. Ich habe allerdings nach dem Probenabwurf nie einen Kontakt mit einer Bodenstation oder das Dopplerprofil einer Triebswerkzündung beobachten können. Das ist dann wohl immer ausserhalb meines Sichtbarkeitsfensters passiert. Bei CE5 im SEL1 Orbit habe ich hin und wieder Bodenkontakte gesehen. Werde in den nächsten Tagen mal wieder lauschen.

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #133 am: 10. August 2024, 11:00:41 »
Kontakt mit einer Bodenstation muss nicht unbedingt stattgefunden haben. Chang’e 6 besaß bzw. besitzt ein sehr hohes Maß an Autonomie. Selbst wenn beide Relaissatelliten (die ursprüngliche Elsternbrücke und Elsternbrücke 2) durch einen koronalen Massenauswurf oder was auch immer ausgefallen wären, hätte sich die Sonde selbstständig eine geeignete Landestelle auf der Rückseite des Mondes suchen, etwas Regolith zusammenkratzen, in die Mondumlaufbahn starten, mit dem Orbiter autonom koppeln und den Probenbehälter hinüberschieben können. Wenn der Orbiter hinter dem Mond hervorgekommen wäre, hätte ihn das Chinesische Tiefraumnetzwerk zurück zur Erde geleitet.

Es ist durchaus denkbar, dass der Orbiter weitgehend autonom zum L2-Punkt geflogen ist, vom Tiefraumnetzwerk über die Telemetrie, die Du hörst, als Bakensignal VLBI-verfolgt und nur dann eingreifend, wenn der Flugkörper vom Weg abkommt. Wenn wir hypothetisch annehmen, dass wir derzeit eine Technologieerprobung für das Lauschprojekt sehen, bei dem ab 2030 fünf Satelliten in drei Gruppen zum L2-Punkt gebracht werden und ein optisches Interferometer bilden sollen - also spähen und nicht lauschen - dann könnte der Orbiter eine dieser drei Bahnen geflogen sein (wohl die grüne):


Bild: Qian-Xuesen-Labor für Weltraumtechnologie

Zum Einschwenken in den Halo-Orbit müsste aber wohl doch irgendein Steuertriebwerk gezündet haben, mit einer Geschwindigkeitsveränderung, die man über den Doppler-Effekt hätte beobachten können müssen ...

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #134 am: 22. August 2024, 10:54:29 »
Und ob es nun Zufall ist oder nicht oder doch ein Symbol: Das Mondgestein von dessen Rückseite landete hiermit auf den Tag
zum 130. Geburtstag von Hermann Oberth
 ;D

Geburtstag ist richtig, aber nicht der 130. von Hermann Oberth, sondern der 100. von Deng Jiaxian, einem der Väter der chinesischen Kernwaffen:


Bild: Chinesisches Nationalmuseum

Deng war unter anderem von 1979 bis zu seinem Tod 1986 Direktor der Chinesischen Akademie für Technische Physik, wo CNSA-Direktor Zhang Kejian vor seinem Aufstieg in die Führung der Nationalen Behörde für Wissenschaft, Technik und Industrie in der Landesverteidigung von 1982 bis 2015 gearbeitet hat. Das hängt mit dem sogenannten "Raumfahrtgeist" zusammen, der sich aus dem "Geist von zwei Bomben [Atom+Wasserstoff] und einem Satelliten [Dongfang Hong 1]" legitimiert und im Parteiprogramm der KPCh festgeschrieben ist (alle KPCh-Abgeordneten - eine solide Zweidrittel-Mehrheit - müssen im Parlament für Raumfahrtprojekte stimmen). Hier bringt die CNSA ihrem berühmten Vorfahren ein Geburtstagsständchen (es dauert ziemlich lange, bis das Video lädt):
http://www.clep.org.cn/n5982024/c10565498/content.html

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #135 am: 22. August 2024, 19:08:40 »
Nachdem im Internet schon wieder Halbwahrheiten verbreitet werden, hier eine Klarstellung:

Wang Chi, der Direktor des Nationalen Zentrums für Weltraumwissenschaften, hat am 27. April diesen Jahres auf dem Zhongguancun-Symposium 5 Vorschläge (建议) für weltraumwissenschaftliche Missionen vorgestellt:
https://m.bjnews.com.cn/detail/1714285935129606.html

Einer davon ist das Transit-Durchmusterungs-Teleskop "Erde 2.0" (地球2.0) am L2-Punkt des Sonne-Erde-Systems. Weiter im Rennen ist aber auch ein Durchmusterungs-Teleskop für nahe Exoplaneten im Bereich von 10 Parsec bzw. 33 Lichtjahren, ebenfalls am L2-Punkt stationiert (man beachte das Datum der Veröffentlichung):
https://www.sciengine.com/CJSS/doi/10.11728/cjss2024.02.yg03

Für beide Projekte laufen seit Dezember 2019 Vorstudien im Rahmen des Weltraumwissenschaftlichen Prioritätsprogramms, wobei der Closeby Habitable Exoplanet Survey zusätzlich von der Nationalen Stiftung für Naturwissenschaften und der Sternwarte am purpurnen Berg unterstützt wird, also finanziell besser ausgestattet ist (siehe "Funding" ganz unten in den Artikeln der Zeitschrift für Weltraumwissenschaften).

Das oben erwähnte Lauschprojekt läuft bereits und hat mit der Akademie der Wissenschaften nur insofern zu tun, als einige der beteiligten Wissenschaftler dort Mitglied sind. Die Finanzierung des Lauschprojekts erfolgt neben der Nationalen Stiftung für Naturwissenschaften vor allem aus dem Fonds für Nationale Schwerpunktprojekte in Forschung und Entwicklung (optische Interferometer sind natürlich auch für militärische Erdbeobachtung interessant).

Egal was der Orbiter von Chang’e 6 am L2-Punkt herausfindet, die Daten sind für alle drei Projekte von Nutzen.

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #136 am: 01. September 2024, 10:44:43 »
Der  Orbiter von Chang’e 6 ist jetzt nur noch 1,28 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und kommt immer näher:
https://www.projectpluto.com/cgi-bin/sat_id/sat_cgi?obj_name=&obj_24083A=on&time=now&round_step=on&num_steps=20&step_size=1h&obs_code=500

Das war wohl nur ein kurzer Besuch am L2-Punkt. Mal sehen, wo man jetzt hinfliegt.

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #137 am: 09. September 2024, 09:17:42 »
Hier noch ein interessantes Video, das am 21. Mai auf der Beobachtungsstation Nanshan des Astronomischen Observatoriums Xinjiang um 8 Uhr abends aufgenommen wurde, als man sich dort gerade auf die VLBI-Betreuung des zwei Stunden später stattfindenden Bahnkorrekturmanövers vorbereitete, mit dem die Sonde, noch mit allen vier Komponenten, in einen runden Orbit von 200 km Bahnhöhe einschwenkte:
https://weibo.com/5027345285/Ow33bilaM

Während der ganzen Mission war man auf der Station im Dreischichtbetrieb tätig; wenn die Antenne auf der mondabgewandten Seite der Erde war, hat man die Arbeiten für die nächste Messung vorbereitet. Ab 00:54 kann man den gegen elektromagnetische Störungen abgeschirmten Raum direkt unter der 26-m-Antenne sehen:
01:07 (hinten) die Geräte für internationales astronomisches VLBI
01:08 (vorne) die Geräte für die Betreuung der Mondmissionen als Teil des Chinesischen Tiefraumnetzwerks
01:10 die Geräte für die Nutzung des Radioteleskops im Einzelbetrieb
01:12 die Antennensteuerung

Offline DF2MZ

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #138 am: 09. September 2024, 21:36:58 »
Bill Gray's Ephemeriden sind weiterhin recht genau. Ich sehe ein kräftiges X-Band Signal auf 8471.21 MHz.

Offline rok

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #139 am: 09. September 2024, 22:21:55 »
Hat B. Gray denn schon eine Vermutung, wohin der Transporter unterwegs sein könnte?

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #140 am: 10. September 2024, 14:42:25 »
Andrew Jones geht in einem soeben veröffentlichten Artikel von historischen Beispielen aus. Der Artikel strotzt natürlich wieder einmal vor Ungenauigkeiten: das bei Chang’e 5-T1 war kein Haol-Orbit, sondern ein Lissajous-Orbit, gegen den man sich dann bei Chang’e 4 entschieden hat. Die Tiandu-Satelliten befinden sich nicht in einem entfernten rückläufigen Orbit, sondern in einem gefrorenen geneigten stark elliptischen Orbit; in einem entfernten rückläufigen Orbit befinden sich die am 13. März gestarteten DRO-Satelliten.

Nichtsdestotrotz ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die CNSA oder die Weltraumstreitkräfte der Volksbefreiungsarmee im weiteren Verlauf zur Vorbereitung der Mission Tianwen-2 einen erdnahen Asteroiden anfliegen oder in den Asteroidengürtel aufbrechen könnten. Genausogut könnte es natürlich sein, dass man angesichts der instabilen politischen Situation in Argentinien als nächstes den hinter der Erde gelegenen L3-Punkt des Systems Erde-Mond ansteuert, wo später ein Elsternbrücke-Satellit stationiert werden soll, der, über die Polkappen der Erde hinwegfunkend, den Kontakt mit dem Mond aufrechterhalten kann, wenn sich die Bodenstationen in China auf der mondabgewandten Seite der Erde befinden.

Oder man schwenkt in eine geostationäre Umlaufbahn ein, um das Anflugprotokoll für den Interplanetaren Umsteigebahnhof zu erproben. Oder man steuert wieder einen entfernten rückläufigen Orbit um den Mond an. Die für dort vorgesehene Lunare Orbitalstation soll ja zum Verkehrsknotenpunkt (枢纽) im inneren Sonnensystem ausgebaut werden:
https://weibo.com/5027345285/OvCVQmCC9

Laut den Ephemeriden von Bill Gray kommt der Orbiter übrigens immer näher an die Erde; heute Mittag waren wir bei 1,14 Millionen Kilometer:
https://www.projectpluto.com/cgi-bin/sat_id/sat_cgi?obj_name=&obj_24083A=on&time=now&round_step=on&num_steps=20&step_size=1h&obs_code=500

Kann es sein, dass das ein stark geneigter Orbit um den L2-Punkt ist, zum Beispiel auf der Nordseite wesentlich näher an der Erde als auf der Südseite?

Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #141 am: 10. September 2024, 15:35:54 »
In rund einem Monat hat sich der Orbiter der Erde ungefähr gleichmäßig um 380.000 km angenähert.
Das wären etwa 500 km/h.
Seit Apollo und Star Trek Classic Astronomie, Raumfahrt und SciFi-Fan.

TWR genügt als Anrede

Offline Regnart

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #142 am: 15. September 2024, 14:29:05 »
Auch bei dem pakistanischen Kleinsatelliten gibt es eine Weiterentwicklung. Der macht zwar seit Anfang Juni keine neuen Fotos mehr, ermittelt(e) aber weiterhin Daten über die magnetischen Anomalien (zumindestens bis zum Ende der Primärmission am 1. Juli). Das Interessante dabei ist, dass sich der Orbit seit dem 8. Juni von 8890 x 200 km auf 8300 x 700 km geändert hat, also der mondnächste Punkt nun um 500 km höher liegt:


Bild: IST

Nicht schlecht für einen Cubesat ohne Triebwerke.

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #143 am: 17. September 2024, 08:50:31 »
Li Chunlai, Technischer Direktor des Bodensegments des Mondprogramms, und seine Kollegen haben gestern eine erste Analyse der Baggerproben veröffentlicht. Von hier kann man sich das .pdf kostenlos herunterladen:
https://academic.oup.com/nsr/advance-article/doi/10.1093/nsr/nwae328/7758366

Anders als es auf den Kamerabildern von der Probensammlung auf dem Mond aussah, besitzen die Baggerproben eine deutlich geringere Dichte als die von Chang’e 5. Auch der Titangehalt ist geringer als erwartet. Die Fernerkundung aus dem Orbit ließ auf 6,2 % Titandioxid schließen, der örtliche Basalt an der Landestelle hat real aber nur 5,08 %, und weil der Boden an der Baggerstelle durch Auswurfmaterial  von einem nahegelegenen Krater kontaminiert war, fand sich im CE-6-Material nur 2,7 % Titandioxid.

Hier ein paar Beispiele von diversem Gestein aus den Baggerproben:


Bild: NAOC

a) mehr als 1 mm große Körner

Aufnahmen  mit dem Rasterelektronenmikroskop (Rückstreuelektronenkontrast):
b) - e) Basalt (Pyx=Pyroxen, Pl=Plagioklas, Ilm=Ilmenit, Spl=Spinell)
f) Brekzie mit basaltischen Klasten, Glaskügelchen und Glasstücken
g) Impaktbrekzie
h) mit porösem Glas überzogenes Agglutinat

Stereomikroskopische Aufnahmen:
i) - j) Basalt
k) Agglutinat
l) leukokrates Gestein
m) - n) Glas
« Letzte Änderung: 17. September 2024, 16:11:05 von Regnart »

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #144 am: 17. September 2024, 10:15:21 »
.. Das Interessante dabei ist, dass sich der Orbit seit dem 8. Juni von 8890 x 200 km auf 8300 x 700 km geändert hat, also der mondnächste Punkt nun um 500 km höher liegt:
Die Frage ist, welche Begründung es hierfür gibt: in-situ-Messungen des Magnetfelds gibt es nun nicht mehr aus dieser Zone; die Bildauflösung der Mondoberfläche aus größerem Abstand ist auch entsprechend schlechter. Ich vermute mal, das thermische Gründe (IR-Strahlung der Mondoberfläche) für einen größeren Abstand (d.h. kleineren Raumwinkel) sprechen, wie es auch schon bei Chandrayaan-1 notwendig wurde.

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #145 am: 17. September 2024, 12:19:41 »
Ich habe versucht, dazu mehr Informationen zu finden, was mir aber nicht gelungen ist. Das Verblüffende an der ganzen Sache ist, dass Khurram Khurshid, Dekan der Fakultät für Elektrotechnik am Institute of Space Technology und einer der Väter von iCUBE-Q, am 10. Mai, also zwei Tage nach dem Aussetzen des Satelliten, in diesem Interview bei 20:00 gesagt hat, dass die Betreuer in Islamabad zwar die Ausrichtung des Satelliten ändern können, um verschiedene Dinge zu fotografieren, aber nicht den Orbit:



Ab 26:36 erläutert er, dass der Orbit (Stand Mai) mindestens drei, eher sechs Monate stabil bleiben und dann wegen der Störungen durch die Mascons allmählich absinken würde. Nun ist das Gegenteil eingetreten. iCUBE-Q ist ein in eine robuste Kiste eingebauter Cubesat mit einer Masse von 6,5 kg, das meiste davon Abschirmung:


Bild: IST

Die Wärmeabstrahlung des Mondes sollte ihm eigentlich nichts ausmachen. Aber selbst wenn der Grund ähnlich wie bei Chandrayaan-1 gewesen sein sollte, dessen Orbit von 100 km auf 200 km angehoben wurde, dann bleibt immer noch rätselhaft, wie die Pakistanis (oder Chinesen) den Orbit von iCUBE-Q ohne Triebwerke um 500 km angehoben haben könnten. Mit Lichtdruck und Mascons manövriert? Innerhalb eines Monats? Am 8. Juni war der Orbit noch ganz normal:


Bild: IST

Unten links kann man übrigens sehen, dass der Satellit im zweiten Betriebsmonat noch 45 MB an Daten übertragen hat.

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #146 am: 19. September 2024, 07:15:38 »
Gestern wurden die auf der Mondoberfläche ermittelten Daten der chinesischen Nutzlasten veröffentlicht:
http://124.17.81.212:8081/moondata/web/datainfo/main.action#

Wissenschaftler aus aller Welt können nach Registrierung rechts oben 嫦娥六号 auswählen, dann unter 载荷/Nutzlast von links nach rechts Landerkamera, Panoramakamera, Spektrometer, Bodenradar. Die Nutzlastdaten gibt's beim Klicken auf 数据检索/Datensuche. Man kann dort dann auch erkennen, von wann bis wann die entsprechende Nutzlast in Betrieb war.

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #147 am: 19. September 2024, 07:59:39 »
Hier ist ein Erklärungsvideo zu dem Basaltfasergewebe, aus dem die am Ende der Probensammlung gehisste Fahne besteht - weich und glatt wie Seide:
https://content-static.cctvnews.cctv.com/snow-book/index.html?item_id=4253760816424858010

Das Musterstück in dem Video wurde aus einem Basaltbrocken von der Größe wie bei 00:12 hergestellt. Zur Demonstration der Säurefestigkeit wird bei 00:20 ein Stück Basaltfasergewebe und ein Stück Baumwollstoff in 98-prozentige Schwefelsäure gelegt. Nach einigen Minuten ist der Baumwollstoff aufgelöst, das Basaltfasergewebe aber unbeschädigt.

Ab 00:40 wird das Gewebe mit einer Lötlampe mit einer Flammentemperatur von gut 1000 °C erhitzt. Der Stoff beginnt zu glühen, brennt aber nicht. Wenn die Flamme lange Zeit auf eine Stelle gehalten wird, würde das Gewebe durchschmelzen, aber immer noch nicht brennen. Aus diesem Grund, und weil es wasserfest ist, soll es nicht nur für die Außenschicht von Raumanzügen verwendet werden (es ist sehr fest), sondern auch für die Schutzkleidung von irdischen Feuerwehrleuten:
https://news.cgtn.com/news/2024-06-04/China-begins-returning-world-s-1st-samples-from-moon-s-far-side-1u9k95dU8Pm/p.html

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #148 am: 22. September 2024, 10:58:40 »
Li Chunlai, Technischer Direktor des Bodensegments des Mondprogramms, und seine Kollegen haben gestern eine erste Analyse der Baggerproben veröffentlicht. Von hier kann man sich das .pdf kostenlos herunterladen:
https://academic.oup.com/nsr/advance-article/doi/10.1093/nsr/nwae328/7758366

Ganz am Anfang dieses Videos kann man auf dem unteren Regalbrett den auf zehn Behälter von jeweils etwa 150 g verteilten Staub aus den Baggerproben von Chang’e 6 sehen (zusammen mit den Felskrümeln in den kleineren Röhrchen 1610 g), auf dem oberen Regalbrett zum Farbenvergleich diejenigen von Chang’e 5 (ein Teil der Proben von 2020 befindet sich in diversen Labors für Untersuchungen, ein weiterer Teil ist in Hunan in einem Bunker eingelagert):



Der stämmige Bursche bei 00:22 ist Li Chunlai. Er erklärt, dass die helle Farbe des CE-6-Regoliths von dem relativ hohen Anteil an Feldspat (32,6 %) und Glas (29,4 %) kommt, letzteres wesentlich mehr als bei CE-5. Die Baggerproben wurden in den vergangenen gut zwei Monaten nach Felskrümeln von mehr als 1 mm und Staub getrennt, da beides mit unterschiedlichen Methoden untersucht werden muss.

Die Aufbereitung des Bohrkerns wird noch ein bis zwei Monate dauern. Das Problem besteht darin, dass der feine Staub an dem Aramidschlauch haftet. Die Forscher im Hauptquartier der Nationalen Astronomischen Observatorien haben Probleme, ihn von dem Gewebe wegzubekommen, weswegen eine direkte Gewichtsbestimmung schwierig ist (die 1935,3 g Gesamtgewicht wurden über einen Vergleich des zurückgekommenen, gefüllten Probenbehälters mit seinem Leergewicht errechnet). Die rund 325 g Bohrmaterial werden jetzt nach jeweils 1,5 cm langen Kernabschnitten getrennt auf mehr als 100 Probenröhrchen verteilt.

Ab 02:40 erklärt Liu Jianjun, der bereits an der Analyse der CE-5-Proben mitgearbeitet hat, dass das Material von Chang’e 6 ganz klar zwei Peaks bei der Größenverteilung zeigt, während das Material von Chang’e 5 nur einen Peak hat. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass das neue Material aus verschiedenen Quellen kommt, ebenso wie die Tatsache, dass der Anteil der Felskrümel höher ist als bei Chang’e 5. Momentan geht man davon aus, dass diese Felskrümel bei der Entstehung eines nahe der Landestelle gelegenen Kraters von etwa 50 m Durchmesser auf die Probenentnahmestelle geschleudert wurden, während der Staub "ortsansässiges", über einen langen Zeitraum verwittertes Material ist.

Für die im Vergleich zu Chang’e 5 geringere Dichte des Materials hat man noch keine schlüssige Erklärung. Li Chunlai meint bei 03:38, dass das entweder von einem hohen Gehalt an leichteren Mineralien kommt, oder davon, dass das Material lockerer ist (wobei die sechsmal so hohe Schwerkraft auf der Erde immer eine zusätzliche Kompression verursacht). Falls das Material wirklich lockerer ist als bei Chang’e 5, könnte das auf einen anderen Verwitterungsprozess auf der Mondrückseite hindeuten. Das muss noch näher erforscht werden.
« Letzte Änderung: 23. September 2024, 07:28:37 von Regnart »

Offline Regnart

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Re: Chang’e 6 (Mondlander und Probenrückführung) auf CZ-5
« Antwort #149 am: 24. September 2024, 07:56:27 »
Li Chunlai, Technischer Direktor des Bodensegments des Mondprogramms, und seine Kollegen haben gestern eine erste Analyse der Baggerproben veröffentlicht. Von hier kann man sich das .pdf kostenlos herunterladen:
https://academic.oup.com/nsr/advance-article/doi/10.1093/nsr/nwae328/7758366

Li Chunlai hat gesagt, dass chinesische Wissenschaftler ab Ende des Jahres Anträge auf Zuteilung von CE-6-Bodenproben für Forschungszwecke stellen können. Ähnlich wie bei Chang’e 5 sollen dann nach einer gewissen Weile auch Proben ins Ausland verschickt werden:
https://weibo.com/5027345285/OyrAe8Okr

Er hat nicht gesagt, dass sich ausländische Wissenschaftler wie bei Chang’e 5 schon jetzt als Teil von chinesischen Teams an Untersuchungen beteiligen können.