Das dachte ich auch erst, aber mir scheint jetzt "waver" ist zu interpretieren als "Unbedenklichkeitserklärung" in bezug auf Gefahren für die Öffentlichkeit, also sozusagen eine Sicherheitsfreigabe im Rahmen der bestehenden Lizenz.
Diese Quelle hier:
https://www.cnet.com/news/faa-denied-spacex-a-safety-waiver-but-its-starship-sn8-rocket-launched-anyway/
beschreibt auch genauer, weshalb der Waver nicht erteilt wurde:
"... the company proceeded with the launch without demonstrating that the public risk from far field blast overpressure was within the regulatory criteria."
Also in dem Antrag auf den Waver habe SpaceX nicht gezeigt, dass das öffentliche Risiko von Explosionsdruckwellen im Fernbereich im Rahmen der Vorgaben der FAA liegt.
Mir selbst ist ziemlich unklar, wie man "Gefahr durch springende Fensterscheiben bei Explosion in 7 km Höhe" und "ein Todesfall Unbeteiligter bei 10.000 Starts" statistisch zuverlässig miteinander in Relation bringen will, aber das ist ja auch ein formaler bürokratischer Vorgang, da kann man sowas genau berechnen. Warum SpaceX das berechnen soll und nicht die FAA, ist mir auch unklar. Aber die haben ja Personalmangel (was man am Wust der veröffentlichten formalenjuristischen Papiere gar nicht merkt). Aber ich schweife ab ...
/errsu
Ich wundere mich, dass das Thema wieder aufkommt, ich dachte das war Seiten vorher nach dem SN9 Hin- und Her schon abschließend diskutiert gewesen. Hier der Link zu dem Beitrag im Thread:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=16786.msg501623#msg501623Also kurz:
1. Selbstverständlich muss die Firma, die den Start durchführt, nachweisen, dass von dem Start keine unzumutbare Gefahr für die Öffentlichkeit ausgeht. Wer denn auch sonst? Wenn man einen Bauantrag stellt, muss ja auch der Antragsteller nachweisen, dass das Gebäude die statisch stabil ist und nicht etwa die Baubehörde. Die Aufgabe der Behörde ist, die Berechnungen zu prüfen und die Genehmigung zu erteilen, wenn alles korrekt und vollständig vorliegt, bei Unvollständigkeit nachzufordern und auf Fehler hinzuweisen. Es gibt einen genauen Leitfaden der FAA, wo drin steht, was der Antragsteller alles zu berechnen hat. Der wurde seit 10. März übrigens vereinfacht und ist weniger eine genaue unflexible Vorschrift, sondern wurde flexibler nach nachgewiesender Leistung gestaltet (auch darüber wurde hier diskutiert).
2. Von den Teilen, die zu berechnen sind, wollte bei SN8 SpaceX sich den Aufwand sparen, die Gefahr durch eine Druckwelle zu berechnen (Andere Gefahren wie z.B. statistische Trümmerverteilung bei Explosion in verschiedener Höhe waren ausreichend berechnet). Die Logik wäre hier wohl gewesen, dass anzunehmen ist, dass die Gefahr geringer ist als die durch Trümmer. Die FAA hat diesen Antrag nicht genehmigt. SpaceX ist trotzdem gestartet. Somit war der SN8 Flug ohne Startlizenz (wie der Flug verlaufen ist, spielt keine Rolle).
3. Vor diesem Hintergrund gab es eine Untersuchung in die Sicherheitskultur bei SpaceX. Es geht also nicht nur rein zum technische Aspekte, sondern auch um Entscheidungsketten Management etc. um zu klären, wie es dazu kommt dass man überhaupt auch nur in Erwägung zieht, ohne Lizenz zu starten. Das hat den SN9 Flug verzögert.
Ich finde es also überhaupt nicht verwunderlich, dass deswegen ein FAA-Vertreter bei Testflügen vor Ort ist. Wahrscheinlich wird dies solange so sein, bis die FAA es als erwiesen ansieht, dass SpaceX verstanden hat und intern die Konsequenzen gezogen hat.
Mit dem Nebel hatte die FAA vermutlich keine Probleme - die FAA interessiert nur die öffenliche Sicherheit und effektiv macht Nebel das wohl für die Öffentlichkeit nicht sicherer oder unsicherer. Ob der Testflug ein Erfolg oder Misserfolg für SpaceX wird, kann der FAA eigentlich egal sein.
Die FAA würde vermutlich lieber alles direkt mit SpaceX klären - bisher haben die sich immer nur öffentlich geäußert wenn es nach dem Muster ging Elon tweetet --> Nachfragen von Reportern bei der FAA --> FAA erklärt sich öffentlich. Sosehr ich die technischen Einblicke und die (meist zu optimistischen) Zeitpläne auch schätze - in dem Fall sollte er das vielleicht lieber lassen, es liegt sicher nicht im Interesse von SpaceX wenn sowas breitgetreten wird.