Zunächst einmal bin ich überhaupt nicht glücklich damit, wenn Beiträge zu einem anderen Thema (in diesem Fall die Entscheidung der NASA zum Mondlander) in ein themenfremdes Unterforum verschoben wird. Ich bin hier erst seit kurzem gemeldet und schreibe nicht viel und das ist nun schon das Zweite mal. Beim ersten mal ging es einzig um die Rakete New Shepard. Natürlich streift man dabei gelegentlich auch mal andere Themen aber deswegen muss man doch nicht gleich die Argumentationsketten mit dieser Verschieberei zerstören.
Mit dem Thema "Blue Origin vs SpaceX" habe ich nichts am Hut und ich will mich darauf auch nicht weiter einlassen. Ohnehin sind nach meiner Einschätzung beide Unternehmen so grundverschieden, dass solche Vergleiche wenig Bereicherung bieten.
Darum ging es mir primär.
Es gibt Erfolgsbilanzen für Terminerfüllung. Und Erfolgsbilanzen für insgesamt erreichte Ziele.
BO ist älter als SpaceX - und hat dabei als fertiges Produkt eben nur das New Shepard vorzuweisen.
Tests an einem Demonstrator für New Shepard gab es schon 2006. Erste bemannte Flug 2021.
Mit dieser langsamen Entwicklungsgeschwindigkeit kann es eben auch fraglich sein, wie schnell eine von BO geführte Koalition einen Mondlander komplett neu entwickeln kann. SpaceX hat deutlich größere technische Herausforderungen - ist aber in der Entwicklung schon deutlich weiter UND bewegt sich gerade deutlich schneller als die (meisten) Konkurrenten.
Blöd aber meine Antwort dazu hat nun wiederum nichts mit dem Thema "Blue Origin vs SpaceX" zu tun und müsste konsequenterweise verschoben werden.Ok, dann aber nächstes mal auch etwas klarer schreiben. Es ging ja um die Frage ob die NASA mit der Eintscheidung für SpaceX ein größeres terminliches Risiko eingegangen ist. Der Begriff Track Record deutet in diesem Zusammenhang auf die Frage hin ob SpaceX anders als beispielsweise das National Team oder BO schneller und terminsicherer bei seinen Entwicklungen ist. Wie ich aufgezeigt habe kann man das aus dem Track Record nicht herauslesen.
Wie ich nun verstehe ging es dir weniger um den Track Record als vielmehr um die Erfahrung. In dem Punkt hast du natürlich recht. SpaceX hat gemessen an der Anzahl Raketenflüge und Raumfahrzeuge sowohl bemannt als auch unbemannt die größere Erfahrung als BO. Allerdings gibt es dabei ein paar Punkte zu beachten.
1. Das National Team besteht nicht nur aus BO sondern auch aus einigen durchaus erfahrenen Raumfahrtunternehmen die schon einiges für die Nasa geliefert haben.
2. Wenn wir die Frage nach der Erfahrung einbeziehen sprechen wir weniger über die Zeitpläne sondern über die Frage ob die das überhaupt können. Die NASA hatte aber nie angedeutet, dass sie die Kompetenz vom National Team oder Dynetics anzweifeln.
3. Hilft bei sehr komplexen Projekten auch die Kompetenz über einen bestimmten Punkt hinaus auch nicht mehr weiter. Bezogen auf den Zeitplan ist ein hoch komplexes System wie das Starship als Mondlander trotz aller Erfahrung von SpaceX doch eine völlig neue Nummer. Bei so viel kritischen Entwicklunsgschritten und einem solchen Zeitplan ist eine kritische Terminvrzögerung schon bei ein oder zwei Problemen gegeben. Erfahrung hin oder her.
Natürlich sind diese Vergleiche immer schwierig und nur zu einem gewissem Teil überhaupt aussagekräftig.
Allerdings hat SpaceX eben in der Zeit in der Blue Origin "nur" New Shepard erfolgreich zum Erstflug geführt hat bereits die Falcon 1, Falcon 9 und Dragon 1 entwickelt und geflogen.
Und im direkten Vergleich von "Raptor vs. BE-4" hat das Raptor immerhin schon echte Testflüge absolviert, wenn auch noch keine unter Weltraumbedingungen.
Also auch hier ein "leichter Vorsprung" für SpaceX...
Nun gehts wieder mehr um Triebwerke und vielleicht muss das auch wieder verschoben werden?Raptor und BE-4 laden zum Vergleich ein aber die Sache ist etwas komplexer. Aber zunächst zu den dummen Fakten in diesem Geschwindigkeitsvergleich.
Die Entwicklung des Raptor startete 2009. Stand heute ist das Triebwerk noch nicht als Einsatzreif zu bezeichnen. Theoretisch wäre aber wohl ein Orbitalflug möglich wenn eine entsprechende Rakete verfügbar wäre. Die suborbitalen Hüpfer zählen doch eher zum erweiterten Testprogramm zumal einige der Hüpfer unter anderem wegen Problemen mit dem Triebwerk nicht als voller Erfolg zählen können.
Die Entwicklung des BE-4 startete 2011. Stand heute ist das Triebwerk noch nicht als Einsatzreif zu bezeichnen. Theoretisch wäre aber wohl ein Orbitalflug möglich wenn eine entsprechende Rakete verfügbar wäre.
Also kann man faktisch Stand heute zumindest nicht sagen, dass die Raptor Entwicklung schneller gewesen sei. Wie ich später noch erklären werde wird so ein Vergleich bei diesen Triebwerken auch nur schwer möglich sein. Zunächst aber noch ein kleiner Exkurs zum Testprogramm.
Manch einer feiert Testerfolge schon wie abschließende Projekterfolge. Dabei ist zu berücksichtigen, dass man beim Testprogramm sehr unterschiedlcihe Phylosofien verfolgen kann. Daher lässt sich der Erfolg nicht 1:1 ams Testprogramm ablesen. Es ist kein Geheimnis, dass BO seine Produkte theoretisch zur Reife entwickelt und SpaceX seine Produkte eher mehr durch praktische Tests zur Reife entwickelt. Wann also welcher Test statt findet sagt für einen Vergleich der Entwicklungsschritte bei diesen unterschiedlichen Philosofien nicht so viel aus. Ein kleines historisches Beispiel.
Gemessen am Entwicklungsstart und ersten Flug war die Entwicklung der N1 der Sowjets schneller als die Entwicklung der Saturn V der Amerikaner. Tatschlich war die Saturn V bei ihrem Erstflug aber bereits eine fertig entwickelte und voll einsatzfähige Rakete wohingegen die N1 bei ihrem Erstflug lediglich die Summe der hastig produzierten ersten Komponenten. Folgerichtig scheiterte der Erstflug der N1 wie es auch von den Entwicklern erwartet worden war. Es dauerte von da an noch 5 Jahre und meherere Testflüge um die Fehler zu beseitigen. Da das Programm dann beendet wurde ist sie tatsächlich nie erfolgreich gefloigen.
Aber wie ich schon schrieb ist nach meiner Ansicht ein Vergleich der beiden Triebwerke schwierig. Das liegt vor allem an der Wiederverwendbarkeit und dem Kostendruck. Diese Triebwerke zu bauen und erfolgreich in den Orbit zu fliegen ist nur ein Teilerfolg. Danach kommt die harte Arbeit diese Triebwerk auf die angestrebte Flugdauer und Wartungskosten hin zu optimieren. Erst wenn sie das erreichen kann man die Entwicklung als erfolgreich bezeichnen. Genau in diesem Punkt unterscheiden sich beide Triebwerke aber doch wesentlich. Das Raptor ist ein deutlich komplexeres und anspruchsvolleres Triebwerk. Damit kommt ein Effizienzvorteil einher. Es dauert nur auch länger ein solches Triebwerk zum einen zu entwickeln und dann um so mehr um es so robust zu bekommen, dass es die angestrebte Flugdauer und Wartungskosten erreicht.
Nun wieder ein historisches Beispiel um das etwas griffiger zu machen. Die Space Shuttle Triebwerke (RS-25) waren ja bereits auf Wiederverwendbarkeit ausgelegt. Das waren auch sehr beeindruckende Triebwerke wenn es um die Leistungsdaten geht. Allerdings ist man daran gescheitert die Wartungskosten zu erreichen die man angestrebt hatte. Im Vergleich dazu hatte das sowjetische Space Shuttle Programm (Auch Buran genannt) zwar keine wiederverwendbaren Triebwerke (RD-120) aber die Triebwerke waren von den Leistungsdaten vergleichbar. Wegen der günstigeren Produktion des RD-120 und den hohen Wartungskosten des RS-25 sind die Gesamtkosten durchaus ähnlich und es gab wohl auch Einschätzungen, dass die Sowjetische Lösung in Summe Kosteneffizienter und damit attraktiver gewesen wäre.
Was ich damit sagen will. Erst wenn Raptor und BE-4 auf dem Raketen Markt frei verfügbar sind werden wir an den Verkaufszahlen abschätzen können welches nun besser ist. Zur Entwicklungsgeschwindigkeit werden wir das dann sehen wenn das erste der beiden als Einsatzreif auf dem Markt angeboten wird. Das BE-4 wird zwar schon an ULA angeboten aber was wir in Kürze werden fliegen sehen ist noch eine Vorserie genau wie das Raptor noch eine Vorserie ist. Generell darf sich das Raptor aber wegen der höheren Komplexität auch etwas mehr Entwicklungszeit gönnen.