Ich habe auch noch nirgendwo dort eine Info zum Austausch ihres spionierenden Kosmonauten gefunden.
Ich habe mal gesucht, aber auch nichts gefunden.
Hingegen habe ich dabei eine russische Diskussions-Website zum Thema gefunden:
https://habr.com/ru/articles/972274/Hier schreibt ein Alexander Stolypin einen sehr ausführlichen Artikel zu den Hintergründen, den ich sehr lesenswert und gut begründet finde und der einige neue Fakten liefert. Mangels guter Russischkenntnisse habe ich mir das mit Deepl übersetzen lassen und gebe hier mal eine stark verkürzte, aber hoffentlich nicht entstellte Zusammenfassung:
Stille in BaikonurStartkomplex Plattform 31 erlitt kritische Schäden. Die Zerstörung der Abgasableitung und des Wartungsgerüsts verwandelten den einzigen bemannten Startplatz Russlands in eine Notfallanlage, deren Instandsetzung Investitionen in Milliardenhöhe erfordern wird.
Warum kam es zu dem Unfall?
Das Geschehene ist das vorhersehbare Ergebnis der physischen Abnutzung von Materialien, die außerhalb der berechneten Betriebszyklen eingesetzt wurden. Die Anlage, die bereits 1961 in Betrieb genommen wurde, war ursprünglich Teil eines redundanten Systems mit dem legendären Gagarin-Start. Nach der Stilllegung 2019, die durch die Weigerung verursacht wurde, ihre Modernisierung für Raketen der Serie Sojus-2 zu finanzieren, blieb die Plattform 31 jedoch allein. Der Abgaskanal – ein gigantisches Bauwerk, das enormen Temperatur- und Schallbelastungen ausgesetzt ist – wies immer mehr Mikrorisse auf.
Während des Starts im November durchbrach der Abgas-Strahl den geschwächten Schutz und traf die tragenden Konstruktionen, was zu einem Einsturz der Wand des Kanals und einer Verformung des Stützrings des Drehtellers führte.
{Anmerkung: Davon war ja bisher noch gar nicht die Rede! Das ist weit mehr als die abgestürzte Wartungspattform!}Die Schäden sind nicht oberflächlich, sondern struktureller Natur. Die Positionierungsgenauigkeit der Rakete wird in Millimetern gemessen, und die geringste Verformung der Trägerelemente macht eine sichere Installation unmöglich. Darüber hinaus haben Druckwelle und Betonsplitter die Wartungsanlage beschädigt. Die Wiederherstellung erfordert letztlcih den Bau einer neuen Startrampe.
Dieses Ereignis hat die größte technische Schwachstelle von Roskosmos offenbart: Die gesamte bemannte Raumfahrt der Großmacht hing an einem sechzig Jahre alten Faden. Wir haben das sowjetische Erbe bis zur Erschöpfung ausgebeutet und dabei die grundlegende Regel des Raketenbaus ignoriert, dass eine Standby-Reserve erforderlich ist. Als die Metallermüdungsgrenze überschritten war, hatten wir weder einen Plan B noch die technischen Möglichkeiten, die Katastrophe schnell zu beenden.
Die Illusion der Souveränität
Der Unfall in Baikonur hat die strategische Verwundbarkeit im Weltraumbereich offenbart. Hätte Russland seine partnerschaftlichen Beziehungen zu internationalen Raumfahrt-Agenturen zumindest auf der Ebene der kalten Pragmatik aufrechterhalten, wäre der Ausfall der einzigen Plattform kein fataler Stillstand geworden. Es hätte die Möglichkeit gegeben, die Quoten für gemeinsame Flüge mit der NASA zu erweitern. Das bewusste Abbrennen der Brücken hat jedoch jeglichen Handlungsspielraum genommen.
Die Einstellung der eigenen bemannten Starts bedeutet, dass die Beförderung russischer Kosmonauten zur ISS nun technisch nur noch mit amerikanischen Crew Dragon-Raumschiffen von SpaceX möglich ist. Die große Weltraummacht hat ihre Transporthoheit verloren und muss sich nun bei Elon Musk um Tickets anstellen.
Durch den Verlust der technischen Fähigkeit, selbstständig zu fliegen, und die Zerstörung der diplomatischen Mechanismen der gegenseitigen Hilfe hat sich Russland selbst in eine geopolitische Falle manövriert, aus der es nicht nur mit enormen finanziellen Mitteln, sondern auch mit dem Verlust seines verbleibenden Prestiges als zuverlässiger Weltraumtransporteur herauskommen wird.
In den nächsten anderthalb bis zwei Jahren (so lange wird nach konservativsten Schätzungen Planung, Herstellung und Montage einer neuen Wartungsplattform als Ersatz für die zerstörte dauern) wird die russische Raumfahrt scheintod sein.
Die wirtschaftlichen Folgen gehen weit über die direkten Kosten der Wiederherstellungs hinaus, die sich auf mindestens 15 bis 20 Milliarden Rubel belaufen werden. Viel schlimmer ist, dass diese Mittel, die für die Entwicklung eines bemannten Systems und die Fertigstellung des Projekts „Orel“ dringend benötigt werden, nun für die Reparatur einer ein halbes Jahrhundert alten Infrastruktur verwendet werden müssen.
Anstatt in die Zukunft zu investieren, sind wir gezwungen, unsere letzten Ressourcen für die Wiederbelebung der Vergangenheit aufzuwenden, während die Konkurrenz einen technologischen Vorsprung herausholt.
Die russischen Kosmonauten sind im Geiseln dieser Situation. Ihr Aufenthalt auf der ISS wird sich unweigerlich über die reguläre Dauer hinaus verlängern. Das angedockte Rettungsschiff unterliegt strengen Beschränkungen hinsichtlich der Betriebsdauer der Triebwerke und Landungsaggregate, und jeder zusätzliche Monat erhöht die Risiken bei der Rückkehr. Im Falle einer kritischen Verzögerung der Reparatur muss Roskosmos einen beispiellosen Schritt unternehmen: entweder das Leben der Besatzung riskieren oder SpaceX offiziell um eine Rettungsmission bitten. Das zweite Szenario würde den Verlust des Status als Weltraum-Supermacht endgültig besiegeln.
Die technologische Lücke, die während der Stilllegung von Baikonur entsteht, könnte unüberwindbar werden. Während russische Ingenieure in der kasachischen Steppe heldenhaft gegen Beton kämpfen und versuchen, die Funktionalität der 1960er Jahre wiederherzustellen, wird die Raumfahrt in eine neue Ära eintreten. SpaceX testet bereits das Starship-System, China schließt den Bau seiner eigenen Raumstation ab und treibt sein Mondprogramm voran. Russland hingegen läuft Gefahr, bis 2027 mit einer feierlich renovierten Startrampe für veraltete Sojus-Raketen dazustehen und sich in der Rolle eines Pager-Besitzers im Zeitalter der Smartphones wiederzufinden – mit einer Technologie, die niemand mehr braucht und die mit nichts kompatibel ist.
Das sowjetische Erbe, das uns dreieinhalb Jahrzehnte lang treu gedient hat, ist physisch erschöpft. Jetzt steht uns der schmerzhafte Prozess bevor, unseren neuen Platz in der Weltordnung zu erkennen – den Platz eines Landes, das neu lernen muss, zu bauen, zu verhandeln und zu fliegen, und endlich aufhören muss, Zukunftsmodelle mit der Realität der Gegenwart zu verwechseln.
Das Rennen, über das wir so viel diskutiert haben, ist vorbei. Wir sind am Start geblieben.
Und es macht mich traurig, dass unser Weltraumprogramm an diesem Punkt angelangt ist.