Ein etwas längerer Film (knapp über 1 Stunde) zeigt einen zeitgenössischen Blick auf die Vorbereitungen der Wostok 3 und 4 Flüge mit Randdarstellungen des damaligen Lebens und vielen kleinen Detail, die je nach Blickwinkel des Betrachters mehr oder weniger auffallen.
Insgesamt aber eine gute Zusammenfassung – insbesondere auch mit einer Art „Stimmung“ der damaligen Zeit.
Hier mal ein paar stichpunktartige Inhaltshinweise, die aus meiner Sicht interessant sind:
Beginn mit J. Gagarin und G. Titov bei ihren Weltreisen – sieht sehr anstrengend aus, was da nach dem Flug so anstand…
Bei 1:03 sind die Länder dargestellt, in die beide bis dahin reisten
Bei 1:19 sieht man G. Titov im Gespräch mit J. Glenn beim gemeinsamen Besuch im Weißen Haus
Siehe auch Zeitungsausschnitt:
http://epizodsspace.no-ip.org/bibl/inostr-yazyki/nemets/die-sowjetunion-heute/1962/baraschew_german_titow_no_10.pdfBei 2:50 Pawel Popowitsch und Andrijan Nikolajew (die Haupthelden des Films) beim Tretbootfahren in ausgelassener Sommerstimmung
Ab 3:40 Nominierung der beiden Kosmonauten für den Flug und Erwähnung ihrer positiven Eigenschaften
Ab 4:20 am Zeichenbrett – bei A. Nikolajew sieht man einen ringförmigen Adapter/Topf mit Teilausbruch als ISO Ansicht – links davon Detaildarstellungen
Bei 4:38 – Ziolkowski – „Ausgewählte Werke“ und weitere „Standartwerke von F. A. Zander u.a….liegen griffbereit
Ab 5:00 Wintersport in Wald und Flug – einzeln und in Gruppen – die körperliche Fitness der Piloten wird gefördert
Bei 6:03 trifft A. Nikolajew eine junge Frau – bei 6:18 verabschiedet er sich – im Laufe des Jahres muß Valentina ja auch noch in sein Leben treten
Bei 6:32 geht es dem Probanden in der Barokammer gar nicht gut.
Bei 7:20 Test des Vestibularapparats (Gleichgewichtsorgan) – damals wie heute…mit überlagerten Bewegungsabläufen und ab 7:55 mit visuellen Einflüssen
Bei 8:24 in der Übeschlagkabine mit kardanischen Aufhängung
Blick ins Raumschiff . . . 9:49 die VZOR Blende bewegt sich
Ab 10:10 Übungen mit angelegtem Raumanzug SK-1 in (Unter)Druckkammer –die Handschuhe sind ganz schön aufgebläht
Bei 11:09 Übung in kleiner Kabine mit Rauch/Dampfeindringung in Raum
Bei 11:34 könnte man einen „Güteklasse 1“ Aufkleber erkennen? Hat VEB Nema so was gebaut?
Ab 11:52 Test im Hydrolabor – Kanal mit Fallschirmtrossenzug, Tauchen und Selbstbergeübung. Durch die Fallschirmsauerstoffversorgung war da bei geschlossenem Helmvisier erst mal genug Luft da.
Ab 12:32 der Ritt in der Zentrifuge – die Abmessungen der Halle sind erstmal gut zu erahnen.
Vor dem Aufbruch …bei 13:29 „so kannst du doch nicht unter die Leute, lass mich mal … so jetzt siehst du ordentlich aus“
Militärischer Gruß als Verabschiedung von der Liebsten….
15:03 Gesang in der Isolationskammer – man wußte ja noch nicht ob das Gemüt einen sonderbaren Zustand einnehmen wird.
15:10 gleich mal testen ob er weiter so gut gelaunt bleibt…
Der Lärm kann einem schon auf die Nerven gehen. Die Reaktionen sind aber für den Film…
Ab 16:30 Parabelflug im SK-1 Raumanzug. Vorne der Pilot hat den aufgehängten Tennisball als Gravitationsanzeiger
Interessant ist auch meiner Sicht, daß das Trinken von Wasser aus den Notfall-Überlebenspack Behältern geübt wird.
Wenn man unterstellt, daß die gewählte Flugbahn der ersten Wostok Missionen auch bei Ausfall der Bremstriebwerke nach wenigen Tagen eine „natürliche“ Rückkehr zur Erde sicherstellte, so macht es schon Sinn, nach Verbrauch der primären Kabinenwasserversorgung die Notfallwasservorräte des NAZ Pakets im Sitz herauszunehmen und damit die Flüssigkeitsversorgung des Kosmonauten eine weitere Zeit sicherzustellen.
Ab 17:30 das Schreiben in der Schwerelostigkeit will auch geübt werden
Ab 18:00 praktische Übungen im Raumanzug und dem Simulator
Bei 19:40 Druckabfall! Das Gelernte wird angewandt:
Ab 20:33 Sprungübung aus IL 12 mit Zusatzfallschirm – und Wasserlandung
Dann erst mal Untersuchung und etwas Freizeit zur Erholung.
Bei 26:52 kann man ein soz. Wartekollektiv bilden. Man beachte auch im Hintergrund an der Kreml Mauer wieviel Leute da aus dem Mausoleum hinten auch gleich wieder rauskommen
Bei 28:30 Transport mit IL 14 – die Startvorbereitungen schreiten voran.
Trassenplanung und Funkabdeckung – bei 30:52 eine große Kartenwand mit elektrischem Antrieb
Ab 32:20 geht es dann richtig los. A. Nikolajew beim Anlegen des Raumanzugs.
Busfahrt und herzliche Verabschiedung zur Reise.
Nachdem Start: Meldung aus dem Orbit „Liebe Freunde – alles in Ordnung“
Bei 37:32 – die Bahndaten von Wostok 3
Perigäum 183 km – da kann man ein paar Tage fliegen...
Bei 37:43 – ich nenne es mal Globus Flugbahngrundprojektionsschreibgerät
Man beachte auch die schönen Gardinen im Hintergrund.
Bei 37:50 Fernsehbild von Bord für die Bodenbetreuer.
Nachdem 700000 km geschafft sind, genügend Bahndaten vorhanden und Berechnungen erfolgt sind, Meldung und P. Popowitsch kann sich auf die Socken machen.
Rein in Raumanzug und den Bus.
Bei 41:00 singen sie gemeinsam Подмосковные вечера – Moskauer Nächte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Moskauer_N%C3%A4chteBei dem Lied würde ich eher den Blues fühlen und mit Wehmut von den Freunden gehen…
Das ist so ein Lied wie beim Film Moskau Kassiopeia, wo sich die Kinder verabschieden – Die Nacht ist vorüber Ночь прошла – genauso schwermütig.
Wobei …. Wie sangen doch Ton Steine Scherben: „Wenn die Nacht am tiefsten ….“
Das kann wahrscheinlich nur die russische Seele so richtig verstehen
Ab 43:41 dann eine sehr schöne Darstellung der beiden Flugbahnen und Referenzpunkte auf der Erde.
Die Trickfilmer haben sich damals so richtig reingekniet… ohne Computer.
Bei 45:58 eine Darstellung ihrer Zeit. Das Wostok Raumschiff als Mischung der Verkleidung, die unter dem MIL MI 6 Hubschrauber zur Parade hing, den Stab und Bogenantennen – wie Original und dem Servicemodul auch sehr nahe am Original
Bahnverfolgung, letzte Berechnungen, die Arbeiterklasse arbeitet derweil auf der Erde und Landung.
Bei 52:00 ein sehr interessantes Bild.
Nach der Landung hat A. Nikolajew die Entfaltung der Notfallgeräte durchgeführt, Funkgerät ist aktiv und er begrüßt unrasiert und in dem blauen Poloshirt mit weißem Kragen die Bergungsmannschaften.
Im Thread in Antwort 158 hatte ich ja zur Frage „Warum ist V. Tereschkowa schon umgezogen und trägt „Zivilklamotten“? schon ein paar Ausführungen gemacht. Ergänzend kann man feststellen, daß
wenn man die Anzugsordnung von V. Tereschkowa, P. Popowitsch und A. Nikolajew vergleicht, man auf eine Standardbekleidung nach der Landung schließen kann.
Also Standardprozedur: umziehen in trockene leichte Kleidung – wenn es die Bedingungen zulassen. Die Flüge fanden zu gemäßigten Klimazeiten bezüglich Landegebiet statt.
Nach mehreren Tagen im Raumanzug ist auch die Unterwäsche durch die Körperausdünstung mit Feuchtigkeit gesättigt. Daher auch eine praktische Frage das Umziehen um die Haut zu trocknen und atmen zu lassen. Die paar Klamotten waren sicherlich auch in einem komprimierten Paket mit sehr wenig Platzbedarf ?? in der Kabine ?? unterzubringen.
Bei 53:44 werden mit dem Generalsekretär Glückwünsche und sonstige Wünsche ausgetauscht. Eine ordentliche Rasur zur Vorbereitung des Auftritts in der Öffentlichkeit gehört natürlich auch dazu.
Bei 53:52 Transportflug mit IL 18 und erst mal schlafen und dem Körper zur Ruhe finden lassen.
G. Titov haut sich auch gleich mal mit aufs Ohr.
Dann großer Flug – „Bahnhof“ in Moskau
Der rote Teppich hat am Ende noch mal einen Auftritt ganz alleine….
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Ziemlich lange das Filmchen – aber auch einige doch im Zusammenhang sehr interessante Details.
dksk