Moin,
Was mich etwas verwundert ist, dass sie schreiben, dass nach der Landung der Orbiter beschädigt war und somit sehr viel Arbeit für die Aufbereitung für einen weiteren Flug notwendig gewesen wäre. Was war da genau kaputt gegangen? Hab das dort zum ersten Mal gelesen. Habe immer gedacht, dass es eine Bilderbuchlandung war.
Eine Bilderbuchlandung war es in der Tat und insgesamt eine Bilderbuchmission!
Aber bei der Inspektion nach dem Flug entdeckte man dann in den inneren Tragwerk-Strukturen der Flügel, insbesondere am Übergang zum Rumpf, zahlreiche Risse (cracks). Die mechanischen Belastungen der Strukturen, wie sie beim Wiedereintritt auftreten, waren bei der Konstruktion offenbar zu niedrig kalkuliert worden.
Hallo roger50,
Das lese ich jetzt zum ersten Mal so konkret, dass es strukturelle Schäden mit Rissbildungen aufgrund mechanischer Ueberbelastung gab. Hast Du da einen Link oder eine sonstige Quelle dazu? Da es mich interessiert, würde ich gerne mehr darüber lesen.
Bisher war in allem, was ich so über Schäden nach dem Flug gelesen habe, sei es online oder in Büchern, aber auch in persönlichen Gesprächen mit Beteiligten, konkret eigentlich nur von Schäden im Zusammenhang mit dem Hitzeschutz die Rede. Da gingen insgesamt 7 Kacheln verloren: Eine weisse Kachel an der Hinterkante des rechten Cockpit-Dachfensters, je eine schwarze Kachel an der Vorderkante des Seitenleitwerks, an der hinteren oberen Ecke des Seitenruders und an der Hinterkante der Klappe am Rumpfende (Bodyflap), sowie 3 Kacheln an der Unterseite des linken Flügels, fast ganz aussen. Diese 3 Kacheln lagen nebeneinander und grenzten direkt an eines der Carbonpanels an der Flügelvorderkante. Hier entstanden auch grössere Schäden durch heisses Plasma an der darunterliegenden Struktur, die durchgebrannt (geschmolzen) ist (siehe Foto). Hier ging es wahrscheinlich nur um ein paar Sekunden bis die Schäden so gravierend gewesen wären, dass sie zur Zerstörung des Buran geführt hätten. U.a. waren da in der Nähe auch Leitungen und Kabel, die aber gerade noch heil geblieben sind.
Ausserdem fehlten auch zwei Wärmeschutzmatten von der Oberseite des linken Flügels und mehrere Fugenfüller zwischen den Kacheln auf der Unterseite.
Weiterhin sind mehrere Dutzend Kacheln beschädigt worden und wiesen Erosionsspuren, Ausbrüche und Rissbildungen auf. Die Erosion stammt von Plasmajets, dies sich in einigen Fugen bildeten und so die angrenzenden und die dahinterliegenden Kacheln beschädigen konnten. (Dies ist übrigens der Grund, wieso beim Shuttle die Kacheln auf der Unterseite nicht in Reihen parallel zur Längsachse, sondern in diagonalen Reihen angebracht sind, um das Entstehen von solchen Plasmajets zu verhindern. Beim Buran waren die Kacheln parallel zur Längsachse installiert.)
Die Ausbrüche und Rissbildungen führte man damals auf Eis zurück, das beim Start von den Starttürmen und von der Zentralstufe der Energija abfiel und den Orbiter getroffen hat. Allerdings hatte die Zentralstufe auch eine Aussenisolation aus Polyurethan, ganz ähnlich wie der ET des Shuttles, die eine Eisbildung verhindern sollte. Es wäre also auch möglich, dass Stücke dieser Isolation abgefallen sind, ähnlich wie dies ja auch beim Shuttle der Fall war, aber das liess sich nie nachweisen, weil beim Start keine Kameras vorhanden waren, auf deren Aufnahmen man dies hätte sehen können und es zudem beim Start am frühen Morgen ja noch dunkel war.
Die grossflächigen braunen Stellen im hinteren Bereich auf beiden Rumpfseiten und im unteren Bereich des Seitenleitwerks wurden übrigens weniger der Hitze des Wiedereintritts zugeschrieben, als vielmehr den Abgasen der kleinen Feststofftriebwerke, die bei der Abtrennung der 4 Block A Booster gezündet wurden. Offenbar konnte man entsprechende Rückstände nachweisen. Dass andere Bereiche, die eigentlich auch von diesen Abgasen getroffen wurden, viel heller, ja fast weiss sind, kommt wohl davon, dass die Hitze beim Wiedereintritt an diesen Stellen heiss genug war, um die Rückstände weg zu brennen.
Das erwähnte Bild von der Beschädigung wo drei Kacheln verloren gingen (Credit: buran.ru):
Das Loch, wo die Struktur durchgeschmolzen ist, ist gut zu sehen.
Hier gibt's noch weitere Bilder von den Stellen mit den fehlenden Kacheln:
http://www.buran.ru/htm/terlost.htmHier gibt's Bilder von weiteren Beschädigungen der Kacheln:
http://www.buran.ru/htm/tersaf3.htmAuch hier sind noch weitere Bilder von Beschädigungen:
http://www.buran.ru/htm/tersaf2.htmNoch was Interessantes hierzu: Die Bilder in der zweituntersten Reihe (runterscrollen...) zeigen Schäden an der Vorderkante des Seitenleitwerks, nachdem Buran auf dem Rücken der An-225 durch einen Hagelzug geflogen war. Dies war einige Monate nach dem Orbitalflug, bei einem Testflug zur Vorbereitung auf den Auftritt beim Salon de l'Air in Le Bourget.