Sehe ich genau so. McCain mag im Hinterkopf haben, SpaceX zusätzlich zu pushen, aber das ist keine Lösung, da das DoD immer zwei Trägersysteme zur Verfügung haben möchte. Aus diesem Grund durfte ULA ja die Delta nicht vorzeitig außer Dienst stellen.
ULA will eh weg vom RD-180. Das ist zwar unbestritten ein sehr gutes Triebwerk, aber aufgrund der starken Inflation in Russland wird dieses Triebwerk immer teurer. Der aktuelle Vertrag zur Lieferung von 101 Triebwerken ist zudem bald ausgelaufen, dann müsste ein neuer Vertrag ausgehandelt werden, durch den das RD-180 nochmals deutlich teurer werden dürfte. Zusammen mit den politischen Problemen lohnt sich das RD-180 für ULA nicht mehr. Als Lockheed Martin das RD-180 damals ausgesucht hat, gab es noch massive politische Unterstützung, es war politisch ausdrücklich gewünscht, das man ein russisches Triebwerk einsetzt. Mittlerweile hat sich das geändert bzw sogar ins Gegenteil verkehrt. ULA dürfte das Risiko mittlerweile deutlich zu hoch sein, sowohl finanziell als auch politisch.
Von daher auch die Entwicklung der Vulcan. Man ist jetzt nicht mehr gezwungen, zwei verschiedene Träger in Produktion zu halten. Da die Delta zu teuer und die Atlas zu riskant ist, lässt man beide Träger auslaufen und konzentriert sich auf die Vulcan. Diese verwendet Triebwerke aus den USA (BE-4 für die erste Stufe, RL-10/BE-3U für die Oberstufe), die zudem deutlich billiger sein sollen als die bisherigen Triebwerke. Die Vulcan wird alle anderen Träger der ULA ersetzen, mit Ausnahme der Delta 2. Die geht zwar auch außer Dienst, aber ein Ersatz ist nicht geplant. Entweder man setzt in Zukunft Doppelstarts an, um Nutzlasten im Delta 2-Bereich in den Orbit zu bekommen, oder man überlässt diese Nutzlasten der Konkurrenz. Blue Origon will ja als erstes eine Trägerrakete entwickeln, die diesen Nutzlastbereich abdeckt, eventuell hat man sich mit BO entsprechend geeinigt. Der Kauf von Triebwerken von BO ist ein ziemlich guter Schachzug von ULA, zum einen wegen der Nutzung von Methan (ich sehe da zwar keinen Vorteil drin, aber das DoD steht aktuell voll auf Methan), zum andern schleppt BO nicht so eine Menge an finanziellen Ballast mit wie Aerojet, die Triebwerke dürften also deutlich günstiger sein. Ist wird interessant, ob ULA unter diesen Bedingungen die Kostenschätzung von 100 Mio für die kleinste Version einhalten kann. Die Chancen stehen aus meiner Sicht gut. Vermutlich schaffen sie es so, sogar wieder ein paar kommerzielle Kunden zu gewinnen.