Ich erinnere daran, daß es bei der NASA vor über 50 Jahren mindestens einen Visionär gab - Wernher von Braun.
Nach Apollo plante er eine dramatische Ausweitung der Mondaktivitäten und propagierte den Flug zum Mars. Aus heutiger Sicht recht naiv. Das ist aber nicht entscheidend.
Von Braun war Angestellter der Regierung und hatte nachdem der Eagle auf dem Mond gelandet war, keine Spielräume mehr. Der einzige Konsenspunkt vieler sehr unterschiedlicher Kräfte, der für das Apollo-Program sprach, nämlich einen Menschen zum Mond zu bringen, war abgehakt. Von Braun ritt vordergründig auch genau dieses Pferd, dabei wohlwissend, daß er nachhaltige Entwicklung und Raumfahrt zum Mond und darüber hinaus nicht vermitteln kann und deshalb vom Kongreß nicht genehmigt/finanziert bekommt.
Der kurzfristige Propagandaerfolg sorgte für das vorzeitige Ende des Apollo-Programs und zu einem stark gekürzten Apollo Application Program. Ein zweites Skylab wurde zwar gebaut aber nie gestartet. Die NASA fiel in ein Loch. Die Verwalter/Administratoren bei der NASA hatten keinerlei Interesse an kontinuierlicher Arbeit und Entwicklung. Dafür braucht man Visionen und Geld. Die Kongreßabgeordneten hatten keinerlei Vorstellung, wie und wieso man technologische Entwicklung braucht. Der Vietnamkrieg fraß das Budget endgültig auf. Von Braun verließ die NASA ohne Illusionen und bereits krank.
Das STS war vom Militär getriggert, Constellation, Orion und SLS hatten/haben auch eine Motivation die zu guten Stücken auf nationalen Prestigeüberlegungen basieren. Was sehr gut funktionierte, waren militärische Anwendungen und kommerzielle Projekte (hauptsächlich Kommunikation und Navigation). Dort war die Industrie der Trigger.
Die großen wissenschaftliche Planeten-Missionen der NASA (Pioneer 10/11, Viking, Voyager, Mariner 10, Curiosity, Cassini, ...) waren in der Regel glänzend gemacht, aber unglaublich teuer. Den Leuten aus dem Kongreß und ihren Wählern konnte man vermitteln, daß man zum Bsp. den Saturn umkreisen muß, aberwarum man Geld für eine 10-Jahres-Mission investieren sollte, war wieder nur wenigen zu vermitteln, genau wie die wissenschaftlichen Ergebnisse den meisten unverständlich bleiben werden. Zubrin ist mit seinen Mars-Ideen an ähnlichen Problemen gescheitert.
Mit BFR sieht die Lage völlig anders aus:
Es gibt mittlerweile einen aufkeimenden kommerziellen Sektor der Raumfahrt auch außerhalb der Erdumlaufbahn, was die Rahmenbedingungen komplett verändert, und Musk hat eigenes Geld und verfügt über Erfahrungen, wie man revolutionäre Lösungen in den Markt bringt.
Aus aktuellem Anlaß frage ich mich schon seit Tagen, wie das Mars Camp von Lockheed Martin mit BFR zusammenpaßt: Gar nicht. Es beginnt spannend zu werden.
In einem anderen Forum habe ich zum Thema BFR geschrieben, daß, wenn Musk seine Pläne annähernd umsetzen kann, man von ihm in 20-30 Jahren als dem zweiten von Braun sprechen wird.