Ok, kleiner Exkurs in die Quantenmechanik, aber dann schnell wieder zurück zur Dunklen Materie, über die wir leider so wenig wissen
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Warum haben die Bosonen eine so große Masse? Das ist eine gute Frage, die Zusammenhängt mit der Grundfrage warum Teilchen überhaupt eine Masse haben. Vielleicht hast du schon von einem weiteren Boson gehört, dem Higgs-Boson? Das wird jedenfalls gerade z.B. am LHC intensiv gesucht, da es das letzte Teilchen aus dem Katalog des Standardmodells ist, das noch nicht experimentell nachgewiesen wurde. Es selbst soll über eine noch größere Masse verfügen als W- und Z-Bosonen und es soll anderen Teilchen ihre Masse geben - gut, schwer vorstellbar! Aber wenn du dich an Herrn Lesch erinnerst, der sagt, dass es im frühen Universum immer wieder zu Symmetriebrüchen kommt, heißt das, dass die elektromagnetische Kraft und die Schwache Kernkraft irgendwann einmal ununterscheidbar waren.
Die elektromagnetische Kraft hat das masselose Photon als Botenteilchen. Will man nun beide Kräfte in einem System beschreiben, muss man erklären, warum bei niedrigeren Temperaturen (d.h. im sich abkühlenden Universum) es nun zu diesem Symmetriebruch kommt, der dazu führt das die Bosonen sehr massereich sind, während die Photonen masselos sind. Da kommt eben das bis heute noch hypothetische Higgs-Boson ins Spiel...
Was bedeutet diese hohe Masse der Botenteilchen für die schwache Kernkraft? Es bedeutet, dass sie eine sehr, sehr geringe Reichweite hat. Je höher die Masse der Botenteilchen, desto schneller zerfallen sie. Die W- und Z-Bosonen sind so massereich, dass sie praktisch sofort wieder zerfallen, daher kommt die Schwache Kernkraft einfach nicht weit! Die Photonen der elektromagnetischen Kraft dagegen haben gar keine Masse und zerfallen überhaupt nicht, ergo, unbegrenzte Reichweite.
Aktiv sind die Bosonen daher praktisch nur im Atomkern. Noch genauer: In einzelnen Nukleonen (Protonen, Neutronen), den Bestandteilen des Atomkerns. Entschließt sich beispielsweise ein Neutron ein W-Boson zu emitieren, ändert sich die Ladung des Neutrons von 0 auf 1, womit es zum Proton wird. Das ausgesandte W-Boson zerfällt daraufhin praktisch instantan in ein Elektron und eine Antineutrino. Wenn man noch genauer sein möchte, emitiert auch nicht das ganze Neutron das W-Boson, sondern nur eins der drei Quarks, aus denen das Neutron besteht. Dieses Quark mit dem
Flavour down, ändert seine elektrische Ladung durch die Emission des W-Bosons von -1/3 Elementarladungen um eins zu +2/3 e, womit es zum Up-Quark wird und damit das gesamte Teilchen zu einem Proton. Das ganze nennt man dann Betazerfall.
Auf Grund der hohen Masse der Botenteilchen und der daraus resultierenden geringen Lebensdauer und geringen Reichweite, nehmen wir die schwache Kernkraft im Gegensatz zur Gravitation und zur elektromagnetischen Kraft im Alltag nicht wahr. Auch beim Betazerfall "sehen" wir nur das Ergebnis: Ein Elektron und ein Antineutrino. Das kurzlebige W-Boson kann daher praktisch als
virtuelles Teilchen gesehen werden.
Im Gegensatz zur Dunklen Materie ist die schwache Kernkraft und das ganze Standardmodell der Quantenmechanik aber experimentell bestens abgesichert, auch wenn es sich nicht gerade weniger verrückt anhört!