Nuklearreaktor auf dem Mond

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Offline alepu

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Nuklearreaktor auf dem Mond
« am: 06. Dezember 2023, 16:22:27 »
Rolls-Royce hat von der U.K. Space Agency den Auftrag erhalten einen kleinen SpaltReaktor für eine bemannte Mondstation zu entwickeln.
Das Gerät soll etwa 3 m mal 1 m groß werden, modular aufgebaut sein und nach Möglichkeit ohne Heißwasserzwischenstufe auskommen, da dies zu komplex wäre.
Rolls Royce arbeitet z.z. daran die erzeugte Hitze auf direktere Art und Weise in Elektrizität umzusetzen.
Durch eine Anstoßfinazierung von 2,9 Mill £ im März dieses Jahres wurden erste Kozeptstudien und Entwicklungen sowie ein MockUp ermöglicht.
Strom kann bisher noch keiner damit erzeugt werden, aber mit etwas Glück und einigen weiteren Millionen hofft man 2029 den ersten  funktionsfähigen Reaktor erstmals im All zu testen.
Auch auf der Erde könnte der Reaktor mal sehr vielseitig eingesetzt werden.

https://www.space.com/moon-rolls-royce-nuclear-reactor-concept-unveiled

Offline Regnart

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #1 am: 08. März 2024, 09:06:44 »
Der Portalartikel über ein Atomkraftwerk auf dem Mond bedarf einer Klarstellung.

Richtig ist, dass Juri Borissow über ein Atomkraftwerk auf dem Mond gesprochen hat. Nicht eine Radionuklidbatterie, sondern ein echter Atomreaktor, der nicht über langsamen Kernzerfall, sondern mit einer Kettenreaktion Energie erzeugt. Das hat auch im chinesischen Internet eine Fülle von Artikeln mehr oder weniger bekannter Blogger hervorgebracht.

Was Borissow laut der chinesischen Übersetzung der Reuters-Meldung, die wohl auf einer Tass-Meldung beruht, am 5. März tatsächlich gesagt hat, ist, dass Russland darüber nachdenkt mit China im Zeitraum zwischen 2033 und 2035 damit zu beginnen ein Kernkraftwerk auf dem Mond zu bauen (俄罗斯正考虑与中国合作,于2033年至2035年期间开始在月球上建造一座核电站):
https://weibo.com/5027345285/O3J1sdsqD

Reuters hat dann am 6. März in der Pressekonferenz des chinesischen Außenministeriums nachgefragt, wo man von nichts wusste:
http://de.china-embassy.gov.cn/det/fyrth/202403/t20240306_11254625.htm

Es handelt sich hier nicht um einen gemeinsamen Plan von China und Russland. Es gibt keine russisch-chinesischen Diskussionen, und an irgendetwas arbeiten tut man schon gar nicht. Das Projekt eines russisch-chinesischen Atomkraftwerks auf dem Mond existiert nur im Inneren des Kopfes von Juri Borissow.

Richtig ist, dass die CMSA seit 2017 für die bemannte Mondbasis, seit 2023 als Bemannte Lunare Experimentierstation bekannt, ein Kernkraftwerk plant:
https://www.cmse.gov.cn/dmt/cbw/zrht/2017n/2017ndeq/201706/t20170626_40626.html

Zur Frage der Umwandlung der dort durch Kernspaltung erzeugten Wärme in elektrischen Strom gab es über die Jahre unterschiedliche Ansätze. Nach den erfolgreichen Testläufen des Stirling-Generators auf der Chinesischen Raumstation ist das nun der Favorit:
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2024.01.013&lang=zh

Ein Stirling-Generator hat bewegliche Teile, kommt also nur für Anwendungen in der bemannten Raumfahrt in Frage, wo Leute in der Nähe sind, die ihn notfalls reparieren oder, falls er durch Phasenverschiebung der Kolben stehenbleibt, wieder anschubsen können. Die Standortwahl für die bemannte Mondstation, wo das Kernkraftwerk gebaut wird, findet 2060 durch die Führungsebene des bemannten Raumfahrtprogramms statt, nachdem die 30 bislang in Erwägung gezogenen Standorte eingehend auf ihre Eignung untersucht wurden. Was Juri Borissow auf dem Jugendfestival von sich gegeben hat, war nichts weiter als heiße Luft.

Das ist übrigens einer der Gründe, warum Roskosmos nicht mehr auf der Planungsebene an der unbemannten Internationalen Mondforschungsstation beteiligt ist. Die Leute meinen, auf Absprachen mit den chinesischen Partnern verzichten zu können und klopfen einfach nur hohle Sprüche, die mit der objektiven Realität nichts zu tun haben. Großsprecherei kommt in China gar nicht gut an.

Offline Regnart

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #2 am: 16. April 2024, 16:16:50 »
Der Portalartikel über ein Atomkraftwerk auf dem Mond bedarf einer Klarstellung.

Richtig ist, dass Juri Borissow über ein Atomkraftwerk auf dem Mond gesprochen hat. Nicht eine Radionuklidbatterie, sondern ein echter Atomreaktor, der nicht über langsamen Kernzerfall, sondern mit einer Kettenreaktion Energie erzeugt. Das hat auch im chinesischen Internet eine Fülle von Artikeln mehr oder weniger bekannter Blogger hervorgebracht.

Was Borissow laut der chinesischen Übersetzung der Reuters-Meldung, die wohl auf einer Tass-Meldung beruht, am 5. März tatsächlich gesagt hat, ist, dass Russland darüber nachdenkt mit China im Zeitraum zwischen 2033 und 2035 damit zu beginnen ein Kernkraftwerk auf dem Mond zu bauen (俄罗斯正考虑与中国合作,于2033年至2035年期间开始在月球上建造一座核电站):
https://weibo.com/5027345285/O3J1sdsqD

Reuters hat dann am 6. März in der Pressekonferenz des chinesischen Außenministeriums nachgefragt, wo man von nichts wusste:
http://de.china-embassy.gov.cn/det/fyrth/202403/t20240306_11254625.htm

Es handelt sich hier nicht um einen gemeinsamen Plan von China und Russland. Es gibt keine russisch-chinesischen Diskussionen, und an irgendetwas arbeiten tut man schon gar nicht. Das Projekt eines russisch-chinesischen Atomkraftwerks auf dem Mond existiert nur im Inneren des Kopfes von Juri Borissow.

Bei einem Vortrag im Landesmuseum für Raumfahrtgeschichte K. E. Ziolkowski hat Juri Borissow am 15. April die Sache klargestellt. Bei dem Kernreaktor handelt es sich nicht um ein Gemeinschaftsprojekt mit China, sondern ein allein russisches Projekt, das Roskosmos für die Internationale Mondforschungsstation zur Verfügung stellen will:
https://weibo.com/5027345285/Oa03K1Z0h

Bei dem Vortrag in Kaluga hat Borissow nun keinen zeitlichen Rahmen mehr angegeben, wann das geschehen soll.

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Offline alepu

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #3 am: 16. April 2024, 16:49:54 »
Klingt für mich wie ein "Hintertürchen" um sich doch noch an der Station beteiligen zu können.
Wobei ich recht sicher bin, daß China das nicht nötig hat. Die haben bis dahin sicher einen eigenen und wohl besseren Reaktor!

Offline Regnart

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #4 am: 16. April 2024, 18:39:22 »
"Hintertürchen" ist vielleicht ein falscher Ausdruck. Juri Borissow hat gemerkt (oder wurde darauf aufmerksam gemacht), dass seine großsprecherische Ankündigung im Namen Chinas vom 5. März dort gar nicht gut angekommen ist, und hat die Sache nun richtiggestellt. Wenn er sich vorher überlegt hätte, was er sagt, wäre es natürlich besser gewesen, aber nun ist alles gut. Eine ganze Reihe von chinesischen Ingenieuren hat in Russland studiert. Man ist sich über die kulturellen Unterschiede im Klaren und hat dafür Verständnis.

China hat in der Tat einen eigenen, bereits relativ weit entwickelten Weltraumreaktor mit einer elektrischen Nettoleistung von 1,5 MW:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6408.msg560321#msg560321


Bild: Wu Yican

Zunächst ist der für diese Heliopausen-Sonde gedacht:


Bild: DSEL

Einen 7,866 t schweren Reaktor durch den Weltraum fliegen zu lassen, ist eine Sache, diesen Reaktor auf einem Himmelskörper abzusetzen ist eine andere Sache. Und da kommt nun die Lanyue-Fähre ins Spiel. Wenn Du Dir die relativ hoch angesetzten Triebwerke ansiehst, dann kannst Du erkennen, dass das im Prinzip eigentlich schon ein Himmelskran ist, wie ihn die Amerikaner für ihre Marssonden verwenden:


Bild: CMSA

Die Fähre wiegt nach der Landung noch 9 t. Da man beim Reaktor keinen Treibstoff für den Rückstart braucht, und natürlich auch keinen Rover, Lebenserhaltungssysteme etc., könnte man ihn damit durchaus auf den Mond hinunterbringen. Mit zusammengefalteten Kühlflächen hat der einen Durchmesser von 4,4 m, würde also in eine Changzheng 10 passen.

Das Wesentliche bei der Internationalen Mondforschungsstation ist, dass es sich nicht um eine Station handelt, sondern um ein Projekt mit über die ganze Mondoberfläche verteilten Einrichtungen zur Erforschung des Mondes, der Erde vom Mond aus und zur Radioastronomie. Die CNSA wird für ihre Beobachtung der irdischen Magnetosphäre (wichtig für den störungsfreien Betrieb von Satelliten) ganz sicher ihren eigenen Reaktor verwenden. Wenn Roskosmos für sein Radioobservatorium einen russischen Reaktor verwenden will, können sie das gerne tun. Und wenn sie sich an die chinesischen Schnittstellen halten, würde ihnen die CNSA ihren Reaktor gern auch zum Mond fliegen. Das ist in den Grundlinien der ILRS festgelegt, die Roskosmos seinerzeit zusammen mit der CNSA ausgearbeitet hat. Zusammenarbeit der Kategorie B:
https://www.cnsa.gov.cn/english/n6465645/n6465648/c6812150/content.html

Um es noch einmal ganz klar zu sagen:
Das bedeutet nicht, dass China und Russland beim Reaktor zusammenarbeiten, sondern die CNSA transportiert einen Reaktor, mit dem sie nach den indischen Regeln für Berührbarkeit und Unberührbarkeit nichts zu tun haben will, für einen alten Freund zum Mond. Genauso wie der unberührbare Busfahrer in Delhi nicht mit dem Brahmanen zusammen essen würde, ihn aber trotzdem in seinem Bus mitnimmt.

Offline failsafe

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #5 am: 07. Dezember 2024, 21:10:10 »
Italien(ASI) beginnt mit der Entwicklung von Mini-Kernkraftwerken zur Energieversorgung von Stationen auf der Mondoberfläche. Das Programm heisst SELENE (Sistema Energetico Lunare con l’Energia Nucleare):

https://europeanspaceflight.com/italy-begins-development-of-nuclear-reactor-for-lunar-settlements/

Offline MH-Space

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #6 am: 09. Januar 2025, 23:20:13 »
Die NASA hat Westinghouse Nuclear ausgewählt, zusammen mit dem U.S. Department of Energy einen neue Microreaktor für den Einsatz im Weltraum (Mond, Mars, etc.) im Rahmen des Fission Surface Power (FSP) Projekts zu entwickeln.
https://x.com/WECNuclear/status/1876735080246231243
https://info.westinghousenuclear.com/news/westinghouse-awarded-nasa-doe-contract-to-continue-development-of-space-microreactor-concept

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Offline tomtom

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #7 am: 05. August 2025, 14:34:15 »
US-Verkehrsminister und NASA-Administrator Duffy will einen 100 KW Atomreaktor auf dem Mond bringen, weil man befürchtet, dass China das macht und dann entsprechende Zonen für sich reklamieren könnten, die die USA einschränken würde.

Wenn es dazu käme, würde eine industrielle Ausschreibung erfolgen.

Außerdem will er den Betrieb der ISS schneller einstellen, um andere Ziele verfolgen zu können.

Ist natürlich erstmal eine politische Angelegenheit.

https://www.politico.com/news/2025/08/04/nasa-china-space-station-duffy-directives-00492172
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Offline Gecko.

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #8 am: 05. August 2025, 14:57:16 »
US-Verkehrsminister und NASA-Administrator Duffy will einen 100 KW Atomreaktor auf dem Mond bringen, weil man befürchtet, dass China das macht und dann entsprechende Zonen für sich reklamieren könnten, die die USA einschränken würde.

Mehr Fragen als Antworten nach Lektüre.

Wozu dieser Reaktor, wer soll so kurzfristig 100 kW nutzen?
Da wird das Pferd vom Schwanz her aufgezäumt.
Auf absehbare Zeit werden, wenn überhaupt, nur ein paar US-Astronauten kurzfristig auf den Mond sein. Die haben dann alles dabei, was sie brauchen. Eine Mondstation ist weder mittelfristig geplant noch in irgendeinem Budget vorgesehen noch derzeit technisch machbar.
Es gibt einfach keinerlei Anwendung für das Ding.

Warum sollte ein chinesischer Reaktor, der ebenfalls nicht am Horizont ist (nur mal so erwähnt wurde, vielleicht mit Absicht...!)  auf dem riesigen Mond eine "Zone" sperren, die die USA unbedingt brauchen? Und warum sollte umgekehrt ein einsamer US-Reaktor auf dem Mond die Chinesen von irgendwas abhalten?

Entweder Duffy und Konsorten haben was Grundlegendes nicht verstanden, oder, wahrscheinlicher, sie hoffen, Kongress und andere Geldgeber verstehen es nicht und so können sie sich Geld, Macht und Einfluss sichern, in dem sie Angst vor den Chinesen auf dem Mond schüren. Und so ein Lieblingsprojekt durchdrücken.

Wer die ISS schneller loswerden will, muss im Gegenzug mehr Geld in die Förderung neuer privater Stationen stecken. Sonst haben sie bald den gegenteiligen Effekt von 2011: Statt einer Station, aber keinen Zubringer, gibt es dann Zubringer, aber keine Station. Und die Chinesen sind als einzige dauerhaft im All. Will Duffy das??
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Offline alepu

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #9 am: 05. August 2025, 15:03:59 »
Zum Vergleich:
Die ISS hat mit den Solarzellen durchschnittlich 84 - 120 kW zur Verfügung.
(Maximal 240 kW bei voller Sonnenbestrahlung)

Hinter dieser Aktion steckt wohl ganz kaltes Kalkül.
• Duffy demonstriert damit Aktivität und zeigt seinem Präsidenten, daß er der richtige Mann für diesen Job ist.
• Den Chinesen wird vermittelt, daß sie auf dem Mond nicht Alles so einfach werden machen können.
• Dem amerikanischen Volk zum wiederholten Male gesagt "we will make America great again".
• Der Industrie gibt er ein deutliches Zeichen, daß mit neuen Zuwendungen zu rechnen ist.
• Er betont damit auch: "wir haben da noch viel vor und Artemis ist nicht das Ende"

Allgemein zeigt er Entscheidungskraft und Führungsqualitäten und es ist damit durchaus ein kluger Schachzug.

Was die praktische Seite betrifft, werden sicher früher oder später Atomreaktoren auf Mond, Mars und im All (Raumschiffantrieb...) benötigt und die Entwicklung muss vorangetrieben werden. Auch J.Isaacman wollte ja in diese Richtung marschieren.
Interessante Plätze, Lande- und Besiedlungsgebiete sind nicht ganz so häufig auf dem Mond und in unmittelbarer Nähe eines Atomkraftwerks will man schließlich auch nicht unbedingt wohnen!
Außerdem braucht so ein Ding seine Zeit bis es voll eingerichtet, getestet und einsatzbereit ist. Wird auch sicher nicht bei einem 100 kW-Reaktor bleiben.

Meiner Meinung nach macht das alles durchaus Sinn.

Auch die frühere Außerdienststellung der ISS hat ihre Vorteile:
• Sie ist zunehmend altersschach und wird immer mehr zum Sicherheitsrisiko für die Besatzung.
• Sie belastet die NASA mit horrenden Unterhaltskosten und mindestens 2 Astronauten sind ständig damit beschäftigt sie am Laufen zu halten.
• Mehrere hochmoderne neue Stationen sind bereits in Bau und brauchen nicht unbedingt große finanzielle Unterstützung, sondern nur verbindliche Nutzungsvertäge.

Online thunder5

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #10 am: 05. August 2025, 16:05:29 »
Das kriegen die doch niemals in dem Zeitraum hin (bis 2030)!
Wenn wir Glück haben, ist bis dahin das Starship auf dem Mond gelandet. Ein Atomreaktor ist aber eine andere Hausnummer. Ob man da mit der zur Verfügung stehenden Nutzlast auskommt? Wie kühlt man den auf dem Mond? Wäre zwar mit riesigen Radiatoren möglich aber die wiegen auch sehr viel. Vor Ort zusammenbauen geht ja nicht, da braucht es viel mehr Infrastruktur.
Diese Aussage scheint mir ne reine PR-Nummer zu sein. Das glauben vielleicht einige US-Politiker (und Bürger), aber die Chinesen lassen sich davon sicher nicht beeindrucken.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius null - und das nennen sie ihren Standpunkt. (David Hilbert, deutscher Mathematiker 1862-1943)

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Offline alepu

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #11 am: 05. August 2025, 16:25:03 »
Wirst dich noch wundern, was da in den nächsten 10 Jahren alles passiert!
Wenn sie da ihre Kräfte drauf konzentrieren und auch die Finanzierung stimmt....
Man muss nur richtig wollen!
Wir stehen da ja jetzt nicht bei "Null".
(So arbeiten z.B. seit Jahrzehnten kleine Reaktoren in U-Booten!)

Nur mal als Beispiel:

https://westinghousenuclear.com/energy-systems/astrovinci-microreactor

https://www.nuscalepower.com

Offline Gecko.

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #12 am: 05. August 2025, 17:02:12 »
Für mich ist das rein politisches Kalkül ohne sinnvolle Anwendung und rausgeschmissenes Geld, wo sowieso überall gekürzt wird. 5 Jahre, nicht 10...
Ja, PR-Stunt.

Die ISS hat mit den Solarzellen durchschnittlich 84 - 120 kW zur Verfügung.
Eben. Ein Mini-Reaktor, der zwar eine Station betreiben könnte - die es nicht gibt und lange nicht geben wird -  und der viel einfacher und billiger durch bestehende Techniken ersetzt werden könnte.

Zitat
Allgemein zeigt er Entscheidungskraft und Führungsqualitäten und es ist damit durchaus ein kluger Schachzug.
Vielleicht gegenüber Egomanen wie Trump. Aber Fachleute, die sich lieber auf Fakten denn auf politisches Getöse verlassen, sehen das wohl anders...

Zitat
Interessante Plätze, Lande- und Besiedlungsgebiete sind nicht ganz so häufig auf dem Mond und in unmittelbarer Nähe eines Atomkraftwerks will man schließlich auch nicht unbedingt wohnen!
Ein kontinentgroßes Gebiet; selbst wenn die Chinesen da eine 100 km große Zone einrichten - und nichts deutet darauf hin, und wie immer sie es beanspruchen wollen - bleiben Millionen Quadratkilometer übrig.
Während allein hier in Europa Millionen Menschen in direkter Nähe von sehr viel größeren und älteren Atommeilern wohnen: Bei der natürlichen Strahlenbelastung auf den Mond ist die zusätzliche Gefahr durch so einen Minireaktor absolut zu vernachlässigen, zumal es keine Atmosphäre gibt, die verstrahlt werden kann (das größte Problem hier).

Keine Frage, forschen kann und sollte man, aber sowas für in 5 Jahren betriebsbereit ernsthaft anzukündigen ist reiner Unsinn. Wirtschaftlich, technisch und wissenschaftlich.

--------

Soeben dazu im DLF Forschung Aktuell (in Kürze in der Mediathek), Tenor: Trumps Regierung irrlichtert, Verkehrsminister Duffy lenkt von anderen Problemen ab. Dirk Lorenzen dazu: "Ich habe geseufzt". Machtdemo, Prestige. "Komplett realitätsfern", "der NASA bleibt der Trump-Trubel erhalten"
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Offline alepu

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #13 am: 05. August 2025, 17:13:08 »
Das mag man so sehen und "2030" ist natürlich Propaganda, aber die zukünftige Raumfahrt wird ohne Atomenergie nicht auskommen und da muss eher früher als später mit Forschung und Bau begonnen werden!
Das ist "Investition in die Zukunft", wie sie in Europa als fehlend immer wieder bemängelt wird!

Online thunder5

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #14 am: 05. August 2025, 18:44:37 »
Nur mal als Beispiel:

https://westinghousenuclear.com/energy-systems/astrovinci-microreactor

https://www.nuscalepower.com

Ok, das sind Konzeptstudien. Nächstes Jahr will man mit ersten Tests beginnen, also proof of concept. Bis zum ersten Prototyp noch weit.
In 5 Jahren - alles klar...
Selbst in 10 Jahren wäre das ambitioniert. Anscheinend hat sich die Elon-Zeitrechnung auch in der US-Regierung durchgesetzt.

@Gecko - Du sprichst mir voll aus der Seele. Wenigstens einer der das realistisch sieht.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius null - und das nennen sie ihren Standpunkt. (David Hilbert, deutscher Mathematiker 1862-1943)

Offline Gecko.

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #15 am: 05. August 2025, 20:29:17 »
Ok, das sind Konzeptstudien. Nächstes Jahr will man mit ersten Tests beginnen, also proof of concept. Bis zum ersten Prototyp noch weit.
In 5 Jahren - alles klar...
Ja, genau.

Hinzu kommt, dass das Ding dann im Vakuum unter massivem Teilchen- und Strahlenbeschuss von außen und ohne aktive Kühlung allein auf dem Mond und wartungsfrei funktionieren soll. Dafür gibt es gar keine validen Konzepte und Entwicklungen.
Abgesehen von fehlendem Träger und Lander für sowas.

Selbst wenn, dann steht da ein AKW mit Steckdose und wartet drauf, dass ein US-Astronaut ein Elektrogerät einsteckt? Das Starship-HLS kann man damit nicht aufladen und wenn überhaupt dieses Jahrzehnt noch Amerikaner auf dem Mond landen - da habe ich langsam Zweifel -, haben sie auch keine Station im Gepäck.
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Offline tomtom

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #16 am: 06. August 2025, 14:40:30 »
Auch Rolls Royce befaßt sich seit einiger Zeit mit Unterstützung des britischen Staats am Bau eines kleinen, modularen Reaktors (SMR).
(SMRs werden seit einiger Zeit gehyped, manche versprechen sich viel davon.)

Für eine dauerhafte Mondstation wäre die Technologie essensiell.

https://www.gov.uk/government/news/rolls-royce-smr-selected-to-build-small-modular-nuclear-reactors
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Offline Gecko.

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #17 am: 06. August 2025, 14:53:33 »
Auch Rolls Royce befaßt sich seit einiger Zeit mit Unterstützung des britischen Staats am Bau eines kleinen, modularen Reaktors (SMR).
(SMRs werden seit einiger Zeit gehyped, manche versprechen sich viel davon.)
Für eine dauerhafte Mondstation wäre die Technologie essensiell.
Das hatte alepu bereits am 6. Dezember 2023 hier berichtet.
Dass Atomspaltung "essentiell" für eine Mondstation ist möchte ich doch sehr bezweifeln; es gibt schließlich andere Energietechniken als eine fast 70 Jahre alte Technik, die letztlich "Dampfmaschine mit Radioaktivität" ist.
Soll nicht heißen, dass es nicht mangels Phantasie der Politiker dazu kommt.
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Offline tomtom

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #18 am: 06. August 2025, 16:35:07 »
Danke für den Hinweis und Korrektur, ich hab seinen Beitrag jetzt auch in diesen neuen Tread geschoben, doch recht viel, was zur Thematik schon gelaufen ist.

Das nukleare Technologie auf dem Mond notwendig wäre, war in dem BBC-Artikel die Meinung von Shatel Bhakta vom Lunar Architektur Team im Nasa's Johnson Space Center.

Ich denke, so oder so sind die Bedingungen auf dem Mond bzw. am Südpol für einen längerfristigen Einsatz bei jeder Technologie im Detail nachzuweisen.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Offline Hugo

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #19 am: 06. August 2025, 17:19:01 »
Was für ein Reaktor soll das überhaupt werden für den Mond? Ein Druckwasserreatkor? Ein Siedewasserreatkor?
Woher kommt der Notstrom für den Reaktor, der die Kühlung auch dann 24/7 betreiben kann, wenn der Reaktor mal aus ist?

Offline Gecko.

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #20 am: 06. August 2025, 17:48:23 »
Die Artikel sagen wenig bis nichts dazu,
aber ich tippe mal auf einen Thorium-Schmelzsalzreaktor.
Aus drei Gründen:
Der Brennstoff dient zugleich als Kühlmittel - einfacher, und Kühlwasser steht ja nicht zur Verfügung.
Der Reaktor arbeitet druckfrei, man spart also schwere Druckbehälter und deren Wartung.
Aus beiden Gründen wird das Teil leichter und kleiner, es muss ja fertig am Stück "angeliefert" werden.
Und, Thorium gibt es auf dem Mond; eine spätere Brennstoffversorgnung wäre ggf. gewährleistet.
(Soll das nicht positiv reden; bleibt trotzdem mMn eine extrem teure und gefährliche Schnapsidee).
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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #21 am: 06. August 2025, 22:13:36 »
Die Zeit ist Quatsch, Reaktoren sind es per se nicht. Was gâbe es denn sonst in der 14 tägigen Mondnacht?

Offline rok

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #22 am: 06. August 2025, 22:59:18 »
Speicherung.
Einerseits Einbringen von Wärmeenergie aus flächigen thermischen Kollektoren in den Mondboden mittels Sonden, die dann in der Nacht die Wärme in die Station abgeben. Damit lässt sich sogar eine kuschelige Fußbodenheizung realisieren.
Und die Speicherung elektrischer Energie ist ja ebenfalls etabliert. Die Bauteile der Anlagen lassen sich einfach transportieren und auf dem Mond zusammenbauen und bei steigendem Bedarf beliebig erweitern.
Immerhin hat man auf dem Mond eine Sonneneinstrahlung zwischen 0 und 1000 W/qm, 2 Wochen lang rund um die Uhr.

Offline Gecko.

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #23 am: 06. August 2025, 23:00:28 »
Die Zeit ist Quatsch, Reaktoren sind es per se nicht. Was gâbe es denn sonst in der 14 tägigen Mondnacht?
Kann Dir nicht folgen. Welche Zeit? Was sind Reaktoren nicht?
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Offline tomtom

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Re: Nuklearreaktor auf dem Mond
« Antwort #24 am: 06. August 2025, 23:37:17 »
#einsteinturm meint ist wohl Zeit= geplanter Umsetzungszeitraum ist unrealistisch; Reaktoren= sind grundsätzlich von Interesse.
Ansonsten sollten wir hier über die Reaktoren diskutieren und nicht über Alternativen, die kann man in anderen Threads behandeln.

btw, "BreakingLab" erklärt den (erdgebundenen) Reaktor von Westinghouse (auf englisch).
Die NASA hat die Anforderung, dass der mobile Reaktor/Turbine 6000 kg nicht überschreitet.

Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search