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United Launch Alliance / ULA

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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #525 am: 20. Februar 2016, 18:55:12 »
ULA weiß das doch schon einige Zeit das es da ein Problem gibt. Anstatt sich dran zu machen und mit Schwung zumindest ein passendes Triebwerk nach zu entwickeln (in China wäre das Copy), wartet man weitgehend ab, wie mir scheint, in der Hoffnung das sich das Problem irgendwann alleine löst.

Man ist ja dran, aber auf die schnelle lässt sich kein Triebwerk entwickeln, mit dem man das RD-180 ersetzen kann. Die USA haben noch nie ein Kerosin-Hauptstromtriebwerk mit Sauerstoffreicher Vorverbrennung entwickelt, es fehlt für ein Ersatztriebwerk jede Erfahrung. Für einen passenden Ersatz braucht man mindestens 3 Jahre. ULA entwickelt ja gerade die Vulcan, mit der man sich aus der Abhängigkeit der ständig teurer werdenden Russen befreien will, aber auch das dauert noch 3 Jahre.

Im Prinzip ist die Entscheidung, sollte es sich um einen sofortigen Flugstopp handeln, vollkommen unsinnig. Man kann die Flüge auf die Schnelle nicht neu vergeben. Die Produktion der Delta 4 müsste erst hochgefahren werden, die Antares 2 setzt ebenfalls russische Triebwerke ein und SpaceX hat einen vollen Flugplan. Kommt es soweit, dann bleiben die Nutzlasten am Boden, bis die Vulcan einsatzbereit ist. Vermutlich wird ULA jetzt die Entwicklung der Vulcan beschleunigen, aber selbst unter günstigen Umständen dauert es bis zum Erstflug sicher noch 2 Jahre. Will das DoD wirklich so lange warten?

Offline MarsMCT

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #526 am: 20. Februar 2016, 22:50:36 »
Ich habe mir den Artikel nochmal angesehen. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, 98% Wahrscheinlichkeit, daß die freigegebenen Triebwerke, also für den Blockbuy und ein paar Triebwerke mehr, nicht betroffen sind. Auch wenn General Greaves eine Formulierung gewählt hat, die einen anderen Schluß zuläßt.

Zum Verständnis der Zusammenhänge. Es hat ein Gesetz gegeben, das den Kauf von RD-180 für militärische Zwecke explizit ausgeschlossen hat. Das Gesetz hat Senator Shelby mit einem Trick ausgehebelt. Danach ist zur Zeit der Kauf für alle Zwecke, also auch fürs Militär, möglich. Senator McCain versucht, das Gesetz neu durchs Parlament zu bringen, aber zur Zeit gibt es das nicht.

Senator McCain hat jetzt ein anderes, mehr allgemeines Sanktionsgesetz ins Spiel gebracht. Dieses Gesetz kann jetzt anwendbar sein, weil der Hersteller Energomash seit Dezember Staatsbetrieb unter Roskosmos ist. Ob es anwendbar ist, wird in den nächsten Tagen entschieden. Erst jetzt bin ich aber darauf gekommen, daß dieses Gesetz einen fatalen Effekt hätte. Es ist nämlich nicht nur auf militärische Anwendungen beschränkt. Es würde wohl bedeuten, daß weder RD-180 für Atlas noch RD-181 für Orbitals Antares gekauft werden könnten. Die nach der Freigabe bestellten Triebwerke sind nicht geliefert und wären vom Embargo betroffen. Fracht und Astronauten zur ISS gingen dann nur noch mit Falcon 9. Das will so sicher auch SpaceX nicht.

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Offline Klakow

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #527 am: 20. Februar 2016, 23:30:12 »
Na ja, für ihr Geschäft wäre es schon gut, aber der Druck wäre wirklich groß.
Gönnen würde ich es ULA schon, schon wegen der Arroganz mit der sie abgesahnt haben.

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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #528 am: 20. Februar 2016, 23:47:24 »
Na ja, für ihr Geschäft wäre es schon gut, aber der Druck wäre wirklich groß.
Gönnen würde ich es ULA schon, schon wegen der Arroganz mit der sie abgesahnt haben.

Ich sehe da nichts Arrogantes. Als das EELV-Programm ins Leben gerufen wurde, sollte es ursprünglich nur einen Sieger geben und das war die Delta 4, nicht zuletzt wegen des USA-Triebwerks. Dann wurde aber von politischer Stelle aus entschieden, das auch die Atlas 5 mit in den Einsatz zu übernehmen sei. Man fand es damals aus entspannungspolitischen Gründen eine gute Idee, wenn ein US-Träger ein russisches Triebwerk einsetzt. Nicht zuletzt wegen der wegen Industriespionage erfolgten Umbuchungen von Nutzlasten auf die Atlas 5 entwickelte sich die Atlas 5 langsam zum Standardträger von DoD und NASA. Zwar wurden immer noch ein paar Delta 4 im Jahr geordert, aber den Löwenanteil der Starts übernahm die Atlas. Diese Politik, beide Träger im Einsatz zu halten, hat aber auch zu den massiven Kostensteigerungen im EELV-Programm geführt. Die Politik setzte eine Fusion beider Startanbieter zu ULA durch, das eigentliche Problem wurde nicht angegangen. Solange man die Delta 4 als Absicherung gegen Fehlstarts der Atlas 5 brauchte, war es vollkommen egal, was es kostete, allen Einwänden von ULA zum Trotz musste die Delta 4 in Dienst bleiben. Und jetzt regt sich die Politik wegen den hohen Startpreisen auf, obwohl man selbst die Verantwortung dafür trägt? Bin ich der einzige, dem das spanisch vorkommt?

GalacticTraveler

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #529 am: 21. Februar 2016, 09:25:32 »
Na ja, für ihr Geschäft wäre es schon gut, aber der Druck wäre wirklich groß.
Gönnen würde ich es ULA schon, schon wegen der Arroganz mit der sie abgesahnt haben.

Bin ich der einzige, dem das spanisch vorkommt?

Sagen wir mal so, besonders verbreitet ist deine Meinung sicherlich nicht. Ein Monopol zu schaffen ist nie gut, egal in welchen Bereichen. Das ist ULA nicht gut bekommen und würde SpaceX langfristig auch nicht gut bekommen, weil sich daraus eben geradezu zwangsläufig mit der Zeit die angesprochene Arroganz gepaart mit Maßlosigkeit ergibt. Das ist Fakt, unabhängig davon wer im Fall von ULA dafür letzendlich die Verantwortung trägt. Die von der ULA und auch von dir vertretene Meinung frei nach dem Motto Ihr habt es ja alle so gewollt also badet es jetzt auch aus ist aber irgendwie nicht wirklich konstruktiv.

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Offline Klakow

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #530 am: 21. Februar 2016, 10:32:17 »
Das dies langfristig für SpaceX nicht gut wäre ist klar, wobei sie Vulcan dann eher forcieren würden. Arroganz ist es sich als Platzhirsch sich begreifen UND anzunehmen der eigene Erfolg beweist das man in Zukunft genau so weiter machen kann. Das Problem ist eigentlich schon alt, das neue was man gemacht hatte war weitgehend zugekauft ein sehr gutes Triebwerk von den Russen, die haben offensichtlich bessere Triebwerke entwickelt und das mit schlechen Rahmenbedingungen. Der Zukauf war damals erstmal richtig, aber sich darauf auszuruhen und eine Kernkomponente dauerhaft zuzukaufen ist falsch.
Leider hat man auch bei der Delta krasse Fehlentscheidungen gemacht, zum einen mit der Wahl ein Wasserstofftriebwerk für den Start zu verwenden zum zweiten die Booster und Hauptstufe nicht so zu konstruieren das sie fast 100% identisch sind.
Diese Fehlentscheidungen nicht zu korrigieren ist die Wurzel des ganzen.
Diese Haltung ist leider überall anzutreffen wo man aufgrund des Erfolges träge wurde, vermutlich ging das schon den Jägern vor 50000 Jahren so nachdem sie ein großes Mammut erlegt hatten, dumm nur das es das aller letzte war.

NotTheAndroidYouSearching

  • Gast
Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #531 am: 21. Februar 2016, 11:18:44 »
Ich glaube hier kann eigentlich niemand ernsthaft behaupten das die ULA alles richtig gemacht hat. Mit dem Monopol der Vergangenheit und dem festen Einkommen von 800m im Jahr hat man genügend Geld gehabt um sich weiter zu entwickeln.

GalacticTraveler

  • Gast
Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #532 am: 21. Februar 2016, 12:52:30 »
Ich glaube hier kann eigentlich niemand ernsthaft behaupten das die ULA alles richtig gemacht hat. Mit dem Monopol der Vergangenheit und dem festen Einkommen von 800m im Jahr hat man genügend Geld gehabt um sich weiter zu entwickeln.

So ist es. Das ist aber genau das immer wieder kehrende Problem einer Monopol-Situation: Die Weiterentwicklung bleibt dabei früher oder später auf der Strecke.

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #533 am: 21. Februar 2016, 21:10:02 »
Da fliegt der ULA nun wohl also das mit viel Lobbyarbeit in Jahrzehnten mühsam aufgebaute Kartenhaus um die Ohren. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.

Dabei sind sie auch vollkommen selber daran schuld. Neue Triebwerke für militärische Nutzlasten wurden verboten. Statt dies zähneknirschend zu akzeptieren und mit Volldampf die angekündigte neue Rakete zu entwickeln wurde weitergemacht wie immer. Die Entwicklung der Vulcan kommt dank voll angezogener Handbremse nur im Zeitlupentempo voran und durch Lobbyarbeit hat man erreicht, dass das Verbot der Triebwerke wieder gekippt wurde. Wie zu erwarten hatte das politische Folgen, und die könnten sich für die Firma nun katastrophal auswirken. Man hatte bei der ULA offenbar glatt übersehen, dass gewisse Putin nahestehenden Leute, die bereits offiziell mit Sanktionen bedacht wurden - es braucht also kein neues Gesetz - durch die Restrukturierung der russischen Raumfahrt dort nun führende Positionen bezüglich der Triebwerkshersteller eingenommen haben. Das kommt davon, wenn der Chef der ULA nur sinnlose Infografiken verbreitet statt sich selbst ordentlich zu informieren.

Um auf das gerne und oft zitierte daraus resultierende SpaceX Monopol (in den vielen Jahren ULA Monopol hat sich daran seltsamerweise keiner gestört ;D) zurückzukommen, mit BO und Orbital kommen in absehbarer Zeit gleich zwei neue Anbieter mit großen Trägern auf den US Startmarkt. Bis dahin gibt es auch noch die Delta der ULA. Es wäre also kein echtes Monopol sondern mehr ein kurzzeitiger Engpass, kein sonderliches Problem. Vielleicht kommt dann auch endlich die Entwicklung der Vulcan in die Gänge.
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

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Offline roger50

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #534 am: 21. Februar 2016, 23:09:39 »
Moin,

ich finde toll, daß ihr soviel Einblick in die internen Vorgänge bei der ULA habt. daß ihr wißt, daß dort im Zeitlupentempo an der Entwicklung der Vulcan gearbeitet wird..... ::)

Begeistert
roger50

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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #535 am: 21. Februar 2016, 23:57:06 »
Dabei sind sie auch vollkommen selber daran schuld. Neue Triebwerke für militärische Nutzlasten wurden verboten. Statt dies zähneknirschend zu akzeptieren und mit Volldampf die angekündigte neue Rakete zu entwickeln wurde weitergemacht wie immer. Die Entwicklung der Vulcan kommt dank voll angezogener Handbremse nur im Zeitlupentempo voran und durch Lobbyarbeit hat man erreicht, dass das Verbot der Triebwerke wieder gekippt wurde. Wie zu erwarten hatte das politische Folgen, und die könnten sich für die Firma nun katastrophal auswirken.

Dir ist aber schon bewusst, das auch SpaceX fast 5 Jahre für die Entwicklung der Falcon 9 gearbeitet hat. Wie lange die Europäer an der Ariane 5 gearbeitet haben, darüber schweigen wir lieber. ULA dagegen will die Vulcan in gerade mal 4 Jahren entwickeln. Klar, sie behalten zunächst die bisherige Version der Centauer-Stufe bei, aber auch SpaceX hat bei der Entwicklung der Falcon 9 auf die ursprünglich für die Falcon 1 entwickelten Merlin-Triebwerke zurückgegriffen. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber wenn ULA diesen Zeitplan einhalten kann, wäre das eine sehr beeindruckende Leistung. Eine Schwerlastrakete mit einem vollkommen neuen Treibstoff in der ersten Stufe und das in gerade mal 4 Jahren? Mehr Volldampf geht kaum.

Man hatte bei der ULA offenbar glatt übersehen, dass gewisse Putin nahestehenden Leute, die bereits offiziell mit Sanktionen bedacht wurden - es braucht also kein neues Gesetz - durch die Restrukturierung der russischen Raumfahrt dort nun führende Positionen bezüglich der Triebwerkshersteller eingenommen haben. Das kommt davon, wenn der Chef der ULA nur sinnlose Infografiken verbreitet statt sich selbst ordentlich zu informieren.

Da übersiehst du aber auch einiges: Geht man danach, so dürfte die NASA auch keine Plätze in Sojus-Kapseln mehr erwerben und russische und US-Astronauten dürften ISS-Teile der jeweils anderen Nation nicht mehr betreten. Nicht zuletzt fällt auch OSC aus, da die genau so abhängig von russischen Triebwerken sind. Aber was soll es: Selbst wenn McCain das Verbot kurzfristig noch mal durchbekommt, länger als ein paar Monate wird es auch dieses mal nicht halten. Dafür wird nicht zuletzt das DoD sorgen. Da murmelt man was wegen nationaler Sicherheit und schon ist das Verbot weg und McCain steht schmollend in der Ecke. Dem DoD ist es im allgemeinen vollkommen egal, woher die Triebwerke oder Raketen kommen, die wollen nur eins: Ihre Nutzlasten in den Orbit befördert haben. Eine Alternative zu ULA gibt es nicht, die Nutzlast der Antares 2 ist zu gering (selbst wenn die Antares nicht ebenfalls von diesem Embargo betroffen wäre) und SpaceX ist auf viele Monate hin ausgelastet. Kann ja sein, das SpaceX die zivilen Starts nach hinten schiebt, um die DoD Missionen zu fliegen, aber haben die zivilen Kunden so viel Geduld? Nicht das plötzlich einige der zivilen Kunden zu ULA wechseln: Da ist der Start zwar etwas teurer, aber lieber etwas teurer als die Nutzlast noch 2 Jahre am Boden lassen und damit Einnahmen verlieren. Da könnten die höheren Preise das kleinere Übel sein.

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Offline Klakow

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #536 am: 22. Februar 2016, 02:39:11 »
Ich gebe dir an einer Stelle Recht MR, SpaceX wird es zumindest dieses Jahr nicht gelingen ihre Auftragsliste zu verkürzen, selbst dann nicht wenn sie 25 Starts hin bekämmen.
Das hat nicht nur mit den Verzögerungen zu tun, sondern auch mit der sehr großen Auftragsliste (um die 50?).
Zum Glück für ihr Geschäft, aber als Pech für die Betreiber wird sich das vermutlich selbst 2017 nicht ändern, selbst bei 40 Starts nicht.
kommt jetzt wirklich ein Stopp für ULA, wird dies die Lage sicher nicht verbessern.

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Offline blackman

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #537 am: 25. Februar 2016, 09:04:05 »
http://spacenews.com/preliminary-opinion-rd-180-engine-doesnt-violate-u-s-sanctions/

Wäre ja auch fast zu spannenden geworden. Natürlich Verstößt das RD-180 nicht gegen US-Sanktionen  ::)

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #538 am: 25. Februar 2016, 12:41:01 »
Wäre ja auch fast zu spannenden geworden. Natürlich Verstößt das RD-180 nicht gegen US-Sanktionen  ::)

Überrascht mich nicht wirklich. Da müsste wohl schon Putin persönlich daran herum schrauben, damit sich keine Ausrede mehr findet, wie man die eigenen Gesetze ignorieren kann. Das ist das einzige Feld, in dem die Politik wahre Höchstleistungen erbringen kann, nicht nur in den USA. ;D
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Offline Klakow

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #539 am: 25. Februar 2016, 13:50:33 »
Vermutlich hast du recht, aber ich finde das passende Smily nicht, wo zu sehen ist wie mir dabei das Lachen im Halse stecken bleibt. :(

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #540 am: 25. Februar 2016, 17:16:42 »
Wäre ja auch fast zu spannenden geworden. Natürlich Verstößt das RD-180 nicht gegen US-Sanktionen  ::)

Überrascht mich nicht wirklich. Da müsste wohl schon Putin persönlich daran herum schrauben, damit sich keine Ausrede mehr findet, wie man die eigenen Gesetze ignorieren kann. Das ist das einzige Feld, in dem die Politik wahre Höchstleistungen erbringen kann, nicht nur in den USA. ;D

Naja, ist ja auch besser so. Bei lächerlichen 20 - 30 mio $ pro Triebwerk würde der Verlust dieser Einnahmen Russland nicht im geringsten schwächen. Die USA verliert im Gegensatz dazu ihr wichtigstes Trägersystem. Klassischer Schuß ins eigene Knie.

Vulcan mit Hochdruck fertig entwickeln und bis dahin RD-180 benutzen ist in dieser Situation so ziemlich das einzige das Sinn macht.

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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #541 am: 25. Februar 2016, 18:25:32 »
Sehe ich genau so. McCain mag im Hinterkopf haben, SpaceX zusätzlich zu pushen, aber das ist keine Lösung, da das DoD immer zwei Trägersysteme zur Verfügung haben möchte. Aus diesem Grund durfte ULA ja die Delta nicht vorzeitig außer Dienst stellen.

ULA will eh weg vom RD-180. Das ist zwar unbestritten ein sehr gutes Triebwerk, aber aufgrund der starken Inflation in Russland wird dieses Triebwerk immer teurer. Der aktuelle Vertrag zur Lieferung von 101 Triebwerken ist zudem bald ausgelaufen, dann müsste ein neuer Vertrag ausgehandelt werden, durch den das RD-180 nochmals deutlich teurer werden dürfte. Zusammen mit den politischen Problemen lohnt sich das RD-180 für ULA nicht mehr. Als Lockheed Martin das RD-180 damals ausgesucht hat, gab es noch massive politische Unterstützung, es war politisch ausdrücklich gewünscht, das man ein russisches Triebwerk einsetzt. Mittlerweile hat sich das geändert bzw sogar ins Gegenteil verkehrt. ULA dürfte das Risiko mittlerweile deutlich zu hoch sein, sowohl finanziell als auch politisch.

Von daher auch die Entwicklung der Vulcan. Man ist jetzt nicht mehr gezwungen, zwei verschiedene Träger in Produktion zu halten. Da die Delta zu teuer und die Atlas zu riskant ist, lässt man beide Träger auslaufen und konzentriert sich auf die Vulcan. Diese verwendet Triebwerke aus den USA (BE-4 für die erste Stufe, RL-10/BE-3U für die Oberstufe), die zudem deutlich billiger sein sollen als die bisherigen Triebwerke. Die Vulcan wird alle anderen Träger der ULA ersetzen, mit Ausnahme der Delta 2. Die geht zwar auch außer Dienst, aber ein Ersatz ist nicht geplant. Entweder man setzt in Zukunft Doppelstarts an, um Nutzlasten im Delta 2-Bereich in den Orbit zu bekommen, oder man überlässt diese Nutzlasten der Konkurrenz. Blue Origon will ja als erstes eine Trägerrakete entwickeln, die diesen Nutzlastbereich abdeckt, eventuell hat man sich mit BO entsprechend geeinigt. Der Kauf von Triebwerken von BO ist ein ziemlich guter Schachzug von ULA, zum einen wegen der Nutzung von Methan (ich sehe da zwar keinen Vorteil drin, aber das DoD steht aktuell voll auf Methan), zum andern schleppt BO nicht so eine Menge an finanziellen Ballast mit wie Aerojet, die Triebwerke dürften also deutlich günstiger sein. Ist wird interessant, ob ULA unter diesen Bedingungen die Kostenschätzung von 100 Mio für die kleinste Version einhalten kann. Die Chancen stehen aus meiner Sicht gut. Vermutlich schaffen sie es so, sogar wieder ein paar kommerzielle Kunden zu gewinnen.

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #542 am: 25. Februar 2016, 19:44:02 »
Kleine Anmerkung: Durch Inflation werden Produkte fürs Ausland billiger, nicht teurer.

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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #543 am: 25. Februar 2016, 20:59:17 »
Kleine Anmerkung: Durch Inflation werden Produkte fürs Ausland billiger, nicht teurer.

Ändert nichts daran, das das RD-180 massiv teurer geworden ist. Aufgrund bestehender Verträge musste der Hersteller das Triebwerk sogar unter Herstellungspreis an ULA verkaufen und machte unter anderem dadurch nicht unerhebliche Jahresverluste. Aktuell schadet man Russland eigentlich mit jedem Kauf, warum soll dann der Kauf gegen das Embargo verstoßen?

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Offline Spock

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #544 am: 25. Februar 2016, 21:31:53 »
Kleine Anmerkung: Durch Inflation werden Produkte fürs Ausland billiger, nicht teurer.

Ändert nichts daran, das das RD-180 massiv teurer geworden ist. Aufgrund bestehender Verträge musste der Hersteller das Triebwerk sogar unter Herstellungspreis an ULA verkaufen und machte unter anderem dadurch nicht unerhebliche Jahresverluste. Aktuell schadet man Russland eigentlich mit jedem Kauf, warum soll dann der Kauf gegen das Embargo verstoßen?

Stimmt, wenn man die Inflationsdaten der letzten 3 Jahre nimmt sind die Verbraucherpreise in Russland um 33,88 % gestiegen http://de.global-rates.com/wirtschaftsstatistiken/inflation/verbraucherpreisen/vpi/russland.aspx
wenn man allderings die Rubelabwertung von 148,9 % gegenrechnet http://www.finanzen.net/devisen/us_dollar-russischer_rubel-kurs und die Verträge in Dollar ausgehandelt wurden hat sich das Einkommen und der Gewinn in Rubel dennoch sehr ordentlich enwickelt, immerhin hat der Russische Verkäufer Inflationsbereinigt mehr als das Doppelte an Umsatz wie noch vor drei Jahren.

Offline TWiX

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #545 am: 01. März 2016, 13:47:56 »
Die Airforce wird sowohl in das Aerojet AR-1 (bis zu 536 Mio USD) als auch in Vulcan (202 Mio USD) investieren:http://spacenews.com/aerojet-rocketdyne-ula-win-air-force-propulsion-contracts/
Bei Blue Origin kommt man sich jetzt wahrscheinlich ziemlich verarscht vor, wenn man sieht, mit was für Summen die Airforce bei Aerojet reinbuttert. Initiales Volumen: 115 Mio USD, Aerojet-Anteil: 268 Mio USD
PS: Ich hab die Firma mit dem großen X absichtlich nicht erwähnt, ich will hier kein Fass aufmachen
PPS: Wenn selbst ULA ausdrücklich nicht mir dem AR-1 plant, wofür dann das Triebwerk? Will man die Atlas beibehalten? Optional wäre natürlich auch die Verwendung anstelle des F-1 für Flüssigbooster beim SLS ::) (<- Ironie!!!)
Aktuelle Meldungen aus Raumfahrt und Astronomie: www.raumfahrer.net

tobi

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #546 am: 01. März 2016, 13:52:22 »
Die Airforce wird sowohl in das AR-1 als auch in Vulcan investieren:http://spacenews.com/aerojet-rocketdyne-ula-win-air-force-propulsion-contracts/

Genau die ULA bekommt bis zu 202 Millionen Dollar für die Vulcan.

Das AR-1 von AerojetRocketdyne bekommt bis zu 536 Millionen Dollar. 536 Millionen Dollar für ein Triebwerk, das keiner will. Krass. :o

NotTheAndroidYouSearching

  • Gast
Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #547 am: 01. März 2016, 14:14:04 »
PS: Ich hab die Firma mit dem großen X absichtlich nicht erwähnt, ich will hier kein Fass aufmachen

Man darf es ruhig erwähnen wieviel Geld die ULA und AR für die Entwicklung bekommen was an anderer Stelle sicherlich besser investiert wäre. Unglaublich, was eine Geldverschwendung.

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #548 am: 01. März 2016, 14:21:33 »
Völlig verrückt, aber politisch eben so gewollt.  >:(

Zumindest hat die Airforce es geschafft, nicht die gesamte Summe in die Tonne zu treten AR zu geben.
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

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Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

Magellan

  • Gast
Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #549 am: 01. März 2016, 14:33:40 »
Zitat von: tobi
Das AR-1 von AerojetRocketdyne bekommt bis zu 536 Millionen Dollar. 536 Millionen Dollar für ein Triebwerk, das keiner will. Krass. :o
Vielleicht kaufens später die Russen. Die sind konservativ und würden nie eine Wasserstoff-Erststufe entwickeln. ;)
Und wenn sie mal mit der Produktion nicht hinterherkommen.....
 ;)