Hallo,
die Probleme mit Spirits rechtem Vorderrad traten erstmals Mitte Juni 2004 unmittelbar nach der Ankunft in den Columbia Hills auf. Das Rad zog plötzlich das 2,5-fache der Energiemenge wie die restlichen Räder. Als Ursache hierfür wurde angenommen, dass sehr wahrscheinlich Sand durch eine defekte Dichtung in das Radinnere gelangt war und so ein erhöhter Widerstand im Inneren verursacht wurde. Weitere in Erwägung gezogene Ursachen waren z.B. der langsame Verlust des Getriebeöls durch eine beschädigte Dichtung oder Abnutzungserscheinungen an den Zahnrädern im Radinneren. Mit Sicherheit könne man die Ursache nur durch eine genauere Betrachtung des Rades bestimmen, so sagte man damals - was ohne einen Mechaniker vor Ort jedoch nur schwer möglich sei...
Man versuchte das Problem durch ein Erhitzen des Schmiermittels im Radinneren zu beheben, was allerdings misslang. Der Versuch, durch Rückwärtsfahren eine bessere Verteilung des Schmiermittels zu erreichen, brachte letztendlich anscheinend eine Verbesserung. Zur Schonung des defekten, aber zu diesem Zeitpunkt immer noch voll funktionsfähigen Rades ( ! ) ging man aber trotzdem dazu über, den Rover nur noch mit 5 Rädern anzutreiben und die Nr. 6 nur in Ausnahmesituationen wie z.B. schwierigem Gelände zuzuschalten.
Dies funktionierte dann auch ohne weitere Probleme - bis zum 13. März 2006 ( Sol 0779 ). An diesem Tag fiel das Vorderrad bei der Besteigung des McCool Hill endgültig aus. Seht dazu
hier ungefähr in der Mitte des Artikels.Ab diesem Tag stellte der Motor des Rades endgültig den Dienst ein und es blockierte komplett. Der Radmotor zog keinen Strom mehr, was die für die Mission verantwortlichen Techniker vermuten ließ, dass die Kontaktstellen, welche die Energie auf die sich drehenden Komponenten des Motors übertragen sollen,
genau diese Kontakte verloren hatten. ( Das gleiche wurde auch auf mehreren amerikanischen Websites verbreitet, aber ich finde momentan die Links nicht wieder. ) Und es ist bis zum heutigen Tag nicht bekannt gegeben worden, dass sich an dieser Situation etwas geändert hätte. Von daher müssen wir dieses Vorderrad wohl leider abschreiben. Es sei denn...Falls jemand Interesse daran haben sollte, auf dem Mars eine Autoreparaturwerkstatt zu eröffnen...in den Columbia Hills gibt es da auf jeden Fall einen potentiellen Kunden...
Aber wie auch immer, die Mindestanforderungen der NASA an die Rover war, dass diese in den vorgesehenen 90 Tagen ihrer Missionen in der Lage sein sollten, jeweils 600 Meter auf dem Mars zurückzulegen. Am 20. November 2008 hatte Spirit dann jedoch 7529 Meter hinter sich gebracht, Opportunity kam sogar auf 13616 Meter. Seit diesem Tag haben beide Rover sich kaum von der Stelle bewegt. Spirit "hängt" immer noch am Nordhang des Home Plate fest, Opportunity studiert nach wie vor das Gelände, welches sein Parkplatz während der Solarkonjunktion war.
Wie viele funktionsfähige Räder brauchen die Rover?
Alle 4 Vorder- und Hinterräder haben neben je einen Antrieb separate Lenkmechanismen, die beiden mittleren nur je einen Antrieb, aber es wäre "extrem vorteilhaft", wenn jede Achse über mindestens ein funktionsfähiges Rad verfügt. Sollte noch ein Rad ausfallen, egal welches, dann dürfte es das gewesen sein. Selbst wenn Spirit sich in diesem Moment auf relativ sicherem Untergrund befände, wäre das nächste Geländehindernis das Aus.
Ein Kettenantrieb...Nun, erst einmal waren die Rover natürlich nur für 90 Tage vorgesehen. Aber selbst dann. Sowohl MSL als auch EXO-Mars werden dieselbe Art Räder bekommen, bloß größer. Ich war bei der Bundeswehr u.a. bei der Instandsetzung. Dort gab es oft das Problem, dass bei Kettenfahrzeugen genau diese Ketten abgesprungen sind. Und dann war der Antrieb auf dieser Seite komplett lahmgelegt. Man konnte nur noch auf der Stelle im Kreis fahren, so wie DeepSpace geschrieben hat. Und wie gesagt...Reparaturwerkstätten...
Sollte einer der Rover nicht mehr weiterfahren könne, so macht der Einsatz als stationäres Forschungslabor keinen rechten Sinn. Man würde alles fotografieren, was in der Reichweite der Kameras liegt, mit dem Instrumentenarm untersuchen, was gerade da ist... und den Rover dann deaktivieren. Der Betrieb beider MER's kostet die NASA pro Jahr zusammen 20 Millionen US-Dollar. Zu erwartende Forschungsdaten würden dazu in keiner Relation stehen.
Da muss man trotz aller Liebe leider realistisch bleiben.
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko