Russische Raumfahrt

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Offline Guan

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1500 am: 24. Dezember 2011, 08:13:37 »
Eine herausragende Persönlichkeit der russischen Raumfahrt ist heute Nacht verstorben. Boris Tschertok wurde 99 Jahre alt. Seit dem zweiten Weltkrieg befasste er sich mit Raketentechnik, war sogar Mitarbeiter des Chefkonstrukteurs Sergej Koroljow. Maßgeblich war er am Bau der R-1 Rakete, der R-5 und R-7 beteiligt, entwickelte Steuerungen für die zivile und militärische Raumfahrt. Bis zu seinem überraschenden Tod war er noch beratend für RKK Energia tätig und hatte stets mahnende Worte rückblickend auf die Misserfolge in diesem „Gagarin“-Jahr.


Quelle: Roscosmos

http://www.federalspace.ru/main.php?id=2&nid=18437

Mehr zu seinem Leben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Boris_Jewsejewitsch_Tschertok






Am 23. Dezember 2o11 stand in der Zeitung NEUES DEUTSCHLAND folgender Leserbrief ...



Er half Gagarin ins All

Zu »Raketenbauer Tschertok ist tot« (nd vom 15.12.)


Der fast 100-jährige Raumfahrt-Pionier Boris Tschertok war als einer der verdienstvollsten Begründer der sowjetischen bemannten Raumfahrt schon zu Lebzeiten eine geheimnisumwobene Legende und die höchste Autorität der russischen Weltraumindustrie. Er war viele Jahre stellvertretender Leiter des Raumfahrtprogramms der Sowjetunion und stellvertretender Chefkonstrukteur. Er war sowohl am Start des ersten Satelliten 1957 beteiligt wie auch einer der Konstrukteure des Raumschiffes beim ersten Weltraumflug von Juri Gagarin 1961.

1945 kam er schon Ende April im Gefolge der Kampftruppen der Roten Armee mit einem hochgeheimen Spezialauftrag Stalins nach Berlin, genauer nach Adlershof, um in den Forschungslaboren der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt deren Forschungsergebnisse in den dortigen Safes auf kriegswichtige Ergebnisse bei der Raketenentwicklung hin zu prüfen und die Spuren der deutschen Raketentechnologie zu verfolgen und zu sichern. Wie er in seinen Erinnerungen schrieb, war er beeindruckt von der technischen Ausstattung der Laboratorien. Im Band 2 über die Adlershofer Geschichte des Ortschronisten Rudi Hinte (Berlin 2003) findet sich ein Foto des damals 33-jährigen Majors vom Mai 1945 in Adlershof.

Zum 60. Jahrestag der Befreiung 2005 hatte ich ihn als Vorsitzender des Adlershofer Bürgervereins zu unseren Feierlichkeiten zu diesem Jubiläum als Ehrengast eingeladen, was leider an seiner angeschlagenen Gesundheit scheiterte und nicht, wie manche vermuteten, weil er noch immer der Geheimhaltung unterstand wie viele Jahrzehnte zuvor.

Der Tod dieses Wissenschaftlers ist ein großer Verlust für die weltweite Raumforschung, für die er bis zuletzt im Rahmen des russischen Raumfahrtkonzerns Energija tätig war.

Dr. Hans Erxleben
12489 Berlin

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Offline Terminus

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1501 am: 24. Dezember 2011, 11:54:02 »
... bis zuletzt im Rahmen des russischen Raumfahrtkonzerns Energija tätig ...

Mit 99! Unglaublich.  :o

Betrachtet man das allerdings im Lichte des jüngsten Debakels, stellt sich schon die (zugegebenermaßen zugespitzte) Frage, in welchem Zustand die russische Raumfahrt wohl sein muss, dass sie noch immer auf die Mithilfe ihrer allerersten Pioniere angewiesen ist...

Naja, Energija und damit Herr Tschertok wird wohl mit F-G nichts zu tun gehabt haben. Seine Tätigkeit wird auch sicher mehr eine formale/repräsentative gewesen sein, alleinfalls eine beratende, so nach dem Motto "Schön, dass er immer noch da ist"?

Terminus

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Offline MR

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1502 am: 24. Dezember 2011, 12:19:24 »
Es fehlt einfach das Geld. Wenn es stimmt, das ein Techniker bei einem Raumfahrtkonzern nicht mehr verdient, als ein Handyverkäufer in Moskau, so braucht man sich da auch nicht zu wundern. Die jungen, gutqualifizierten Mitarbeiter sind da immer die ersten, die man verliert, die entweder ins Ausland gehen oder sich besser bezahlte Jobs suchen. Was bleibt sind vor allem die Mitarbeiter kurz vor dem Ruhestand, die sich nicht mehr umgewöhnen wollen. Die sind zwar gut ausgebildet und haben das nötige Wissen, aber es werden immer weniger. Und Nachwuchs scheint es kaum zu geben.

websquid

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1503 am: 24. Dezember 2011, 15:27:59 »
Naja, Energija und damit Herr Tschertok wird wohl mit F-G nichts zu tun gehabt haben. Seine Tätigkeit wird auch sicher mehr eine formale/repräsentative gewesen sein, alleinfalls eine beratende, so nach dem Motto "Schön, dass er immer noch da ist"?
Jep, das geht in die Richtung. Solche Veteranen wie eben Tschertok verfügen schließlich über einen in Jahrzehnten erworbenen Erfahrungsschatz - falls man auf irgendein Problem trifft, kann es sich durchaus lohnen, mal nachzufragen was da früher gemacht wurde ;)

Zum anderen ist es auch irgendwo ein Vorteil, Kontinuität im Personal zu haben - wenn die Vordenker von damals heute noch aktiv sind, dann leben auch ihre Visionen weiter (vergleiche von Puttkamer bei der NASA, das ist ein ähnlicher Fall).

Es fehlt einfach das Geld. Wenn es stimmt, das ein Techniker bei einem Raumfahrtkonzern nicht mehr verdient, als ein Handyverkäufer in Moskau
Bei NPO Lawotschkin beträgt das Einstiegsgehalt für einen Ingenieur umgerechnet rund 340 Euro...

Zitat
Und Nachwuchs scheint es kaum zu geben.
Das ist wiederum von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. NPO Lawotschkin z.B. hat gerade unter Führung von Viktor Khartow einen ziemlichen Umbruch einleiten können und relativ viele junge Mitarbeiter gewinnen können. Dafür ergeben sich dann allerdings offenbar Probleme zwischen der sowjetisch geprägten alten Generation und der westlich geprägten Jungen. Es mangelt also offenbar nicht unbedingt an Nachwuchs, sondern am flüssigen Übergang zwischen den Generationen. In diesem Sinne ist wohl auch die Aussage von Popowkin gestern zu verstehen, man müsse den Jungen mehr vertrauen.

jakda

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1504 am: 27. Dezember 2011, 10:36:17 »
Nach einem Bericht von RiaNovosti vom 26.12.2011
verlangt Premierminister Wladimir Putin vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Dmitri Rogosin
Vorschläge zur Lösung des Problems in der russischen Raumfahrt.
Ihm zufolge ist es offensichtlich, dass nach Abschaffung der generellen Kontrolle durch das
Militär die Situation in der Branche verschlechtert hat.
Das soll nicht heißen, dass nun wieder zu den alten Instrumenten der Regulierung zurückgekehrt werden
soll, sondern dass die neu geschaffenen nicht ausreichen.
Deshalb soll eine Tiefenprüfung erfolgen und daraus Vorschläge für die Verbesserung erarbeitet werden.

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Offline Gertrud

  • Raumcon Moderator
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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1505 am: 27. Dezember 2011, 20:06:41 »
Hallo Zusammen,

nach dieser Nachricht wird der stellvertretenden Ministerpräsidenten Putin Dmitri Olegowitsch Rogosin die Russische Raumfahrt führen.

http://www.spacepolicyonline.com/news/russia-appoints-deputy-prime-minister-to-lead-space-sector#.TvkZO8G6E-w.twitter

Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
***
Die Gabe des Staunens lässt uns die Welt aufgeschlossener sehen und ihre Wunder würdigen. (Richard Henry Lee)

jakda

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1506 am: 30. Dezember 2011, 10:33:53 »
Laut RiaNovosti vom 29.12.2011

http://ria.ru/science/20111229/529169176.html

muss POPOVKIN bis zum 25.01.2011 einen Bericht zu den Problemen in der
russischen Raumfahrt erstellen...

tobi

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1507 am: 30. Dezember 2011, 23:46:33 »
Blogger sind bei Energomash eingebrochen und haben ein paar Fotos gemacht:
http://en.rian.ru/russia/20111229/170546115.html

Fotos hier:
http://lana-sator.livejournal.com/160176.html#cutid1

tobi

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1508 am: 31. Dezember 2011, 00:12:15 »
Die ganze Anlage beinhaltet wohl zwei Prüfstände für Triebwerke und laut NSF werden hier die Acceptance-Tests gemacht. Das dürfte für heftige Kopfschmerzen in Russland und bei der ULA sorgen. :o

websquid

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1509 am: 31. Dezember 2011, 00:41:06 »
Laut einigen Postern bei NovKos werden diese Teststände seit 7 Jahren nicht mehr genutzt.

Interessantes Detail am Rande: die Blogger haben vorher schonmal versucht, bei NPO Lawotschkin reinzukommen und habens da nicht geschafft. Alle Sicherheitsmaßnahmen haben Fobos-Grunt aber auch nicht auf die Reise schicken können...

Holi

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1510 am: 01. Januar 2012, 15:18:09 »
Hallo,

TV-Roscosmos fast hier ein paar schöne Starts des Jahres 2011 in einem Video zusammen:

ws
Frohes neues Jahr! 8)

Gruß
Holi

Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1511 am: 01. Januar 2012, 16:15:09 »
Wow, tolles "Feuerwerk"  ;)

ilbus

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1512 am: 02. Januar 2012, 13:29:35 »
Die Stelle 5:00 -5:15 man sieht sehr beeindrucken die Arbeit der Steuertriebwerke der Sojuz! Danke für den Klip

jakda

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1513 am: 10. Januar 2012, 14:36:32 »
Wie jedes Jahr gibt es in Russland nach den langen Jahreswechsel- / Weihnachtsfeierlichkeiten und dem Wiedererwachen zur Arbeit ein...
Na?
Richtig!
...ein Interview

http://www.izvestia.ru/news/511258

Das Wichtigste...
POPOVKIN:

- Beim neuen Raumschiff liegt man im Zeitplan (???)
  Träger ist, je nach Anforderung, die SOJUS 2 bzw. ANGARA
  (...vergessen wir nicht, wir haben auch die ZENIT...)
- Für Wostotschnie ist das Geld genehmigt
  bis 2015 174 Milliarden Rubel, 81 für Infrastruktur, 92 für Startanlagen
- BAITAREK ist immer noch aktuell
- SOJUS wird weiter modernisiert

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Offline Schillrich

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1514 am: 10. Januar 2012, 15:18:27 »
Baitarek? Das Stichwort sagt mir nichts ...
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

klausd

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1515 am: 10. Januar 2012, 15:29:29 »
Baitarek? Das Stichwort sagt mir nichts ...
Baiterek launch complex

Gruß, Klaus

jakda

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1516 am: 10. Januar 2012, 15:59:13 »
BAITAREK ist der ANGARA-Startplatz in Baikonur, in Zusammenarbeit mit Kasachstan...

Haben wir hier im Forum schon Thraed....

Ian

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1517 am: 12. Januar 2012, 12:27:43 »
Hi,

Da ich nicht weiß wo rein damit und ich keinen Generic Sojus-Raketen Thread gefunden hab einfach mal hier rein:


Einfach ein sau geiles Video. Klausd ich glaub du hast neue Konkurenz aus Russland. ;)

Gruß Ian

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Offline HausD

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1518 am: 12. Januar 2012, 16:08:57 »
Das Video kommt mir irgendwie bekannt vor, es ist gemacht, als der Mann mit der Clownsnase mit geflogen ist?
Gibt das hier ev. schon einmal?

Ich warte ja immer noch auf die Umstellung der Video-Technik der Russen in der Sojus auf HD, dazu war schon vor über einem Jahr (fast 2) ein neues TV-System TiT im Progress 14M angekündigt...
Zu der Zeit, als ich dort war, wurden mit Hubschraubern und Flugzeugen Tests dazu gemacht...
Gruß HausD

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Offline MR

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1519 am: 15. Januar 2012, 20:21:42 »
Mm, langsam wird es peinlich:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,808273,00.html

Die gleichen Ausreden hat man schon mal verwendet, als man die Kursk verloren hatte. Dort stellte es sich am Ende heraus, das vermutlich ein Torpedo explodiert ist.

Hendrik

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1520 am: 16. Januar 2012, 19:17:24 »
Was soll der Mann sonst sagen? Dass die Leute nicht leisten können was sie sollen, einfach weil kein Geld da ist. Er sagt halt genau das, was ihm seinen Job rettet.

rm39

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1521 am: 28. Januar 2012, 10:09:35 »
Der Russe Iwan Wagner, der Amerikaner Jeremy J. Hansen  und der Japaner Norishige Kanai hier beim Überlebenstraining im Schnee. Alle zukünftigen Astronauten/Kosmonauten müssen dieses Training in Vorbereitung auf ihre Sojus-Flüge zu ISS absolvieren und meistern.

ws

Ian

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1522 am: 28. Januar 2012, 11:59:45 »
Was ich mich gefragt habe als ich dieses Video gesehen habe:
Wie sollen Kosmonauten/Astronauten diese Tätigkeiten in einem Ernstfall durchziehen wenn diese nach 6 Monaten oben irgendwo in der Pampa landen? Meist sind die Jungs dann doch so ausgelaugt durch die lang andauernde Schwerelosigkeit das sie nichtmals alleine laufen können geschweige denn durch den Wald stapfen, Bäume fällen und ein Notlager errichten können. Wie passt dieses Training mit der Wirklichkeit zusammen?

Gruß Ian

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Offline ZiLi

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1523 am: 28. Januar 2012, 12:13:10 »
Naja, das Training ist ja nicht nur für mögliche Verirrungen in der Landephase nach einer Mission gedacht, sondern eben auch für Fälle, wo etwas während des Aufstiegs (Abort) oder einer frühen Flugphase, noch vor dem Docking schiefgeht und man einfach so schnell als möglich runter MUSS. Schaden tuts sicherlich nicht, sowas zu können, falls es nötig werden sollte - man trainiert nicht nur das, was zu 99,9% Wahrscheinlichkeit eintritt (Normalablauf einer Mission) , sondern eben auch das, was passieren könnte.

-ZiLi-

rm39

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1524 am: 30. Januar 2012, 18:54:02 »
Ich packe es mal hier rein, es könnte auch bei der JAXA passen.

Die beiden japanischen Astronauten Koichi Wakata (EXP-38/39) und Soichi Noguchi beim Training im Kosmonautentrainingszentrum Juri Gagarin. Eine erste Etappe fand bereits im September 2011 statt, diese zweite Einheit jetzt im Januar 2012 beschäftigte mit möglichen Außeneinsätzen am russischen Segment. Dafür gingen die beiden ins Nullauftriebsbecken und trainierten mit dem Orlan-Raumanzügen.



Credit: Roskosmos (klick zum vergrößern)