Genauso, wie niemand die 2 Privatpersonen zwingt, sich selbst in ein 50/50 Selbstmordkommando einzuschreiben.
Quelle oder Argumentation für 1:1 LOC?
durch seine nicht dafür konzipierte Technik umzubringen
Quelle oder Argument dafür, dass diese Technik (CrewDragon, FH) nicht für so eine Mission konzipiert oder in kurzer zeit adäquat! dafür umgerüstet werden kann?
Hier meine (späte) Antwort:
1:1 LOC: Möglichst plakativer Ausdruck dafür, dass das Risiko dieser Mission über jedem für mich vertretbaren Limit liegt, Begründung dafür gleich. Allerdings hat Musk auch schon in diversen Äußerungen zum Thema Mars geziegt, dass er auch bei einem 1:1 LOC keinerlei Bedenken hat, Menschen auf eine solche Mission zu schicken. Nur er selbst natürlich nicht, denn er hat vorher noch eine Mission für die Menschheit zu erfüllen. Das ist sein Selbstverständnis.
Jetzt dazu, warum das LOC mMn weit über akzeptablen Limits ist, was auf deine zweite Frage eingeht:
Weder CrewDragon noch FH sind für eine solche Mission ausgelegt.
CrewDragon ist ein LEO-Transporter. Und ja, die Kapsel wurde so konzipiert, dass man damit unbemannt zum Mars kommt, soll heißen, der Hitzschild hält laut Simulationen einen schnellen Eintritt aus und die Steuerungstechnik ist redundant, sodass Computerfehler durch Strahlung verhindert wird.
Aber es gibt kein System, dass den menschlichen Körper vor der dauerhaft erhöhten Strahlung außerhalb des LEO, geschweige denn von eventuellen solaren Eruptionen schützt. Orion ist hier so konzipiert, dass es möglich ist, sich einen Schutzraum aufzubauen, in dem die Besatzung zur Not 24 Stunden lang ausharren kann, außerdem wird das gesamte Material des Service Modules dazwischen geschoben.
Ja, der Hitzeschild ist so konstruiert, dass er die hohen Belastungen aushalten sollte.Das hat man bei Orion auch gedacht. Das Ergebnis des Tests war erschütternd, auch, weil man beispielsweise die Einfluss von Mikrometeoriten unterschätzt hat, die beim schnellen Durchqeuren der üblichen LEO Bahnen zu Schäden geführt haben.
Klar, gut möglich, dass es klappt, aber reicht ein "gut möglich"?
Die Crew ist nahezu untrainiert. Im Bedarfsfall kann sie nichts tun. Das hier genannte Gegenargument "eigentlich sollte man ursprüglich sowieso nichts tun können, weil keine Bedienelemente geplant waren", ist da nicht unbedingt wirklich zielführend, das macht es nämlich nicht besser. Auch das Argument, dass die Kapsel eh vom Boden gesteuert wird ist nicht wirklich gut.
Ein Beispielszenario: Kurzschluss, irgendein Tank platzt, die nahgelegene Antenne (die für eine solche Mission übrigens auch erst noch in die Pläne eingefügt werden muss) wird dabei beschädigt. EIne Steuerung vonder Erde aus ist dabei nicht möglich und durch das ausströmende Gas wird die Flugbahn leicht verändert. Minimale Änderungen würden hier schon reichen, um entweder zu steil oder zu flach in die Atmosphäre einzutreten. Klar, eventuell korrigiert die Steuerung das problem automatisch. Eventuell aber auch nicht. Müssen die Passagiere eingreifen um das zu verhindern, oder würde jegliches Eingreifen erst zu Problemen führen weil dadurch die automatischen Korrekturen übergangen werden. DIe Crew weiß es nicht, sie hat nämich nur oberflächliche Ahnung.
Ja,ich steige in ein FLugzeug ein, ohne es steuern zu können. Und zwar, weil vorne zwei(!) extrem ausgebildete Piloten sitzen. Eigentlich haben die über den gesamten FLug nichts zu tun, selbst Start und Landung könnte man denen "wegnehmen", sprich automatisieren. Aber sollte was schief gehen, gibt es eben zwei erfahrene Menschen, die das System in- und auswendig kennen und eingreifen können. Deswegen ist der US-Airways-Flug 1549 nicht in die Bronx eingeschlagen mit 155+x Toten sondern auf dem Hudson gewassert mit 0 Toten. Und deswegen hat es in der Geschichte der Luftfahrt schon immer wieder mal "Wunder" gegeben. Weil es zur Not jemanden gitb, der genau weiß, wie die Sachen funktionieren, und der entsprechend handeln kann.
Zum Thema FH: Die Aussage, dass sie dafür konzipiert ist, stammt aus dem gleichen Mund, der behauptet hat, Dragon V2 könne "überall im Sonnensystem" landen, was offenkundig falsch ist. Die FH ist nicht für den bemannten Flug zertifiziert und es gibt auch keine öffentlich bekannten Pläne, das zu tun, also gibt es keinen unabhänigen Nachweis dafür, dass die FH zuverlässig dazu in der Lage ist, bemannt zu starten.
Ein eher spekulativer Punkt: Dem Lebenserhaltungssystem der Dragon V2 dürfte eine Redundanz fehlen, die es ermöglicht, im Notfall die restliche Woche zu überstehen. Als LEO Shuttle dürfte die DV2 eher darauf ausgelegt sein, dass die restliche Atemluft ect. ausreicht um nach 6 Stunden an der ISS zu sein oder eben unplanmäßig früher innerhalb von 40 Minuten wieder gelandet zu sein. Nur so ist es überhaupt möglich, die gesamte Lebenserhaltung in die Kapsel zu integrieren ohne ein SM zu benötigen.
Zu einigen weiteren Argumenten die hier genannt wurden:
Apropros Sicherheit, hier eine kleine Info: (bei NSF gesehen)
Da fliegen auch Leute mit und nehmen Leute mit, sind die jetzt unmenschlich?
Unmenschlich finde auch ich die nicht passende Wortwahl, aber wenn Flüge in einer solchen Maschine kommerziell angeboten werden, dann ja finde ich das höchst fahrlässig und moralisch unverantwortlich. Kontext wäre hier gut.
Jedes mal wenn du in ein Auto steigst oder auch nur den Fuß vor die Tür setzt nimmst du die Möglichkeit des Todes in kauf.
Es verdient aber niemand daran, dass du den Fuß aus der Tür setzt, und bevor dir eine Firma ein Auto verkaufen darf, muss es entliche Nachweise und Tests der Sicherheit durchlaufen.
Wenn jemand ohne Seil einen Überhang hoch klettet ist das wohl nicht unmenschlich, mit Seil und Harken aber nicht weil die für einen möglichen Sturz nicht unbedingt ausgelegt sind?
Wenn du zu einem Händler gehst und nach Seil und Haken zum klettern verlangst und er dir sagt, er hat nix reißfestes aber er kann dir das andere anbieten, das sollte im Normalfall klappen, dann ja ist das nicht nur moralisch äußerst verwerflich sondern vermutlich auch strafrechtlich relevant.
Zum EM-1 Argument: eignetlich alle (und noch weitere), die sich hier kritisch gegenüber den Mond Plänen äußern, haben auch ihre Kritik an einem bemannten EM-1 gezeigt.
Was mir aber im Laufe des gestrigen Abends und heute morgen klar geworden ist:
Insbesondere Amerikaner und zunehmend auch Europäer betrachten vieles aus der Sichtweise, dass es doch jedem selbst überlassen ist, ob er sein Leben riskiert, solange er dadurch niemand anderen gefährdet. In dem Kontext ist ja auch die FAA Regelung zum nicht-nötigen man-Rating zu sehen.
Ich vetrete hier eine eher "klassischere" Sicht: Leben ist ein kostbares Gut, man hat nicht das Recht, es eigenmächtig aus reletiv unbedeutenden Gründen zu beenden. Und man muss auch andere Leute vor sich selbst schützen, vorallem wenn sie sich in die eigene Obhut begeben.
Letztendlich geht es hier um sehr elementare moralische Fragen, die aber leider in dieser Gesellschaft aktuell als unwichtig abgestempelt werden, obwohl eine rege Diskussion und vor allem ein Grundwissen darüber dringend notwendig sind.
Ich möchte hier auch gar nicht eine Diskussion darüber entfachen, denn ich akzeptiere auch den Standpunkt, dass andere kein Problem darin sehen, wenn sich jemand selbst in eine solche Gefahr begibt.
Aber ich persönlich empfinde es als moralisch falsch und es macht mir Angst, dass eine Person wie Musk sich das Recht rausnimmt, eigenmächtig Fakten zu schaffen über Dinge, die eigentlich einem demokratischen Entscheidungsprozess unterliegen sollten. Und hier ist diese Mond-Mission nur einer dieser Auswüchse, noch viel bedrohlicher sehe ich seine Sicht auf das Thema Mars