Bei fixem Budget bin ich persönlich ein Gegner der bemannten Raumfahrt.
Was in diesem Fall nach meiner Meinung zählt, ist das Verhältnis Wissenschaftsertrag/Kosten, und da hat "unbemannt" einfach strukturelle Vorteile. Klar, ein Mensch ist flexibel und eine bemannte Mission bringt mehr als eine Unbemannte, aber von den Unbemannten kann man viel mehr bei gleichem Aufwand durchführen.
Wenn man bedenkt, wie viele Cassini Huygens und Curiosities mit den ISS-Budget hätten gestartet werden können, tut das einfach weh.
Leider scheint bemannte Raumfahrt viel mehr Anziehungskraft und Prestige zu haben.
(Hervorhebung von mir).
Diese Argumentation grenzt schon fast an "Whatabaoutism".
Bei jedem staatlichen oder von Steuerzahlern bereitgestelltem Geld kann man (legitim) formulieren "was hätte man nicht alles mit diesem Geld anderes finanzieren können".
Diese Argumentation geht im Kreis und führt nirgendwohin.
Es ist letztlich eine Entscheidung, die durch die jeweiligen Gremien, Parlamente, Regierungen ggf. Behörden zu treffen ist.
Klar bei Projekten die kostenmäßig völlig aus dem Ruder laufen, SLS, James-Web-Teleskop, BER etc., mag diese Argumentation berechtigter sein aber richtiger wird sie dadurch nicht.
Bei der ISS ist klar dass es das teuerste internationale Gemeinschaftsprojekt der Raumfahrt darstellt.
Auf der anderen Seite wurden bisher (nach einer älteren Zählung) über 2500 wissenschaftliche Experimente durchgeführt.
Die meisten davon können derzeit an keinem anderen der Menschheit zugänglichem Ort durchgeführt werden.
Die ISS ist in Relation zu den wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten (die genutzt werden, nicht nur potentiell) auf jeden Fall eine Erfolgsgeschichte und ihr Geld wert.
Da sind Aspekte wie die friedliche internationale Zusammenarbeit auch über tiefe politische Gräben hinweg noch gar nicht eingerechnet.
Richtig ist natürlich, dass ggf. die Entscheidung für ein Projekt das AUS oder Verschiebung eines anderen bedeuten kann.
Allerdings sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass durch den Verzicht auf ein (sinnloses, fragwürdiges, unbeliebtes... Prestige-) Projekt plötzlich das Geld nur sinnvoll ausgegeben und z.B. in Lagern eingepferchte Kinder gerettet werden.
Es gibt zwar Ausnahmen, z.B. wurden die 500 Mio. € die durch den Verzicht auf die Magnetschwebebahn zwischen München Hauptbahnhof und Flughafen eingespart wurden in Forschungs- und Technologieentwicklungen gesteckt, aber auch solches Geld ist irgendwann verbrannt.
Letztlich ist es immer eine Abwägung wofür das Geld ausgegeben wird.
Robotische Missionen können bemenschte nicht ersetzen, ggf. vorbereiten und untersützen.
Ihre Berechtigung liegt dort, wo Menschen auf absehbare Zeit oder z.B. wegen der hohen Strahlungsdichte (z.B. Jupiter-System) wahrscheinlich auch auf längere Sicht nicht hinkommen.
Ansonsten ist ein Mensch immer noch viel flexibler und letztlich auch effizienter.
Richtig ist auch, dass bemenschte Missionen ein wesentlich höheres Prestige haben.
Das kann dann durchaus dazu führen, dass eine robotische Mission zu einer bestimmten Destination nicht finanziert wird, eine wesentlich teurere bemenschte aber schon.
Dafür ist in der Regel die wissenschaftliche Ausbeute aber auch deutlich höher.
Viele Grüße
Rücksturz