Ich habe den Film mir jetzt auch im MDR angesehen.
Es ist ein sehr ruhiger Film mit auch einiger Stille, die der finalen Sachlage für Tassilo und seinem quasi Lebenswerk damit sehr gerecht wird.
Wenn man zu den 1960er Jahrgängen gehört, kann man sich sehr gut in seine Situation hineinversetzen.
Die Raumfahrtbegeisterung bis in die 70er und 80er Jahre und überhaupt Möglichkeiten diese zu entwickeln und zu leben waren ja grundsätzlich verschieden von den heutigen Möglichkeiten.
Sammlerstücke, und wenn es nur Zeitschriften oder einzelne Artikel waren, waren ja auch Grundbestandteil des Raumfahrthobbys. Zufallsfunde im Antiquariat oder Gebrauchtwarenläden waren ja schon Glücksmomente, die heute nur noch die wenigsten neuen Fans kennen.
Wenn dann noch ein Autogramm irgendwo drauf war – welch ein Wert.
Ich habe Tassilo 1987 in Leipzig im Club junger Kosmonauten bei einer Veranstaltung des „Arbeitskreises Raumfahrt“ das erste Mal kennengelernt und seine Begeisterung und tiefes Wissen über Raketentypen erlebt. Damals war ja im Osten die Grundthematik, dass man sich selber Modell bauen mußte um was zu haben (2 bis 3 Bausätze Wostok etc, das wars). Wir waren uns einig, dass Modelle mit rotationssymmetrischen Teilen auf jeden Fall einfacher sind als „Freiformflächen“. Ich hatte damals einen Shuttle Orbiter gebaut.
Und da hatte er mit der Drechselbank für die Raketen schon die halbe Miete. Schwierig war auch genügend Fotos und Abbildungen für die Masstabskonstruktion zu bekommen etc. pp.
In Berlin war dann mal eine Veranstaltung 1987 oder 88 im Planetarium Thälmannparkt, wo es im Foyer einiges von Privat zu kaufen gab. Überglücklich fuhr ich mit einem Aufnäher der SU/FR Mission „Premier vol habité“ wieder nach Hause. Ja das war das kleine Glück. Die Reisen nach Berlin, Leipzig und Dessau waren die wenigen vereinzelten Höhepunkte im Raumfahrhobbyleben, für die ich teilweise 3.30 Uhr nachts zum Zug bin um mit Glück um 01.00 Uhr nachts des Folgetages wieder zu Hause zu sein. Wir waren ja noch jung… Dort lernte ich viele Raumfahrtfreunde kennen, von denen hier einige im Forum auch aktiv sind.
Der Film zeigt auch ganz klar, dass die Begeisterung nicht einfach vererbt oder weitergegeben werden kann, und da denke ich, dass das hier auch einige Foristen nachvollziehen können.
Mein Zimmer mit den Modellen und Büchern wir nach mir mal Niemand mehr interessieren, das ist jetzt schon absehbar.
Also grundsätzlich ein würdiger Film, der aber nicht jeden gleichermaßen ansprechen wird.
dksk