Zukunft der bemannten Raumfahrt

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #450 am: 18. Januar 2012, 15:59:19 »
Nein.

Zubrin brachte ja in Mars Direct die Treibstoffherstellung mittels Sabatier-Reaktion nur ins Spiel, weil es die einzige mit derzeitigen (zumind. laut ihm) technischen Mitteln mögliche Methode wär zum Mars zu kommen, die finanzierbar wäre.

Er präferierte ja ursprünglich einen Nuklearantrieb ala NERVA.

Ansonsten @Konzepte:

Ob solche wirklich real funktionieren anstatt nur in der Theorie ist oft erst nach einigen Jahren feststellbar. Zubrins Mars Direct Konzept und seine von ihm prognostizieren Kosten werden ja mittlerweile ja auch stark bezweifelt.

Ein weiteres Beispiel aus den 70ern ist der O'Neill/Glaser Plan für Solarsatelliten und Raumkolonien (Sehr gut hier nachlesbar.)

Auf dem Papier klang das Konzept ehrgeizig, aber trotzdem für viele Physiker und NASA-Wissenschaflter tatsächlich umsetzbar. Nur hat man auch hier bei den Kosten sich gewaltig verschätzt. (Damals war ja von Frachtkosten von 160 US-Dollar pro Pfund für Shuttle die Rede.  Geplante 180 Tonnen Schwerlaster basierend auf Shuttletechnik sollten diese Kosten  sogar auf 25 US-Dollar/Pfund drücken. Unsd wir wissen ja alle wie später die tatsächlichen Kosten des Shuttle waren...)

Führerschein

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #451 am: 18. Januar 2012, 17:18:41 »
Danke für die ausführlichen Erklärungen, Haus Atreides.

Kosten hatte ich aus meiner Frage ganz bewußt rausgelassen. Daß es mit heutiger Technologie teuer wird, ist klar.

Trotzdem wäre es nur eine Frage des politischen Willens, es zu tun. Ein Marsflug würde sicher nicht teurer als die Rettung einer großen Bank. :(


runner02

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #452 am: 18. Januar 2012, 19:37:10 »
Zitat
Gibt es eigentlich so etwas wie zumindest grob ausgearbeitete Missionspläne für einen bemannten Marsflug, der mit vorhandener Technologie, bzw. mit dem SLS durchführbar wäre?

Mars Direct ist doch quasi heutige Technologie.

Die Sabatierreaktion wird tausendfach eingesetzt, ...

Das einzige, was neu wäre, wäre der Atomreaktor auf dem Mars...

Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #453 am: 18. Januar 2012, 20:04:57 »
Mars Direct ist doch quasi heutige Technologie.

Die Sabatierreaktion wird tausendfach eingesetzt, ...

Das einzige, was neu wäre, wäre der Atomreaktor auf dem Mars...

Das und eine reine Methanrakete. (Glaub ich zumindestens.)


Fabi485

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #454 am: 18. Januar 2012, 20:23:36 »
Mars Direct ist doch quasi heutige Technologie.

Die Sabatierreaktion wird tausendfach eingesetzt, ...

Das einzige, was neu wäre, wäre der Atomreaktor auf dem Mars...

Leider halte ich Zubrins Pläne leider für einen ziemlichen Irrweg.
Inzwischen schlägt ernsthaft vor die Mission mit 3 Falcon Heavy durchzuführen und 2 Astronauten in einer Dragon Kapsel mit 10m^3 zum Mars zu schicken. Vielleicht sollte man ihn und jeden der das befürwortet mal für ein paar Monate in der Dragon einsperren.

Auch ist es eher Zweifelhaft das man durch seinen Plan soviel sparen kann wie es manche gerne hätten.
Siehe auch hier:
http://www.bernd-leitenberger.de/blog/2011/11/28/vom-mars-besessen/

Meiner Meinung nach würden ein paar mehr Starts einer Schwerlastrakete (wenn man sie eh schon entwickelt hat) den Kohl auch nicht mehr fett machen.
Die Treibstoffherstellung auf dem Mars ist eben noch völlig unerprobt (Temperaturschwankungen / Spurengase / Staubstürme / Energieversorgung), außerdem muss man das mitgebrachte LH2 über Jahre hinweg flüssig halten.

Gesendet von meinem A500 mit Tapatalk

Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #455 am: 18. Januar 2012, 23:45:53 »
@Fabi485: Sign.

Ähnlich wars wie gesagt, mit dem O'Neill/Glaser Plan. Da haben die Befürworter später auch den  "immer kleiner" Weg eingeschlagen. Sie waren halt genauso besessen von ihrer Idee, wie Zubrin vom Mars.

Führerschein

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #456 am: 19. Januar 2012, 10:25:04 »
Mars Direct ist doch quasi heutige Technologie.

Die Sabatierreaktion wird tausendfach eingesetzt, ...

Das einzige, was neu wäre, wäre der Atomreaktor auf dem Mars...

Da bin ich ganz anderer Meinung. Was neu wäre, ist in erster Linie finden und gewinnen von Wasser. Das halte ich für unrealistisch für eine erste Marsmission.


runner02

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #457 am: 19. Januar 2012, 12:49:05 »
Zitat
Die Treibstoffherstellung auf dem Mars ist eben noch völlig unerprobt (Temperaturschwankungen / Spurengase / Staubstürme / Energieversorgung), außerdem muss man das mitgebrachte LH2 über Jahre hinweg flüssig halten.
1-2 Jahre...
dabei muss man aber bedenken, dass sich auf dem Mars ohne Kühlung der Gastank nur auf -55 °C erhitzt.
Mit guter Isolation hat man einen Vorteil gegenüber Wasserstofftanks auf der Erde!

Was wäre denn mit der In-Situ Gewinnung von Wasser, damit umginge man das Problem der Speicherung.
Wasser sollte in Form von Frost überall und in der Atmosphäre als Luftfeuchtigkeit vorkommen.


Offline Ruhri

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #458 am: 19. Januar 2012, 23:19:57 »
Die Luft ist dünn, und allzuviel Wasser wird darin kaum enthalten sein. Da müsste man wohl ziemlich lange warten, um ausreichend Wasser aus der Marsluft zu gewinnen.

Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #459 am: 19. Januar 2012, 23:39:20 »
Ursprünglich war ja mal daran gedacht worden eine Sample Return Robotermission zu benutzen um zu testen ob Treibstoffherstellung auf dem Mars funktioniert.

Davon hört man ja inzwischen auch nichts mehr...

runner02

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #460 am: 20. Januar 2012, 20:59:40 »
Ursprünglich war ja mal daran gedacht worden eine Sample Return Robotermission zu benutzen um zu testen ob Treibstoffherstellung auf dem Mars funktioniert.

Davon hört man ja inzwischen auch nichts mehr...

Eine Marssonde hatte mal sowas an Board. Ist gelandet und hat nicht mehr zurückgefunkt...  :'(

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Offline vger

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #461 am: 20. Januar 2012, 21:03:37 »
Zitat
Die Treibstoffherstellung auf dem Mars ist eben noch völlig unerprobt (Temperaturschwankungen / Spurengase / Staubstürme / Energieversorgung), außerdem muss man das mitgebrachte LH2 über Jahre hinweg flüssig halten.
1-2 Jahre...
dabei muss man aber bedenken, dass sich auf dem Mars ohne Kühlung der Gastank nur auf -55 °C erhitzt.
Mit guter Isolation hat man einen Vorteil gegenüber Wasserstofftanks auf der Erde!
Ist aber immer noch 198 K über dem Siedepunkt... Wenn man den Wasserstoff als Gas transportieren will, kann man es gleich ganz lassen, da sind die Tanks so schwer, dass man genauso gut dann gleich lagerfähigen Treibstoff transportieren kann, zudem kann Wasserstoff als Gas durch Metalle durchdiffundieren.

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Offline tomtom

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #462 am: 05. März 2012, 22:20:27 »
We are the Explorers - Wir sind die Entdecker !


We Are the Explorers
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

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Offline MX87

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #463 am: 23. Juni 2012, 23:34:43 »
Eben den Thread wieder gefunden...

Hatte das Video eben im NASA-Budget-Thread gepostet, aber finde es passt auch gut hier herein. Im Grunde eine Pro-Raumfahrtrede in der 5 Min lang mit wunderschönen Bildern erklärt wird wieso Raumfahrt und vor allem NASA wichtig ist. Vor allem im Hinblick auf das Thema "Zukunft". Der immer wieder gebrachte Aspekt "Raumfahrt ist die Lebensversicherung der Menschheit" ist hier aber nicht im Mittelpunkt. Es geht mehr darum, wie viel man machen könnte und dass das derzeitige NASA-Budget dementsprechend Peanuts in Relation zu anderen Aktionen sind. Viel wichtiger und deshalb in diesem Thread passend: Die Einflüsse auf technologische Entwicklungen, das ganze Land bis hin zu den positiven Auswirkungen auf die Bildungslandschaft (Educational Pipeline).


SPACE: 2099 THE SERIES - CAN IT HELP REVIVE THE DREAM?

Wie denkt ihr darüber?

Was sind die gewichtigeren Themen mit denen man Raumfahrt der Politik mehr "schmackhaft" machen kann?
Die bodenständigeren Argumente (z.B. Technologie) oder eher die Visionären?
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #464 am: 24. Juni 2012, 02:00:35 »
Hmm.... wurde das gleiche Video nicht mal schon vor einem Jahr oder so gepostet?   ???

Zitat
Was sind die gewichtigeren Themen mit denen man Raumfahrt der Politik mehr "schmackhaft" machen kann?

Nun, da du hier auf die bemannte Raumfahrt beziehst wohl dann wirklich erst wenn wir sie als "Lebensversicherung" tatsächlich brauchen.  ;)

Apollo war, wie schon das Video zeigte, leider nur im Kontext des Kalten Krieges möglich.

Ansonsten möchte ich noch auf die beiden Vorträge von Jeff Greason, welche im "Raumkolonien" Thread geposten wurden verweisen, welche recht interessant sind.

https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=10684.msg228352#new





Führerschein

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #465 am: 24. Juni 2012, 10:39:47 »
Der Kontrast zwischen der Position von Jeff Greason und den Visionen des Sprechers oben könnte nicht größer sein.

Was hier angesprochen wird, sind die Träume und Visionen, die ich zur Zeit von Apollo hatte und die mich seitdem nicht losgelassen haben.

Leider kommt die Zeit nicht wieder. Das Argument zu teuer ist doch nur deshalb so erfolgreich, weil eine offene Technikfeindlichkeit sich verbreitet hat. Ingenieure und Wissenschaftler sind heute eher suspekt und die Zukunftsorientierung der 60er ist völlig verschwunden.
Fürs Überleben der Menschheit ist die Raumfahrt tatsächlich nicht entscheidend, bis auf vielleicht die Asteroidenabwehr. Die Erde ist selbst im Fall der großen Katastrophen wie Asteroideneinschlag, Supervulkanausbruch oder großer Atomkrieg immer noch leichter zu bewohnen als Mond oder Mars. Und bis die Sonne die Erde verschluckt, ist noch eine Weile hin, das motiviert niemanden. Als Motiv für die Raumfahrt bleibt also Forschung, für mich ist das genug, für die Mehrheit offenbar aber nicht.

Die Reden von Jeff Greason sind mir zu schwammig und der einzige Punkt, mit dem er seine Position rechtfertigt, ist Produktion von Treibstoff. Schön und gut, aber wofür? Realistisch doch nur für wissenschaftliche Unternehmen der Staaten. Also doch wieder nur Steuergeld, nur vielleicht etwas effektiver ausgegeben.
Nur in dem Punkt gebe ich ihm recht. Eine Raumstation wie die ISS hat zu viel gekostet und leistet dafür zu wenig. Das kann man als Lehrgeld abbuchen. Aber die nächste Generation, wenn es sie denn gibt, muß sie wesentlich weniger kosten und wesentlich mehr und sichtbarer Leistung erbringen.


Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #466 am: 24. Juni 2012, 11:27:24 »
Zitat
Das Argument zu teuer ist doch nur deshalb so erfolgreich, weil eine offene Technikfeindlichkeit sich verbreitet hat. Ingenieure und Wissenschaftler sind heute eher suspekt und die Zukunftsorientierung der 60er ist völlig verschwunden.

Technikfeindlichkeit würde ich nicht sagen, eher technokratische Lösungen. Desweiteren hat sich die NASA durch Schlampreien und Missmanagement nach und nach um ihren Mythos gebracht. (Siehe der Feynman Report)

Zitat
Die Erde ist selbst im Fall der großen Katastrophen wie Asteroideneinschlag, Supervulkanausbruch oder großer Atomkrieg immer noch leichter zu bewohnen als Mond oder Mars.

Na ja, ein angenehmes Leben wäre dies aber nicht.  ;) (Und du hast die Abnützung der natürlichen Ressourcen der Erde vergessen und damit meine ich nicht allein industrielle Ressourcen.) Bei solchen Ereignissen wäre es interessant auszurechnen, wie es sich auf das Gesetz vom abnehmenden Grenzertrag auswirkt.

Zitat
Nur in dem Punkt gebe ich ihm recht. Eine Raumstation wie die ISS hat zu viel gekostet und leistet dafür zu wenig. Das kann man als Lehrgeld abbuchen.

Eher Lehrgeld wie man es nicht macht. Die Russen haben mit der Mir nicht so ewig lang rumgeeiert. Bei der Freedom/Alpha/ISS wurde erst mal über ein Jahrzehnt lang rumgeeiert bis das Konzept entgültig stand. Hauptschwierigkeit war ja meist die Frage "Wozu ist das Teil überhaupt gut?" (Eine Frage auf die es bis heute keine wirkliche Antwort gibt, hier hat Gleason das Problem in seiner 2011er Rede gut dargestellt.  ;)) Bei den Russen war es in vieler Hinsicht die militärische Nutzung, welche ihren Raumstationenprojekt einen Sinn gab. Saljut/Almaz wurde soviel ich weiß ja für Spionage genutzt. (Lustigerweise war es ja genau das wofür das Militär ursprünglich das Space Shuttle mitfinanziert hat, bevor die Digitaltechnik ihren Durchbruch hatte...)

Die Bigalow Stationen sind vom Aufbau einfacher und eleganter und erinnern vom Aufbau leicht an die Mir. Inwieweit nun Interesse besteht  hier Forschung zu betreiben wird sich zeigen. (B. Leitenberger behauptet hier ja die Industire hätte hier Null Interesse, und verweist hier auf die NASA Angebote. Ervergisst hier allerdings, daß die privaten Forschungsmöglichkeiten bisher doch recht eingeschränkt waren. Selbst die ISS ist hier aufgrund der fehlenden Wohnmodul lang nicht so effekt wie ursprnüglich gedacht.)

Hinzu kommt die Geheimhaltung, die derzetige Unmöglichkeit paraller Forschungsaktivität und natürlich die langen Wartelisten für Flüge.


Führerschein

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #467 am: 24. Juni 2012, 11:42:59 »
Technikfeindlichkeit würde ich nicht sagen, eher technokratische Lösungen. Desweiteren hat sich die NASA durch Schlampreien und Missmanagement nach und nach um ihren Mythos gebracht. (Siehe der Feynman Report)

Doch, die Technikfeindlichkeit ist enorm. Zumindest mein Eindruck ist, daß Esotherik wesentlich mehr Erfolg hat, die Menschen anzusprechen, offen oder versteckt. Hoffentlich ist mein Eindruck falsch, ich glaube das aber nicht.

Symptomatischer Liedtext:
So you're a rocket scientist?
That don't impress me much.

Na ja, ein angenehmes Leben wäre dies aber nicht.  ;) (Und du hast die Abnützung der natürlichen Ressourcen der Erde vergessen und damit meine ich nicht allein industrielle Ressourcen.) Bei solchen Ereignissen wäre es interessant auszurechnen, wie es sich auf das Gesetz vom abnehmenden Grenzertrag auswirkt.

Aber immerhin ein Leben. Autarke Kolonien im Weltraum sehe ich nicht, noch viel weniger als selbsttragende, auch wenn sie noch technologische Unterstützung von der Erde brauchen.

Bei der Freedom/Alpha/ISS wurde erst mal über ein Jahrzehnt lang rumgeeiert bis das Konzept entgültig stand. Hauptschwierigkeit war ja meist die Frage "Wozu ist das Teil überhaupt gut?" (Eine Frage auf die es bis heute keine wirkliche Antwort gibt, hier hat Gleason das Problem in seiner 2011er Rede gut dargestellt.  ;))

Die Bigalow Stationen sind vom Aufbau einfacher und eleganter

Ein Kernproblem, wozu braucht man das? Meiner Meinung nach eben nur für Grundlagenforschung. Für mich ist das gut genug, für die Mehrheit offenbar nicht. Aber die Industrie sieht kaum einen Bedarf, und meiner Meinung nach hat sie da recht, selbst wenn die Kosten stark reduziert werden. Es läßt sich im Weltraum kein Geld verdienen, außer als Zulieferer für staatliche Programme.

Und an der Stelle tragen die Argumente von Jeff Greason nicht, denn auch er hat nur den Treibstoff als Zulieferung an staatliche Programme als Beispiel.

Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #468 am: 24. Juni 2012, 12:01:33 »
Zitat
Doch, die Technikfeindlichkeit ist enorm. Zumindest mein Eindruck ist, daß Esotherik wesentlich mehr Erfolg hat, die Menschen anzusprechen, offen oder versteckt. Hoffentlich ist mein Eindruck falsch, ich glaube das aber nicht.

Symptomatischer Liedtext:
So you're a rocket scientist?
That don't impress me much.

Imo. bist du hier doch ein wenig zu pessimitisch. Du vergisst, daß Esotherik selbst ein Markt ist und deshalb Erfolg hat weil sie es schaffen einfache Rezepte zu verkaufen. (Weshalb auch recht viele versuchen, teilweise mit halbkriminellen Mitteln hier Geld zu verdienen.)

Die NASA hat dies einfach verlernt und einfach nach Apollo zu oft enttäuscht. Zuviele bunte CGI Bilder, die schnell wieder verpuffen. Was auch der Hauptgrund ist warum einige Unternehmer hier selbst das Ruder in die Hand nehmen wollen.

Zitat
Es läßt sich im Weltraum kein Geld verdienen, außer als Zulieferer für staatliche Programme.

Ehmm, Satelliten?

Und @Forschung:  Wie gesagt, meines Erachtens war hier der Umweg über die NASA der bisherige Flaschenhals. Grundlagenforschung braucht Platz und vor allem Zeit und dieser war imo. auf den bisherigen Systemen nur eingeschränkt vorhanden.

Führerschein

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #469 am: 24. Juni 2012, 12:49:08 »
Imo. bist du hier doch ein wenig zu pessimitisch.

Niemand hofft das mehr als ich, aber ich bin sehr pessimistisch. Vorherrschend ist technikfeindlichkeit. Industrie, Technik, Forschung werden heute vielfach als Problem angesehen, nicht als Lösung. Der Zukunftsoptimismus ist vollkommen verloren gegangen.

Zitat
Es läßt sich im Weltraum kein Geld verdienen, außer als Zulieferer für staatliche Programme.

Ehmm, Satelliten?

Zugegeben, aber das ist direkt erdbezogene technische Leistung. Kommunikation und Erdbeobachtung. Keine Produktion, keine Rohstoffgewinnung.

Und @Forschung:  Wie gesagt, meines Erachtens war hier der Umweg über die NASA der bisherige Flaschenhals. Grundlagenforschung braucht Platz und vor allem Zeit und dieser war imo. auf den bisherigen Systemen nur eingeschränkt vorhanden.

Die Bigelow-Raumstationsmodule sind ein interessantes Konzept. Ich wäre aber sehr (positiv) überrascht, wenn sich tatsächlich kontinuierlich private Anwender dafür finden würden.

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Offline MX87

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #470 am: 24. Juni 2012, 18:00:26 »
Die Kritik dass für die bemannte orbitale Raumfahrt außer bei der NASA und Staaten allgemein kein Interesse besteht liest man interessanterweise bei NASA Spaceflight oder allgemein im amerikanischen Raum nur sehr selten.

Blue Origin, SpaceX und Bigelow hatten schon Pläne für den Orbit, als von Commercial Crew noch nie die Rede war. Werden diese Unternehmen wohl alle ins blaue Entwickeln?

Bigelow hat laut eigenen Angaben mehrere Absichtserklärungen für Forschung auf deren kommenden Stationen. Dass es noch keine richtigen Verträge sind ist verständlich, da noch nicht abzusehen ist, wann genau privat Crews dort hin gebracht werden können. Bei Flugzeugherstellern ist es auch nicht selten, dass verbindliche Bestellungen ab dem Roll-Out der Maschine und nicht der Programmankündigung. Airbus und Boeing sind hier ein anderes Segment, aber bei den anderen Herstellern (Bombardier, Beechcraft, Embraer, Cessna Businessjets etc.) ist sowas gang und gäbe.

Wobei auch sicher ist, dass die NASA in den ersten Jahren der Hauptkunde der privaten sein wird. Das ist aber beileibe kein Geheimnis und verschweigt weder die NASA noch eines der Unternehmen. Die NASA will bewusst beim Aufbau eines Marktes helfen.
Private Forschung hat mitunter Budgets bei denen teilweise Forschung auf einer Station keine Utopie ist. Die forschende Pharmaindustrie hat  Entwicklungsbudgets für Produktlinien die locker mal höhere dreistellige Millionenbeträge erreicht. Da fällt ein Raumflug für 20 oder 30 Mio $ nicht so gravierend aus und mag mitunter ins Budget passen.
Es gibt genug schlaue Wirtschaftler die einen weg finden werden wie man im Orbit Geld verdienen wird, höchstwahrscheinlich sehen wir noch gar nicht alle Möglichkeiten. Wie oft haben sich die "großen Köpfe" geirrt. Kaiser Willhelm hielt das Automobil für eine Modeerscheinung und vertraute aufs Pferd. IBM-Chefs bemaßen den Markt für Computer "auf eine Hand voll" und vieles weiteres...

Zum Thema Zukunft: Tja der Zeitgeist ist ein anderer geworden. Zukunft ist "out" und es wird mehr das jetzt gelebt. Technikfeindlichkeit ist da nicht mal das eigentliche Thema. Würde die Masse wirklich technikfeindlich sein, dann würde nicht jeder mit einem Smartphone rumrennen oder überhaupt so viel im Internet unterwegs sein.
Politisch gesehen sind wir in einem Zeitalter angekommen in denen Visionen nicht mehr viel zählen und 98% der Politiker ohnehin keine Vision vertreten. Einer der wenigen Politik mit einer Vision ist Präsident Obama, allerdings besteht seine Vision in der eines neuen sozial gerechteren Amerikas und dies viel mehr als bei jedem seiner Vorgänger. Darüber hinaus hat er das Problem zur falschen Zeit Präsident geworden zu sein. Visionär darf er nur sehr eingeschränkt sein, viel mehr muss er sich mit seinem Land als Sanierungsfall herumschlagen. Symptomatisch ist dies ebenso für Europa, auch hier haben Visionäre kaum eine Chance. Die aktuellen alltäglichen Probleme überwiegen im öffentlichen Bild (auch dank der Medien) und lassen keinen Platz für Visionen oder überhaupt längerfristige Ziele. Sobald etwas längerfristiges in angenommen  wird, so lautet das Echo von Medien oder Volk "Lös erstmal das aktuelle Problem!"

Visionen funktionieren immer dann am besten und lassen sich am leichtesten an den Mann bringen, wenn das eigene Haus nicht gerade brennt.... (sinnbildlich gemeint)


In Europa haben wir das Problem, dass das ESA-Marketing miserabel ist. Außer denen die sich dafür interessieren weiß niemand was die ESA macht oder erreicht. Wie will man öffentlich bei der breiten Masse Zustimmung finden wenn die Ziele nicht gut "verkauft" werden?
Wie schon andererortens erklärt macht das die NASA mit ihren Schulprogrammen und aktiven Werbung in eigener Sache viel besser.
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

Hendrik

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #471 am: 03. Juli 2012, 20:43:33 »
Ich denke auch die virtuellen Welten schaden dem Wunsch Großes zu leisten erheblich. Gleichzeitig eröffnen sich neue Begründungen für die Weltraumfahrt, man muss das nur mal  Kommunizieren.

Wenn man im Jahr 1960 mal so richtig Gas geben wollte, dann hatte man schwer zu schuften und durfte sich nach ein paar Jahrzehnten endlich einen Porsche leisten. Da hatte man noch richtig Respekt vor dem Wunderwerk der Technik.

Nun, im Jahre 2012, da geht man in den Laden und kauft sich für 49 Euro eine Schachtel Formula 1 Racing.
Wiso eine richtige Rakete bauen, wenn es Star Wars bereits in einer Schachtel für 49 Euro gibt?

Bis Ende des 20. Jahrhunderts hat man vor dem Fehrnseher allen möglichen Ereignissen teilgenommen. Auch wenn man nur passiv zuschaute, man war dabei. Computer und Internet bieten heute Möglichkeiten aktiv zu gestalten für Jedermann, dagegen ist es doch langweilig etwas im TV anzuschauen.

Ich denke, dies ist ein sehr realer Aspekt, wenn man sich frägt, wiso die Technikbegeisterung schwindet. Ausgenommen natürlich für Handys, da stehen die Leute Schlange und zahlen gerne einen ganzen Monatslohn.

Visonen wahr werden zu lassen hat ausgedient. Ich sehe das übrigens ähnlich. Wenn man aber mal den realen wirtschaftlichen aus der Weltraumfahrt benennt, dann gibt es sehr wohl noch Gründe Geld für die Weltraumfahrt auszugeben.

Die Asteoridenabwehr ist da ein sehr gut vermarktbares Thema meiner Meinung nach. Insbesondere da die Menschen immer mehr Geld für Versicherungen ausgeben, der Wert eines einzelnen Lebens immer stärker steigt, wäre eine Erforschung bedrohlicher Asteoriden mit unbemannten und bemannten Missionen durchaus finanzierbar und sicher an die breite Masse gut vermittelbar.

runner02

  • Gast
Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #472 am: 03. Juli 2012, 21:45:15 »
Ich denke, Mars One ist die einzige bemannte Raumfahrt mit einem Ziel...  ::)

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Offline MX87

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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #473 am: 04. Juli 2012, 02:35:22 »
Ich denke, Mars One ist die einzige bemannte Raumfahrt mit einem Ziel...  ::)

Wobei dort die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass die Mission daran scheitert, dass einer der "Astronauten" auf halbem Wege zum Mars die Tür zum durchlüften öffnet....  ;)
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Re: Zukunft der bemannten Raumfahrt
« Antwort #474 am: 06. November 2014, 13:41:10 »
Wir hatten heute ein Gespräch mit Reinhold Ewald. Seine persönliche (nicht offizielle ESA-) Meinung:
  • Auch nach der ISS ist zwingend eine Raumstation notwendig, um ein nachhaltiges, ernsthaftes und robustes bemanntes Programm zu haben. Ohne Station werden Programm und Infrastruktur sich auflösen.
  • NASAs "Flexible Path", bei dem derzeit nur ein Flug mit Orion alle 2-3 Jahre ins Aussicht stehen, reicht nicht. Das ist keine verlässliche Perspektive. Damit kann man nicht weiter planen und entwickeln.
Er sieht ein Motivationsproblem, wenn wirklich nur solche sporadischen Flüge mit niedrigster Frequenz kommen. Welche Wissenschaftler/Ingenieure kann man dann noch begeistern/gewinnen, mit der Aussicht alle paar Jahre eine echte Mission zu begleiten?

Mit dem zweiten Punkt hat er an sich zwar Recht, als explizite Kritik an den amerikanischen (Mangel-)Plänen. Aber, damit zeigt er implizit ja das europäische Dilemma: alleine, ohne die Amerikaner, bekommen wir selbst schon gleich gar kein bemanntes Programm zustande ... damit können wir keine eigenen Anforderungen definieren und müssen nehmen was kommt ...
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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