Die extremen Schwierigkeiten des Mole/InSight-Landers auf dem Mars ist ja auch wieder ein sehr eindeutiges Beispiel der Begrenztheit robotischer Forschung. Ein Astronaut mit einer einfachen Schaufel, und das Problem wäre gar nicht erst entstanden.
Vermutlich dürfte hier auch niemand die Daten haben, um abschließend beurteilen zu können, ob man irgendein Experiment auf Des ISS evtl. auch mit einem anderen Setup in einem Satelliten hätte machen können. Dass auf der ISS sinnvolle Forschung betrieben wird, möchte ich keineswegs anzweifeln. Ob die 100 Milliarden Dollar dafür alleine zielgerichtet waren (wenn man rein die Forschungsergebnisse haben möchte) – ich denke, das kann man zumindest hinterfragen.
(Hervorhebung von mir)
Aber natürlich, wir alle hier im Forum "haben die Daten", man muss sich nur für Raumfahrt interessieren und diese Informationen auch lesen.
Ich empfehle als (leider negatives) Musterbeispile EU:Cropis:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=12493.0Ich habe diese Mission eine Weile verfolgt, ich war auch bei einem Vortrag noch Jahre vor dem Start.
Meinen Bericht dazu kann man ab da nachlesen:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=12493.msg313061#msg313061Um zum Topic zu kommen, muss ich mich selbst zitieren (aus meinem Bericht zu dem Vortrag von beteiligten Forschern 2014):
Warum verwendet man einen eigenen Satelliten und geht nicht auf die ISS?
Wobei mich diese Antwort dann doch überrascht hat.
Hauptproblem ist das notwendige Mitführen und Umwälzen von 11 l Wasser!
Das würde mindestens ein Doublecontainment, evlt. sogar ein Triplecontainement erfordern.
Man hat auf der ISS erhebliche Bedenken gegenüber größeren Mengen Wasser.
Eine entsprechende Abschottung gegen Wasservelust wäre aber sehr schwer und damit wieder sehr teuer.
Darüber hinaus gibt es weitere Argumente, welche gegen die ISS sprächen.
Es gibt nur wenige Gelegenheiten für Forschungsanträge aufgenommen zu werden (oder mitzufliegen? das habe ich nicht ganz verstanden),
es dauert sehr lange im Vorlauf, die Kosten sind relativ hoch und man ist nicht der einzige Herr an Bord.
Letztendlich hofft man günstiger und schneller zu sein und das machen zu können was man will.
Wobei das mit dem schneller relativ ist, nachdem der Start sich schon nach 2017 verschoben hat.
Allerdings habe ich vergessen nach dem Grund für die Verschiebung zu fragen.
Dass sich der Start mit SpaceX dann noch mal zwei Jahre verschoben hat, ist eigentlich schon eine Randnotiz.
Man ist nicht auf die ISS gegangen, weil man den Aufwand und die Kosten für ein doppeltes Containment gescheut hat.
Außerdem hat man gehofft der Start eines Satelliten würde schneller gehen als eine Mitfluggelegenheit zur ISS.
Da könnte man sagen: Ganz klar, weil auf der ISS Menschen geschützt werden müssen, macht man Forschung besser auf einem unbemenschten Satelliten...
Leider ist bei einem banalen Softwarupdate etwas schiefgelaufen, was man auch nach Monaten Troublshooting vom Boden aus nicht beheben konnte.
Als Folge ließ sich das eigentliche Experiment, weswegen der Satellit überhaupt gebaut und gestartet wurde (mit geschätzt mind. 10 Jahr Arbeit und Vorlauf), einfach nicht starten.
Auch wenn sich die Abschaltmeldung recht positiv liest, das eigentliche Experiment hat nicht stattgefunden:
https://www.dlr.de/content/de/artikel/news/2020/01/20200113_abschied-von-mission-eucropis.htmlAuch wenn die fehlerhafte Software die Elektronik verbruzzelt hat oder durch eine falsche Ansteuerung ein Ventil blockiert, ich bin sicher ein Astronaut hätte auf der ISS bei einem entsprechenden Experiment den Fehler wesentlich besser eingrenzen können, das fehlerhafte Bauteil austauschen und somit die Arbeit von Dutzenden oder mehr Menschen retten können.
Und selbst wenn das ganze Experiment auf der ISS nicht zu reparieren gewesen wäre, hätte man es immer noch mit einer Cargo-Dragon zurückschicken können, um es auf der Erde zu untersuchen.
Ich denke es gibt kaum ein besseres Beispiel dafür, dass zwar robotische Forschung auf Satelliten möglich ist, diese im Fehlerfall aber einem von Astronauten überwachten unterlegen ist.
Das soll jetzt nicht heißen, dass es nicht auch anders geht, man denke nur an die vielen sehr erfolgreichen Weltraumteleskope (wobei diese u.U. natürlich auch von einer menschlichen Wartung/Reparatur profitieren).
Der Königsweg könnte ein (schon oft vorgeschlagener) Freeflyer sein.
D.h. eine Raumkapsel oder Satellit, der an der ISS andocken kann, von Astronauten/Kosmonauten "betreten" werden kann, um Experimente zu installieren, zu aktivieren, Proben zu bestücken und zu entnehmen.
Für die eigentliche Experimentierphase dockt das dann unbemenschte Raumschiff ab und fliegt autark.
Dadurch bekommt man auch eine "bessere" Mikrogravitation als auf der ISS.
Falls dann mal ein Versuchsaufbau "zickt" hat man die Chance beim nächsten Wartungs-Docking am "Heimathafen" Hand anzulegen und ein Experiment zu retten.
Den Vorschlag von holleser zur ISS „[...] die Forschung dort größtenteils auf Vorbereitung einer Langzeit Mond oder Marsmission umstellen“ find ich übrigens durchaus nachdenkenswert. Siehe oben.
Ich verstehe dieses "entweder oder" nicht!
Sehr viele medizinische und psychologische Experimente auf der ISS drehen sich um Langzeitaufenthalte im All und sind eine Vorbereitung für längere Mond- und Marsmissionen.
Die Optimierungsiterationen der immer ausgefeilteren Lebenserhaltungssystem und der Wasserrückgewinnung sind Vorbereitungen für weitere und längere BEO-Missionen.
Forschung und Entwicklung für Missionen über den LEO hinaus wird doch längst auf der ISS gemacht, ohne dass deswegen auf z.B. materialwissenschaftliche Experimente verzichtet werden müsste.
Viele Grüße
Rücksturz