Wenn ich es richtig verstanden habe, gab es also eine reihe kleiner Fehler oder Probleme. Alle sehr kein und unkritisch. Jedoch wird fast jede "echte Katastrophe" auch von vielen unkritischen Fehlern begleitet, weshalb es sehr wichtig ist, auch diese Fehler zu beseitigen.
Fehler 1: Die Rakete hat den Orbit nicht richtig erreicht. (Ist das bestätigt, oder ist das ein falscher Fehler?)
Fehler 2: Die Kapsel ist nun in ein Timing-Problem geraten. (Ob bekannt oder unbekannt dürfte noch offen sein)
Fehler 3: Die Kommunikation mit der Kapsel war nicht mehr möglich. (Ob durch Fehler 1 verursacht oder nicht ist unbekannt)
Folge: Man hat jetzt zu wenig Treibstoff zum erreichen der ISS. Ob das ggf. zu folgendem führt ist abzuwarten.
Fehler 4: Die Treibstoffreserven sind sehr gering. (Mit mehr Reserve hätte man es ggf schaffen können? Ist unbekannt)
Achtung: Die Analyse ist eine 100%-Vorab-Analyse. Alles, was nicht weiter oben schon geschrieben wurde, sind somit Vermutungen von mir.
Fehler 1 war eine ursprüngliche Vermutung von mir, die sich wohl nicht bestätigt hat. Fehler 2 ist definitiv eingetreten. Fehler 3 war wohl eher ein der Koordination, als ein technisches. Man erkannte, dass die Kapsel den Burn nicht ordnungsgemäß vollführt hat und musste so schnell wie möglich reagieren, da sich das Zeitfenster schloss, um die ISS noch zu erreichen. Als man das Kommando sendete war die Kapsel aber schon in einem Funkloch zwischen zwei Kommunikationssatelliten (TDRS) und das Zeitfenster war schon geschlossen, als der Kontakt wieder hergestellt war.
Fehler 4 ist schwer zu beurteilen. Sicherlich gab es Reserven an Bord. Aber auch die größten Reserven nützen nichts, wenn dennoch unnötig viel Treibstoff verbraucht wird. Auch kann man evtl. nicht einfach mehr Treibstoff mitnehmen, da man ab einem gewissen Punkt an die Gewichts- und Volumengrenzen des technisch Machbaren stößt.
Allgemein sehe ich es natürlich enttäuschend, dass dieser Testflug nicht alle Punkte abhaken kann. Aber das Wort Testflug ist meiner Meinung nach hier viel zu selten gefallen. Bei Tests geht es immer darum so viel wie möglich zu testen und auch wenn eines, oder mehrere wichtige Ziele nicht erreicht wurden, kann man einen Testflug nicht gleich als vollkommenen Fehlschlag werten. Ich erinnere nur mal an einen der ersten Falcon 1 Flüge, bei dem beide Stufen miteinander Kollidierten und dann die Rede davon war, dass über 90% der Testziele erreicht wurden und die Mission damit als Erfolg zu rechnen war und das obwohl die Nutzlast nicht einmal den Orbit erreicht hatte.
Ähnlich sehe ich es auch hier. Wie Roger schon schreibt wird man sicherlich einen Großteil der gesetzten Test abhaken können. Das Andocken wäre auf jeden Fall (zumindest für uns) das Highlight dieser Mission gewesen. In einem Best-Case Szenario werden sich Boeing und NASA darauf einigen, die Tests beim bemannten Flug zu erweitern um damit die Ergebnisse nachzuholen welche bei diesem Test nicht erzielt werden konnten. Ich halte das für am wahrscheinlichsten, vorausgesetzt dass der Rest der Mission reibungslos verläuft.