Einige letzte Bemerkungen zu dieser, aus meiner Sicht etwas sinnentleerter Diskussion:
Die Vorstellung von einem Tag zum Anderen die Luke zu schließen und bestimmte Module einfach abzudocken ist etwas naiv, so einfach funktioniert die Orbitalmechanik nicht.
Sicherlich nicht! Aber der russische Teil der ISS hat ja auch am Modul
Sarja Triebwerke, die zur
Unity hin zeigen. Mit diesen Triebwerken ließe sich, so sie denn noch funktionieren, eine Trennung der beiden Teile bewerkstelligen. (Etwaige Schäden an
Unity wären dann kollateral.)
Dein Szenario beinhaltet das Aussperren nicht russischer Crew, was man vorher ankündigt. Genauso würde man das Abschalten der nicht russischen Systeme auch vorher ankündigen und damit wäre genug Zeit die ISS vorher zu räumen. Vertragsbruch würde mit Erpressung beantwortet. Würde ja in dein Szenario passen. Daraus sieht man wie absurd diese Ideen sind
Da schwebt dein Geist gerade in Sphären, die ich nicht erreichen kann. Wieso sollte die nicht-russische Crew ausgesperrt werden? Und wer würde deiner Meinung nach wen erpressen? Der Vertragsbruch wäre klar - der läge auf der russischen Seite.
Noch einmal die Stichpunkte, falls es tatsächlich dazu kommen sollte: Roskosmos bzw. die Regierung der russischen Föderation teilt offiziell mit, dass der ISS-Vertrag gekündigt wird. Der Crewtransport für Nicht-Russen wird eingestellt und die russischen Module werden an einem bestimmten Stichtag abgekoppelt werden. Zu diesem Zeitpunkt sind vermutlich zwei gemischte Sojus-Mannschaften an Bord. Etwas später fliegt die erste diese beiden zurück zur Erde, und eine neue Sojus startet mit drei Russen an Bord. Der ISS-Betrieb läuft solange weiter. Dann kehrt die zweite Sojus zurück, und an Bord der ISS verbleiben drei Russen. Zu diesem Zeitpunkt werden die fünf russischen Module abgekoppelt und vom Rest der ISS wegbewegt. Dieser wird seinem Schicksal überlassen. Sollte die abstürzende Rest-ISS allerdings Schäden verursachen, wäre vermutlich prinzipiell die russische Seite in Haftung zu nehmen. Gerichtsstand wäre dann aber natürlich Russland. Oder man verklagt die NASA als Eigentümer vor einem US-Gericht. Die Juristen würden diese Frage bestimmt als spannend empfinden.
Um mal wieder den Schwenk zur Realität zu bekommen: Es sind ja nicht nur die Baukosten, die ISS muss ständig gewartet und Instand gehalten werden. Für Sarya hat Boeing als Kontraktor Ende 2013 einen Vertrag mit Chrunitschew geschlossen. Für 70 Millionen Dollar übernimmt Chrunitschew den Betrieb, Bau und Test von Ersatzkomponenten für das Modul bis 2020.
Daran sieht man wie eng beide Seiten in dem Projekt verzahnt sind.
Niemand hat behauptet, dass es eine rationale Vorgehensweise wäre. Firmen können aber letztlich von den Regierungen immer dazu gezwungen werden, im Sinne dieser zu handeln. Der Rest wäre Sache der Politiker, Diplomaten und Juristen.
Aber so wie es aussieht, wäre eine russische Rest-ISS zurzeit ja alleine nicht betriebsfähig. Dazu müsste Russland erst weitere Module starten, was langfristig natürlich sowieso geplant ist.