Risiken der bemannten Raumfahrt

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Risiken der bemannten Raumfahrt
« am: 26. Juni 2008, 20:29:48 »
  • ...und Ihre Auswirkungen/Wahrnehmung in der Öffentlichkeit
  • ...und Ihre Auswirkungen auf die Raumfahrtprogramme
  • ...und Ihre politischen Konsequenzen
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Hi atall…

Vorab möchte ich direkt einmal klarstellen, dass ich weder ein Pessimist, noch chronischer Schwarzseher bin. Nichts desto trotz habe ich ein paar Gedanken die ich hier gerne darlegen möchte verbunden mit ein, zwei Fragen. Wie Ihr sicherlich schon an der Überschrift und den drei unterschiedlichen, einleitenden Erweiterungen sehen könnt, würde ich hier gerne ein breit gefächertes Thema betrachten.

Mit dem Start des Constellation Programms wird nicht nur die Anzahl der Menschen im Weltraum wieder erheblich zunehmen, sondern natürlich auch die Entfernung von der Erde, in der diese Personen arbeiten und Leben werden. Und in nicht allzu ferner Zukunft werden weitere Nationen und private Unternehmen ebenfalls den Weg ins All beschreiten, wodurch auch die Intervalle von bemannten Raketenstarts erheblich zunehmen werden…

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es dabei früher oder später wieder zu tragischen Unglücken mit Todesfällen kommen. Wir hier, die sich intensiver mit der Thematik der Raumfahrt beschäftigen ist das Risiko durchaus bewusst und den direkt an den Projekten beteiligten Personen sowieso. Aber die breite Öffentlichkeit ist da doch etwas anders gestrickt.

Ich denke man kann die potentiellen Unglücke in ein paar Kategorien einteilen, die in Ihrer Wahrnehmung auch unterschiedliche Auswirkungen haben werden in der Öffentlichkeit.

  • Unglücke während der Startphase (z.B. Explosion des Trägers)
  • Unglücke im All (z.B. Wie bei Apollo 13 Gott sei Dank glimpflich verlaufen)
  • Unglücke auf dem Mond
  • Unglücke bei der Landung
Worauf möchte ich nun hinaus mit diesem Thread? Nun, wir haben in verschiedenen Threads diskutiert ob die bemannte Raumfahrt sinnvoll ist, ob sie wirtschaftlich ist und wohin sie uns überhaupt bringen soll. Moon, Mars & Beyond…

Welche Auswirkungen hätte aber nun ein Unglück und wie kann man sich eventuell darauf vorbereiten bzw. ihm schnellst möglich entgegentreten in der Öffentlichkeit. Auch haben wir darüber geredet, was man selbst tun kann um die Raumfahrt zu unterstützen/gestalten. Wir haben über falschen Meldungen in der Presse diskutiert und uns darüber aufgeregt.

Ich würde hier gerne verschiedenste Ideen, Anregungen und Möglichkeiten lesen, wie man den negativen Auswirkungen eines solchen Unglücks entgegentreten kann? Ganz klar, das ist eine hypothetische Betrachtung und ich wünsche mir, das so etwas nie eintrift. Aber jedes Unternehmen ist mehr als schlecht beraten, wenn es sich nicht auch mit Worst-Case-Szenarien beschäftigen würde, BEVOR ein Unglück eintritt.

Welche Auswirkungen hätte ein Unglück auf die aktuellen Constellation und Co. Projekte? Muss die NASA einen „Plan B“ in der Tasche haben, um z.B. bei einem Fehlschlag mit ARES noch das Shuttle in der Hinterhand zu behalten?

Wie verhält es sich bei den privaten Space Unternehmen, die nicht direkt den Budgetierungen der Politik unterliegen? Sind diese besser oder schlechter gestellt in einem Worst-Case-Szenario, da sie nicht der Regierung direkt unterstellt sind?

Was können wir in einem solchen Fall machen? Wie können wir „Panikmache“ in der Öffentlichkeit entgegentreten oder die Presse anhalten einen bodenständigen Blick auf die Thematik zu behalten?

Meine grossen Bedenken sind einfach, das ein Unglück uns wieder viele Jahre zurück werfen könnte bei dem Ziel die Erde und den Erdorbit endlich wieder bemannt zu verlassen... Oder so etwas früher oder später nur noch private Unternehmen versuchen werden.

So, nun aber erstmal genug von mir zum Einstieg in diesen Thread… Ich freue mich auf eure Meinungen und Ideen zu diesem sehr diffizielen Thema...

Nachdenkliche Grüsse… Mac
What is the future of all mankind?

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Offline KSC

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Re: Risiken der bemannten Raumfahrt
« Antwort #1 am: 26. Juni 2008, 20:43:24 »
Dieser Thread würde durch Beiträge angeregt, die ursprünglich hier gepostet wurden:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=4671.msg84886#msg84886

Deswegen werden die Beiträge die in diese neue Thema gehören, von dort  zunächst hier her verschoben.

Gruß,
KSC

gorgoyle

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Re: Rückkehr zum Mond nach dreieinhalb Jahrzehnten!
« Antwort #2 am: 26. Juni 2008, 12:10:13 »
Da hast du dir aber ein schwieriges Thema ausgesucht!
Ich weiß zwar wie ich darüber denke, aber wie man so etwas handeln sollte ist schwer zu sagen.  

Ich weiß nur daß ich es jedesmal hasse, wenn die Nachrichten eine Woche lang nur aus einen Thema besteht und scheinbar nichts anders auf der Welt mehr geschieht - ohne daß in dieser Woche auch nur eine handvoll konkreter Informationen zusammenkommt.

Ich denke man sollte da eine preventive Info-Kampagne machen, daß bei wirklich aller größten Bemühungen mit Hinsicht auf die Erfahrug aus der bisherige Geschichte mit "relativ" hoher Wahrscheinlichkeit einen Verlust einkalkulieren MUß, aber sicherlich jedem 1.000 Gründe einfallen, warum dies bestmöglichst vermieden werden sollte.   Vll. wäre eine militärische "Anhauchung" praktisch, welche die Astronauten als mutige Grenzgänger ihr Leben riskieren, um die Grenzen von Forschung neu festzulegen und des Wirkbereiches (besseres Wort?) der Menschheit zu erweitern und eine Rückblende zeigen lassen, daß es bereits eine Reihe von Fehlschlägen gab um zu untermauern, daß das kein gefühltes Risiko ist sondern ein reelles.   Im Fall das alles glatt laufen sollte, wäre dies kein wirklicher Nachteil und wenn es zu einen verhängnisvollen Fehlschlag kommen sollte, muß sich die NASA nicht den Vorwurf gefallen lassen, sie habe alles schön geredet und die Risiken falsch bewertet und ähnliches schlaues Dahergerede.  

Also den Moral-Kritikern den Wind aus den Segelns nehmen und auf gutes Wetter hoffen!

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Offline KSC

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Re: Rückkehr zum Mond nach dreieinhalb Jahrzehnten!
« Antwort #3 am: 26. Juni 2008, 12:21:39 »
Dass es früher oder später bei der bemannten Raumfahrt zu einem Unfall, oder zumindest zu einer dramatischen Notsituation kommen wird, das kann niemand ausschließen.

Genauso wenig ausschließen kann man, dass die nächste eigene Autofahrt mit einem fatalen Crash endet…Trotzdem werden sich die wenigsten Gedanken über die richtige Reha Einrichtung nach einem Hypothetischen Autounfall machen, insbesondere dann nicht, wenn man  noch gar nicht über ein Auto verfügt ;-).

Sorry für den sehr platten und drastischen Vergleich.
Was ich damit nur sagen will: Mac du Spekulierst über die Möglichen Folgen eines Hypothetischen Unglücks mit einem Trägersystem/Raumfahrzeug, das noch gar nicht existiert.
Für meinen Geschmack etwas viel Spekulation.

Das Leben an sich ist ein Risiko und so ist das auch bei der Raumfahrt, das weiß jeder. Deshalb macht es keinen Sinn, sich vorher schon auf jeden möglichen Schicksalsschlag vorzubereiten. Das macht man im Privatleben (z.B. beim Autofahren, fliegen, oder morgens beim Aufstehen) ja in aller Regel auch nicht, wieso soll man das bei der bannten Raumfahrt tun?

Eine solche Diskussion halte ich nicht für sinnvoll.

Gruß,
KSC

Re: Rückkehr zum Mond nach dreieinhalb Jahrzehnten!
« Antwort #4 am: 26. Juni 2008, 12:35:28 »
Hi KSC...

ein sehr "platter" Vergleich, durchaus...  ;) Aber nachvollziehbar worauf du hinaus willst. Allerdings ganz so hyphotetisch finde ich das ganze dann doch nicht.

Wenn ich mit dem Auto über Autobahn rase, habe ich zumindest vorher eine Versicherung abgeschlossen. Der Autobauer wird deswegen nicht direkt alle Fahrzeuge dieses Typs vom Markt nehmen solange der Vorfall noch untersucht wird und mit dem Ausfall eines Fahrzeuges wird auch nicht die Versorgung eines "Ausflugsziels" am See behindert oder unterbunden.

Worauf ich mit meiner Frage hinaus wollte/will ist eher, wie wir, die NASA und die Politik heute auf ein Unglück vorbereitet sind/wären. Hat das nicht auch etwas mit der hier im Forum diskutierten Frage zu tun, "wie wir die Raumfahrt unterstützen können"?!

Zitat
Eine solche Diskussion halte ich nicht für sinnvoll.

Da würde ich dir aber nun gerne wiedersprechen. Wir diskutieren über Sinn und Unsinn bemannter Raumfahrt in anderen Threads. Wir diskutieren ob Raumfahrt wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Frage nach den Auswirkungen einen Unglücks auf die geplanten Programme halte ich daher durchaus für sinnvoll. Es wäre mehr als fahrlässig, wenn die NASA keinen "Plan B" in der Tasche hätte finde ich.

Und nochmal ganz klar: Ich bin kein Pessimist ! Ich hoffe dieser Fall tritt nicht ein, aber man sollte darauf vorbereitet sein...

Gruss Mac
What is the future of all mankind?

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gorgoyle

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Re: Rückkehr zum Mond nach dreieinhalb Jahrzehnten!
« Antwort #5 am: 26. Juni 2008, 13:03:52 »
Vll. wäre es gut eine gute Antwort zu kennen aber schlecht die Frage zu ihr zu stellen ^^ und das in der aufgeklärten Geselschaft ;D

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Offline KSC

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Re: Rückkehr zum Mond nach dreieinhalb Jahrzehnten!
« Antwort #6 am: 26. Juni 2008, 13:09:48 »
Wenn es zu einem Unfall kommt, dann ist immer irgendetwas schief gelaufen. Bei jedem Unfall geht es  zunächst darum zu untersuchen was die Ursache war und im zweiten Schritt, darum das Problem zu beheben, so dass es sich nicht wiederholt.  Die daraus folgenden Konsequenzen für ein Programm hängen doch von der Art und den Umständen des Unfalls ab. Man kann sich doch nicht jetzt schon darauf vorbereiten welche Konsequenzen das sein könnten, denn man weiß natürlich im Voraus nicht, was schief laufen wird und deshalb kann man auch keinen Plan B in der Tasche haben. Ein Unfall beim nächsten Shuttle Flug hätte sicher andere Konsequenzen, als ein Unfall bei Ares1-X, oder beim esrsten Constellation Mondflug. Hellsehen kann auch die NASA nicht ;-)

Die beste „Vorbereitung“ auf einen Unfall ist, das jeder seinen Job so gut wie irgend möglich macht und man dadurch das Risiko soweit wie möglich minimiert.
Ganz ausschließen kann man das Risiko nicht, dass weiß aber jeder, die Ingeneuer, die Techniker, die Astronauten, deren Angehörige, die NASA und auch die Öffentlichkeit weiß das. Deshalb braucht auch niemand  darauf vorbereitet zu werden, dass in der bemannten Raumfahrt Unfälle immer möglich sind.

Gruß,
KSC

« Letzte Änderung: 26. Juni 2008, 20:49:20 von KSC »

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Offline Chewie

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Re: Rückkehr zum Mond nach dreieinhalb Jahrzehnten!
« Antwort #7 am: 26. Juni 2008, 13:11:49 »
Ich denke mal die Auswirkungen von Katastrophen werden ähnlich sein wie schon bei den beiden Shuttle Unglücken. Je nach Tragweite bleiben die problematischen Systeme am Boden bis man die Gründe des Unfalls kennt und diese einiger maßen in den Griff bekommt.
"Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." Niels Bohr

gorgoyle

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Re: Rückkehr zum Mond nach dreieinhalb Jahrzehnten!
« Antwort #8 am: 26. Juni 2008, 13:34:13 »
Exkurs Risiko-Management hiermit beendet! ;)

Re: Rückkehr zum Mond nach dreieinhalb Jahrzehnten!
« Antwort #9 am: 26. Juni 2008, 20:40:07 »
Man kann nur hoffen das sie nicht so verfahren wie bein den Space Shuttle Katastrophen. Beim Challanger wars das Ignorieren von der Gebrauchsanweisung was zu Katastrophen geführt hat. Man hat aber nicht einfach den gefeuert der das OK gegeben hat und ist gleich wieder weiter geflogen sondern hat das Space Shuttle nicht gestartet und Hunderte von Modifizierungen gemacht die nichts mit der Katastrophen zu tun hatten und ohne ihr auch nicht gemacht worden wären. Bei der Columbia so ähnlich Hunderte Modifizierungen die nichts mit der Katastrophen zu tun hatten und das eigentliche Problem ist noch immer nicht gelöst bzw löst sich noch immer. Hoffe das sie sich da beim nächsten Unglück was hoffentlich nie eintrifft etwas anders verhalten.

tobi453

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Re: Risiken der bemannten Raumfahrt
« Antwort #10 am: 26. Juni 2008, 21:00:25 »
Also ich greife dann mal Virgin Galactic auf. Ein Unfall in den ersten Jahren wäre sicher fatal und es wäre sehr schwer das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Schließlich betritt man komplettes Neuland. Wenn aber mal weitere Firmen hinzugestoßen sind, dann sehe ich einen Unfall nicht als so einen gravierenden Einschnitt an.

SpaceX ist ja von der bemannten Raumfahrt noch paar Jahre entfernt, aber vielleicht schaffen sie es ja noch vor Orion. Ich habe heute übrigens in der TheSpaceShow gehört, dass sich tatsächlich ein Testpilot mit Empfehlung von Burt Rutan bei SpaceX als Astronaut beworben hat. ;D Man ist sich aber noch unsicher, ob man ihn nehmen soll.