Ich glaube, wenn es technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll ist, wird es zur "Eroberung" des Sonnensystems kommen.
"Technisch machbar" ist vieles. "Wirtschaftlich sinnvoll" ist eine ganz andere Frage. Warum sollte man aus wirtschaftlichen Gründen in den Weltraum?
Mir persönlich fehlt auch die Fantasie, was man eigentlich so im Weltraum produzieren oder fördern könnte, was hier unten benötigt würde. Okay, da oben gibt es reichlich Kohlenwasserstoffe, wie man jetzt gesehen hat, aber Erd-, bzw. Titangas oder Öl als Energieträger? Nicht wirklich. Vor allem etwas weit weg (Asteroiden, Jupiter, Saturn, ...) und schwierig nach hier unten zu bringen ("Es landet der Tanker Exxon Astro mit achdulieberhimmel vielen Tonnen gemischter Kohlenwasserstoffe von Titan").
Edelmetalle oder andere Rohstoffe? Wie selten und gleichzeitig begehrt müssten die sein, um hier kostentragend verkauft zu werden?
Energie? In welcher Form denn, die billiger zu haben wäre als Sonne, Atom, etc.? (Nicht dass ich Atomstrom besonders toll fände (auf der Erde), aber bevor man irgendwelchen Weltraumzirkus veranstaltet, werden vermutlich eher AKWs gebaut - da weiss man was man hat)
Kann man da oben irgendwas einzigartiges produzieren, was hier unten bezahlt würde, mit einem Kilopreis über 20 oder 30 kEYPO?
Das klassische Kolonialmodell der Ausbeutung wertvoller Rohstoffe funktioniert meines Erachtens nicht. Es scheitert nämlich an den Transport- und den Personalkosten. Auch wenn ich mit Herrn
>>Stinnesbeck insoweit konform gehe, dass die Kosten für Materialtransport drastisch gesenkt werden könnten; das Problem des Personentransports bleibt. In einer historischen Analogie betrachtet befinden wir uns noch im 14. Jahrhundert. Wir haben eine vage Idee, dass es da draussen was geben könnte, aber jede "vernünftige" Rechnung ergibt keinen Profit für das Wagnis.
Nach meinem Dafürhalten funktioniert eine Weltraumökonomie nur, wenn ihre Produzenten und Konsumenten nicht auf der Erde sitzen, also historisch die zweite Kolonialisierungswelle mit Auswanderern bzw. Siedlern. Das zieht aber wiederum die Frage nach sich, was die da oben machen, warum sie dort hin wollten und wer ihre Auswanderung bezahlt. Die Folgerung gemäss obiger Erkenntnis: Die Motivation, dort draussen zu leben muss durch etwas anderes zustande kommen, als durch Profit auf der Erde. Es braucht Menschen, die Haus und Hof verscherbeln und sich auf eine lebensgefährliche Reise in völlig unbekannte Umgebungen einlassen, ohne Aussicht auf Rückkehr. Siehe Mayflower 1620. Die obere Preisschwelle wird durch die materiellen Mittel der potentillen Auswanderer beschränkt, relativ junge, fähige Menschen.
Eine andere Motivation sehe ich noch, aber die finde ich nicht sehr ansprechend. Meiner Vermutung nach wird es in den nächsten 40 Jahren zu einem neuen Wettrennen kommen, wenn irgendeine Organisation, staatlich oder privat, Siedlungs- und Explorationsansprüche an einem Himmelskörper anmeldet. Ich tippe mal auf die Chinesen als Inialzünder, sofern ihnen nicht vorher das Staatsgefüge zusammenbricht. Man stelle sich vor, die Chinesen bauen eine - vielleicht vergleichsweise primitive - Station auf dem Mond und in einer Bar in Washington reden zwei Weltraumenthusiasten in Hörweite geeigneter Politiker über die Wirkungen von vom Mond herunter geworfenen Felsbrocken - ausserhalb der Reichweite jeder Interkontinental- oder orbitfähigen Rakete, oder genetischen Forschungen ausserhalb jeglicher Spionagereichweite...
Kai