Trotz angeklickt-akzeptierter Regeln werden in allen möglichen Thementhreads SpaceX-Phantasiemissionen ausgearbeitet. Das empfinde ich als rücksichtslos und abstoßend.
Hallo,
zuerst mal zur Einordnung meiner Antwort: Ich bin primär raumfahrtbegeistert, aber kein unkritischer Fan von irgendwem. Im Grunde ist es mir egal, ob es die Nasa, die ULA, SpaceX, die ESA, oder irgendwelche anderen Länder oder Firmen aus anderen Ländern sind, die die Raumfahrt deutlich voran bringen. Ich mag es einfach, wenn raumfahrttechnisch Fortschritt geschieht. Und um es nochmal in anderen Worten und so deutlich wie möglich zu sagen: Wenn heute die Raumfahrtorganisation/-firma "xyz" kommt und SpaceX mit ihrem Programm deutlich überholt und SpaceX dadurch dann Pleite geht. Tja schade, aber mir letztlich wurscht, die Raumfahrt kommt dennoch voran.
Wie ist denn die Realität? Aus meiner Wahrnehmung heraus würde ich sagen: SpaceX hat die Raumfahrt in den letzten 10 Jahren vorangebracht wie niemand mehr seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Wenn ich derzeit einer Firma zutraue, wirklich große Schritte in der Raumfahrt zu meinen Lebzeiten zu vollziehen, dann SpaceX (und gefühlt auch ein Stück weit den Chinesen). Das mag sich alles morgen schon ändern, aber hier und jetzt? Ist SpaceX aus meiner Sicht die Firma, die es am ehesten schaffen wird, MEINE Träume zu erfüllen.
Wie ist denn die Realität, davon abgesehen, noch? Naja, wir leben in schwierigen Zeiten. Kennt jeder, muss nicht viel dazu gesagt werden. Komplizierte Welt, Krankheiten, Kriege, KI, Zukunftsängste, alles was da als Rattenschwanz dranhängt, usw.. Das macht psychologisch mit jedem Menschen etwas. Nun ist unser Hirn durchaus schlau und tut etwas dafür, dass wir seelisch nicht völlig von alledem aus der Bahn geworfen werden. Und eine Strategie, derer wir uns oft und meist unbewusst bedienen, ist, zu träumen. Zu hoffen. All dem Mist etwas Positives entgegenzustellen. Jedenfalls dann, wenn wir geistig gesund sind und nicht in einer Depression festhängen. Je dunkler die Zeiten, umso größer die Träume und Hoffnungen.
Nochmal: SpaceX tut in gefühlt dunklen Zeiten für für mich als raumfahrtbegeisterten Menschen etwas. Diese Firma bietet mir Raum für Träume. Wenn ich zb die ULA damit vergleiche... ich weiß nicht, aber mich persönlich animiert diese Firma nicht zum träumen. Ja, die machen auch Raumfahrt und ich freue mich auch auf den Erststart der Vulcan und alles andere, was die ULA macht. Wie gesagt, mir geht es um die Raumfahrt. Aber für zumindest mich fühlt es sich nicht danach an, dass da neue Länder (nicht Lander) am Horizont schimmern. Es ist halt das normale, übliche Bedienen des LEO und vielleicht dann auch mal irgendwie wieder zum Mond. Aber dann?
Ich höre dann oft das Argument: "SpaceX erfüllt seine Versprechen aber selten. Die haben ja nur die Hälfte von dem geliefert, was sie angekündigt haben und das auch niemals in den geplanten Zeiträumen". Stimmt! Aber selbst die Hälfte von dem Versprochenen ist mehr als das, was in den letzten 10 Jahren von irgendwem sonst geliefert wurde. Und wenn es länger dauert als angekündigt? Naja schade, aber hauptsache es passiert was. So sehe ich das.
Ich muss deswegen nicht alles gut finden, was SpaceX oder speziell Mr. Musk macht. Ich finde auch nicht alles gut! Ich bin kein Fan von SpaceX, ich bin raumfahrtbegeistert (hatte ich das schon erwähnt?).
So, das war mal zur grundsätzlichen Einordnung. Jetzt kommt das wesentliche in Bezug zu dem, was Du schriebst RTN:
Ja, auch ich beobachte seit Jahren, dass SpaceX in allen möglichen Themen auftaucht. Das stört mich sogar teilweise. Aber nur dann (!), wenn der Bezug überhaupt nicht gegeben ist oder der Versuch, einen Bezug herzustellen, völlig absurd/unrealistisch verläuft. So nach dem Motto (von mir für dieses Beispiel konstruiert): "Ein Uranus-Orbiter ist schwierig aufgrund der energetischen Erfordernisse. Antwort: Ach was, in 2 Jahren hat SpaceX eh eine Raumstation im Uranus-Orbit, wer braucht da noch einen kleinen Orbiter?". So etwas stört mich. Weil aus meiner Sicht null Realismus drin steckt.
Aber diese Art völlig absurder Bezüge sehe ich selten (nicht niemals) hier im Forum. Ich überlese so etwas und gut ist für mich.
Was ich aber sehe, ist, dass sich in den letzten Jahren vermehrt die Träume von Menschen hier ausgebreitet haben, welche zwar weitgegriffen, aber nicht völlig unrealistisch sind. So wie zb gerade im Thread zur Probenrückholung vom Mars. Da stellt sich auf einmal heraus, dass die Finanzierung ein Problem wird. Das enttäuscht mich zb tierisch, weil ich mich riesig drauf freue, dass diese Mission geschieht. Und ich denke dabei erstmal gar nicht an SpaceX. Die haben genug andere selbstgestellte Aufgaben. Wenn die NASA, die typischen Raumfahrtfirmen und Organisationen das alles ohne SpaceX gewuppt bekommen... super! Ich will dass diese Proben hier auf der Erde landen. Da braucht es gar kein SpaceX. Oder... naja... vielleicht doch? Zumindest macht es mir gerade Sorge, dass die Probenrückholung aufgrund der Finanzierungsproblematik hinten runter fällt oder schief geht oder sich einfach um ein paar Jahrzehnte verschiebt.
Ist es da echt so extrem schlimm und verwunderlich, dass mal jemand an SpaceX denkt, um seine Träume nicht untergehen zu sehen? Ist es rücksichtlos von diesen Menschen, weiter träumen zu wollen und über Alternativen nachzudenken? Ist das sogar abstoßend?
Es gab aus meiner Sicht früher ganz andere Zeiten hier im Forum. Zeiten, in denen wirklich rumgesponnen wurde. Zeiten, in denen das Thema SpaceX wirklich alles gefärbt hat. Inzwischen haben wir einen eigenen SpaceX-Bereich und es passiert nach meiner Wahrnehmung zwar immer noch, aber viel seltener, dass unrealistische SpaceX-Spinnereien andere Themen "kapern".
Ich glaube, das "Problem" liegt an anderer Stelle. Das Problem ist nach meinem Empfinden, dass manche Menschen ein ganz grundsätzliches Problem mit SpaceX haben und diese ganz grundsätzliche Ablehnung ihre Wahrnehmung beeinflusst (was sehr menschlich ist). Ich finde das vor allem traurig für jene Menschen. Denn wenn ich mir vorstelle, ich würde damit leben müssen, dass jemand, den ich so grundsätzlich ablehne, inzwischen einen Lebensbereich (die Raumfahrt) so dermaßen beeinflusst, dass man quasi kaum noch drum herum kommt und wenn es dieser Lebensbereich ist, der mir eigentlich so viel bedeutet, dass ich hier im Forum unterwegs bin. Tja, dann wäre ich vermutlich ziemlich frustiert. Und das in einer Zeit, in der es eh so viel Grund zu Frust und Sorge gibt. Puh.
Ich schaue da lieber auf das Positive.
Gruß
Excalibur