Man muss aber zugeben, dass dieses Problem nicht unerwartet kommt und praktisch hausgemacht ist. Das fing schon mit der Auswahl der EELV Träger an. Ursprünglich war die Delta 4 der Gewinner, später wurde dann entschieden, auch die Atlas 5 entwickeln zu lassen und in den Einsatz zu übernehmen. Damit war von Anfang an klar, dass die Kostenziele des EELV Programms nicht gehalten werden können und die Preise zwangsläufig ansteigen würden. Kostenreduktion in der Wirtschaft ist heute praktisch nur über die Stückzahl machbar (die größten Posten in der Produktion sind Fixkosten, die unabhängig von der Stückzahl entstehen), und hier war klar, das sich beide Träger gegenseitig Konkurrenz machen und sich die Nutzlasten wegnehmen würden. So fallen aktuell für jeden der Träger im Jahr nur max 3 – 4 Starts an. Bei diesen Stückzahlen ist eine kostengünstige Produktion nicht mehr möglich.
Eine Lösung wäre dabei recht einfach. Zuerst sollte einer der beiden Träger ausgemustert werden. Aus mehreren Gründen wäre das die Atlas 5. Zuerst wegen ihres russischen Triebwerkes (kein technischer, aber ein politischer Nachteil), zum anderen auch wegen der Tatsache, das bisher noch keine Heavy Version der Atlas 5 entwickelt ist, die nötigen Investitionen in die Atlas wären größer als in die Delta. Zudem ist die Delta der Träger mit der moderneren Auslegung. Auch will die NASA die RS-68 für die Ares 5 verwenden, wodurch sich zusätzliche Synergieeffekte und Kostensenkungen für die Triebwerke ergeben könnten.
Anstelle 3 – 4 Starts pro Jahr würden jetzt 6 – 7 Starts pro Jahr auf das EELV entfallen. Immer noch nicht genug, um die Preise auf ein kommerziell interessantes Niveau zu senken, aber schon deutlich günstiger als aktuell. Und noch eine Möglichkeit gäbe es: Aktuell startet die Delta 2 ca 6 mal im Jahr. Würde man bei der Delta 4 zusätzlich noch eine Delta 4 Small Version einführen (Delta 4 Grundstufe und Delta 2 Oberstufe), so könnte die Delta 4 auch die Starts der Delta 2 mit übernehmen. Damit käme man dann auf eine Startfrequenz von 12 – 15 Flügen im Jahr. Kommen dann noch weitere Kostensenkungsmaßnahmen dazu (Garantierte Mindestabnahme von 15 Trägern im Jahr über mindestens 5 Jahre), so wäre spätestens jetzt die Delta 4 eine ernsthafte Konkurrenz für Ariane 5 und könnte beim Preis mit dieser mithalten. Fährt man jetzt noch 3 – 5 kommerzielle Nutzlasten im Jahr ein, könnte man vermutlich sogar mit Zenit und Proton beim Startpreis mitziehen und pro Jahr noch etliche kommerzielle Starts gewinnen.
Die Einsparungen wären über die Jahre betrachtet erheblich.
Leider ist das Wunschdenken. Man will unter allen Umständen eine Konkurrenzsituation zwischen Atlas und Delta aufrechterhalten, was schon grundsätzlich unsinnig ist. Eine Entscheidung für einen Träger und die Option, Nutzlasten auch von Ariane 5 starten zu lassen, wäre schon Konkurrenz genug. Die ursprüngliche Rechtfertigung dafür, beide Träger zu übernehmen, war ja auch die Gefahr, das bei einem Träger durch Fehlstarts oder terroristischen Anschlägen auf den Hersteller der Zugang zum All kurz- oder mittelfristig eingeschränkt werden könnte. Behält man sich die Option offen, auch Nutzlasten mit der Ariane zu starten, so wäre diese Notwendigkeit nicht mehr gegeben.