Natürlich ist Vorlauf nötig. Da sich die ATV-Starts gegenüber der ursprünglichen Planung aber nach hinten verschoben haben, könnte man sie bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch wieder nach vorn holen. Ich denke, man könnte 2012 zwei Stück starten.
Arianespace würde sich sicherlich "bedanken", da man für einen normalen Satellitenstart in den GTO etwa einen Monat Vorlauf benötigt, für eine ATV-Mission dagegen zwei.
Offensichtlich sind hier leise Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des ATV nicht gerne gesehen.
Nun ja, was heißt schon "Wirtschaftlichkeit" in der Raumfahrt? Unser stets fachkundiges Forumsmitglied roger50 arbeitet für EADS, scherzhaft manchmal auch schon
VEB Luft- und Raumfahrt genannt. Alles, was sich rund um die ISS dreht, ist im Grunde Grundlagenforschung, d.h. es kostet Unsummen und niemand weiß, wann und wie sich die Ausgaben rentieren werden. Wir Steuerzahler treten da in Vorleistung.
Und klar, als so eine Art "Super-Progress" (oder "Progress heavy"?) ist das ATV nicht allzu innovativ, zumal es im Gegensatz zum "Original" noch nicht einmal von der ISS mit Treibstoff versorgt werden kann und daher die Reboost-Manöver mit geradezu grotesk vergrößerten Treibstofftanks erledigen muss. Natürlich besteht der volkswirtschaftliche Vorteil des ATVs darin, dass europäische Steuermittel zum größten Teil in (ESA-) Europa ausgegeben werden und nicht in eine andere Volkswirtschaft abfließen. Wir bauen, und diese Idee wurde ja bereits genannt, ein eigenes Fachwissen auf. Was am ATV wirklich innovativ ist, das ist der Grad an Autonomie bei der Steuerung. Nur braucht das ATV diese Autonomie eigentlich gar nicht, um Fracht zur ISS zu transportieren. So gesehen ist das auch wieder sinnlos rausgeworfenes Geld. Allerdings wissen wir jetzt, wie es geht, und haben es praktisch demonstriert.
Neulich habe ich mich mal wieder im NASA-Forum umgeschaut, und da gab es eine Äußerung, möglicherweise von einem US-Amerikaner, die bezüglich der ESA eine Mischung aus Kritik und Lob enthielt. Die ESA produziere zuviel Papierkram und stoppe viele Projekte, bevor sie physisch Gestalt annehmen könne. Andererseits scheitere sie höchst selten, wenn sie ein Projekt wirklich umsetzt.