Wostok-Programm

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Wilga35

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #150 am: 24. August 2016, 10:20:01 »
Die Frage nach einer Umbenennung des Treads stand ja schon mehrmals im Raum, nur tut sich da leider nichts...?
Ich wäre auf jeden Fall dafür.

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Offline Nitro

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #151 am: 24. August 2016, 13:31:29 »
Die Frage nach einer Umbenennung des Treads stand ja schon mehrmals im Raum, nur tut sich da leider nichts...?
Ich wäre auf jeden Fall dafür.

Ist mir wohl irgendwie entgangen...sorry. Thread umbenannt in Wostok-Programm.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Wilga35

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #152 am: 24. August 2016, 22:58:51 »
Schön, dass das geklappt hat. Danke Nitro!
Und um gleich nochmal auf einen früheren Post von Trillian zurückzukommen.

Die Nachrichtenagentur TASS berichtet von „Weltraumschiff“ und Kapsel gingen ..., darauf wollte ich hinweisen. Dass sind die Kleinigkeiten die Zeitungsmeldungen Interessant machen.

Genaugenommen kann man die unbemannten Wostok-Raumschiffe (Korabl-Sputnik) nicht nur zweifach (wie in der TASS-Meldung genannt) sondern sogar dreifach unterteilen:

- In das eigentliche Weltraumschiff:




- In die Landekapsel (Foto: Wostok 1K Nr. 6), dann schon ohne die Gerätesektion:




- Und in die aus der Landekapsel katapultierte Hundekabine:




Anstelle der Hundekabine kam dann bei den bemannten Wostoks ein Schleudersitz für die Piloten zum Einsatz, vom dem hier in dem Tread schon mehrfach Abbildungen gezeigt wurden.

Gruß, Wilga35

Re: Wostok-Programm
« Antwort #153 am: 29. September 2016, 21:36:13 »
@Wilga35,

und wer den Bausatz von Wostok vor einigen Jahrzehnten kannte, da wurde als weiterer Bestandteil des Raumschiffs die Oberstufe der Trägerrakete angeboten.  ;)
"Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
Immanuel Kant

Ldf

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #154 am: 29. September 2016, 21:46:29 »
Ich würde so einteilen:

1K - sogenanntes kosmitscheski korabl, die unbemannte Testversion,
2K - die Zenit-Spionagesatelliten
3K - Wostok und in etwas modifizierter Form, die Woschod


Wilga35

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #155 am: 01. Oktober 2016, 16:07:00 »
@Voyager_VI

den Plastikmodellbausatz der Wostok kenne ich. Allerdings war die Oberstufe kein Bestandteil des Raumschiffs, sondern sie gehörte zur Trägerrakete. Vielleicht dachten sich die Schöpfer des Modells, dass das Raumschiff mit der Oberstufe optisch besser zur Wirkung kommt, und haben deshalb diese Darstellung gewählt? Und ein schönes Modell war es ja allemal.

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Offline F-D-R

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #156 am: 01. Oktober 2016, 21:03:42 »
...  Vielleicht dachten sich die Schöpfer des Modells, dass das Raumschiff mit der Oberstufe optisch besser zur Wirkung kommt, und haben deshalb diese Darstellung gewählt? Und ein schönes Modell war es ja allemal.

Die Ursache mit der Oberstufe liegt bestimmt woanders. Auf der WDNCH (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Ausstellung_der_Errungenschaften_der_Volkswirtschaft ) war ein Modell der Wostok mit der dritten Oberstufe in 1:1 ausgestellt. Daran wird man sich angelehnt haben. Auch findet man in der endsechziger, siebziger Fachlitteratur der DDR (z.B. Stache) immer die Darstellung mit der dritten Stufe. Das machte den ganzen Flugkörper so noch größer gegenüber der geradezu mickrig wirkenden US-Merkury-Kapsel. Im Modellsatz konnte man natürlich die dritte Stufe auch weglassen und voll die Gerätesektion sehen.
(Ich musste das Foto aus Lizenzgründen zurück ziehen .... Gerade gelesen, dass es Probleme geben könnte. Mist! Googelt mal selber nach Bildern "WDNCH cosmos Wostok"
Das Foto stammt von dieser Sammlung
Hier hat man wirklich einen guten Überblick , was mal dagewesen ist. Dank an den Betreiber dieser Seite.


Mitte der 90er Jahre verschwand alles und es ist für mich nicht geklärt wo alle Modelle abgeblieben sind.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass einige Modelle jetzt z.B. im Luftfahrtmuseum in LeBourget sind. Bei dem dortigen ausgestellte 1:1 Wostok-Modell fehlt die dritte Stufe und der Unterkegel der Gerätesektion. Man könnte meinen, es sind nur 2/3 des Exponates angekommen.   

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Vostok-1-musee-du-Bourget-P.jpg

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Offline F-D-R

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #157 am: 01. Oktober 2016, 21:41:14 »
Die Konfiguration des Wostok-Raumschiffes wurde erst 1965 veröffentlicht - Meist in der Darstellung mit der dritten Stufe. Da aber die Experten schon wussten, dass das zum eigentlichen Raumschiff nicht dazu gehörte kam es zu seltsamen "Interpretationen". In dem amerikanischen Film "Marooned" von 1968 erscheint auch ein Wostok-ähnliches Raumschiff. Seht einmal die Stelle im Video ab 1:36 an. Der Unterkegel fehlt... .


https://www.youtube.com/watch?v=SEpHyC72gss

Offline dksk

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #158 am: 22. Oktober 2016, 20:01:51 »
Im Folgenden ein paar Gedanken zu den Themen;
-   Tereschkowa Flug und Landung im Allgemein
-   Tereschkowa Landung und Schleudersitz im Speziellen
---- Flug und Landung ----
Was zeigt sich in Summe auf den Bildern der Landung?
Grundsätzlich kann man alle zu erwartenden Utensilien, die bei der Landung nach einem realen Flug da sein müssten erkennen. Raumanzug mit Innenanzug, Fallschirme, Kapsel und Sitz, Kosmonaut, die 2 Fallschirmkorallen, das NAZ, Fallschirmsauerstoffgerät, Funkgerät mit entfalteten Antennen, Schwimmboje , Schnürstiefel etc. etc. Und dies läßt sich auch in einer Gesamtlage, von mehreren Positionen aus gefilmt ausmachen.
Ein weiteres Bild, welches im Thread bisher nicht vorkam auch noch als Ergänzung:

Bildquelle: http://www.rbc.ru/society/07/03/2013/5704048f9a7947fcbd446701
Gleichzeitig sind auf den Filmaufnahmen noch Dinge und Personen, die man so nicht erwarten würde und die damit zum Rätselraten beitragen. Dazu gehören die umstehenden Personen, sowohl Militär als auch Landbevölkerung. Die Gesamtheit der Dinge zeigt, dass hier wohl was nicht nach Plan gelaufen ist.
Wenn man annimmt, dass die Kapsel und Kosmonautin an einer ungeplanten Position gelandet sind kann man einen Teil des Durcheinanders durchaus erklärbar machen.
Das reale Landegebiet war innerhalb der Zivilisation und nicht gesperrt. Weiterhin weit genug vom geplanten Landegebiet entfernt, daß hierfür keine Vorkehrungen bezüglich Bergungskräften getroffen wurden und diese auch nennenswerte Zeit brauchten bis sie eintrafen.
Die ersten Kräfte vor Ort waren wohl Einwohner eines Dorfes und Brückenbauer, die die Landung erlebten und aus Interesse und Hilfsbereitschaft da hingeeilt sind.
Man stelle sich mal vor, im Jahr 1963 fallen ein Fluggerät und eine Person, jeweils am Fallschirm zu Boden und noch ein paar Teile (Deckel und Sitz etc.) fallen auch noch runter. Evtl. hört man noch Pyrotechnik und das Ganze sieht auf den ersten Blick nach einem Unfall aus.
Selbst wenn man die Berichterstattung der vorhergehenden 4 Flüge aus Presse und Film (Wochenschau oder TV) gut kannte, aktuelle Meldungen über den (Doppel)Flug selbst gehört hatte, weitere Berichte mit Infos und Bildern zum Raumschiff und Raumflug gesehen hat – es ist dennoch auszuschließen, daß die Menschen vor Ort gleich wußten was hier los war.
In einer solchen plötzlich eintretenden Situation geht ja sicher erst mal eine Meldekette über die örtlichen Organe los, die erst mal von einem Unfall ausgehen. Wenn da was vom Himmel fällt, wird gleich noch die Frage nach Sabotage gestellt. Anfang der 1960er Jahre wurde ja noch sehr schnell nach Diversanten etc. gesucht und es gab eine reale Angst, dass hier Aktionen im Gange sind.
Wenn dann Polizei oder Militär vor Ort eintreffen ist nachdem die Bergung von Personen und Gefahrenabwehr geklärt waren, die Sicherung der „Absturzstelle“ sicher erstes Gebot gewesen.
Dazu gehört wohl auch, den zu sichernden Bereich zur Sammlung und Konzentrierung der „Reste“ zu optimieren. Gleichsam konnte man in einem überschaubaren Gebiet auch sicherstellen, daß nicht zu viele Dinge abhanden kommen. Somit ergibt sich dieser kleine Konzentrationsraum.

Nach dieser ersten Sicherungsaktion wird dann wohl eine offizielle Information aus Moskau oder anderer übergeordneter Stelle eingetroffen sein, die die Erwartung spezialisierter Bergungskräfte ankündigte. Und bis dahin wurde wohl gewartet. Und dann ist da noch ein junges Mädchen inmitten dieses Durcheinanders – na da werden die Mütter unter den umstehenden Menschen ja gleich nochmal weicher in Herz und Knie!
Sicher haben die Menschen versucht Valentina Hilfe und Unterstützung anzubieten und Sie mußte auch erst mal mit der komplexen Situation – auch emotional umgehen.
Da läüft dann erst mal Vieles improvisiert ab.
Warum ist V. Tereschkowa schon umgezogen und trägt „Zivilklamotten“?
Sie war ja mehr als 70 Stunden im Weltraum und davor auch schon im Anzug. Selbst bei voller Klimatisierung ist das auf Dauer nicht angenehm. Ich hab an der U-Schule mal eine 72h Übung ohne Klamottenwechsel mitgemacht. Da will jeder nur noch raus und sich frisch machen. Unsere weiblichen Armeeangehörigen hatten zum Schluss nur noch dieses Thema – bei Frauen ist ja die Ordnung und Sauberkeit von Natur aus stärker ausgeprägt. So ist es nur nachvollziehbar, das eine Gelegenheit zum Anzugswechsel gesucht und auch gefunden wurde.
Durch die Zivilklamotten und die Konzentrierung aller Utensilien auf kleinsten Raum entsteht dann sicherlich der Eindruck einer Trainingssituation. Dem entgegen spricht für mich z.B. der Umstand, daß wirklich alles erdenkliche entfaltet und in Benutzungszustand ist – auch die Kapsel.

Nun kommt das Kamerateam auch noch dazu und muss versuchen aus der Situation das Beste zu machen. Die bekannten Filmsequenzen zeigen ganz gut die Lage von mehreren Positionen aus. Tereschkowa ist sehr emotional. Nach so einem Flug muß man erst mal was essen und trinken. Und die Zeitung wird auch noch gleich gereicht – ist ja fast Feierabendstimmung nach getaner Arbeit.
--- --- --- --- --- ---
In der vorangegangenen Diskussion wird ja auch die Frage zur Anerkennung der Wostok Flüge durch die FAI gestellt. Dabei wird u.a. angezweifelt, ob der Aspekt der Katapultierung dazu bekannt gemacht oder weggelassen wurde.
Für die Wostok-6 Mission folgende Info:
Es gibt hier dazu die entprechende Zertifikate in RU und EN Ausführung. Es wird jeweils für die Kosmonautin und die Kapsel eine separate Zeitangabe der Landung angezeigt.
Im russischen Text wird beschrieben, daß sich die Kosmonautin vom Raumschiff getrennt hat (отделилась) und im englischen Text wird sie raus-  oder abgeworfen „jettisoned“ .
https://images.raumfahrer.net/up053529.jpg
https://images.raumfahrer.net/up053530.jpg
Ergänzt wird die Beschreibung noch von einem Landeschema.
https://images.raumfahrer.net/up053531.jpg
Generell findet man auf der Seite, zu der die Dokumentenlinks gehören viele Fotos und Dokumentenkopien zum Wostok-6 Flug.
http://vystavki.rgantd.ru/tereshkova-2013/index.html
Das zeigt, daß hier doch mit ordentlichen Angaben agiert wurde.

dksk

Offline dksk

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #159 am: 22. Oktober 2016, 20:02:51 »
---- Schleudersitz im Speziellen ----
Nun stellt sich aber die Frage, warum der Sitz auf den Bildern so intakt aussieht.
Um die Verhältnisse am und um den Sitz besser erkennen zu können, hier noch ein aufbereitetes
Bild für die Rot/Blau Brille.

Dabei ist der Sitz stärker im Vordergrund wahrnehmbar und die Konturunterscheidung zu den dahinter sitzenden Damen gelingt etwas besser.
Die Dame rechts neben Tereschkowa wird von mehreren Quellen als Любовь Мазниченко/ Lybov Maznichenko benannt, einer Ärztin, die auch als Fallschirmspringerin sehr erfolgreich war und dem Bergungsteam, welches zuerst die Landestelle erreichte angehörte. Da sie auch schon umgezogen ist (kein Sprunganzug und Gerödel mehr da), kann man davon ausgehen, daß die ersten Untersuchungen Terschkowas bereits erfolgten und jetzt hautptsächlich ärztliche Sicherstellung erfolgt.
In einem der Filme sieht man sie auch auf dem Rücktransport mit Tereschkowa nach dem Umsteigen von der AN-2 in einem „größeren Flugzeug“, sodaß man annehmen kann, daß sie von der Landung bis zur Übergabe nach Moskau die Betreuung des Nachflugmedizinprogramms sichergestellt hat.
Nun wieder zurück zum Sitzthema:
Durch die Beinstellung der Ärztin, die sich neben/hinter dem Sitz mit Hose und Schuh ergibt, wird das Auge etwas von einer Bruchstelle des Sitzes abgelenkt, da sich eine gerade Linie ergibt.
Im Bild ist nur die Oberstruktur des Sitzes schräg von hinten zu erkennen. Wie es an der Vorderseite oder an der Unterseite aussieht erschließt sich nicht. Weiterhin ist im Bereich der Verstauöffnung für das NAZ und Fallschirmsauerstoffgerät keine große Öffnung zu erkennen, sondern ein Sack – evtl. Fallschirmtransportsack ist da reingelegt worden.
Da müßte eigentlich ein großer offener Schacht sein.
Um den Sitz nochmal genauer zu betrachten – noch ein paar Skizzen:
Draufsicht

Darstellung einiger innerer bzw. unterseitiger Strukturelemente

Und nun noch zur besseren Erkennbarkeit – der größte Hohlraum – rot gekennzeichnet. Das ist der Schacht, der auf dem ersten Bild oben erkennbar sein sollte.

Läßt sich der Zustand des Sitzes weiter erklären?
Es kommt ja auch darauf an, wie/wo der Sitz aufprallt und welche Bremsbeschleunigung sich dadurch ergibt. Wenn der Boden „weich „ ist kann da durchaus ein begrenztes Verformungsbild auftreten, bei dem die Hauptstruktur intakt bleibt. Auf dem Boden kann man Gras erkennen, wenig Steine und etwas Sand.
Wo hat der Sitz stabile oder zusätzlich verstärkte Bereiche und wo ist er eher deformierbar?
Das hängt natürlich von seinem Strukturaufbau ab, der wiederum mit den Funktionsbereichen zu tun hat.
Der Sitz richtet sich beim Fallen wohl mit seinem Masseschwerpunkt nach unten aus und der „Blechkragen“ am oberen Ende führt ihn auch etwas, sodass ein Aufschlag im vorderen unteren Bereich wahrscheinlich ist.
An der Unterseite ist er durch das Schleudersitzrohr und die Feststoffraketenbehälter mit den zentralen Befestigungsstellen ebenso sehr stabil, wie im direkten vorderen Bereich, der mit Ventilatoren, Elektrosteuerung, Batterien etc. „vollgestopft“ ist.
Vom vorderen, geschlossenen Strukturbereich ergibt sich nach hinten zur flachen Schale ein Übergang, bei dem die Profilstruktur „aufgeht zu einem U-Profil und gleich danach noch die Seitenhöhe abnimmt. In diesem Übergang ist ein ordentlicher Übergangsradius vorhanden – aber hier ist insgesamt der größte Steifigkeitssprung in der Struktur.
Also, zum Thema Festigkeitslehre/Schadenskunde könnte man an dem Sitz da noch sehr viel betrachten – aber erst mal gut soweit. (Nebenberkung: Es gibt da auch wirklich schöne Bücher von C. Mattheck)
In Aufschlagskonfiguration – also nach Abtennung vom Kosmonauten ergibt sich ein großer Hohlraum im Bereich des NAZ Überlebenspacks und Fallschirmsauerstoffgerät, da diese durch den herabfallenden Sitz herausgezogen werden.
Dort ist die Öffnung nur noch durch eine Blechwand oben geschlossen.
Bei genauerer Betrachtung der Übergangsbereiche um die Öffnung ergeben sich 4 Stellen, an denen ein Schaden erkennbar ist.
Dazu die folgenden Bilder:
Vergleichsansicht mit einem Sitz aus einer Trainingskapsel – mit Dank an das Wostok Bilderarchiv des Forums.

Und das Ganze noch mit den 4 Schadensstellen:

Da es ja durchaus üblich ist bei Schadensereignissen bis zur Sicherung des Ereignisbereiches Planen etc. über die Reste zu decken, ist es nicht verwunderlich, einen Sack in der Öffnung des NAZ zu sehen. Wahrscheinlich würde der direkte Blick da hinein noch deutlichere Beschädigungen und ggf. das Durchdringen von Bauteilen der Unterseite zeigen. Aber das ist hier nur Spekulation.
Insgesamt ist der Zustand des Sitzes, sowohl die Güte der Gesamtstruktur als auch die Beschädigungen durchaus nachvollziehbar und zeigen somit, daß er im realen Einsatz innerhalb des Fluges von Wostok-6 gewesen sein müßte und sein Gesamtzustand nicht verwundert.

dksk

Wilga35

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #160 am: 23. Oktober 2016, 11:14:22 »
Hallo dksk,

hast da wieder eine äußerst brilliante Analyse geliefert. Danke!
Ich will mich auch nochmal dazu äußern.


Gleichzeitig sind auf den Filmaufnahmen noch Dinge und Personen, die man so nicht erwarten würde und die damit zum Rätselraten beitragen. Dazu gehören die umstehenden Personen, sowohl Militär als auch Landbevölkerung. Die Gesamtheit der Dinge zeigt, dass hier wohl was nicht nach Plan gelaufen ist.
Wenn man annimmt, dass die Kapsel und Kosmonautin an einer ungeplanten Position gelandet sind kann man einen Teil des Durcheinanders durchaus erklärbar machen.
Das reale Landegebiet war innerhalb der Zivilisation und nicht gesperrt. Weiterhin weit genug vom geplanten Landegebiet entfernt, daß hierfür keine Vorkehrungen bezüglich Bergungskräften getroffen wurden und diese auch nennenswerte Zeit brauchten bis sie eintrafen.


Mit der kugelförmigen Wostok-Kapsel waren nur ballistische Rückkehrbahnen möglich, und so war die Abweichung zum geplanten Zielpunkt in jedem Fall recht beträchtlich. Im Falle Gagarins lag die Abweichung bei 300 Kilometern, und auch Tereschkowa ist sehr weit vom vorgesehenen Zielpunkt entfernt gelandet. Dazu hatte ich im Beitrag #56 dieses Treads schon etwas geschrieben.
Dass noch vor den Bergungstruppen die örtliche Bevölkerung zur Stelle war, scheint also während der Wostok-Ära die Regel gewesen zu sein. Auch im Falle German Titows war sehr gemischtes Publikum mit einer ganzen Armada von Kraftfahrzeugen vor Ort, wie das folgende Foto verdeutlicht.



Wostok-2 nach der Landung.
Quelle: https://images.raumfahrer.net/up053521.jpg

Bei Gagarin und den anderen Wostok-Landungen wird es ähnlich ausgesehen haben, allerdings sind mir speziell zu Wostok-3 bis 5 keine entsprechenden Fotos bekannt.
Schön auch der Hinweis auf die Frau rechts neben Tereschkowa auf den Fotos. Wir hatten ja hier im Forum schon darüber spekuliert, ob es eine der anderen Kosmonautenanwärterinnen sein könnte, doch eine Ärztin macht nach der Landung natürlich wesentlich mehr Sinn.

Wilga35

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Offline F-D-R

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #161 am: 23. Oktober 2016, 12:38:36 »
@ dksk

Das ist wieder eine sehr ausführliche und interessante Arbeit. Danke. Ich muss das erst mal in Ruhe lesen und durchdenken. Erscheint aber im ersten Durchgang alles schlüssig.
Ergänzend dazu auf die Schnelle: Die Szenerie ist real und zeigt genau, dass hier die Bergungstruppe nicht gleich da war. Die Landungen fanden im Vergleich zu heute in relativ besiedeltem Gebiet statt. Klar war da die Möglichkeit gegeben, dass ein Lukendeckel einen Traktor erschlagen hätte... . Bergungstruppen wurden erst nach Woschod-2 ernsthafter aufgestellt .
Das Durcheinander bei der Landung von Wostok-1 beschreibt Kowalski hier ganz gut.:
https://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/11042015082842.shtml

Bist Du der russischen Sprache mächtig? Dann würde ich Dir mal was zuschicken. OK.. ich schicke es Dir auch so zu. Brauche dafür aber von Dir eine Mailadresse bitte.


@ Wilga35
Du hast recht: Von Wostok 4 und 5 gibt es keine (mir) bekannten Bilder vom Landeort. Dafür doch erstaunlich vieles von Wostok-6.



Offline dksk

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #162 am: 10. Mai 2017, 21:37:34 »
Ein etwas längerer Film (knapp über 1 Stunde) zeigt einen zeitgenössischen Blick auf die Vorbereitungen der Wostok 3 und 4 Flüge mit Randdarstellungen des damaligen Lebens und vielen kleinen Detail, die je nach Blickwinkel des Betrachters mehr oder weniger auffallen.

https://www.youtube.com/watch?v=7djTKqzPIQk
Insgesamt aber eine gute Zusammenfassung – insbesondere auch mit einer Art „Stimmung“ der damaligen Zeit.
Hier mal ein paar stichpunktartige Inhaltshinweise, die aus meiner Sicht interessant sind:

Beginn mit J. Gagarin und G. Titov bei ihren Weltreisen – sieht sehr anstrengend aus, was da nach dem Flug so anstand…
Bei 1:03 sind die Länder dargestellt, in die beide bis dahin reisten
Bei 1:19 sieht man G. Titov im Gespräch mit J. Glenn beim gemeinsamen Besuch im Weißen Haus

Siehe auch Zeitungsausschnitt:
http://epizodsspace.no-ip.org/bibl/inostr-yazyki/nemets/die-sowjetunion-heute/1962/baraschew_german_titow_no_10.pdf

Bei 2:50 Pawel Popowitsch und Andrijan Nikolajew (die Haupthelden des Films) beim Tretbootfahren in ausgelassener Sommerstimmung
Ab 3:40 Nominierung der beiden Kosmonauten für den Flug und Erwähnung ihrer positiven Eigenschaften
Ab 4:20 am Zeichenbrett – bei A. Nikolajew sieht man einen ringförmigen Adapter/Topf mit Teilausbruch als ISO Ansicht – links davon Detaildarstellungen
Bei 4:38 – Ziolkowski – „Ausgewählte Werke“ und weitere „Standartwerke von F. A. Zander u.a….liegen griffbereit
Ab 5:00 Wintersport in Wald und Flug – einzeln und in Gruppen – die körperliche Fitness der Piloten wird gefördert
Bei 6:03 trifft A. Nikolajew eine junge Frau – bei 6:18 verabschiedet er sich – im Laufe des Jahres muß Valentina ja auch noch in sein Leben treten
Bei 6:32 geht es dem Probanden in der Barokammer gar nicht gut.
Bei 7:20 Test des Vestibularapparats (Gleichgewichtsorgan) – damals wie heute…mit überlagerten Bewegungsabläufen und ab 7:55 mit visuellen Einflüssen
Bei 8:24 in der Übeschlagkabine mit kardanischen Aufhängung
Blick ins Raumschiff  . . . 9:49 die VZOR Blende bewegt sich
Ab 10:10 Übungen mit angelegtem Raumanzug SK-1 in (Unter)Druckkammer –die Handschuhe sind ganz schön aufgebläht



Bei 11:09 Übung in kleiner Kabine mit Rauch/Dampfeindringung in Raum



Bei 11:34 könnte man einen „Güteklasse 1“ Aufkleber erkennen? Hat VEB Nema so was gebaut?
Ab 11:52 Test im Hydrolabor – Kanal mit Fallschirmtrossenzug, Tauchen und Selbstbergeübung. Durch die Fallschirmsauerstoffversorgung war da bei geschlossenem Helmvisier erst mal genug Luft da.
Ab 12:32 der Ritt in der Zentrifuge – die Abmessungen der Halle sind erstmal gut zu erahnen.
Vor dem Aufbruch …bei 13:29 „so kannst du doch nicht unter die Leute, lass mich mal … so jetzt siehst du ordentlich aus“
Militärischer Gruß als Verabschiedung von der Liebsten….
15:03 Gesang in der Isolationskammer – man wußte ja noch nicht ob das Gemüt einen sonderbaren Zustand einnehmen wird.
15:10 gleich mal testen ob er weiter so gut gelaunt bleibt…
Der Lärm kann einem schon auf die Nerven gehen. Die Reaktionen sind aber für den Film…
Ab 16:30 Parabelflug im SK-1 Raumanzug. Vorne der Pilot hat den aufgehängten Tennisball als Gravitationsanzeiger
Interessant ist auch meiner Sicht, daß das Trinken von Wasser aus den Notfall-Überlebenspack Behältern geübt wird.
Wenn man unterstellt, daß die gewählte Flugbahn der ersten Wostok Missionen auch bei Ausfall der Bremstriebwerke nach wenigen Tagen eine „natürliche“ Rückkehr zur Erde sicherstellte, so macht es schon Sinn, nach Verbrauch der primären Kabinenwasserversorgung die Notfallwasservorräte des NAZ Pakets im Sitz herauszunehmen und damit die Flüssigkeitsversorgung des Kosmonauten eine weitere Zeit sicherzustellen.



Ab 17:30 das Schreiben in der Schwerelostigkeit will auch geübt werden
Ab 18:00 praktische Übungen im Raumanzug und dem Simulator
Bei 19:40 Druckabfall! Das Gelernte wird angewandt:
Ab 20:33 Sprungübung aus IL 12 mit Zusatzfallschirm – und Wasserlandung
Dann erst mal Untersuchung und etwas Freizeit zur Erholung.
Bei 26:52 kann man ein soz. Wartekollektiv bilden. Man beachte auch im Hintergrund an der Kreml Mauer wieviel Leute da aus dem Mausoleum hinten auch gleich wieder rauskommen
Bei 28:30 Transport mit IL 14 – die Startvorbereitungen schreiten voran.
Trassenplanung und Funkabdeckung – bei 30:52 eine große Kartenwand mit elektrischem Antrieb
Ab 32:20 geht es dann richtig los. A. Nikolajew beim Anlegen des Raumanzugs.
Busfahrt und herzliche Verabschiedung zur Reise.
Nachdem Start: Meldung aus dem Orbit „Liebe Freunde – alles in Ordnung“
Bei 37:32 – die Bahndaten von Wostok 3



Perigäum 183 km – da kann man ein paar Tage fliegen...
Bei 37:43 – ich nenne es mal Globus Flugbahngrundprojektionsschreibgerät



Man beachte auch die schönen Gardinen im Hintergrund.
Bei 37:50 Fernsehbild von Bord für die Bodenbetreuer.
Nachdem 700000 km geschafft sind, genügend Bahndaten vorhanden und Berechnungen erfolgt sind,  Meldung und P. Popowitsch kann sich auf die Socken machen.
Rein in Raumanzug und den Bus.
Bei 41:00 singen sie gemeinsam Подмосковные вечера – Moskauer Nächte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Moskauer_N%C3%A4chte

Bei dem Lied würde ich eher den Blues fühlen und mit Wehmut von den Freunden gehen…
Das ist so ein Lied wie beim Film Moskau Kassiopeia, wo sich die Kinder verabschieden – Die Nacht ist vorüber Ночь прошла – genauso schwermütig.
Wobei …. Wie sangen doch Ton Steine Scherben: „Wenn die Nacht am tiefsten ….“
Das kann wahrscheinlich nur die russische Seele so richtig verstehen
Ab 43:41 dann eine sehr schöne Darstellung der beiden Flugbahnen und Referenzpunkte auf der Erde.
Die Trickfilmer haben sich damals so richtig reingekniet… ohne Computer.
Bei 45:58 eine Darstellung ihrer Zeit. Das Wostok Raumschiff als Mischung der Verkleidung, die unter dem MIL MI 6 Hubschrauber zur Parade hing, den Stab und Bogenantennen – wie Original und dem Servicemodul auch sehr nahe am Original



Bahnverfolgung, letzte Berechnungen, die Arbeiterklasse arbeitet derweil auf der Erde und Landung.
Bei 52:00 ein sehr interessantes Bild.
Nach der Landung hat A. Nikolajew die Entfaltung der Notfallgeräte durchgeführt, Funkgerät ist aktiv und er begrüßt unrasiert und in dem blauen Poloshirt mit weißem Kragen die Bergungsmannschaften.



Im Thread in Antwort 158 hatte ich ja zur Frage „Warum ist V. Tereschkowa schon umgezogen und trägt „Zivilklamotten“? schon ein paar Ausführungen gemacht. Ergänzend kann man feststellen, daß
wenn man die Anzugsordnung von V. Tereschkowa, P. Popowitsch und A. Nikolajew vergleicht, man auf eine Standardbekleidung nach der Landung schließen kann.

Also Standardprozedur:  umziehen in trockene leichte Kleidung – wenn es die Bedingungen zulassen. Die Flüge fanden zu gemäßigten Klimazeiten bezüglich Landegebiet statt.
Nach mehreren Tagen im Raumanzug ist auch die Unterwäsche durch die Körperausdünstung mit Feuchtigkeit gesättigt. Daher auch eine praktische Frage das Umziehen um die Haut zu trocknen und atmen zu lassen. Die paar Klamotten waren sicherlich auch in einem komprimierten Paket mit sehr wenig Platzbedarf ?? in der Kabine ?? unterzubringen.
Bei 53:44 werden mit dem Generalsekretär Glückwünsche und sonstige Wünsche ausgetauscht. Eine ordentliche Rasur zur Vorbereitung des Auftritts in der Öffentlichkeit gehört natürlich auch dazu.
Bei 53:52 Transportflug mit IL 18 und erst mal schlafen und dem Körper zur Ruhe finden lassen.
G. Titov haut sich auch gleich mal mit aufs Ohr.
Dann großer Flug – „Bahnhof“ in Moskau
Der rote Teppich hat am Ende noch mal einen Auftritt ganz alleine….
--- --- --- ---
Ziemlich lange das Filmchen – aber auch einige doch im Zusammenhang sehr interessante Details.

dksk

McPhönix

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #163 am: 10. Mai 2017, 22:22:09 »
Es ist schon doll, was damals geleistet wurde. Und nicht alles ist nur Parteipolitik und Prestige.

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Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
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Re: Wostok-Programm
« Antwort #164 am: 09. Juni 2017, 12:03:46 »
Hallo Wostok-Spezialisten

In der letzten Flieger-Revue ( 07/2017) auf Seite 63 wird eine Leserfrage nach der Bemalung der Trägerrakete Wostok-1 (Gagarin-Flug) beantwortet.
Zitat:
„… Uns sind nur unscharfe Standbilder aus einem Farbfilm bekannt, der beim Start von Wostok 1 gedreht wurde. Darauf zu erkennen ist aber, dass die ganze Rakete, von der Spitze bis zu den Boostern in dunklem Olivgrün gestrichen gewesen sein müsste. Dies würde genau der Bemalung der militärisch eingesetzten Raketen entsprechen. Die weiße Färbung des oberen Teils der vier Booster und der Zentralstufe kommt vom Reif, der sich an den Tanks für Flüssig-Sauerstoff gebildet hat. Es ist also keine weiße Farbe. Seltsamerweise sind bei etlichen Schnittzeichnungen, die in DDR-Büchern veröffentlicht wurden, die Tanks genau andersherum eingezeichnet, also Sauerstoff unten. …“
Zitat Ende

Zunächst: Die Wostok-Trägerrakete hatte  keine Booster im klassischen Sinne. Es war die Erststufe. Hinsichtlich der Bemalung würde das bedeuten das die Darstellung, die sehr detailliert im Typenbuch Trägerraketen vom Motorbuchverlag von Wostok-1 zu sehen ist, falsch wäre.
Ich denke, hier irrt die FR. Ich bin noch am durchforsten meines Archives.
Das mit den gedrehten Tanks versuche ich auch mal zu prüfen.
Leide habe ich noch nicht den Autor bei der FR ermitteln können.

@wilga35: Wäre auch Dein Gebiet, oder?

jok

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #165 am: 09. Juni 2017, 12:41:54 »
Hallo,

Meiner Meinung nach wird bei der Verbrennung im Triebwerk mehr Treibstoff wie Sauerstoff gebraucht. Demzufolge wird der grössere Treibstofftank unten und der kleinere Sauerstofftank oben angeordnet.....zwecks Masseverteilung.

Gruß jok

 
P.S.
....und dann alles doch komplett falsch gedacht  :( :( ;) , Treibstofftank unten Sauerstofftank oben OK , aber aus anderen Gründen  ;)
..jok
« Letzte Änderung: 11. Juni 2017, 12:06:30 von jok »

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Offline HausD

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #166 am: 09. Juni 2017, 14:23:35 »
Hallo Wostok-Spezialisten  In der letzten Flieger-Revue ( 07/2017) auf Seite 63 wird eine Leserfrage nach der Bemalung der Trägerrakete Wostok-1 (Gagarin-Flug) beantwortet.
Zitat:
„… Uns sind nur unscharfe Standbilder aus einem Farbfilm bekannt, der beim Start von Wostok 1 gedreht wurde. Darauf zu erkennen ist aber, dass die ganze Rakete, von der Spitze bis zu den Boostern in dunklem Olivgrün gestrichen gewesen sein müsste. ... Zitat
Die Antwort, die ich ach gelesen habe ist nicht definitiv sondern im Konjunktiv geschrieben   ... hätte, würde, sollte, woanders ist es anders dargestellt ...
Das ist eher ein Denkansatz
Zunächst: Die Wostok-Trägerrakete hatte  keine Booster im klassischen Sinne. Es war die Erststufe.
Das ist der Eiertanz, der dadurch zustande kommt, dass es in  ...  we say, this is a booster...
Wenn du danach in deinem Archiv-Teil aus der damaligen Zeit suchst, wirst du nichts finden -da Russisch Block B W G D - Plural, aber geheim,  aber im Deutschen Erste Stufe - Singular, später booster, ist jedoch Singular oder Plural, wie man es will...
Hinsichtlich der Bemalung würde das bedeuten das die Darstellung, die sehr detailliert im Typenbuch Trägerraketen vom Motorbuchverlag von Wostok-1 zu sehen ist, falsch wäre.
So wie du es kennst, ist es richtig - RN = Trägerrakete = maschinengrau mit einem Stich ins graugrünliche,
die ersten R7 waren noch grau-oliv lackiert ...

Ich denke, hier irrt die FR. Ich bin noch am durchforsten meines Archives. 
So ein richtiger Irrtum ist es nicht ...
Das mit den gedrehten Tanks versuche ich auch mal zu prüfen.
Leide habe ich noch nicht den Autor bei der FR ermitteln können.
Das  mit den gedrehten Tanks ist ein Irrtum, da wirst du in der nicht mehr auf Raten sondern auf Wissen und veröffentlichendürfen basierenden Literatur wohl nur noch die, auch von jok ziterte Form finden  - LOX - oben : Ker. - unten - bei Block A , B W G D. ...

Zur Bemalung würde ich eher einem versierten Modellbauer (jo...) vertrauen   ;)

Gruß, HausD

Wilga35

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #167 am: 09. Juni 2017, 14:44:22 »
Hallo Andreas,

da Du mir den Ball nunmal zugespielt hast, habe ich auch gleich mal nachgesehen.

Das  mit den gedrehten Tanks ist ein Irrtum, da wirst du in der nicht mehr auf Raten sondern auf Wissen und veröffentlichendürfen basierenden Literatur wohl nur noch die, auch von jok ziterte Form finden  - LOX - oben : Ker. - unten - bei Block A , B W G D. ...

Hallo Hartmut,

ganz so ist es nicht, es gibt in der Literatur tatsächlich zwei verschiedene Darstellungen zur Tankanordnung:

In den Büchern Raumfahrt-Trägerraketen und Raketen von Peter Stache (erschienen 1973 bzw. 1980) ist auf allen R-7-Schnittzeichnungen der Brennstofftank oben und der Oxydatortank unten eingezeichnet.

Im Buch Sowjetische Raketen des gleichen Autors ist die Darstellung dagegen genau umgekehrt: Oben der Oxydatortank und unten der Brennstofftank. Dieses Buch ist aber auch zu einem späteren Zeitpunkt (1987) entstanden, sodass der Autor seine frühere Darstellung offenbar richtigstellen konnte.

Im Raketentypenbuch von Eugen Reichl ergibt sich in der R-7-Schnittzeichnung (Seite 142) ebenso wie bei Staches letzterem Werk folgende Anordnung: Oben der Oxydatortank und unten der Brennstofftank.

Ich denke mal, dass die letzteren Darstellungen schon korrekt sind. Experte auf dem Gebiet bin ich aber auch nicht. Vielleicht kann ja jemand von den Raketenexperten sich des Themas mal annehmen?

Zur Farbgebung der Rakete äußere ich mich später, habe jetzt wenig Zeit!

Gruß, Wilga35



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Offline F-D-R

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #168 am: 09. Juni 2017, 15:02:17 »
Danke  Wilga35.   :)

Vielleicht ist der "Ursprung" dieses Durcheinanders hier: Die A4 hatte Ihren Sauerstofftank unten, den Alkohl-Tank oben.
Stache hat ja in den Anfangszeiten der Raumfahrt sehr viel "improvisiert". Ich denke da nur an die Bündelraketen-Darstellung der Proton in seinem ersten Buch Raumfahrtträgerraketen.
Mich würde aber auch interessieren, ob die Bemalung einheitlich grün oder abgesetzt weiß war - so wie bei Reichl gezeigt.. Das mit dem Raureif/Weiss flächendeckend kann ich mir nicht so recht vorstellen. Dazu wären die Farbkanten beim Start zu scharf.
http://www.dlr.de/100Jahre/DesktopDefault.aspx/tabid-2565/4432_read-30193/gallery-1/gallery_read-Image.1.19320/

Ja.... ich brauche auch erst mal Zeit zum nachlesen .... .

tobi

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #169 am: 09. Juni 2017, 15:09:15 »
Dass der Sauerstofftank oben ist, hat mit dem Schwerpunkt zu tun. LOX hat ne hohe Dichte und wenn LOX oben ist dann wandert der Schwerpunkt nach oben, was besser für die Flugstabilität ist.

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Offline F-D-R

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #170 am: 09. Juni 2017, 15:14:34 »
Dass der Sauerstofftank oben ist, hat mit dem Schwerpunkt zu tun. LOX hat ne hohe Dichte und wenn LOX oben ist dann wandert der Schwerpunkt nach oben, was besser für die Flugstabilität ist.

Das ist völlig klar und richtig. Bei der A4 war das aber anders herum.
.... und alle haben Nachfolgend aus Ermangelung der aktuellen Konstruktionspläne vermutlich abgeschrieben. Bin gespannt, was ich dazu in den alten Schmökern von v.Braun heute Abend finde.

tobi

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #171 am: 09. Juni 2017, 15:38:18 »
Mögliche Erklärung:
https://space.stackexchange.com/questions/10649/what-are-the-criteria-to-put-the-oxygen-tank-above-or-below-the-fuel-tank-for-a

Bei der Saturn V gabs Probleme den Sauerstoff kalt zu halten, während er durch den Treibstofftank fließt. Das könnte auch bei der A-4 der Fall gewesen sein und man hat sich entschieden den LOX Tank unten einzubauen.

Heutzutage gibt es ja bessere Isolationstechnik.

Ariane 42L

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #172 am: 09. Juni 2017, 16:13:50 »
Die Saturn V, die im Apollo-Programm eingesetzt worden ist, war ein dreistufiger Träger.
In der ersten Stufe war der Tank für PR-1 unten, LOX oben. In der zweiten und dritten Stufe LOX unten, LH2 oben gewesen.

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Offline HausD

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #173 am: 09. Juni 2017, 16:18:49 »
Hallo Wilga35, hallo F-D-R,
Das mit den gedrehten Tanks ist ein Irrtum, da wirst du in der nicht mehr auf Raten sondern auf Wissen und veröffentlichendürfen basierenden Literatur wohl nur noch die, auch von jok ziterte Form finden  - LOX - oben : Ker. - unten - bei Block A , B W G D. ...
...ganz so ist es nicht, es gibt in der Literatur tatsächlich zwei verschiedene Darstellungen zur Tankanordnung: ...
Genau die meine ich mit " den gedrehten Tanks ist ein Irrtum"
-  die mit LOX  +  Kerosin geflogenen R7 -es geht um das WOSTOK-Programm (und nicht um R1 / A4 ),
-  Rückgriff von Autoren auf bekannte Fakten gab es nicht - damit das Verwirrspiel, das auch von russischer Seite und von den hiesigen "Experten" nicht korrigiert  wurde.

Selbst erlebt mit Stache: Er hat einen Beitrag von mir so geändert, dass er falsch wurde, obwohl er es bereits richtig kannte ... es sollte nicht vor dem Erscheinen seines Buches "vor"veröffentlicht werden.

Ein Gesichtspunkt ist noch, dass bei den R7 Starts de Rakete nie vollständig zu sehen ist, da sie etwa 7m im "Keller" steht. Damit ist der gesamte Triebwerksbereich sowohl vor dem Start unsichtbar als auch nach dem Start in der Abgas- und Dampfwolke schlecht zu erkennen. Die ersten Fotos von den Starts waren auch wegen der Geheimhaltung extrem "nachbearbeitet".

... und weil es gerade hereingekollert kommt - Tank für PR-1 unten, LOX oben, passt ja!

Gruß, HausD

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Offline HausD

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Re: Wostok-Programm
« Antwort #174 am: 09. Juni 2017, 16:23:12 »
... Bild von vor "Wostok"


?7 ????? ???????                                                                 Bild: ZENKI/Roskosmos

Gruß, HausD