Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020

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Führerschein

  • Gast
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #125 am: 17. Mai 2014, 09:25:29 »
Es gibt jeden Tag genaue Infos, was auf der ISS gemacht wird.
Wer sich also wirklich informieren will, der kann das auch (und bracht nicht solche "ich habe gehört"-Meldungen hier reinzustellen).

Auf russischer Seite hier:
Thread: http://novosti-kosmonavtiki.ru/forum/forum10/topic12565/?PAGEN_1=7
ROSKOSMOS: http://www.federalspace.ru/102/201405/

Was soll die Polemik? Wie lange soll man die täglichen Aktivitäten aufsummieren und für jede Tätigkeit ermitteln, ob es ISS Service ist, um eine belastbare Aussage zu bekommen? War die Angabe von ca. 50% so falsch?

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Offline James

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #126 am: 17. Mai 2014, 12:34:50 »
Guten Tag

Und auf amerikanischer Seite:
http://www.nasa.gov/directorates/heo/reports/iss_reports/
http://www.nasa.gov/mission_pages/station/timelines/#.U3cvZSiynpW
Wenn man sich die Timeline von Vorgestern so anschaut (obwohl es natürlich nur für Geübte gut überschaubar sein wird - dazu gehöre ich auch nicht - denn es wird viel mit Begriffen bzw. Abkürzungen gearbeitet, die einem Laien nicht vertraut sind - verständlich sonst wird die Liste die täglich damit arbeiten zu aufbeplustert), so würde ich sagen das der Großteil der Arbeiten durchaus wissenschaftliche Tätigkeiten und normale tägliche Tätigkeiten sind (Trainingseinheiten, Mahlzeiten, Konferenzen mit Bodenpersonal und Schlafzeiten gehören für mich nicht zum "Housekeeping"). Ich zähle ja zuhause auch Zähneputzen nicht zu den Zeiten in denen ich Staubsauge.
http://www.nasa.gov/sites/default/files/files/051514_tl.pdf

Wenn mir noch ein persönliches Wort erlaubt ist: Ich habe keine Lust auf dieses Ost-West-Gehickhacke. Nicht in diesem Forum (auch wenn es Personen gibt - wie in Kritik und Anregungen zu lesen - die das nicht verstehen). Es wird immer Menschen geben die mehr Sympathien für das Eine oder Andere haben. Das ist auch o.k. Aber nicht wenn es hier ausgetragen wird. Eine exponierte Stellungnahem für eine Seite wird immer zu einer Reaktion einer anderen Seite führen. Alles zu was das führt ist das sich diejenigen, deren "Leidenschaft" Raumfahrt ist, sich auch noch in die Haare bekommen. Wozu? Die Gemeinde dieser Leute ist nicht so groß, das man sich das leisten kann. Auch dieser "Diskussionsstrang" ist geeignet zu polarisieren. Ich finde, es ist eigentlich ausführlich dazu Stellung genommen. Es wird sich nicht mehr viel Neues mit Informationsgehalt dazu ergeben. Wenn es also keine Stellungnahmen von den "offiziellen" Seiten mehr geben sollte, und der Thread nicht von "alleine" "verstirbt" würde ich um eine Schließung bitten.

mit freundlichem Gruß, James

Ein kurzes Schlußwort noch: Ich finde man ist eh schon sehr tolerant. Ich sehe das nicht als Zensur, sondern als führen auf das Thema für das der Thread da ist. Ein Exmitglied wie Revan wäre heute warscheinlich sehr erstaunt. In meiner Erinnerung hat er Analysen der Washingtoner Innenpolitik für diejenigen Leute abgeliefert, die da eventuell weniger Einblick haben. Ist ja auch nicht ohne Einfluß auf die Raumfahrt. Auch er wurde ermahnt dies nicht hier zu tun. Da müßte man ja jetzt ziemlich herumermahnen. Ist für Moderatoren sicher auch nicht so toll. Also macht es Ihnen ein wenig leichter!


McFire

  • Gast
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #127 am: 17. Mai 2014, 13:24:49 »
d'accord mit allem, allerdings schließen muß nicht unbedingt sein. Wer weiß, was noch so an statements kommt....

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Offline spacer

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #128 am: 17. Mai 2014, 14:00:45 »
Hallo,

Gibt es irgendwo eine Infos was beim ISS Betrieb alles nicht richtig läuft?
Ich weiß nur das von den sechs Leuten auf der ISS wohl fünf nur mit dem Unterhalt zu tun haben.
Wenn dem so ist, läuft sicher was massiv verkehrt.

Die drei Astronauten auf dem US-Segment verbringen zusammen ca. 35 bis 40 Stunden pro Woche mit wissenschaftlicher Arbeit.
Ich denke nicht, dass da massiv etwas verkehrt läuft. Eine solche Station zu betreiben erfordert eben einen hohen Wartungsaufwand. Wahrscheinlich kann man aus den Erfahrungen lernen und diese Zeit bei einer möglichen Nachfolgestation erhöhen.
Im Übrigen laufen viele Experimente weitgehend automatisch und benötigen nur zur Installation, zum Tausch von Proben oder für Reperaturen die Zeit der Astronauten.

Vom russischen Segment habe ich keine Daten.

Offline Ruhri

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #129 am: 17. Mai 2014, 14:04:48 »
Es ist eben eine Frage, wie man die entsprechende Statistik führt. Ist das persönliche Training "Wartung" oder "Medizinische Forschung"? Einerseits hält sich die Crew als wichtigen Teil der ISS einsatzbereit, andererseits sind es wichtige Erkenntnisse für kommende Missionen. Ist das Nachfüllen eines automatisch ablaufenden Experiments (z.B. Schmelzöfen für Materialerkundung) Wartung oder Forschung?

Offline Xerron

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #130 am: 17. Mai 2014, 18:17:30 »
Um mal auf das ursprüngliche Thema zurück zu kommen? Laut Welt Online betreffen die russ. Sanktion alle Triebwerke der Atlas V und die die an Orbital. Sowie den Betrieb der ISS. Kann die Atlas V sinnvoll ersetzt werden? Ich denke da an die Delta Serie. Interessant fand ich den Ausspruch, dass man sich jetzt mehr den Asiatisch-Pazifischen Partnern zuwenden möchte. Kann es sein, dass Russland und China ab 2020 zusammen eine eigene große Station bauen könnten?

Offline Ruhri

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #131 am: 17. Mai 2014, 19:13:40 »
Tja, wenn es ihnen Spaß macht!?  ::)

Was die Triebwerke der Atlas V angeht, so wurde ja hier schon darauf verwiesen, dass diese in den USA in Lizenz nachgebaut werden dürften. Bislang hat man das aber nicht getan. Natürlich könnte man auch eine neu Triebwerkslinie aus dem Boden stampfen. Letztlich wird das eine Frage des Geldes sein.

Führerschein

  • Gast
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #132 am: 17. Mai 2014, 19:28:48 »
Tja, wenn es ihnen Spaß macht!?  ::)

Was die Triebwerke der Atlas V angeht, so wurde ja hier schon darauf verwiesen, dass diese in den USA in Lizenz nachgebaut werden dürften. Bislang hat man das aber nicht getan. Natürlich könnte man auch eine neu Triebwerkslinie aus dem Boden stampfen. Letztlich wird das eine Frage des Geldes sein.

Laut NSF Beiträgen läuft die Lizenz 2022 aus und eine Verlängerung müßte neu verhandelt werden. Bei 5 Jahren Anlaufzeit lohnt sich das kaum. Es wäre schon sinnvoll,  stattdessen ein eigenes Triebwerk als Ersatz zu entwickeln. Oder man hofft einfach darauf, daß Sanktionen und Gegensanktionen bis dahin ausgelaufen sind und tut gar nichts. Ob es eine kluge Strategie wäre, darauf zu setzen? Ich verstehe das mit der Lizenz als Beruhigungspille, wir könnten ja, wenn wir wollten.............

Delta IV hochfahren wird nicht einfach. Die Vorlaufzeit bei Bestellungen ist 3 Jahre. Es wird nicht leicht, das stark zu verkürzen. Neue Pads müßten auch gebaut werden. Die Pad-Zeit der Delta ist extrem hoch.

Offline Ruhri

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #133 am: 17. Mai 2014, 19:53:41 »
Tja, und was steht in den Verträgen für die Zeit nach Auslaufen derselben? Russland hat doch bestimmt alle technischen Unterlagen übergeben, damit das Triebwerk in den USA gebaut werden kann. Sollen die US-Ingenieure etwa eine Kollektiv-Amnesie erleiden?

Vielleicht baut man also die Triebwerksproduktion (vor Vertragsablauf) auf und ändert die Pläne dann wieder, damit sie nicht mehr den Originalen entsprechen. Man könnte das dann eine US-eigene Weiterentwicklung nennen. Alternativ baut man die Triebwerke weiterhin nach russischen Spezifikationen und zahlt die Lizenzgebühren, als ob der Vertrag noch laufen würde.

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Offline MX87

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #134 am: 17. Mai 2014, 20:25:12 »
Für den Aufbau einer Produktion des Triebswerks braucht es mehr als nur Geld und Pläne. Am Ende hat man vielleicht ein Triebwerk, aber ob dies die gleichen Qualitäten bietet wie das aus der russischen Produktion. Lizenzproduktion ist komplizierter als man gemeinhin denken mag.

Ein Gedanke der mit eben kam: Könnte man den Russen ihre Module nicht abkaufen?  ;)
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

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Offline tomtom

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #135 am: 17. Mai 2014, 20:25:45 »
Um mal auf das ursprüngliche Thema zurück zu kommen? Laut Welt Online betreffen die russ. Sanktion alle Triebwerke der Atlas V und die die an Orbital. Sowie den Betrieb der ISS. Kann die Atlas V sinnvoll ersetzt werden? Ich denke da an die Delta Serie. Interessant fand ich den Ausspruch, dass man sich jetzt mehr den Asiatisch-Pazifischen Partnern zuwenden möchte. Kann es sein, dass Russland und China ab 2020 zusammen eine eigene große Station bauen könnten?

Hallo Xerron, willkommen im Forum.

Schön das du auf das Thema des Threads zurückkommen wolltest. Wobei es hier um Russlands Absage eines ISS Betriebs nach 2020 geht (und nicht um Crew Time oder die ISS Sinnhaftigkeit, dass hatten wir im bemannten schon).
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Offline Xerron

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #136 am: 17. Mai 2014, 21:07:47 »
Hallo zurück,

Gibt es eigentlich möglichkeiten im schlimsten Fall, den "westlichen" Teil der ISS doch noch weiter zu betreiben? Wenn ichs richtig im Kopf habe sind ja Lagesteuerung / Lagetriebwerke und Navigationskomputer im russischen Segment verbaut. Mal angenommen die Russen koppeln ab und nehmen nur alles neue unterhalb von Sarja mit. Dann hab ich zwar noch die Möglichkeit die Station auf Possition zu halten, aber wenn was kaputt geht hab ich keine russischen Ersatzteile.

Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #137 am: 17. Mai 2014, 21:10:49 »
Ein Gedanke der mit eben kam: Könnte man den Russen ihre Module nicht abkaufen?  ;)
Welche Raumschiffe sollen dann an die Kopplungspunkte ankoppeln, wenn Sojus und Progress die ISS nicht mehr anfliegen? ATV v2.0 oder was?  ::)
Flinx

LOXRP1

  • Gast
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #138 am: 17. Mai 2014, 22:41:53 »
Hey Leute kommt mal wieder auf den Boden. Man wird mit Sicherheit nicht den russischen Teil der ISS abdocken und den Westlichen Teil unkontrolliert herum taumeln lassen, allein schon weil man damit sein eigenes nicht gerade kleines Territorium in Gefahr bringt.
Wie schon bereits vor ein paar Seiten erwähnte, wird wenn überhaupt der Teil abgetrennt der noch nicht im Orbit ist bestehend aus MLM, Knote Modul und zwei NEM Modulen. Was ja auch vor geraumer Zeit im Gespräch wahr und ist. Als Russland noch Interesse an einer LEO Station über 2020 hatte und befürchtet dass der Westen sich nicht auf eine Verlängerung der ISS Lebenszeit einigen möchte, wahr nämlich genau das die Lösung.
Sollte 2020 wirklich Schluss sein, so wird man die Triebwerke von Zvezda für ein deorbit burn verwenden und die Station bzw. was davon übrig ist im Pazifik versenken, wie es schon bei der Mir der Fall wahr.

Was die andren Szenarien angeht, so wäre der "Westen" technisch durchaus in der Lage die ISS auch ohne Russland zu betreiben. Damit wäre natürlich die Konstruktion eines SM notwendig aber das nötig Know How gibt es. Nur wird dies wohl nicht günstig.

Sollte es wirklich zum unwahrscheinlichen Szenario kommen und Russland dockt alles samt Sarja ab, so kann man immer noch eine Oberstufe oder eins der Unzähligen SMs für Aufklärungs- oder GEO-Satelitten so modifizieren das am PMA vom Unity(Node 1) oder Node 2 andockt um z.B. ein deorbit burn durchzuführen. Siehe dazu das Szenario, welches für das Hubble Space Telescop[1] vorgeshen ist. Ja die ISS hat eine höhere Masse als Hubble, das ist aber keine technische Hürde.


Quele:

1. Das passive Interface am Hubble






Ein Gedanke der mit eben kam: Könnte man den Russen ihre Module nicht abkaufen?  ;)
Welche Raumschiffe sollen dann an die Kopplungspunkte ankoppeln, wenn Sojus und Progress die ISS nicht mehr anfliegen? ATV v2.0 oder was?  ::)
Ja warum nicht eine Neuauflage des ATVs und ja ich weiß, dass ein Teil der Fachkräfte schon in andre Teil der Industrie abgewandert ist und die neue Auflage eine Neukonstruktion ist aber das Know How ist da. Was das Docking angeht so könnten man ein Adapter Konstruieren ähnlicher derer der NASA[2] von APAS-95 aus ILiDS bzw. SIMAC. Somit bräuchte man nur ein probe and drogue aus Russland beziehen.


Quelle:

2. PMA Adapter
http://ntrs.nasa.gov/archive/nasa/casi.ntrs.nasa.gov/20110016704.pdf



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Offline roger50

  • Raumcon Berater
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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #139 am: 17. Mai 2014, 22:56:05 »
N'abend,

Wenn ichs richtig im Kopf habe sind ja Lagesteuerung / Lagetriebwerke und Navigationskomputer im russischen Segment verbaut. Mal angenommen die Russen koppeln ab und nehmen nur alles neue unterhalb von Sarja mit. Dann hab ich zwar noch die Möglichkeit die Station auf Possition zu halten, aber wenn was kaputt geht hab ich keine russischen Ersatzteile.

In der Tat, Lageregelung und Bahnanhebung wären die Hauptprobleme, da Einrichtungen dafür nur in den russischen Modulen (speziell Swasda) vorhanden sind. Haben wir weiter oben im Thread schon diskutiert.

Welche Raumschiffe sollen dann an die Kopplungspunkte ankoppeln, wenn Sojus und Progress die ISS nicht mehr anfliegen?

An den hinteren Sarya-Port sicher niemand mehr. Aber ab 2017 können die in Entwicklung befindlichen, bemannten US-Raumschiffe wieder am PDA-1 (?) an der Nase der ISS anlegen. Dies wäre auch die geeignete Position (-x-Richtung), um Reboost durchzuführen. Allerdings müßte sich dann immer ein modifiziertes Fahrzeug mit sehr viel Treibstoff für Lageregelung/Reboost dort anliegen.

Ein Betrieb der ISS ohne die Russen wäre zwar schwierig, aber möglich. Und je eher man defenitiv weiß, was ab 2020 mit der ISS passiert, umso besser kann man sich darauf einstellen. ;)

Gruß
roger50

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Offline MR

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #140 am: 17. Mai 2014, 23:51:44 »
Laut NSF Beiträgen läuft die Lizenz 2022 aus und eine Verlängerung müßte neu verhandelt werden. Bei 5 Jahren Anlaufzeit lohnt sich das kaum. Es wäre schon sinnvoll,  stattdessen ein eigenes Triebwerk als Ersatz zu entwickeln. Oder man hofft einfach darauf, daß Sanktionen und Gegensanktionen bis dahin ausgelaufen sind und tut gar nichts. Ob es eine kluge Strategie wäre, darauf zu setzen? Ich verstehe das mit der Lizenz als Beruhigungspille, wir könnten ja, wenn wir wollten.............

Bist du sicher, das sich das auf die komplette Lizenz und nicht nur auf die aktuelle Produktion des RD-180 betrifft? Soweit ich weiß, hat man damals 300 Mio Dollar für die Entwicklung des RD-180 gezahlt + den 100 Triebwerke-Vertrag. Ich bin da eigentlich eher davon ausgegangen, das Lockheed unter diesen Umständen das zeitlich unbegrenzte Recht zur Eigenproduktion hat. Das der Produktionsvertrag irgendwann ausläuft und neu verhandelt werden muss ist klar, aber hat das auch Auswirkungen auf eine eventuelle Produktion in den USA?

Sollte es tatsächlich so sein, das man nach 2022 das Triebwerk in den USA nicht mehr produzieren darf, dann macht eine Produktionsaufnahme keinen Sinn. Das wäre Geld zum Fenster rausgeworfen. Da macht es mehr Sinn, ein komplett neues Triebwerk in einer ähnlichen Leistungsklasse selbst zu entwickeln und zu produzieren. Wobei das nicht einfach wird, da ein Alternativ-Triebwerk nicht nur den gleichen Schub, sondern auch eine vergleichbare Effizienz haben muss. Eventuell wird es sogar billiger, ein etwas schubstärkeres, aber weniger effizientes Triebwerk zu entwickeln und die aktuelle Atlas 5 durch eine Atlas 6 mit etwas vergrößerter Grundstufe (um die geringere Effizienz aufzufangen) zu ersetzen.

LOXRP1

  • Gast
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #141 am: 18. Mai 2014, 00:08:46 »
Laut NSF Beiträgen läuft die Lizenz 2022 aus und eine Verlängerung müßte neu verhandelt werden. Bei 5 Jahren Anlaufzeit lohnt sich das kaum. Es wäre schon sinnvoll,  stattdessen ein eigenes Triebwerk als Ersatz zu entwickeln. Oder man hofft einfach darauf, daß Sanktionen und Gegensanktionen bis dahin ausgelaufen sind und tut gar nichts. Ob es eine kluge Strategie wäre, darauf zu setzen? Ich verstehe das mit der Lizenz als Beruhigungspille, wir könnten ja, wenn wir wollten.............

Bist du sicher, das sich das auf die komplette Lizenz und nicht nur auf die aktuelle Produktion des RD-180 betrifft? Soweit ich weiß, hat man damals 300 Mio Dollar für die Entwicklung des RD-180 gezahlt + den 100 Triebwerke-Vertrag. Ich bin da eigentlich eher davon ausgegangen, das Lockheed unter diesen Umständen das zeitlich unbegrenzte Recht zur Eigenproduktion hat. Das der Produktionsvertrag irgendwann ausläuft und neu verhandelt werden muss ist klar, aber hat das auch Auswirkungen auf eine eventuelle Produktion in den USA?

Sollte es tatsächlich so sein, das man nach 2022 das Triebwerk in den USA nicht mehr produzieren darf, dann macht eine Produktionsaufnahme keinen Sinn. Das wäre Geld zum Fenster rausgeworfen. Da macht es mehr Sinn, ein komplett neues Triebwerk in einer ähnlichen Leistungsklasse selbst zu entwickeln und zu produzieren. Wobei das nicht einfach wird, da ein Alternativ-Triebwerk nicht nur den gleichen Schub, sondern auch eine vergleichbare Effizienz haben muss. Eventuell wird es sogar billiger, ein etwas schubstärkeres, aber weniger effizientes Triebwerk zu entwickeln und die aktuelle Atlas 5 durch eine Atlas 6 mit etwas vergrößerter Grundstufe (um die geringere Effizienz aufzufangen) zu ersetzen.

Nun man hat die Entwicklung Finanziert, damit erwirbt man aber nicht pauschal die Rechte auf das geistige Eigentum der Firma. Wenn man die Lizenz auf 2022 vereinbart hat, dann ist es halt so.

Die Modernisierung der Delta und der eventuelle Bau weiterer Startplätze wäre da wohl die wirtschaftlichste Lösung als eine Neuentwicklung eines Triebwerks. Ruhri hat aber auch auf eine andre Möglichkeit hingewiesen.

Vielleicht baut man also die Triebwerksproduktion (vor Vertragsablauf) auf und ändert die Pläne dann wieder, damit sie nicht mehr den Originalen entsprechen. Man könnte das dann eine US-eigene Weiterentwicklung nennen. Alternativ baut man die Triebwerke weiterhin nach russischen Spezifikationen und zahlt die Lizenzgebühren, als ob der Vertrag noch laufen würde.

Martin

  • Gast
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #142 am: 18. Mai 2014, 04:11:51 »
Zum RD-180: Ich habe an passendere Stelle ein interessantes Dokument zum Thema verlinkt:

https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=7997.msg289875#msg289875

Führerschein

  • Gast
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #143 am: 18. Mai 2014, 10:40:02 »

Bist du sicher, das sich das auf die komplette Lizenz und nicht nur auf die aktuelle Produktion des RD-180 betrifft? Soweit ich weiß, hat man damals 300 Mio Dollar für die Entwicklung des RD-180 gezahlt + den 100 Triebwerke-Vertrag. Ich bin da eigentlich eher davon ausgegangen, das Lockheed unter diesen Umständen das zeitlich unbegrenzte Recht zur Eigenproduktion hat. Das der Produktionsvertrag irgendwann ausläuft und neu verhandelt werden muss ist klar, aber hat das auch Auswirkungen auf eine eventuelle Produktion in den USA?

Ich habe eine Quelle gefunden. Griffin spricht ausdrücklich von der Lizenz zur Produktion in den USA, die ausläuft. Es verblüfft mich ja auch, aber was weiß ich über Lizenzrecht und Motivationen für Verträge?

Spekulation: Man hat damals die Lizenz in den Vertrag reingenommen, um interne Bedenken zu zerstreuen, ohne die Absicht, tatsächlich jemals Triebwerke zu bauen. Das wußte auch die russische Seite und war einverstanden. Eine Verlängerung, um tatsächlich Triebwerke zu bauen läge kaum im Interesse der russischen Seite und würde nicht billig, wenn sie überhaupt zustande käme.

Das Triebwerk einfach weiterbauen, wenn die Lizenz abgelaufen ist, kann ich mir kaum vorstellen. Nicht bei normalen Beziehungen und auch nicht unter den derzeitigen Bedingungen.

Ein Twitter von Jeff Foust, er zitiert Griffin.

https://twitter.com/jeff_foust/status/464436170219606016

Zitat
Griffin: we have the ability to produce the RD-180 in the US. The question, though, is should we? License for doing so expires in 2022.

Wir haben die Fähigkeit RD-180 in den USA zu produzieren. Die Frage ist allerdings, sollten wir? Die Lizenz dafür läuft 2022 aus.

Griffin sollte es wissen.

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Offline Klakow

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #144 am: 19. Mai 2014, 04:46:03 »
Ich wundere mich das die Techniken der Russen, zwei oder vier Brennkammern zu nutzen nicht schon früher viel mehr eingesetzt wurde.
Die Vorteile liegen für mich auf der Hand, bei vier Triebwerken mit einem Pumpenkomplex, wird nicht nur die Anzahl von Komponenten verkleinert, es wird im Vergleich zu einem großen Triebwerk bei gleichem Entspannungsverhältnis auch weniger Düsenlänge benötigt. Bei 4 Düsen, müsste es nur noch ca. 50% sein. Das spart dann auch Platz und Masse z.B. beim Zwischenring.

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Offline KSC

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Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #145 am: 19. Mai 2014, 22:13:19 »
Nun hat sich NASA Administrator Bolden zu den russischen Plänen geäußert nach 2020 aus dem ISS Programm auszusteigen.
Vor Reportern auf der ILA in Berlin hat er heute Befürchtungen zurückgewiesen, dass ein Ausstieg Russlands aus dem ISS Programm das Ende der ISS bedeuten würde. Er erklärte, dass kein einzelner ISS Partner das ISS Programm alleine beenden könnte und wenn Russland nach 2020 austeigen würde, die ISS auch ohne Russland weiter betrieben werden könnte. Keiner der ISS Partner sei unverzichtbar.
http://abcnews.go.com/Technology/wireStory/nasa-space-station-work-russia-23780780
http://phys.org/news/2014-05-nasa-space-station-russia.html

Gruß,
KSC

McFire

  • Gast
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #146 am: 19. Mai 2014, 23:13:53 »
Zitat
...die ISS auch ohne Russland weiter betrieben werden könnte. Keiner der ISS Partner sei unverzichtbar.

Kann mir das mal jemand erklären ? Das klingt doch schon recht fixiert ?

tobi

  • Gast
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #147 am: 19. Mai 2014, 23:21:48 »
Die Russen werden vermutlich nicht aussteigen, das RD-180 Exportverbot scheint ja auch eine Ente zu sein. Bisher gibts keine Berichte, dass russische Ingenieure aus USA abgezogen wurden (Wartungsarbeiten etc..).

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Offline KSC

  • Raumcon Moderator
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  • 7826
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #148 am: 20. Mai 2014, 08:31:50 »
NASA Administrator Bolden hat sich im Rahmen seines Besuchs in Berlin heute Morgen gegenüber dem Deutschlandfunk geäußert.
Er erklärte, dass sich die Krise zwischen Russland und den USA nicht auf den ISS Betrieb auswirken würden.
Der Betrieb auf der ISS laufe normal, die ISS Crews würden weiterhin mit russischen Trägern zur ISS starten. US Astronauten würden weiterhin in Russland ausgebildet, genauso wie russische Kosmonauten weiterhin nach Houston kämen, um dort zu trainieren.
Weiter erklärte er, dass er keine Kenntnis davon habe, dass Russland vorzeitig aus dem ISS Programm aussteigen wolle.
Angesprochen auf die Möglichkeit, Russland würde seine Module 2020 abdocken, wollte er sich auf keine hypothetischen Spekulationen einlassen.
Bezüglich der  Ankündigung Russlands, nach 2020 aus dem ISS Programm auszusteigen hat er interessant geantwortet:  Gegenwärtig arbeite man daran,  den ISS Betrieb bis 2020 zu fixieren. Die Eurpäer müsste das bei der ESA  Ministerratstagung im November erst formal beschließen. Die Ankündigung der Russen nicht über 2020 hinaus zu verlängern, ginge weiter als die aktuelle Zusage der  Europäer, er könne also gut damit leben.
Erneut sagte er, kein einzelnes ISS Partnerland könne das Programm alleine beenden.
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2014/05/20/dlf_20140520_0624_30695e63.mp3

Gruß,
KSC

Link aktuaklisiert
« Letzte Änderung: 20. Mai 2014, 11:48:20 von KSC »

McFire

  • Gast
Re: Russlands Absage an den ISS Betrieb nach 2020
« Antwort #149 am: 20. Mai 2014, 10:14:57 »
Ich begreif das immer weniger - erst....
Zitat
    ...die ISS auch ohne Russland weiter betrieben werden könnte. Keiner der ISS Partner sei unverzichtbar.
....und dann....
Zitat
Erneut sagte er, kein einzelnes ISS Partnerprogramm könne das Programm alleine beenden.

Aber vermutlich bin ich zu alt, um zu begreifen, daß Worte nur noch Sprechblasen sind.