Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019

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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #25 am: 09. Oktober 2019, 02:38:15 »
Donnerstag, 27.06.2019, Tag 8: Fahrt nach Antofagasta

Wir verlassen San Pedro und fahren mit dem Bus etwa 300km nach Antofagasta an die Küste.
Unterwegs halten wir in der Geisterstadt Chacabuco und am Eisenbahnmuseum Baquedano.

Zunächst fahren wir durch die staubtrockene Wüstenlandschaft.
(wenn hier nur [Limit reached] zu sehen ist, die Seite neu laden...)

Wir sehen die riesigen Abraumhalden (genannt "Torten") der nahen Kupfertagebaue.
Der Berg im Hintergrund ist künstlich aus dem Abraum der Kupfermine entstanden.
Man beachte den Lieferwagen vor der "Torte" als Größenvergleich (Bild gaaanz groß anzeigen).

Einmal müssen wir rechts ranfahren und anhalten, weil ein Convoy von Tiefladern mit Überbreite entgegen kommt.
Die Tieflader sind mit neuen gewaltigen Muldenkippern beladen, mit denen das Kupfererz aus den Tagebauen transportiert wird.
An einer Raststätte sehen wir so einen Muldenkipper. Dieser ist offenbar (so verstaubt wie er ist) ein gebrauchter.
Es fehlt die Kippmulde, die separat auf einem anderen Tieflader transportiert wird. Die Reifen haben ein Durchmesser von etwa 4 Metern.
Dies ist ein Modell 789D der Firma Caterpillar. Der Motor hat 2100 PS bei 78 Liter Hubraum.  :o
Er wiegt leer ohne Mulde, wie hier zu sehen, 99 Tonnen, und kann 181 Tonnen Erz aufnehmen. Es gibt andere Modelle, die doppelt soviel Nutzlast haben.
https://www.cat.com/de_DE/products/new/equipment/off-highway-trucks/mining-trucks/18107706.html

Diese Tankwagen bringen Schwefelsäure zur Kupfermine. Die Schwefelsäure wird benötigt, um das Kupfer aus dem Erz zu lösen.
"Evite el contacto del ácido con el agua" = "Vermeiden Sie Kontakt der Säure mit Wasser"

Zur Technik der Kupfergewinnung aus dem Erz gibt es hier eine gute Beschreibung:
https://www.geo.fu-berlin.de/geol/institutsleben/exkursionen/chile/tag10/5_kupfergewinnung/index.html


Fotos: fl67


Fortsetzung folgt...


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Offline Gertrud

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #26 am: 11. Oktober 2019, 21:29:00 »
Hallo fl67,
nach meinem Urlaub habe ich jetzt Deine wunderbare Erzählung mit Worten und den aussagekräftigen Bildern der sagenhaften Reise nachgelesen.
Diese wunderbare Weite, diese karge Landschaft mit den schnurgraden Straßen beeindrucken mich sehr. An den Grasbüscheln ist toll zu sehen, woher der Wind weht.
Du bringst uns die Natur und Tiere so anschaulich nahe. :)

Bei dem Bild von den Kakteen habe ich einige kleinere Steine gesehen.
War es Euch erlaubt einen kleinen Stein als Andenken mitzunehmen.?
Da hätte ich arg mit meiner Versuchung kämpfen müssen. ::)

Danke für das Mitnehmen in diesen Teil unserer Welt, :)
von Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
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Die Gabe des Staunens lässt uns die Welt aufgeschlossener sehen und ihre Wunder würdigen. (Richard Henry Lee)

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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #27 am: 12. Oktober 2019, 15:40:51 »
Bei dem Bild von den Kakteen habe ich einige kleinere Steine gesehen.
War es Euch erlaubt einen kleinen Stein als Andenken mitzunehmen.?

Freut mich, dass es dir gefällt, Gertrud !   :D
Wir hätten jede Menge Steine mitnehmen können, es gibt da ja genug davon !
Ich habe aber stattdessen einen Kaktusstachel als Souvenir mitgenommen.  8)

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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #28 am: 13. Oktober 2019, 18:35:48 »
Donnerstag, 27.06.2019, Tag 8: Fahrt nach Antofagasta

Zwischenstop in Chacabuco

Chacabuco ist eine der vielen verlassenen ehemaligen Siedlungen um Salpeterminen in Chile.
Salpeter werden verschiedene Nitratsalze genannt. In Chile kommt es vor allem in Form von Natriumnitrat NaNO3 vor.
Salpeter wird u.a. zur Herstellung von Dünger und Sprengstoff verwendet. Bereits 1870 wurde von Chile aus 147.000 t Chilesalpeter nach Liverpool und Hamburg verschifft. Die zunehmende Profitabilität der Salpeterexporte führte zwischen 1879 und 1884 schließlich zum Salpeterkrieg zwischen Chile einerseits und Peru und Bolivien andererseits um die Gebiete im heutigen Norden Chiles, wo die ergiebigsten Vorkommen von Chilesalpeter zu finden waren. Chile hat den Krieg gewonnen, und die Gebiete fielen Chile zu, wodurch Bolivien den Zugang zum Pazifik verlor.
Das Salpeterwerk Chacabuco wurde zwischen 1922 und 1924 von der britischen Firma The Lautaro Nitrate Co. Ltd. für mehr als 1 Mio Pfund gebaut. Monatlich wurden etwa 15.000 t Salpeter produziert. Hier arbeiteten zwischen 1400 und 1700 Menschen, meist unter schlechten Bedingungen und bei niedriger Bezahlung. Alles in allem zählte Chacabuco 5-7000 Einwohner.
Durch die zunehmende industrielle synthetische Herstellung von Nitraten kam der Abbau von Salpeter zum Stillstand. Die Produktion hielt nur bis 1940 an, dann wurde Chacabuco geschlossen.
Nach dem Militärputsch durch Pinochet 1973 wurde Chacabuco für 2 Jahre als Gefängnis für politische Gefangene genutzt.
Heute ist Chacabuco ein Nationales Historisches Monument und ein Open-Air-Museum.


Alles ist verfallen, aber es gibt Bestrebungen, die Gebäude zu erhalten und z.T. wieder aufzubauen. Das Goethe-Institut und das deutsche Entwicklungshilfeministerium tragen zur Finanzierung bei.

Blick zu den Arbeiterhäusern:

Das ehemalige Theater ist das am besten erhaltene Gebäude und beherbergt auch eine kleine Ausstellung.

Vom Dach des Theaters hat man einen ganz guten Überblick über das Gelände:

Der ehemalige Supermarkt:

Wassertürme gibt es nicht nur in Boca Chica, sondern auch in Chacabuco. Dieser hier ist fast 100 Jahre alt, kann aber nicht fliegen.
(Die Namensähnlichkeit zwischen Boca Chica und Chacubuco ist kein Zufall, da bin ich sicher.)

Reste der Produktionsanlagen, gebaut in England:


Die gehobenen Angestellten hatten auch ein Kaminzimmer:

Die Stadt ist ein Paradies für Freunde von "Lost Places"....   einige Impressionen:






Fotos: fl67


Fortsetzung folgt...


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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #29 am: 17. Oktober 2019, 01:22:26 »
Donnerstag, 27.06.2019, Tag 8: Fahrt nach Antofagasta

Zwischenstop in Baquedano

Baquedano ist ein weiteres Relikt der Salpeterära. Der Bahnhof liegt an der Bahnstrecke zwischen Calama und Antofagasta. Von hier führt ein Abzweig Richtung Norden.
Die großen Mengen des abgebauten Salpeters wurden mit Güterzügen zur Küste gebracht, wo sie auf Schiffe verladen und in alle Welt exportiert wurden. Nach dem Ende des Salpeterabbaus verlor der Bahnhof an Bedeutung.
Das abgebaute Kupfer wird aber weiterhin per Bahn transportiert, allerdings hält kein Zug mehr in Baquedano.

1873 wurde mit dem Bau der Eisenbahnlinie begonnen. Das Bahnhofsgebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnet.

Heute beherbergt das Gelände ein Eisenbahnmuseum, das Museo Ferroviario de Baquedano, und ist ein Nationales Historisches Monument.
Die Lokomotiven und Waggons scheinen dem Verfall preisgegeben zu sein, der Zustand ist z.T. ziemlich erbärmlich.

Alte verfallene Personenwaggons:

Jede Menge alter Güterwaggons:

Wo es Dampfloks gibt, darf ein Wasserturm nicht fehlen:

In einem halbrunden hölzernen Lokschuppen stehen sechs alte Dampfloks aus deutscher und nordamerikanischer Produktion:

...mit einem Drehteller in der Mitte:

Lokomotive Nr. 3525  (die 6 Loks haben die Nummern Nr. 3511, Nr. 3518, Nr. 3501, Nr. 3525, Nr. 3523 und Nr. 3573):

Der Zustand der Lokomotiven lässt zu wünschen übrig, diese ist besonders verstaubt:

Position auf Google Maps: https://www.google.com/maps/place/23%C2%B020'05.8%22S+69%C2%B050'20.8%22W/@-23.334931,-69.839106,1112m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x0:0x0!8m2!3d-23.334931!4d-69.839106


Gegen 17:30 Uhr erreichen wir unser Hotel in Antofagasta, unsere Station für die nächsten drei Nächte, mit Blick auf den Pazifik.  8)

Fotos: fl67


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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #30 am: 01. November 2019, 06:03:33 »
Durch die Unruhen und den Ausnahmezustand in Chile musste dieser Reisebericht etwas pausieren...   ;)


Freitag, 28.06.2019, Tag 9: Antofagasta

Wir besichtigen heute die Stadt Antofagasta.
Antofagasta ist eine Stadt im Norden Chiles mit etwa 350.000 Einwohnern. Sie erstreckt auf etwa 18 km Länge zwischen Pazifikküste und dem Gebirgszug der Küstenkordillere.
Antofagasta wurde 1868 gegründet, damals noch zu Bolivien gehörend. Der Hafen der Stadt wurde früher als Verladehafen für Salpeter benutzt. Heute wird insbesondere Kupfer und Nitrat exportiert. Die Stadt ist ein Zentrum des Exports von Bergbauerzeugnissen. Große Firmen aus dem Sektor Kupfer und Salpeter liegen im Gebiet der Stadt, z. B. Empresa Minera de Mantos Blancos (Kupfer), SQM (Borax), Compañía Minera Zaldivar (Kupfer), Minera Escondida (Kupfer) und Atacama Minerals (Salpeter).
In Antofagasta gibt es mehrere Universitäten. Die wichtigsten sind die Universidad de Antofagasta und die Universidad Cátolica del Norte, die mit dem Astronomischen Institut "Instituto de Astronomía de la Universidad Católica del Norte" in Zusammenarbeit mit Astronomen des Astronomischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum das Hexapod-Teleskop auf dem etwa 100 km entfernten Berg Cerro Armazones in der Atacama-Wüste betreibt.


Wir besuchen als erstes das Wahrzeichen von Antofasta, La Portada.
La Portada ist ein natürlicher Felsbogen im Meer nördlich der Stadt.

Das dunkle auf dem Fels sind hunderte von Vögeln. Unten am Fuß des Bogens sieht man (in der Vergrößerung) eine ganze Menge Robben, die sich dort ausruhen.

Unterschiedlichste Seevögel fliegen vorbei:


Fotos: fl67

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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #31 am: 01. November 2019, 06:18:48 »
Ganz im Süden der Stadt liegt der kleine Ort Puerto Coloso. Hier ist ein zweiter Hafen von Antofagasta. Das Bergbauunternehmen Minera Escondida verschifft hier Kupfer aus der 170km entfernten Kupermine. Außerdem betreibt das Unternehmen hier die größte Meerwasserentsalzungsanlage Chiles, wo Frischwasser produziert wird, das in der Kupfermine benötigt und per Pipeline dorthin transportiert wird.

Antofagasta hat auch einen kleinen Fischereihafen mit Fischmarkt:

An der Hafenpromenade...

...sonnen sich ein paar Seelöwen.

Fotos: fl67

« Letzte Änderung: 02. November 2019, 13:46:50 von fl67 »

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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #32 am: 01. November 2019, 06:19:53 »
Auch Antofagasta hat eine Plaza del Armas. Der Uhrenturm in der Mitte stammt aus England.

In der Stadt-Bibliothek hängt dieses Plakat:

Übersetzung:
Zitat
Astrotourismus-Messe
SONNENFINSTERNIS 2019
Informatives Gespräch
"Sonnenfinsternis 2019" von Eduardo Unda-Sanzana
Direktor des Zentrums für Astronomie
der Universität Antofagasta

Bastelwerkstatt
Bauen Sie Ihre Sonnenfinsternisbrille

außerdem
Imbisswagen und Kunsthandwerk

22. Juni
Kroatien-Park: Amphitheater
von 12:00 bis 18:00 Uhr
Kroatien-Park  ??? ?  Tatsächlich leben in Chile etwa 140.000 Menschen kroatischer Herkunft, das sind etwa 1% der Bevölkerung. Viele Kroaten sind um 1900 nach Chile ausgewandert.
Unsere Reiseleiterin erwähnte auch, dass sie kroatischer Abstammung ist.

Schon ist der Tag zuende. Sonnenuntergang über dem Pazifik... 


Fotos: fl67


In Brasilien wird gerade die Copa América ausgetragen, die südamerikanische Fußballmeisterschaft.
Die Spiele werden auf Großbildschirmen im Hotelkasino gezeigt. Heute abend spielt Titelverteidiger Chile gegen Kolumbien. Das Spiel endet 0:0, Chile gewinnt das Elfmeterschießen mit 5:4. Die Party im Hotel geht bis 4 Uhr morgens...


Morgen besichtigen wir etwas sehr großes...


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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #33 am: 05. November 2019, 02:37:13 »
Samstag, 29.06.2019, Tag 10: Paranal

Wir besichtigen heute das Paranal-Observatorium auf dem Berg Cerro Paranal.
Das Observatorium wird von der Europäischen Südsternwarte (ESO) betrieben und ist Standort des Very Large Telescope (VLT), des Very Large Telescope Interferometer (VLTI) sowie der Survey Teleskope VISTA und VST.
Der Cerro Paranal liegt etwa 120km südlich von Antofagasta und 12km von der Pazifikküste entfernt. Der Berg ist 2635m hoch.

Wir haben unseren Besichtigungstermin um 9:00 Uhr, so müssen wir ziemlich früh morgens losfahren.
Schnell mal nach dem Mond sehen...  er steht hoch am morgendlichen Himmel und wird von der Sonne angestrahlt, die hinter dem Nordost-Horizont auf ihren Aufgang wartet. Der Mond ist schon ziemlich schmal geworden. Es sind nur noch wenige Tage bis zur Sonnenfinsternis.

Der Weg hoch zum Paranal ist lang und führt z.T. über die Panamericana.

Irgendwann geht es rechts ab über eine Serpentinenstraße hoch auf den Berg. Das Schild besagt, dass nur autorisierte Besucher hier hochfahren dürfen.
Für Besichtigungen, die immer samstags stattfinden, muss man sich mindestens drei Tage vorher anmelden.

Wie bei ALMA müssen wir uns erstmal am Wachgebäude anmelden. Hier sehen wir einen Film über die Geschichte des VLT und die Sicherheitsbestimmungen. Eine der Bestimmungen besagt, dass in den Teleskopgebäuden ein Helm getragen werden muss. So bekommt jeder von uns einen Plastikhelm ausgehändigt. Der UV-Index steht auf 11, der höchsten Stufe. Wir machen Gebrauch von der Sonnencreme, die in Sonnencremespendern bereitsteht.

Von hier unten können wir schon mal einen Blick zu den Teleskopgebäuden auf dem Berggipfel werfen. Der Gipfel ist noch etwa 5km entfernt und 200m höher.

Wir sind nicht die einzige Besuchergruppe. Das VLT hat zwei Busse, mit denen die Besucher auf den Gipfel gefahren werden. Doch beide sind schon voll, so dass wir (nach einigem hin und her) mit unserem eigenen Bus fahren dürfen.
Die Landschaft erinnert an den Mars, selbst die rote Färbung des Bodens stimmt, nur der blaue Himmel passt nicht dazu.

Oben angekommen, bekommt man erst einen Eindruck, wie groß diese Kuppeln sind.

Das Very Large Telescope ist ein aus vier Einzelteleskopen ("Unit Telescopes" - UT) bestehendes astronomisches Großteleskop, dessen Spiegel zusammengeschaltet werden können. Das VLT ist für Beobachtungen im sichtbaren Licht bis hin zum mittleren Infrarot ausgerichtet. Die Teleskope können mit Hilfe des VLT Interferometer (VLTI) zur Interferometrie zusammengeschaltet werden.

Die einzelnen UTs wurden in Mapudungun, der Sprache des indigenen Volkes der Mapuche, Antu (Sonne), Kueyen (Mond), Melipal (Kreuz des Südens) und Yepun (Venus) getauft. Das erste montierte UT, Antu, lieferte am 25. Mai 1998 die ersten Bilder mit einer Testkamera, der wissenschaftliche Beobachtungsbetrieb begann am 1. April 1999; das vierte UT, Yepun, begann erste Beobachtungen am 3. September 2000.
Wir besuchen das UT Nummer 2, Kueyen.


Fotos: fl67


Fortsetzung folgt...


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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #34 am: 26. November 2019, 01:09:16 »
so, endlich geht's hier mal weiter...


Samstag, 29.06.2019, Tag 10: Paranal

Wir gehen also in die Kuppel Nummer 2 mit dem Unit Telescope "Kueyen" hinein.
Die vier Teleskope sind nahezu baugleich. Sie unterscheiden sich nur durch die Instrumente in ihren Brennpunkten.

Durch ein recht enges Treppenhaus gehen wir ein Stockwerk nach oben und befinden uns nun auf der Ebene, wo auch das Teleskop samt Montierung steht.
Das Teleskop ist groß....:o  In seiner Montierung hat es eine Grundfläche von 22 m × 10 m und eine Höhe von 20 m, die Kuppel ist damit ganz gut gefüllt.
Zunächst fallen die blau lackierten massiven Halterungen und die weiße Gitterstruktur, auf der der Hauptspiegel liegt, ins Auge.

Unser Guide macht uns auf den Schlitz im Boden aufmerksam, der einmal im Kreis um die Teleskopmontierung führt:
Das Teleskop ist azimutal montiert. Die Azimutrichtung wird eingestellt, indem die ganze 430 Tonnen schwere Struktur samt Fußboden gedreht wird.
Der Höhenwinkel wird über die waagerechte Achse eingestellt, über die die weiße Gitterstruktur auf den blauen Halterungen befestigt ist.

Das Telekop steht jetzt in Feierabendstellung und blickt senkrecht nach oben. So liegt der Hauptspiegel waagerecht und ist keinen Biegemomenten ausgesetzt.

Ganz oben kann man den Sekundärspiegel sehen - mit 1,12 Meter Durchmesser auch schon ziemlich groß. Er ist konvex geschliffen und spiegelt das vom Hauptspiegel reflektierte Licht wieder nach unten, entweder zum Cassegrain-Fokus durch das Loch in der Mitte des Hauptspiegels, oder über einen 45°-Spiegel wahlweise nach rechts oder links zu einem der beiden Nasmyth-Foken Foki Fokūs Fokusse. Außerdem gibt es die Möglichkeit, das Licht über den Coudé-Fokus zur Interferometrie weiterzuleiten.
Die Brennweite beträgt 108 m im Cassegrain- und 120 m in den Nasmyth-Fokussen.

Das Teleskop verfügt über eine aktive Optik. Über 150 hydraulische Stößel wird der Spiegel etwa einmal pro Minute in seiner Form korrigiert.
In der weißen Gitterstruktur unter dem Hauptspiegel kann man diese Stößel erkennen.

Für eine adaptive Optik sind die Stößel nicht schnell genug. Hier ist eine Korrektur mehrere hundert mal pro Sekunde erforderlich.
Die von der ESO entwickelte adaptive Optik MACAO (Multi Application Curvature Adaptive Optics) arbeitet daher hinter dem Fokus mit einem planen 10-cm-Spiegel, der auf 60 Piezo-Elemente montiert ist. Zur Messung der atmosphärischen Störungen wird mit einem gelben Laser ein künstlicher Leitstern in etwa 95 km Höhe erzeugt.

Über enge Treppen gehen wir noch eine Ebene höher und können direkt auf den Hauptspiegel blicken.

Der Hauptspiegel hat einen Durchmesser von 8,2 Metern, ist 17,8 cm dick und wiegt 23 Tonnen. Zur Bauzeit waren es die größten aus einem Stück gefertigten astronomischen Spiegel der Welt, größere gibt es jetzt nur noch im Large Binocular Telescope. Noch größere Spiegel werden heute aus vielen einzelnen Segmenten zusammengesetzt.
Hergestellt wurden die Spiegel von der Firma Schott aus der Glaskeramik Zerodur, die keine thermische Ausdehnung aufweist.
Die Spiegel wurden von der französischen Firma REOSC zwei Jahre lang geschliffen. Die endgültige Spiegeloberfläche hat eine Genauigkeit von 8,5 nm (λ/70 bei 600 nm).

Wer weiß wofür das blau-weiße Messinstrument (?) dient ?

Mangels Weitwinkelobjektiv habe ich hier versucht, mehrere Fotos zu einem Panorama zusammenzusetzen:

Enge Treppen führen wieder nach unten:

Wieder draußen, besuchen wir als nächstes den Kontrollraum.


Fotos: fl67


Fortsetzung folgt...

« Letzte Änderung: 26. November 2019, 09:49:23 von fl67 »

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Offline Gertrud

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #35 am: 26. November 2019, 15:25:24 »
Hallo fl67,
schön, das du wieder für eine tolle Fortsetzung Zeit gefunden hast.
Das Panorama ist dir super gelungen. :)

Danke für das Mitnehmen, Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
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Offline Mim

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #36 am: 27. November 2019, 09:49:17 »
Zitat
Wer weiß wofür das blau-weiße Messinstrument (?) dient ?

Dat Dingens sieht so simpel und nachträglich angebracht aus, wie wenn ein bayrisches Schulkind etwas gewerkelt hat für 'Jugend forscht'.

Ich fühlte mich gleich an die Hörschnecke im Innenohr erinnert, die die Lage im Raum ermittelt - vielleicht wegen der "Schneckenfühler" des Instrumentes.

Daher mein Tipp: Lagefühler

Aber ich vermute, es ist ein hochkomplexes Gerät. Bin schon sehr auf des Rätsels Lösung gespannt! :)

LG, Mim

Offline R2-D2

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #37 am: 27. November 2019, 16:42:50 »
Zitat
Wer weiß wofür das blau-weiße Messinstrument (?) dient ?

Dat Dingens sieht so simpel und nachträglich angebracht aus, wie wenn ein bayrisches Schulkind etwas gewerkelt hat für 'Jugend forscht'.

Ich fühlte mich gleich an die Hörschnecke im Innenohr erinnert, die die Lage im Raum ermittelt - vielleicht wegen der "Schneckenfühler" des Instrumentes.

Daher mein Tipp: Lagefühler

Aber ich vermute, es ist ein hochkomplexes Gerät. Bin schon sehr auf des Rätsels Lösung gespannt! :)

LG, Mim
Sieht für mich 1:1 wie ein Ultraschallanemometer aus, mit dem man Windgeschwindigkeiten messen kann. Lt. Wikipedia kann man damit auch die "virtuelle Temperatur" bestimmen - wofür auch immer im VLT.

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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #38 am: 28. November 2019, 00:21:00 »
Sieht für mich 1:1 wie ein Ultraschallanemometer aus, mit dem man Windgeschwindigkeiten messen kann. Lt. Wikipedia kann man damit auch die "virtuelle Temperatur" bestimmen - wofür auch immer im VLT.
Danke R2-D2. :D
Es ist also ein Präzisions-Windmesser.  Wenn die Kuppel geöffnet ist, weht sicher auch der Wind durch (es war ziemlich stürmisch da oben als wir da waren, draußen natürlich nur, die Kuppel war ja zu...).

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Offline Mim

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #39 am: 14. Dezember 2019, 01:07:20 »
Hallo fl67, hallo R2D2,
Windmesser, ja klar.  ::) Ich hatte nicht mehr auf dem Schirm, daß die Kuppel geöffnet wird!

Freue mich schon auf die Fortsetzung deines phantastischen Reiseberichts!
LG, Mim

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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #40 am: 15. Dezember 2019, 19:07:19 »
sorry für die lange Reiseunterbrechung...

immer noch Samstag, 29.06.2019, Tag 10: Paranal

Wir kommen also aus der Kuppel von UT2 "Kueyen" heraus und werden von de Sonne geblendet. Eine Sonnenbrille ist hier Gold wert.  8)
Zunächst erkunden wir mal was es sonst noch so auf dem Gipfelplateau gibt.

Hier ist ein schönes Luftbild:

Credit: J.L. Dauvergne & G. Hüdepohl (atacamaphoto.com)/ESO

Wer genau nachzählt, stellt fest, dass es nicht vier, sondern fünf große Kuppeln sind.
Die fünfte, etwas kleinere, gehört dem VLT Survey Telescope, kurz VST.
Das VST ist ein 2,6-Meter-Ritchey-Chrétien-Cassegrain-Teleskop mit einer Öffnungsverhältnis von f/5,5.
Es hat nur ein einziges Instrument, die OmegaCam mit einem großen Gesichtsfeld von etwa 1° × 1° für Bilder im Wellenlängenbereich von 0,33 bis 1 µm.

Das flache Gebäude in der Mitte des Plateaus ist das VLT Interferometry Building.
Zur Interferometrie gehören auch die vier kleinen runden weißen Kuppeln mit den Auxiliary Telescopes, kurz AT.
Die ATs verfügen über einen 1,8 Meter durchmessendem Zerodur-Hauptspiegel. Die markanteste Eigenschaft der ATs ist, dass sie bewegt und auf insgesamt 30 Stationen installiert und so für Interferenzmessungen mit bis zu 200 m Abstand verwendet werden können. Dazu sind die AT-Stationen mit Schienen verbunden. Das Licht wird in unterirdischen Tunneln von den Stationen zu den Delay-Lines geleitet. Der Vorteil der Idee, das VLTI sowohl mit den UTs wie mit den ATs betreiben zu können, liegt darin, dass das Auflösungsvermögen wesentlich vom Abstand der Teleskope bestimmt wird, die Leistungsfähigkeit beim Messen lichtschwacher Objekte aber vom Teleskopdurchmesser. Für viele wissenschaftliche Fragestellungen sind die Objekte hell genug, um sie alleine mit den ATs zu messen. Die UTs können dann für andere Forschungsprogramme verwendet werden. Nur für die Interferometrie schwacher Objekte sind die UTs notwendig.

Schienen der ATs:

Mal ein Blick zum Nachbarberg... das ist der Cerro Armazones, 20 km vom Cerro Paranal entfernt und zukünftiger Standort des Extremly Large Telescopes ELT.
Viel zu sehen von der Baustelle ist noch nicht. Der Gipfel ist abgesprengt und man kann ein paar kleine Gebäude (Baucontainer?) erkennen.
So sieht es aus der Nähe aus (Oktober 2018):

Credit: G. Hüdepohl/ESO

Thread zum ELT im Raumcon-Forum: https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=1142.msg461167#msg461167

Doch weiter auf dem Paranal. Am Rand des Gipfels steht auf einem Turm das DIMM, ein kleines 35-cm-Spezialteleskop, das die ganze Nacht über etwa alle zwei Minuten eine Messung der Bildqualität ("Seeing") durchführt. Zudem werden mit zahlreichen Sensoren die meteorologischen Bedingungen wie Luft- und Bodentemperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und -richtung sowie Staubteilchendichte gemessen.

Wenn man sich verschiedene Fotos vom Paranalgipfel ansieht, fällt auf, dass dieses gelbe Stahlgestell immer mal an einer anderen UT-Kuppel steht. Bei unserem Besuch stand es an UT 1.

Alle ein bis zwei Jahre müssen die Spiegel neu mit Aluminium verspiegelt werden. Dazu wird der Spiegel mitsamt seiner weißen Trägerstruktur ausgebaut, durch die Luke, die man über dem gelben Gestell sieht, aus der Kuppel gefahren und dort auf einen Schwertranporter verladen, der den Spiegel nach unten zur Verspiegelungswerkstatt (Mirror Maintenance Building) bringt. Und anschließend das ganze retour.


Credit: ESO

Diese kurzen Filme zeigen das sehr gut:

https://www.youtube.com/watch?v=WhawWBN23uI


https://www.youtube.com/watch?v=qxrRUFlJ_2M


Fortsetzung folgt...


Fotos: fl67 (wenn nicht anders angegeben)


Viel mehr viel schönere Fotos gibt es hier bei atacamaphoto.com:
https://www.atacamaphoto.com/paranal-observatory/
« Letzte Änderung: 15. Dezember 2019, 23:05:48 von fl67 »

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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #41 am: 18. Dezember 2019, 01:03:40 »
Auf dem Luftbild am Anfang des vorherigen Posts sieht man vorn am Rand des Gipfelplateaus das Kontrollgebäude.

Credit: ESO

Über eine kurze Stahlbrücke kommen wir hinein und besuchen die Kontrollräume.

Durch den Tunnel im Vordergrund verlaufen eine Menge Kabelkanäle von den Teleskopen zum Kontrollgebäude.

Die Türen sind verziert mit Cartoons, Bildern und Sprüchen...

...an den Wänden hängen verzweifelte Hilferufe der Nachtarbeiter...

...und sehnsüchtige Erinnerungen an heimatliches Weihnachtsgebäck

Wie schon bei ALMA sind die Kontrollräume recht unspektakulär. Man sieht auch hier nicht viel mehr als Computerbildschirme.
Jetzt tagsüber ist hier natürlich nicht viel los. Das wird in der Nacht anders aussehen.
Für jedes der 4 Teleskope gibt einen solchen Bereich.

Hier müssen wir feststellen, dass wir bei unserem Besuch bei Kueyen unter Beobachtung standen. Zum Glück haben wir uns einigermaßen gut benommen. ::)

Das DIMM hat ein Seeing von 1,74 Bogensekunden gemessen. Das ist ein ziemlich schlechter Wert, für Großteleskope sollte der Wert im Mittel unter 1" betragen, bei sehr guten Bedingungen kann das Seeing auf unter 0,4" sinken.
Die Messwerte sind von der letzten Nacht.

Auch für das ELT gibt es schon einen Kontrollbereich. An den vielen roten Helmen erkennt man, dass das ELT noch eine Baustelle ist  ;).

Damit geht unser Besuch auf dem Gipfel des Cerro Paranal zu Ende.
Bei der Fahrt runter zum Besucherzentrum machen wir aber noch einen kurzen Zwischenstopp.

Fortsetzung folgt...


Fotos: fl67


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Offline fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #42 am: 22. Dezember 2019, 18:10:07 »
weiter Samstag, 29.06.2019, Tag 10: Paranal

Wir fahren vom Gipfel runter zurück zum Besucherzentrum.
Links sehen wir auf einem Hügel eine weitere große Teleskopkuppel.
Das ist VISTA, das Visible & Infrared Survey Telescope for Astronomy. VISTA ist ein 4-Meter-Teleskop zur Himmelsdurchmusterung im infraroten Bereich von 1 bis 2,5 µm. Sein Gesichtsfeld beträgt ein Quadratgrad. VISTA ist etwa 1 km vom Paranal-Gipfel entfernt, wird aber trotzdem aus dem Kontrollgebäude gesteuert.

Foto des VISTA-Teleskops:

Credit: ESO/S. Brunier


Ein Stück weiter sind noch ein paar kleine Kuppeln und ein Gebäude zu sehen.
Das Gebäude gehört zur NGTS. Die Next-Generation Transit Survey ist eine Einrichtung zur Himmelsdurchmusterung mit dem Ziel, Exoplaneten mit einem zwei- bis achtfachen Erddurchmesser durch die Transitmethode, also anhand scheinbarer Helligkeitsveränderungen des Zentralsterns beim Vorbeiziehen des Planeten, zu entdecken.
Die Einrichtung besteht dazu aus 12 automatisch arbeitenden Teleskopen mit einem Spiegeldurchmesser von 20 cm, die jeweils eine Himmelsregion mit einem Durchmesser von etwas mehr als 3°, zusammen somit 96 Quadratgrad, erfassen können. Die Teleskope sind handelsübliche Astrografen mit einer verbesserten Streulichtblende, die das große Bildfeld durch einen hyperbolischen Spiegel gefolgt von einem dreilinsigen Korrektor erreichen. Daran ist eine im Wellenlängenbereich von 600–900 nm empfindliche CCD-Kamera angeschlossen, die eine Auflösung von 4 Millionen Bildpunkten hat.

Die vier kleinen Kuppeln gehören zu SPECULOOS SSO.
Das Search for habitable Planets EClipsing ULtra-cOOl Stars Southern Observatory ist ein Ensemble von 4 Spiegelteleskopen, um zusammen mit einem ähnlichen (mit Stand Ende 2018 im Aufbau befindlichen) Ensemble auf der Nordhalbkugel auf dem Teide (Teneriffa) erdähnliche Exoplaneten in der Nähe kühler Sterne der Spektralklasse M7 bis hin zu Braunen Zwergen zu entdecken; es baut auf der Erfahrung mit TRAPPIST auf. Der wissenschaftliche Betrieb begann im Januar 2019. Die Teleskope sind ferngesteuert, folgen dem Ritchey-Chrétien-Design mit einem 1 Meter durchmessenden Primärspiegel, und haben Kameras mit hoher Empfindlichkeit im nahen Infrarot.

Der nächste Stop ist an der Residencia, dem Hotel der ESO, in dem die Wissenschaftler und Arbeiter übernachten können.
Die Residencia wurde 2002 fertiggestellt und verfügt über 120 Zimmer. Das Gebäude hat für Furore gesorgt, einerseits unter den Architekten, denn es hat mehrere Architekturpreise gewonnen, andererseits bei James Bond, der es in dem Film "Ein Quantum Trost" in Schutt und Asche legte (mir wurde versichert, dies seien alles Special Effects gewesen).
Eingang zur Residencia:

Das Hotel verfügt über eine große Lobby mit einem kleinen Swimmingpool und ein paar Grünpflanzen unter einer Glaskuppel. Die Kuppel kann nachts mit dem Vorhang verdunkelt werden, damit kein Lichtschein die astronomischen Beobachtungen stört.

Rezeption:

Gang mit Fotoausstellung unter der Kuppel:

Ein Luftbild zeigt das ganze Gebäude und auch die Werkstattgebäude im Hintergrund. Dort befindet sich auch das Mirror Maintainence Building.

Credit: Gerhard Hüdepohl, atacamaphoto.com

Ein paar Verhaltensregeln, wenn man sich nachts auf dem Gelände bewegt:
- immer eine Taschenlampe verwenden
- Autos haben Vorrang vor Fußgängern
- Autos dürfen nur die Parklichter einschalten


Damit ist unser Besuch auf dem Paranal beendet.
Wir fahren zurück in unser Hotel nach Antofagasta, machen unterwegs aber noch einen Zwischenstop.


Fortsetzung folgt...

Fotos: fl67 (wenn nicht anders angegeben)


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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #43 am: 25. Dezember 2019, 16:17:33 »
Samstag, 29.06.2019, Tag 10: Mano del Desierto

Auf der Fahrt zurück nach Antofagasta machen wir Halt an der Mano del Desierto (Hand der Wüste).

Die Skulptur liegt an der Routa 5, die ein Teil der Panamericana ist.
Viele Fernfahrer nehmen den kurzen Abstecher von der Fernstraße zur Skulptur, um dort einen kurzen Fotostop einzulegen.

Mano del Desierto ist eine 1992 geschaffene, 11 m hohe Eisen- und Zementskulptur des chilenischen Künstlers Mario Irarrázabal.
Sie soll die Verletzlichkeit und Hilfslosigkeit des Menschen gegenüber der Natur symbolisieren, und soll die Menschheit ermahnen, mit den Umweltsünden aufzuhören, da sonst die ganze Welt zur Wüste wird.





Fortsetzung folgt...

Fotos: fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #44 am: 28. Dezember 2019, 18:23:41 »
Samstag, 29.06.2019, Tag 10: Ruinas de Huanchaca

Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir an unserem Hotel in Antofagasta an.
Noch genug Zeit, die Ruinas de Huanchaca zu besuchen, die direkt gegenüber dem Hotel liegen.

Die Ruinen von Huanchaca (in Quechua: Schmerzensbrücke) sind das Überbleibsel einer alten Silberhütte.
Sie wurde 1893 eröffnet und produzierte monatlich aus 6000 Tonnen Erz ein Menge von 3,85 Tonnen Silber.
Die Produktion wurde bereits 1902 wieder eingestellt, nachdem die Silberpreise auf dem Weltmarkt instabil wurden.

Schon geht die Sonne unter...

Zu den Ruinen gehört ein kleines Museum, das Museo del Desierto de Atacama.
In dem Museum geht es um den Bergbau, aber auch um die Geschichte, Geologie und Astronomie in der Atacama.


Der Chile-Salpeter wurde auch nach Deutschland verschifft:


Fotos: fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #45 am: 28. Dezember 2019, 18:26:05 »
Ein unerwartetes Ausstellungsstück steht etwas abseits:

Das ist Nomad. Nomad ist ein Testrover, mit dem in der Marslandschaft der Atacama das Fahren auf fremden Planeten getestet wurde.

Nomad ist der Vater von Spirit, Opportunity und Curiosity.
Zwischen dem 15. Juni und 31. Juli 1997 fuhr Nomad insgesamt 215 km, davon 20 km autonom.  :o
Nomad wurde dabei gesteuert vom Carnegie Science Center in Pittsburgh, und dem Intelligent Mechanisms Group Laboratory des Ames Research Centers der NASA (ARC).
Bei der Fernsteuerung wurden Zeitverzögerungen von 4 bis 15 Minuten eingebaut, um den Funkverkehr zum Mars zu simulieren.


mehr über Nomad: https://en.wikipedia.org/wiki/Nomad_rover


Morgen geht's in die Finsterniszone...

Fotos: fl67

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #46 am: 04. Januar 2020, 16:10:11 »
Sonntag, 30.06.2019, Tag 11: Flug nach La Serena

Wir verlassen Antofagasta und fliegen nach La Serena. Wir müssen in Santiago umsteigen, was ein ziemlicher Umweg ist, denn so fliegen wir erst 1000 km nach Süden und anschließend wieder 500 km nach Norden. Aber es gab wohl keinen Direktflug.
In Santiago ist ein ziemliches Mistwetter, dichte tiefe Bewölkung und Nieselregen. Zum Glück bleiben wir nicht lange und fliegen gleich wieder weiter.
Das Flugzeug nach La Serena ist ziemlich leer. Ich hatte mit mehr Andrang gerechnet und dass 2 Tage vor der Sonnenfinsternis noch viele Finsternisjäger nach La Serena reisen.
Aber so hatten wir praktisch freie Platzwahl und konnten den Ausblick auf die Anden genießen.

Kurz nach dem Abflug von Santiago sieht man einen Gipfel, der über alle anderen hinausragt. Das ist der Aconcagua, mit 6961 m der höchste Berg der Anden, Amerikas und überhaupt außerhalb Asiens, und der Berg mit der größten Dominanz nach dem Mount Everest:

Kurz vor La Serena sehen wir dieses Loch in der Erde. Es sieht so ähnlich aus wie die Kupertagebaue in der Atacama, nur nicht ganz so groß. Mit Kupfer gibt man sich hier aber nicht ab, es muss was Edleres sein. Dies ist die Andacollo Oro Goldmine der Compañía Minera Dayton SCM. Der Abbau begann 1995, seitdem wurden über 1 Million Unzen (mehr als 31 Tonnen) Gold gefördert:

Ein Stück weiter sind auf einem Berggipfel mehrere weiße Kuppeln zu sehen. Erst dachte ich, das sei das Observatorium La Silla, das liegt aber noch ein Stück weiter nördlich.
Dies ist das Cerro Tololo Inter-American Observatory (CTIO), etwa 80km östlich von La Serena.
Das Hauptinstrument ist das 4 Meter Victor M. Blanco Teleskop, das primäre Forschungsinstrument des Dark Energy Survey, ein Projekt zur Erforschung der Dunklen Energie.

Nach der Landung auf dem kleinen Flughafen von La Serena:

Wir sind jetzt in der Totalitätszone angekommen !  8)


Fotos: fl67


Fortsetzung folgt...

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #47 am: 05. Januar 2020, 15:31:40 »
Sonntag, 30.06.2019, Tag 11: La Serena

Die ganze Stadt ist im Sonnenfinsternis-Fieber.
Schon im Flughafengebäude werden wir von großen Wandtafeln zur Sonnenfinsternis begrüßt.

Eine Karte der Region mit dem Bereich der Totalität und der Zentrallinie (rot)...
("Donde se vera el eclipse en la region Coquimbo" = "Wo die Sonnenfinsternis in der Region Coquimbo zu sehen sein wird")

...und die Zeiten und Bedeckungsgrade für verschiedene Orte:

Ob aber der Hinweis auf die rot-blaue Anaglyphenbrille so gut ankommt, weiß ich nicht:    ???  8)
[Limit reached]Aber eigentlich wird schon überall darauf hingewiesen, dass man die Sonne nur mit der richtigen Finsternisbrille nach ISO-Norm 12312-2 beobachten darf, so ja auch auf diesem Plakat - nur das Bild ist falsch; das Foto daneben passt.

(wir haben wieder das "Limit reached"....  wenn die Bilder nicht zu sehen sind, die Seite nochmal laden, dann werden i.d.R. auch alle Bilder angezeigt)

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #48 am: 05. Januar 2020, 15:39:53 »
Auch in der Stadt hängen überall Plakate, die für Veranstaltungen zur Sonnenfinsternis werben.
Public Viewing mit dem Astronomen José Maza im Fußballstadion "La Portada":
[Limit reached](wenn hier nur [Limit reached] zu sehen ist, die Seite neu laden...)

An den Laternenmasten steht die genaue Zeit des Totalitätsmaximums:
[Limit reached]
Große Stellwände mit den einzelnen Phasen der Sofi stehen an der Plaza de Armas:
[Limit reached]
...und am Rathaus steht ein Bildschirm mit dem Countdown - noch 2 Tage, 1 Stunde, 2 Minuten und 8 Sekunden bis zur Sofi:
[Limit reached]
Begrüßung für alle Sofi-Touristen:
[Limit reached]


Fotos: fl67


Fortsetzung folgt...
« Letzte Änderung: 06. Januar 2020, 09:55:14 von fl67 »

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Re: Reise zur Sonnenfinsternis in Chile 2019
« Antwort #49 am: 11. Januar 2020, 02:24:03 »
DIN EN ISO 12312-2
Augen- und Gesichtsschutz - Sonnenbrillen und ähnlicher Augenschutz -
Teil 2: Filter für die direkte Beobachtung der Sonne (ISO 12312-2:2015); Deutsche Fassung EN ISO 12312-2:2015


Zitat
Dieser Teil der ISO 12312 gilt für alle Produkte ohne Korrektionswirkung (mit Nullgläsern), die für die direkte Beobachtung der Sonne vorgesehen sind, zum Beispiel bei der Betrachtung von Sonnenfinsternissen. Diese Norm gilt nicht für: - Sonnenbrillen ohne Korrektionswirkung (mit Nullgläsern) sowie Aufsteckscheiben für allgemeinen Gebrauch zum Schutz gegen Sonnenstrahlung; - Augenschutz gegen Strahlung künstlicher Lichtquellen, beispielsweise von Solarien; - speziell für Sport vorgesehene Augenschutzgeräte, für die eigene Normen existieren (zum Beispiel Skibrillen oder andere Brillenarten); - aus medizinischen Gründen verschriebene Sonnenbrillen zur Dämpfung des Sonnenlichts; -Sonnenfilter mit Korrekturwirkung. Das zuständige deutsche Gremium ist der Arbeitsausschuss NA 027-01-01 AA Augenschutz im DIN-Normenausschuss Feinmechanik und Optik (NAFuO).

Inhalt:
Nationales Vorwort
Vorwort
Anerkennungsnotiz
1 Anwendungsbereich
2 Normative Verweisungen
3 Begriffe
4 Anforderungen und zugrundeliegende Prüfverfahren
4.1 Transmissionsgrad
4.2 Material und Oberflächengüte
4.3 Halterung
5 Kennzeichnung
Anhang A (informativ) Gebrauch von Filtern für die direkte Beobachtung der Sonne
Anhang B (informativ) Sicherheit für die Augen bei einer Sonnenfinsternis: Anwender-Leitfaden
Literaturhinweise
Anhang ZA (informativ) Zusammenhang zwischen dieser Internationalen Norm und den grundlegenden Anforderungen der EU-Richtlinie für persönliche Schutzausrüstungen
Nationaler Anhang NA (informative) Literaturhinweise
https://www.din.de/de/mitwirken/normenausschuesse/nafuo/normen/wdc-beuth:din21:224785329

Den ganzen Text der Norm kann man für 69,20 EUR als PDF kaufen...  :P

 8)