Große Projekte, die mit Steuergeldern finanziert werden, erfordern eine gewisse Akzeptanz in der Bevölkerung.
Flexible Path hat einiges zu bieten, was für die Öffentlichkeit interessant gemacht werden könnte:
Ständig wechselnde Ziele, die immer weiter ins All hinausführen - das sieht nach Fortschritt aus.
Vielleicht wirkt es beruhigend, wenn Menschen ein NEO erreichen können, weil sie ja auch eine Gefahr für die Erde werden können.
Die Öffentlichkeit würde mehr über das Sonnensystem lernen, wenn die Presse plötzlich ausführlich erklärt, was ein Lagrange-Punkt ist, oder endlich die seltsamen Mars-Monde mehr ins Interesse rücken.
Auch die Bahnmechanik würde verständlicher gemacht.
Es gäbe immer mal was neues und das würde den Eindruck erwecken, daß es endlich mit der Raumfahrt voran geht.
Aber ist das mit Flexible Path wirklich so?
Schließlich geht es hier um bemannte Raumfahrt und da hat Klaus schon recht, wenn er fragt: "Was sollen Menschen an einem Lagrange-Punkt oder auf einem Asteroiden?"
Das Ziel für den Menschen ist der Mars.
Kann das HSF-Komitee mit seinen verschiedenen Optionen den Weg dorthin weisen?
Nach dem Motto 'Wie kommen wir am schnellsten zum Mars?'
Zu gern würde ich noch eine Marslandung erleben, aber machen wir uns nichts vor:
Wir sind dafür noch lange nicht bereit!
Und ich fürchte, Klaus hat wieder recht - auf dem Weg zum Mars kommen wir nicht am Mond vorbei!
Ein bemannter Marsflug mit Landung dauert zweieinhalb Jahre.
Das kann keine "Hauruck-Aktion" wie Apollo werden.
Die Astronauten müssen ein ganzes Jahr auf der Oberfläche verbringen.
Das geht gewiß nicht in einer kleinen Landekapsel, sondern erfordert schon eine kleine Station oder ein Habitat und sicher auch Fahrzeuge, um die Umgebung zu erkunden und nutzbar zu machen, oder entfernt gelandete Module zu erreichen.
Dabei werden sie auf sich selbst und die mitgeführte Technik angewiesen sein und können in Krisensituationen nicht auf Hilfe hoffen.
Sie werden Wasser, Sauerstoff und Treibstoffe auf dem Mars herstellen müssen.
Die dazu erforderlichen Anlagen kann man nicht auf die Schnelle konstruieren, bauen und fertig!
Sie müssen ausgiebig unter realistischen Bedingungen getestet werden - und das geht eigentlich nur auf dem Mond.
Denken wir nur an die Wasser-Recycling-Anlage auf der ISS.
Die war erstmal kaputt. Dann mußten erst Ersatzteile geliefert werden (auf dem Mars nicht möglich), womit nur ein eingeschränkter Betrieb möglich war. Dann war sie wieder kaputt.
Bis heute hat noch keiner aus Urin gewonnenes Wasser getrunken - aber bei einem Marsflug wird das Leben der Astronauten davon abhängen.
Logistik, Stationsaufbau und -betrieb, Fahrzeuge und die verschiedensten Anlagen (auch zu Rohstoffgewinnung) müssen erst auf dem Mond getestet und verbessert werden, damit ein sicherer Betrieb beim Marsflug überhaupt möglich wird.
Bisher war kein Mensch so lange im All.
In Anbetracht der zahlreichen Verluste, die die unbemannte Raumfahrt bisher am Mars hatte, sollten wir auch erst noch etwas üben!
Bisher haben wir es noch nichtmal geschafft, ein paar Steinchen vom Mars zurück zu bringen - aber die Astronauten wollen sicher wieder zurück, möglichst lebend!
Das ist noch ein weiter Weg.
Machen wir uns auf - Moon first! Dort muß der Marsflug vorbereitet und erarbeitet werden.