Ich habe jetzt den Film "Stowaway" gesehen. Ich fand ihn gut.
Er inszeniert den Überlebenskampf einer Crew auf dem Flug zum Mars ... mit dem titelgebenden "Blinden Passagier" an Bord. Der Film ist raumfahrttechnisch sehr solide gemacht. Interessanter Aspekt: Sie nutzen/zeigen die Idee eines Mars-Cyclers als Raumschiff. Das ist gut umgesetzt. Sie hatten offensichtlich gute technische Berater an Bord (der Filmproduktion). Und, als US-DE-Produktion wurde offenbar alles in München und Köln gedreht. Die Kulissen kann man in der Bavaria-Filmstadt in München besichtigen.
Wer keine Spoiler/Andeutungen lesen möchte, sollte die nächsten Absätze nicht mehr lesen. Aber im Grundkonzept bietet der Film keine Überraschungen: Überlebenskampf einer Crew aufgrund von Problemen ... das wurde mit ähnlicher Dramaturgie und Struktur schon zig mal erzählt.
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Drama:
Das Lebenserhaltungssystem wird beschädigt. Durch den Blinden Passagier werden sie es nicht zu viert bis zum Mars schaffen. Das ist Problemstufe 1. Sie müssen quasi Streichhölzer ziehen (bzw. die Kommandantin muss), damit der Rest eine Chance zum Durchkommen hat. Das hat das Potential für viel Spannung, Konflikt, Heldentum, Betrug, Zweifel ... Ich hatte da konsequentes, praktisches und kaltes aber rationales Handeln à la "The Cold Equations" erwartet/erhofft. So wird das Problem auch zuerst inszeniert. Die Härte des kommenden Entscheidungspunkts wird aufgebaut und greifbar ... und hier hätte man durchaus mal "hart durchinszenieren" können ... tut man aber nicht. Stattdessen verschlimmert sich die technische Situation weiter auf Problemstufe 2, sodass "ein Streichholz" nicht mehr reicht. Puuh ... Glück gehabt! Alle sind doch wieder "im selben Boot" und müssen (und tun) zusammenarbeiten, um das Problem sogar auf Stufe 0 zurückzubringen. Scho wieder Glück gehabt! Kein Konflikt mehr ... Schade! ... es bleibt dann beim Selbstopfer eines Mitglieds während der Arbeiten, da eben doch nicht alles glatt geht ... so klassisch wie schon immer inszeniert.
Nur so eine schnelle Idee:
Die Kommandantin weiß alleine um die Tragweite des Problems auf Stufe 1 und die einzige mögliche Lösung. Sie entscheidet alleine. Sie setzt konsequent und überraschend ihre Entscheidung um ... Und erst dann erklärt sie den anderen, warum sie gerade Person X getötet hat. Das Team "verarbeitet". Es wird ein "stilles Schiff". Aber sie beginnen das Geschehene zu akzeptieren ...
Dann entsteht Problemstufe 2. Das erste Opfer hat sie nicht gerettet. Das Handeln der Kommandantin war umsonst ... Was machen sie jetzt?
Prämissen:
Der Blinde Passagier ist ein Mitglieder der Bodenmannschaft, verunglückt bei den Startvorbereitungen im Raumschiff und wird da drin vergessen ... nur dadurch ist er beim Start bewusstlos an Bord. Also das ist komplett nicht plausibel. Ein vermisster Arbeiter, den man nicht sucht? Keiner weiß, wo er war und was er gemacht hat? Keiner schaut nach? Wir starten einfach? ... Seine Arbeiten im Raumschiff wären ja noch nicht abgeschlossen und freigezeichnet/abgenommen/eingecheckt gewesen ... der Countdown wäre auf jeden Fall stehen geblieben, selbst wenn seine Kollegen alle Assis wären, sie sich nicht um ihn scheren!
Warum O2-Mangel ein Problem ist aber nicht zuerst die CO2-Konzentration, das habe ich nicht verstanden. Über den Punkt gehen sie sehr schnell hinweg! Aber sie brauchen quasi O2 als Ursache, damit der Rest der Handlung und der Rettungsversuch auf dem Mars-Cycler passieren kann. Sonst hätten sie keinen Grund für die EVAs und das letzte Opfer. Plot-Convenience?
Dass die Sonne just in der kritischen Phase eine CME produziert, ist ein dramatisch guter Zufall ... das Selbstopfer hätten sie aber auch ohne das irgendwie erzählen/aufbauen/ermöglichen können.
Sie müssen bei der EVA entlang des gesamten, rotierenden Mars-Cyclers klettern. Das ist anstrengend (künstliche Gravitation) und gefährlich, falls sie den mechanischen Kontakt verlieren. Aber was hält sie davon ab, für diese Zeit die Rotation zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen? Dann wäre das alles viel einfacher und ungefährlicher.