Heißt das, Du als professioneller Astronom kannst keine Fotos von den Starlinks machen, aber Amateurastronomen könnten das? Das verstehe ich leider nicht, ist das nicht eher anders herum? Ich glaube ich liege mit meiner Schlussfolgerung falsch. Kannst Du bitte helfen und meinen Denkfehler bitte aufklären?
Nein, da liegst du völlig korrekt. Du hast offenbar die Vorstellung, dass jeder Astronom direkten Zugang zu Observatorien hat. Das ist heute die absolute Ausnahme.
Wenn ich Eine Beobachtung machen will, muss ich diese meist ein Jahr vorher beantragen (das ist bei zeitkritischen Sachen natürlich anders), und wenn die Referrees das Projekt für wissenschaftlich und technisch durchdacht halten, dann kriege ich eine bestimmt Menge Beobachtungszeit an den von mir beantragten Instrumenten. Ich habe bisher mit Teleskopen auf dem Talar Alto in Spanien (3,5 m Spiegel), La Silla in Chile (3,6 m), AAT in Australien (4m) und am VLT, Cerro Paranal in Chile (8m) beobachtet und im Service (ohne selber hinzufahren) mit dem LBT in Arizona, USA, beobachtet. Die Überbuchungsfaktoren sind typisch 5-8, also nur jedes fünfte oder 8. Projekt kommt durch. Außerdem habe ich mit den Weltraumobservatorien EXOSAT, ROSAT, IUE und Hubble Space Teleskop beobachtet. Hinzu kommt natürlich der Astrometrie-Satellit Gaia, mein gegenwärtiges Hauptprojekt. Also kann ich nicht mal einfach eine Himmelsaufnahme machen.
Amateurastronomen können viel leichter mal ihr Instrument und ihre CCD- und Videokameras rausholen. Und wahrscheinlich besser als ich als "Profi".
Meiner Meinung nach gibt es aber schon jetzt einige Aufnahmen und Videos, auf denen man mit Hilfe von Vergleichssternen die Helligkeit abschätzen könnte. Dazu bräuchte man dann natürlich noch die zu diesem Zeitpunkt gültigen Bahnen, die Orientierung der Satelliten und die Beleuchtung durch die Sonne.
Ich sehe im Moment nur, dass die hellsten Aufnahmen der Satelliten bei ca. zweiter bis 2,5ter Größe sind, also sind sie so hell wie der Polarstern. Bei anderen finalen Orbits kann sich das natürlich ändern.
Wenn eine meiner Aufnahmen, die teilweise über eine Stunde Belichtungszeit hatten (und die unterbricht man nicht, weil sonst bei gekühlten Detektoren das Rauschen zunimmt) durch einen durchfliegenden Satelliten verdorben wäre, wäre ich extrem wütend. Und eine Stunde Belichtung etwa am VLT kosten locker 4000 Euro, wenn man die Kosten realistisch rechnet. Und die Stunde kriege ich nicht zurück.....