Chinas Raumfahrt

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #850 am: 17. September 2023, 08:54:40 »
China baut neues Radioteleskop

Am Freitag, dem 15.09.2023, hat China in Shigatse, im südwestchinesischen Autonomen Gebiet Tibet, mit dem Bau eines weiteren 40-Meter-Radioteleskops begonnen. Es entsteht auf einer Höhe von etwa 4.100 Metern, was eine hervorragende Beobachtungsumgebung für das Teleskop bietet.
Das  Teleskop wird zum chinesischen VLBI (Very-Long-Baseline-Interferometrie)-Netzwerk hinzugefügt, das aktuell vier Observatorien umfasst, die sich in Peking, Shanghai, Urumqi und Kunming befinden, und es wurde vom Shanghai Astronomical Observatory (SHAO), Chinesischen Akademie der Wissenschaften, entwickelt.
                                                Quelle: China Daily
Gruß, HausD

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #851 am: 18. September 2023, 09:00:21 »
So sieht's dort derzeit aus:


Foto: Astronomisches Observatorium Shanghai

Und hier ein Foto von der Grundsteinlegung am Freitag:


Foto: Sun Zifa

Ein paar Hintergrundinformationen zu dem Teleskop finden sich unter der Landkarte hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Astronomisches_Observatorium_Shanghai#Radioteleskope

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #852 am: 21. September 2023, 11:41:00 »
Der aus Tianjin kommende Raketenfrachter Yuan Wang 21 müsste heute Morgen im Hafen Qinglan beim Kosmodrom Wenchang angelegt haben (die letzte Status-Aktualisierung war am Montag):
https://www.marinetraffic.com/en/ais/home/shipid:508371/zoom:9


Bild: CNS

An Bord dürften sich wohl Kernstufe und Booster der Changzheng 5B befinden, die in etwa zwei Monaten die ersten Satelliten des Nationalen Netzwerks ins All bringen soll.

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #853 am: 27. September 2023, 08:09:56 »

Bild: CSF/ed.HausD     

Heute hat die CMSA eine neue Ausschreibung für Lieferdienste zur Chinesischen Raumstation herausgegeben. Wer will kann sich von hier das Word-Dokument mit den Anforderungen herunterladen (die Website ist sicher):
http://www.cmse.gov.cn/gfgg/202305/t20230515_53551.html

Hier ist eine deutsche Zusammenfassung der wichtigsten Punkte (es gibt noch mehr zum Feuerschutz, Fluchtwegen, Notabkoppelung etc.):
https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Raumstation#Versorgung

Es gibt in China kein privates Raumfahrtunternehmen, das das auch nur ansatzweise leisten könnte. In der offiziellen Mitteilung zum letzten Testflug des Raumgleiters heißt es, dass wichtige technische Durchbrüche erzielt wurden und im weiteren Verlauf (genau diese Worte, nicht "in Zukunft") preisgünstige Flüge ins All und zurück möglich sind. In der Ausschreibung ist ein maximaler Frachtpreis von 120 Millionen Yuan pro Tonne gefordert. Das sieht verdächtig danach aus, als ob das mit voller Absicht genau auf den Raumgleiter zugeschnitten wurde.

Am Montag wurden die Gewinner der ersten Selektionsrunde der Ausschreibung bekanntgegeben. Die Chinesische Akademie für Trägerraketentechnologie hatte den Raumgleiter zwar eingereicht, kam aber nicht in die nächste Runde. Dafür aber die staatliche Chengdu Flugzeugbau GmbH, die schon 1988 den Hermes in Lizenz bauen wollte, dazu die Innovationsakademie für Mikrosatelliten der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, die Chinesische Akademie für Weltraumtechnologie und die Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie. Es gab zwar vier private Raumfahrtunternehmen, die Konzepte eingereicht hatten, davon wurde jedoch keines berücksichtigt:
https://www.cmse.gov.cn/gfgg/202309/t20230925_54351.html

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #854 am: 27. September 2023, 10:17:02 »
Das wären dann nun zusammen 4 Anbieter.
Umd wie geht es jetzt weiter?
Bau von 1:1 Modellen und dann neue Auswahl?

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #855 am: 27. September 2023, 11:53:24 »
Die vier Konzepte (方案) werden nun von den Firmen detailliert ausgearbeitet (da sie jetzt die Hoffnung haben, zum Zug zu kommen, rentiert sich die Arbeit), dann findet in einer weiteren Runde die Auswahl des oder der Besten statt (择优).

1:1-Modelle werden in China nur für populärwissenschaftliche Ausstellungen erstellt (wie zum Beispiel das Modell von der Mondfähre im Frühjahr). Die Raumgleiter und Kleintransporter, um die es hier geht, werden von Fachleuten ausgewählt, die mit abstrakten Zahlen sehr gut umgehen können. Zu versuchen, die Experten mit hübschen Modellen über den Tisch zu ziehen, würde nicht gut ankommen. Einer der privaten Bewerber war Orienspace, eine typische Powerpoint-Firma. Natürlich kamen die nicht in die nächste Runde :D

Bedenke:
Der Auftragsvergeber ist die Abteilung für Waffenentwicklung der Zentralen Militärkommission, also eine staatliche Dienststelle. Die in die zweite Runde gekommenen Firmen sind Staatsbetriebe und ein dem Staatsrat und der Stadtregierung von Shanghai unterstehender gemeinnütziger Verein (die Innovationsakademie für Mikrosatelliten). Der übernächste Schritt wäre der Bau eines Prototypen. Um nicht der Anstiftung zur Vergeudung von Steuergeldern bezichtigt zu werden, werden in der nächsten Runde sicher nur das oder die Projekte ausgewählt, bei denen eine Umsetzung tatsächlich geplant ist.

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #856 am: 06. Oktober 2023, 09:11:33 »
Der aus Tianjin kommende Raketenfrachter Yuan Wang 21 müsste heute Morgen im Hafen Qinglan beim Kosmodrom Wenchang angelegt haben (die letzte Status-Aktualisierung war am Montag):
https://www.marinetraffic.com/en/ais/home/shipid:508371/zoom:9


Bild: CNS

An Bord dürften sich wohl Kernstufe und Booster der Changzheng 5B befinden, die in etwa zwei Monaten die ersten Satelliten des Nationalen Netzwerks ins All bringen soll.

Seit 3. Oktober ist die Yuan Wang 21 wieder in Tianjin (hat wohl leere Raketentransportcontainer mit zurückgenommen). Ihr Schwesterschiff, die Yuan Wang 22, ist am 3. Oktober von ihrem Heimathafen am Mittellauf des Jangtse aufgebrochen und liegt seit heute, 10:26 Uhr Ortszeit vor Tianjin auf Reede:
https://www.marinetraffic.com/en/ais/home/shipid:508372/zoom:14

Mit weiteren Raketentransporten ist zu rechnen.

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #857 am: 06. Oktober 2023, 10:23:41 »
Yang Mengfei, CAST-Manager im Unruhestand, hat mit Kollegen aus der Hauptentwicklungsabteilung in einem vom Labor für Tiefraumerkundung vorab verbreiteten Artikel in einer Firmenzeitschrift die Sonden aufgelistet, die die Firma nach - teilweise bereits erteilter - Genehmigung durch die Nationale Raumfahrtbehörde mit ihren technischen Möglichkeiten bauen könnte:
https://user.guancha.cn/main/content?id=1081837


Bild: Yang Mengfei

Erdnahe Planeten:
- 2028 Tianwen-3 (Probenrückführung vom Mars)
- 2035 Merkurumkreisung und Landung
- 2035 Venusumkreisung und Atmosphäreneintritt
- 2043 Nutzung von Ressourcen auf dem Mars

Riesenplaneten:
- 2029 Tianwen-4 (Jupitersystem und Vorbeiflug am Uranus)
- 2032 Neptunsystem
- 2039 Saturnsystem und Probenrückführung von einem Saturnmond

Asteroiden:
- 2025 Tianwen-2 (Probenrückführung von Kamoʻoalewa und Erkundung von 311P/PANSTARRS
- 2043 Bahnveränderung von Asteroiden und Asteroidenbergbau

Man beachte:
Die nulear-elektrisch angetriebenen Sonden zur Erkundung der Heliopause sind in dem Artikel nicht aufgelistet. Diese Sonden sollten ursprünglich von CAST gebaut werden - möglicherweise traut man ihnen die Nukleartechnik doch nicht zu. Bei dem Antrieb handelt es sich im Prinzip um einen U-Boot-Reaktor, das ist doch etwas anderes als die Triebwerke, mit denen man sonst dort umgeht.

Das Rätsel mit den Heliopausensonden ist gelöst. Die drei Arbeitsgebiete, von denen Yang Mengfei in der CAST-Werkzeitung spricht, sind eine firmeninterne Einteilung. Beim Labor für Tiefraumerkundung lauten die Arbeitsbereiche:
- Monderkundung
- Planetenerkundung inklusive Asteroiden
- Sonnensystem-Erkundung mit dem Kuafu-Programm zur Erforschung der Sonne, der Erkundung der Heliopause und dem Lauschprojekt zur Beobachtung von Exoplaneten

Hier eine Übersicht (am Rednerpult Xi Xiangyu):


Bild: Andrew Jones

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #858 am: 27. November 2023, 18:29:24 »
Gleich von mehreren, u.a. auch einigen privaten, Entwicklern in China werden Raptor-ähnliche MethaLox Raketentriebwerke entwickelt, zum späteren Einsatz u.a. in Starship-ähnlichen Schwerlastträgern .
So soll auch die LongMarch 9 einmal mit diesen Motoren ausgerüstet und wiederverwenbar werden, (ursprünglich war eine "expandable" Version mit herkömmlichen KeroLoxTriebwerken geplant)
Diese dann in etwa dem Starship entsprechende LM-9 soll mit 26 (je 200 t in der 1.Stufe) dieser Triebwerke ausgestattet und voll wiederverwendbar sein (nun ohne Seitenbooster) und erstmals 2033 fliegen.

https://spacenews.com/china-makes-progress-on-raptor-like-engines-for-super-heavy-rocket

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #859 am: 27. November 2023, 19:13:47 »
Und wieder wird an der fiktionalen Parallelrealität gezimmert.

Hier ist das 2000-kN-Methantriebwerk, um das es geht:
https://mp.weixin.qq.com/s/hVS98dPdShTE-YTK-vm5AQ

Das ist Teil des Acht-Jahre-Neun-Triebwerke-Plans der Akademie für Flüssigkeitsraketentriebwerkstechnik:
https://de.wikipedia.org/wiki/YF-Raketentriebwerke#Acht_Jahre_Neun_Triebwerke

Die Ingenieure unter der Leitung von Gao Yushan entwickeln dort zwei Methantriebwerke, die eines Tages in einer schweren Trägerrakete zum Einsatz kommen sollen. Das hat absolut überhaupt nichts mit dem Starship zu tun. Was 2033 fliegen soll, ist das:
https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_9#Rakete_ohne_Booster

Kerosin-Triebwerke vom Typ YF-130:


Bild: Norbert Brügge

Die angebliche Starship-ähnliche Rakete ist ein aus dem Internet heruntergeladenes Symbolbild. Die "Rakete mit wiederverwendbarer Oberstufe" wird eher etwas in dieser Art:


Bild: Mark Wade

Bis zu einem ersten Prototypen wird es noch Jahrzehnte dauern.

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #860 am: 28. November 2023, 10:04:00 »
Na, "absolut überhaupt nichts" klingt schon sehr kategorisch!
Wenn ich mir deine Daten und das in de.wikipedia verlinkte Bild der zweistufigen LM9 so anschaue, finde ich schon auf den ersten Blick gleich mehrere Parallelen zum Starship!
- MethaLox-Triebwerke
- etwa 10 m Durchmesser
-150 t in LEO
- zweistufig
- Gitterflossen an der 1.Stufe
- keine Feststoffseitenbooster
- über 110 m Länge

Darüberhinaus wird sich da möglicherweise bis zur geplanten Fertigstellung 2033 doch noch einiges ändern.

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #861 am: 28. November 2023, 15:26:23 »
Hier werden Dinge verknüpft, die nichts miteinander zu tun haben - eine klassische Verschwörungstheorie.

Die MethaLox-Triebwerke existieren, die Changzheng 9 existiert auch, aber eine Changzheng 9 mit MethaLox-Triebwerken gibt es nicht. Die Changzheng 9, die 2033 fliegen wird, verwendet bei der ersten Stufe Kerosin (in Großbuchstaben: KEROSIN), bei der zweiten und dritten Stufe Wasserstoff (in Großbuchstaben: WASSERSTOFF). Die Vorstellung, man könnte bei einer mit Steuergeldern (insgesamt 100 Milliarden Yuan) in Entwicklung befindlichen Rakete mal eben den Treibstoff auswechseln, ist völlig abwegig. Das diesbezügliche Gerücht geht auf diese Fälschung von China 'N Asia Spaceflight zurück:

https://twitter.com/cnspaceflight/status/1650695541297405953

Du kannst am Design der Powerpoint-Folien erkennen, dass die mittlere aus einer anderen Präsentation stammt, und zwar von Long Lehao, einem 85-jährigen, ehemaligen Ingenieur:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=11980.msg548323#msg548323

Die Changzheng 9 ist nicht zweistufig, sondern dreistufig. Die Gitterflossen haben nichts mit Wiederverwendbarkeit zu tun, sondern dienen der Verkleinerung des Absturzgebiets. Bei der Changzheng 2C werden diese Dinger seit 2019 eingesetzt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_(Rakete)#Schwenkbare_Gitterflossen_(CZ-2C,_CZ-2D,_CZ-4B)

Hier kannst Du sie in Aktion sehen:
https://www.bilibili.com/video/av63595090/

Das mit den 10 m durchgehender Durchmesser hat auch nichts mit dem Starship zu tun, sondern mit der Heliopausensonde, die wegen der Kühlflächen für den Reaktor nicht nur schwer, sondern auch voluminös ist. Bei 03:38 in diesem Video kannst Du sie sehen:
https://www.bilibili.com/video/BV1co4y187Lx/


Ich möchte dies zum Anlass nehmen, hier eine grundsätzliche Warnung auszusprechen:
Spacenews und Space.com sind, ebenso wie Twitter, anzeigenfinanzierte Schmuddelwebsites, von denen man sich fernhalten sollte. Seriöse Informationen zur chinesischen Raumfahrt gibt es unter anderem hier:
https://spj.science.org/index/space

https://www.sciengine.com/CJSS/issue

http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/en/article/current

http://www.yhxb.org.cn/CN/1000-1328/home.shtml

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #862 am: 28. November 2023, 22:51:13 »
Danke für den Hunweis!
Habe mich da wohl tatsächlich zu sehr auf Infos aus zweiter/dritter Hand verlassen.  ::)

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #863 am: 29. November 2023, 08:28:47 »
Kein Problem. Zur Klärung dieser Dinge ist das Forum da :)

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #864 am: 30. November 2023, 10:26:10 »
Hier ein weiteres Beispiel für frei assoziierte Verknüpfungen.

Dieser Prüfstand auf dem Gelände des Kosmodroms Jiuquan gehört der Sanjiang-Gruppe, einem Mischkonzern unter dem Dach der China Aerospace Science and Industry Corporation:


Bild: Sanjiang

Auf dem Prüfstand hat sich am 21./22. November eine Explosion ereignet:


Bild: Harry Stranger

Manche Leute sind nun der Meinung, dass das mit den real existierenden Qualitätsproblemen zusammenhängt, unter denen die Kuaizhou 1A seit dem Umzug der Herstellerfirma nach Wuhan leidet. Das mag sein; die Herstellerfirma der Kuaizhou 1A gehört zur Sanjiang-Gruppe. Was man aber auf dem Gruppenfoto vor dem Prüfstand sieht, ist ein Prüftrupp der ebenfalls zur Sanjiang-Gruppe gehörenden Hunaner Raumfahrt GmbH, auch bekannt als "Basis 068". Bei dem Wort "Raumfahrt" handelt es sich dabei um eine Tarnbezeichnung - die Firma stellt Lenkflugkörper her ("DD" steht für "daodan"/导弹):
https://hnu.bysjy.com.cn/detail/career?id=575849

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Explosion vom Motor eines Marschflugkörpers ausgelöst wurde, ist deutlich höher, als die eines Unfalls mit einer Kuaizhou-Rakete.

Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #865 am: 31. Dezember 2023, 12:21:44 »

chinesische Raumfahrtbilanz 2023:
67 Starts, davon 66 erfolgreich.
Alleine im Dezember 2023 13 Starts - alle erfolgreich.

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #866 am: 30. Januar 2024, 10:43:09 »
Das Shanghaier Institut für Weltraumantriebe, auch bekannt als "Institut 801", heute der Akademie für Flüssigkeitsraketentriebwerkstechnik unterstellt, hat vor einigen Tagen einen mit zwei einzeln zündbaren Ringen arbeitenden Hallantrieb namens HET-3000 erfolgreich getestet. Das mit Xenon arbeitende Triebwerk erzeugt bei einer Leistungsaufnahme von 10 kW bis 50 kW, letzteres im Zweiring-Modus, eine Schubkraft von 0,5 N bis 3 N, bei einem spezifischen Impuls von 1800 s bis 3500 s:


Bild: Institut 801

Zum Vergleich:
Das HET-80 des Instituts 801, von dem vier Stück an der Chinesischen Raumstation montiert und dort für die routinemäßige Aufrechterhaltung der Bahnhöhe zuständig sind,, hat bei einer Leistungsaufnahme von 1350 W eine Schubkraft von 80 mN, bei einem spezifischen Impuls von 1600 s.
Das LHT-450 des Forschungsinstituts für weltraumbezogene technische Physik Lanzhou arbeitet mit Krypton als Stützmasse und erzeugt bei einer Leistungsaufnahme von 105 kW eine Schubkraft von 4,58 N, bei einem spezifischen Impuls von 2800 s.

Im Labor kommt der Strom aus der Steckdose. Bei einem real existierenden Raumflugkörper ist das schwieriger. Die Lösung lautet Atomkraft. Das Institut für Sicherheit der Kernenergie in Hefei arbeitet seit August 2019 an einem Subminiaturreaktor im thermischen Megawatt-Bereich. Zur Umwandlung der Wärme in Strom gibt es verschiedene Denkschulen. Für unbemannte Missionen wie die Erkundung der Heliopause werden bislang bewegungsfreie Thermoelemente bevorzugt. Für bemannte Missionen, zum Beispiel vom Mars zum Jupiter, würde man den auf der Chinesischen Raumstation erfolgreich erprobten Stirling-Konverter der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie riskieren (das Testgerät erzeugt mit einem Radionuklid-Heizelement 9,8 W). Das Shanghaier Institut arbeitet parallel dazu an einem auf dem Joule-Kreisprozess (auch bekannt als "Brayton-Kreisprozess") basierenden Generator, der bislang auf der Erde eine Ausgangsleistung von 100 kW liefert:
https://baijiahao.baidu.com/s?id=1759994446925078592

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #867 am: 22. Februar 2024, 06:52:03 »
Die Marsprobenrückführmisson Tianwen-3 soll nach derzeitigem Stand der Dinge, der sich noch ändern kann, im Jahr 2030 starten:
https://m.weibo.cn/status/O1JZT4iPh


Bild: DSEL

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #868 am: 26. Februar 2024, 10:08:58 »
Die China Aerospace Science and Technology Corporation hat soeben ihr Blaubuch mit dem Arbeitsplan für 2024 veröffentlicht. Inklusive kommerzieller Starts mit eigenen und privaten Raketen von dem im Juni in Betrieb gehenden Kommerziellen Kosmodrom Hainan (man übt dort bereits den Zusammenbau von Raketen an der Startrampe) rechnet man für 2024 mit 100 chinesischen Starts. Es soll unter anderem der Aufbau mehrerer Satellitenkonstellationen begonnen werden. 70 der 100 Starts sollen von CASC selbst durchgeführt und dabei gut 290 Raumflugkörper ins All befördert werden. Neben der mittelschweren kommerziellen Trägerrakete Langer Marsch 12, bislang bekannt unter dem Arbeitstitel "XLV", soll 2024 auch die Changzheng 6C, eine boosterlose Variante der Changzheng 6A, ihren Erstflug absolvieren:
https://www.thepaper.cn/newsDetail_forward_26467468

Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #869 am: 26. Februar 2024, 17:03:36 »
Der arme Sternenhimmel, am besten gleich nochmal anschauen gehen.

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #870 am: 27. Februar 2024, 07:52:32 »
Wenn Du über das Blogger-Geschwätz hinwegsiehst, findest Du ungefähr ab der Hälfte dieses Artikels recht nützliche Informationen über die nicht-geostationären Konstellationen Chinas:
https://www.satellitemarkets.com/news-analysis/update-chinese-satellite-market

In dem Artikel geht es nur um Kommunikationssatelliten. Daneben arbeitet CASC aber auch an einer Konstellation von anspruchsvollen Erdbeobachtungssatelliten:
https://spacenews.com/chinas-2024-space-plans-include-100-launches-and-moon-sample-return-mission/

Etwas Ähnliches, mit auf separate Satelliten verteilte Fähigkeiten, existiert bereits in der Jilin-1-Konstellation der Chang Guang GmbH:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jilin_1

Da gab es bislang keinerlei Beschwerden von Astronomen; im Ausland wissen die meisten Leute gar nicht, dass die Konstellation existiert. Das mit der Lichtverschmutzung des Sternenhimmels ist einzig und allein ein Starlink-Problem.

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #871 am: 27. Februar 2024, 09:44:51 »
Bis jetzt!

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #872 am: 28. Februar 2024, 08:12:23 »
Bei der Ausbildung pakistanischer Raumfahrer hat sich gezeigt, dass es nicht möglich ist, ausländischen Raumfahrern in wenigen Jahren soviel Chinesisch beizubringen, dass sie keine Gefahr mehr für sich und andere darstellen. Daher hat man die diesbezüglichen Aktivitäten im Februar letzten Jahres zunächst zurückgestellt, wobei man jedoch der Hoffnung Ausdruck gab, das in Zukunft wieder aufnehmen zu können:
https://zhuanlan.zhihu.com/p/609420165

Die Wiederaufnahme der Planung internationaler Zusammenarbeit ist nun erfolgt. Zunächst sollen auf dem Gebiet der bemannten Raumfahrt tätige Firmen und Behörden bis zum 10. April (also noch rechtzeitig vor dem Tag der Raumfahrt am 24. April) Vorschläge zur Erarbeitung von Standards für die internationale Zusammenarbeit einreichen. Dabei geht es um folgende Bereiche:

- Auswahl und Ausbildung ausländischer Raumfahrer (die müssen unter anderem in chinesische Raumanzüge hineinpassen)

- Gemeinsame Flugmissionen

- Wechselweise Besuche von ausländischen Raumflugkörpern

- Einheitliche Schnittstellen von Raumflugkörpern und Nutzlasten

https://www.cmse.gov.cn/gfgg/202402/t20240227_55114.html


Da eine Zusammenarbeit mit der freien Welt aus politischen Gründen nicht in Frage kommt, geht es bei den "Schnittstellen von Raumflugkörpern" vulgo Koppeladaptern etc. ziemlich offensichtlich um Roskosmos und die ROSS.

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #873 am: 28. Februar 2024, 10:32:22 »
Auf einer Insel in Longjiao, einem Vorort von Chongqing (vormals Provinz Sichuan), baut die Technische Universität Peking seit dem 14. Februar 2023 den zweiten Abschnitt des Facettenauge-Tiefraumradars zur Untersuchung von erdnahen Asteroiden. Mit 25 zu einem Array zusammengeschalteten Parabolantennen von jeweils 30 m Durchmesser (das entspricht einer einzelnen Antenne von 100 m Durchmesser) sollen Asteroiden mit einem Durchmesser von einigen Dutzend Metern auf eine Entfernung von 7,5 Millionen Kilometern (das 20-fache der Entfernung Erde-Mond) beobachtet werden:


Bild: CCTV

Am 25. Februar wurde die erste der am Institut für Informationsgewinnung durch Luft- und Raumfahrt der Chinesischen Akademie der Wissenschaften entwickelten Klystron-Verstärkerröhren nach Longjiao ausgeliefert. Es ist der Typ hier links, mit einer Leistung von 70 kW:


Bild: CCTV

In einer dritten Ausbaustufe des Facettenauges sollen später gut 100, auf mehrere Gruppen verteilte Antennen zusammengeschaltet werden, was den Beobachtungsradius auf 150 Millionen Kilometer (1 AE) erhöhen würde. Am Institut für Informationsgewinnung entwickelt man derzeit Klystrons mit einer Ausgangsleistung von 100 kW, 200 kW und 250 kW. Damit sollen dann auch die Galileischen Monde des Jupiter untersucht werden, wobei der Schwerpunkt des chinesischen Interesses bei Kallisto liegt:
https://www.globaltimes.cn/page/202302/1285461.shtml

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Re: Chinas Raumfahrt
« Antwort #874 am: 29. Februar 2024, 10:51:51 »
Da eine Zusammenarbeit mit der freien Welt aus politischen Gründen nicht in Frage kommt, geht es bei den "Schnittstellen von Raumflugkörpern" vulgo Koppeladaptern etc. ziemlich offensichtlich um Roskosmos und die ROSS.

Die CMSA hat die Sache mit der internationalen Zusammenarbeit bei der bemannten Raumfahrt heute dahingehend präzisiert, dass man prinzipiell mit allen Ländern der Welt (世界各国) zusammenarbeiten möchte, besonders aber mit Ländern, die sich in Entwicklung befinden (特别是发展中国家). Das entspricht nicht den deutschen "Entwicklungsländern", sondern eher der sogenannten "Zweiten Welt", Kategorie BRICS:
https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202402/t20240229_55117.html

Das erste, was mir dazu einfällt, wären Malaysier mit chinesischem Migrationshintergrund. Der malaysische Wissenschaftsminister ist zum Beispiel Chinese und wäre als Jahrgang 1980 eventuell sogar weltraumtauglich :D