Dunkle Materie

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Medium9

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #50 am: 17. August 2008, 04:41:27 »
Ich weiss jetzt schon, dass mich der eine oder andere schief anschauen wird für das Folgende, da es sich auf Annahmen aus der String-Theorie (von mir aus auch -Philosophie) stützt, derer Probleme ich mir sehr wohl bewusst bin, ich aber bis heute keinen wissenschaftlichen Grund kenne ihren Ansatz nicht in Betracht ziehen zu können. Daher sei mir das Gedankenspiel gegönnt:

Die ST kennt zwei möchliche Ansätze die 10-Dimensionalität zu "verpacken", wobei eine von winzig klein aufgerollten ausgeht, die andere von ganz normalen Ausmaßen, in welcher unsere 3+1D Welt als Subset gebildet durch eine Brane dargestellt wird. Keine der beiden Ansätze kann bislang als Favorit gewertet werden, und letzteren werde ich folgend zu Grunde legen, um eine weitere mögliche Quelle dunkler Materie in den Raum zu werfen.

Eine weitere Annahme der ST ist es, dass Strings in offenem und geschlossenem Zustand existieren, wobei die offenen mit mindestens einem Ende an einer Brane "haften". Als möglicherweise geschlossen gelten bisher nur die Strings, die das sog. Graviton bilden, also den Mittler der Gravitation.
Nimmt man nun an, dass sämtliche Materie und Kräfte mit Ausnahme der Gravitation an unsere 3-Brane fest gekoppelt sind, und dass diese Brane eine beliebige Lage und Form in dem höherdimensionalen "Superraum" haben kann, so kann man weiterhin folgendes Annehmen:
Eine Gravitationsquelle erzeugt ungebundene Graviton-Strings, welche als einzige auch den Raum ausserhalb unserer 3-Brane passieren können, d.h. diese verlassen aber auch wieder eintreten. Bei geeigneter Form der Brane kann es folglich zu einem Effekt einer virtuellen Gravitationsquelle kommen, dadurch dass ein Graviton an völlig anderer Stelle unserer Brane erzeugt wurde, aber durch Deformation dieser Lichtjahre entfernt diese noch einmal kreuzt, oder gar mehrfach.
Nimmt man zudem an, dass die Wirkung des Gravitons ähnlich der eines Schwimmers im Wasser ist, nämlich dass umgebene Masse einen Impuls entgegen seines Richtungsvektors erhält, ist es zudem wahrscheinlich dass ein Graviton nicht mit "voller Kraft" wirkt, sondern eben nur mit dem vektoriellen Anteil innerhalb unserer Brane.
Die Kernaussage der Überlegung ist also: Dunkle Materie ist nichts weiter als die uns bekannte Materie, die aber über (großräumige) Krümmung unserer Brane mehrfach und an scheinbar unabhängigen Stellen auswirkungen hat. Daraus ergäbe sich ein sehr komplexes Bild eines selbst-interagierenden Universums, dass seine Struktur durch sich selbst erhält, und es ist eine wie ich finde gute Idee zur Erklärung der "Dunkelheit" dieser virtuellen Materie.
Ebenfalls könnte man dieses Bild als Basis dafür nehmen, um zu erklären warum die Gravitation gemessen an den anderen Kräften derart schwach ausfällt - ihre Kraft verteilt sich eben nicht nur auf 3, sondern bis zu 10 Dimensionen.

Einen solchen Effekt zu beobachten dürfte jedoch beliebig schwierig werden, da man zum einen eine sehr massive Änderung der Gravitationsverhältnisse in einem beobachtbaren Teil des Universums benötigte, und darüber hinaus einen weiteren beobachtbaren Bereich in dem sich diese Änderung nachvollziehen ließe, obwohl die Bereiche zu weit voneinander entfernt erscheinen damit dies aus 3-dimensionaler Sicht möglich wäre. Eine solche Beobachtung ist fürchte ich kaum zu leisten.

Darüber hinaus lässt das zu Grunde gelegte "Superspace"-Bild eine Möglichkeit zu, die dieses Bild noch weiter verkompliziert: Es ist durchaus möglich in diesem Modell weitere Branes neben "unserer" hinzuzudenken, in denen ebenfalls Gravitationsemitter existieren könnten, und die möglicherweise nah genug bei uns sind um ebenfalls die oben beschriebene Wirkung zu erzielen.

Sicher ist, dass es irgendetwas strukturbildendes gibt, und ich finde die Idee der Selbstinteraktion bzw. virtueller Materie nach o.g. Art durchaus denkbar, wenn auch in wissenschaftlichen Rahmen auf zu vagem Grund. Aber wer hätte schon vor ein paar hundert Jahren ernsthaft in Erwägung gezogen, dass die Erde eine Kugel sei ;)

Re: Dunkle Materie
« Antwort #51 am: 17. August 2008, 11:59:15 »
Hallo Medium 9, willkommen,

ich selbst kenne mich mit der Stringtheorie nicht wirklich aus. Vor kurzem bin ich aber bzgl. der Branen auf eine Art Multiverseninterpretation gestoßen. (Hoffentlich bekomme ich das noch richtig zusammen.) Verschiedene Universen/Realitäten liegen auf verschiedenen Branen und können sich "nahe" kommen (evtl. sogar kreuzen?) Dadurch könnte zwischen diesen Universen eine Wechselwirkung eintreten, welche sich bei uns evtl. als dunkle Energie (vllt. auch Gravitation der dunklen Materie?) bemerkbar machen könnte. Durch solche "Fremdwirkungen" ließen sich dann evtl. die kosmische Inflation oder auch der Urknall unseres Universums erklären, indem von einem fremden Universum plötzlich bei uns eine Kraft einwirkte und Energie freigesetzt wurde.

Mein Problem mit deiner Idee: Wenn es diese ominöse Fernwirkung innerhalb unseres eigenen Universums gäbe, dass also Materie unseres Universums in unserem Universum an verschiedenen Orten stärker wirken kann, warum ist dann nach heutigen Messungen die Wirkung der dunklen Materie an die Orte der normalen Materie gekoppelt? Warum wirkt diese Fernwirkung nicht stochastisch oder gleich verteilt überall im Universum?
\\   //    Grüße
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Medium9

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #52 am: 17. August 2008, 17:59:28 »
Zitat
warum ist dann nach heutigen Messungen die Wirkung der dunklen Materie an die Orte der normalen Materie gekoppelt? Warum wirkt diese Fernwirkung nicht stochastisch oder gleich verteilt überall im Universum?

Ich erkläre mir das darüber, dass unser Universum (=unsere 3-Brane) beliebig geformt sein könnte, ohne dass wir uns von innerhalb dieser Form bewusst sein können. Man stelle sich ein 2D-Wesen auf einem Blatt Papier vor: Es würde nichts davon merken, wenn wir das Papier verbiegen (perfekte Elastizität mal vorausgesetzt). Das zur Inhomogenität. Dass normale und dunkle Materie größtenteils nahe beieinander vorkommen ist eine simple Folge der Gravitation: Normale Materie wird sich "bevorzugt" innerhalb Gravitationspotentialen der dunkeln Materie aufhalten. Das wiederum beeinflusst die dunkle Materie andererorts, und das ist der Effekt den ich oben mit "sehr komplexes Bild eines selbst-interagierenden Universums" meinte.
Es ist letztlich die Form der Brane die die maßgebliche Rolle hier spielt.

*

Offline pikarl

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #53 am: 25. August 2008, 17:02:08 »
Spannende Sache:

Zitat
Flares, verursacht von Dunkler Materie

Manche solare Flares werden vielleicht durch Elementarteilchen ausgelöst, die einen größeren Anteil der Dunklen Materie ausmachen könnten.

https://www.raumfahrer.net/flares-verursacht-von-dunkler-materie/

Edit: Link aktualisiert. Pirx
« Letzte Änderung: 26. Juli 2021, 06:07:49 von Pirx »

Kreuzberga

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #54 am: 28. August 2008, 17:27:07 »
Einem Astronomenteam der University of California, Santa Barbara, ist mit Hilfe des Hubble-Teleskop und des Röntgenteleskops Chandra eine beeindruckende Beobachtung gelungen, welche folgendermaßen visualisiert werden konnte:


Bild: NASA

Zu sehen ist der Galaxiencluster mit dem klangvollen Namen MACSJ0025.4-1222. Er ist durch die Kollision von zwei etwas kleineren Clustern entstanden und befindet sich 5,7 Mrd. Lichtjahre von uns entfernt.

Die rosa eingefärbten Bereiche markieren die Verteilung der "normalen " Materie nach der Kollision (beobachtet mit Chandra), während die blauen Bereiche die Verteilung der Dunklen Materie verdeutlichen (beobachtet mit Hubble unter Zuhilfenahme der gravitational lensing technique).

Wie man sehr schön sehen kann, ist die normale Materie der beiden Cluster aufeinandergeprallt und bildet nun einen großen Haufen. Im Gegensatz dazu scheint die Dunkle Materie der jeweiligen kleineren Cluster fast ohne Interaktion durch die Materie, sowohl normal als auch dunkel, des jeweils anderen Clusters hindurchgerauscht zu sein.

Durch den Zusammenstoß wurden folglich beide Cluster der ihnen zugehörigen Dunklen Materie beraubt, sodass wir nun einen großen Cluster haben, der fast ausschließlich aus althergebrachter Materie besteht und zwei Wolken aus Dunkler Materie, die sich weiter voneinander entfernen.

Diese Beobachtung verdeutlicht also, dass auch Teilchen Dunkler Materie untereinander so gut wie nicht wechselwirken (außer über die Gravitation).
« Letzte Änderung: 28. August 2008, 17:28:51 von Kreuzberga »

Re: Dunkle Materie
« Antwort #55 am: 29. August 2008, 06:43:53 »
Zitat
Diese Beobachtung verdeutlicht also, dass auch Teilchen Dunkler Materie untereinander so gut wie nicht wechselwirken (außer über die Gravitation).

Guten Morgen,

kann man das so verstehen, dass die normale Materie durch direkte Kollisionen und Reibung sich gegenseitig beeinflusst und gebremst hat, während die ominöse Dunkle Materie nicht solchen Wechselwirkungen zwischen sich selbst und auch mit der anderen Materie unterliegt?
Was ich an dem Bild bemerkenswert finde: Man kann eine Verteilung erkennen. Es steht ja auch immer wieder im Raum, dass die zusätzliche Gravitationswirkung durch einen noch unverstandenen Prozess der normalen Materie bewirkt wird. Aber hier sieht man deutlich, dass die Wirkung an einem anderen Ort entfaltet wird, welcher mit der Bewegung der beiden Galaxien zusammenhägt.
Gerne würde ich jetzt das Objekt in ein paar Millionen Jahren noch mal aufnehmen ...
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H.J.Kemm

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #56 am: 29. August 2008, 09:32:10 »
Moin,



Dieses Composit-Bild des extrem heißen Galaxienhaufens 1E 0657-56 (Bullet-Haufen) zeigt eine bug-förmige Stoßwelle zur rechten Seite des Clusters. Dieser Zusammenschluss von einer kleineren Gruppe oder Sub-Cluster von Galaxien mit *1E 0657-56*, gibt Astronomen eine seltene Gelegenheit zu untersuchen, wie Cluster wachsen.
Die einzelnen Galaxien des Bullet-Haufens, der etwa 3,4 Mrd. Lj. entfernt ist, sind im sichtbaren Licht dargestellt, doch ihre gesamte Masse macht insgesamt wesentlich weniger aus als die Masse der beiden Gaswolken mit heißer Röntgenemission, die rot dargestellt sind. Die blauen Farbtöne, die sogar noch mehr Masse als die optischen und Röntgenstrahlen-Gaswolken zusammen repräsentieren, zeigen die Verteilung der *Dunklen Materie* im Haufen.

Jerry
« Letzte Änderung: 29. August 2008, 09:34:54 von H.J.Kemm »

Kreuzberga

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #57 am: 29. August 2008, 11:20:05 »
Zitat
kann man das so verstehen, dass die normale Materie durch direkte Kollisionen und Reibung sich gegenseitig beeinflusst und gebremst hat, während die ominöse Dunkle Materie nicht solchen Wechselwirkungen zwischen sich selbst und auch mit der anderen Materie unterliegt?

Ja, so würde ich das auch verstehen. Was ich ein bißchen seltsam finde, ist, dass es auf dem Bild fast so aussieht, als wären die Dunkle Materie-Wolken auch von der Gravitation kaum beeinflusst.
Wie Jerry schreibt, wäre es sicher interessant den Cluster in ein paar Millionen Jährchen erneut zu betrachten. Entgegen meinem ersten Post, müssten die Wolken eben dank der Gravitation irgendwann wieder zurück in den Cluster stürzen.

Zunächst kann man sich das ganze bildlich vielleicht so vorstellen, wie zwei Lastwagen mit ungesicherter Ladung, die frontal zusammenstoßen (und stehenbleiben) während die Ladung in die jeweilige Fahrtrichtung fliegt und dabei die andere Ladung nahezu unbeeinflusst passiert.

Um das Bild zu vervollständigen: Die Ladungen hängen an Gummiseilen, sodass sie sich erst weit entfernen, schließlich aber wieder zurückkehren.

(Hm, naja, manche bildliche Vergleiche machen die Sache eher undurchsichtiger, merke ich gerade.)  ;)

« Letzte Änderung: 29. August 2008, 11:30:40 von Kreuzberga »

H.J.Kemm

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #58 am: 29. August 2008, 11:34:42 »
Moin,

ich hatte vergessen zu erwähnen, dass ich mich um Einzelaufnahmen bemühe; das Bild von *1E 0657-56* (Bullet-Haufen) ist ja ein Komposit. Da wäre es schon mal interessant zu sehen, wie die *verrutschten LKW-Ladungen* aussehen.

Jerry

Re: Dunkle Materie
« Antwort #59 am: 29. August 2008, 11:52:39 »
Zitat
Ja, so würde ich das auch verstehen. Was ich ein bißchen seltsam finde, ist, dass es auf dem Bild fast so aussieht, als wären die Dunkle Materie-Wolken auch von der Gravitation kaum beeinflusst.
Wie Jerry schreibt, wäre es sicher interessant den Cluster in ein paar Millionen Jährchen erneut zu betrachten.

Die Gravitation ist ja relativ schwach und benötigt Zeit, um ihre Wirkung deutlich zu entfalten. Bei dem vergleichsweise kurzzeitigen Zusammenstoß dürften die mechanischen Kräfte zwischen der normalen Materie deutlich über den gravitativen Kräften der gesamten Materie gelegen haben.

PS:
Ich wollte in ein paar Millionen Jahren schauen ;).
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Kreuzberga

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #60 am: 29. August 2008, 12:53:19 »
Zitat
Ich wollte in ein paar Millionen Jahren schauen ;).

Oh ja, da hab ich euch verwechselt! Ihr seid halt beide so blau...!  ;)

H.J.Kemm

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #61 am: 30. Oktober 2008, 16:56:44 »
Moin,

das hatte ich zu *Bullet Cluster / 1E 0657-558* geschrieben: .....dass ich mich um Einzelaufnahmen bemühe; das Bild von *1E 0657-56* (Bullet-Haufen) ist ja ein Komposit. Da wäre es schon mal interessant zu sehen, wie die *verrutschten LKW-Ladungen* aussehen.

Hier jetzt eine neuere Aufnahme vom *Bullet Cluster*, aber auch ein Komposit von NASA's Chandra X-ray Observatory with optical data from the Hubble Space Telescope and the Magellan telescope in Chile.


Jerry

Kreuzberga

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #62 am: 06. November 2008, 13:54:35 »
SPON hat gerade einen ganz guten Artikel zur Suche nach Dunkler Materie mit Hilfe des Weltraum-Gamma-Teleskops Fermi gebracht: http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,588665,00.html

Man hofft, mit Fermi Gammaphotonen zu messen, die hypothetisch bei Kollision zweier Dunkle Materie-Teilchen entstehen könnten. Besonders schwierig ist dabei die Unterscheidung zwischen Gammastrahlung, die von der Dunklen Materie stammt und der restlichen, "normalen" Gammastrahlung im Weltraum. Daher herrscht unter den beteiligten Wissenschaftlern eine große Debatte, wo im Weltraum man am besten nach den spezifischen Gammaphotonen suchen solle.

Hier das wissenschaftliche Paper, auf dem der zum großen Teil Artikel basiert: http://arxiv.org/abs/0810.5287

Peter Moje(Guest)

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #63 am: 16. Januar 2006, 11:01:50 »
Frage: Könnte sich dahinter ein schwarzes Loch verbergen?

*

Offline Volker

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #64 am: 16. Januar 2006, 19:11:08 »
Also, ein Schwarzes Loch kann sich dahinter nicht verbergen - das muessten schon sehr viele Schwarze Loecher sein. Zur Zeit geht man davon aus, dass nur etwa 4% der Materie im Universum "sichtbar" ist, also in Sternen, Galaxien, Interstellarem Medium, etc.
Dazu kommen etwa 25% Dunkle Materie und der Rest, also 70%, ist Dunkle Energie.  Fuer den Anteil der Dunklen Materie ist es unwahrscheinlich, dass sich der in Schwarzen Loechern verbirgt. Schwarze Loecher entstehen aus massiven Sternen am Ende ihrer Entwicklung. Und ueber die Sternentwicklung und Sternenpopulation des Universums wissen wir ganz gut Bescheid, da koennen also nicht so viele Schwarze Loecher existieren.
Also, "normale" Sterne kommen da wohl nicht in Frage (man hatte z.B. vermutet, dass die Dunkle Materie in braunen Zwergsternen versteckt sein koennte, aber mit den tieferen Himmelsdurchmusterungen, die wir heutzutage haben, kann man das wohl auch ausschliessen). Bleibt also z.B. als Kandidat 'exotische Teilchen' (d.h. Elementarteilchen die wir noch nicht kennen) oder auch sehr heisses interstellares Gas (das wir in ueblichen Aufnahmen nicht sehen wuerden).

Jetzt kommt dann eventuell die Frage nach der "Dunklen Energie" auf, und da verweise ich dann einfach mal auf  
http://en.wikipedia.org/wiki/Dark_energy

Gruss
Volker
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Kreuzberga

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #65 am: 12. März 2009, 21:20:39 »
Mit dem HST (Hubble Space Telescope) ist es gelungen, neue Hinweise darauf zu finden, dass Galaxien in einen Halo aus Dunkler Materie eingebettet sind.

Beobachtet wurden Galaxien im Galaxien-Cluster Perseus. Kleinere Galaxien werden dort anscheinend von ihren Dark Matter-Halos zusammengehalten, während viel größere Galaxien durch Gravitationskräfte anderer Galaxien auseinandergerissen werden. Ein "Kissen" aus Dunkler Materie scheint die kleineren, elliptischen Galaxien vor ihrer "rauhen und chaotischen Nachbarschaft", so der unten stehende Artikel, zu schützen.

Die kleinen Galaxien weisen so gut wie keine Störungen durch ihre großen Nachbarn auf, obwohl sie sehr alt sind und somit auch langsam wirkende Prozesse mittlerweile gut zu sehen sein müssten. Die Astronomen gehen daher davon aus, dass diese alten Galaxien im Zentrum des Clusters von einem extra dichten und großen Halo aus Dunkler Materie umgeben sein müssten, der mit seiner Gravitationskraft für zusätzliche Stabilität sorgt.

Diese Beobachtung deutet demnach darauf hin, dass elliptische Galaxien eventuell noch wesentlich mehr Dunkle Materie aufweisen als Spiralgalaxien, wie unsere Milchstrasse. Die Spiralgalaxien im Perseus-Cluster werden nämlich schön auseinandergefetzt!

http://www.spacetelescope.org/news/html/heic0903.html
http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/2009/11

Re: Dunkle Materie
« Antwort #66 am: 24. Juli 2009, 14:28:37 »
Eine neue Auswertung der INTEGRAL-Daten zur Quelle der 511keV-Strahlung (Elektron-Positron- Annihilation) in unserer Galaxie zeigt, dass diese Strahlung, bzw. die damit assoziierten Teilchen, doch aus "normalen" Quellen kommen, also bspw. stellare Überreste.
In den Daten hatte man 511keV-Strahlung aus Regionen gemessen, in denen es gleichzeitig keine Quellen aus "ordinärer" Materie gab. Unter der bisherigen Annahme, dass Positronen innerhalb der Galaxie nicht weit reisen können und so diese Regionen nicht erreichen, hatte man vermutet/postuliert, dass Dunkle Materie die Quelle von Positronen sein könnte und so die gefundenen Emissionen in "leeren" Bereichen erzeugt.
Nach der jetzigen Untersuchung geht man davon aus, dass Positronen doch weit fliegen können. Damit kann man auch die Strahlung aus den leeren Regionen mit normalen bekannten Quellen in der Galaxie assoziieren.

Quelle: http://www.esa.int/esaCP/SEM8EY3FEXF_index_0.html
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klausd

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #67 am: 30. September 2009, 11:45:13 »
Wissenschaftler der Universität von Zaragoza haben in Zusammenarbeit mit dem Institut für Astrophysik (IAS, Frankreich) ein Bolometer (Strahlungssensor) entwickelt um dunkle Materie aufzuspüren.



Das 46G Gramm leiche Gerät enthält einen Szintillator aus Bismut, germinate (?) und Sauerstoff. Das Gerät arbeitet bei Temperaturen um den absoluten Nullpunkt (-273,14°C).

Das Prinzip um die dunkle Materie zu entdecken besteht daraus, gleichzeitig das Licht und die Hitze zu messen  welche von der Interaktion des Detektors mit den Weakly interacting massive particles entsteht.

Quelle

Offline trallala

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #68 am: 30. September 2009, 12:01:48 »
Was ich daran nicht ganz verstehe:
WIMPs interagieren doch noch viel weniger als Neutrinos mit normaler Materie (daher der Name ;) ). Was will man da mit so einem kleinen Detektor? Braucht man nicht auch wie bei den Neutrinodetektoren (http://de.wikipedia.org/wiki/Neutrinodetektor) eine möglichst große Masse mit der die WIMPs interagieren können?

Atomino

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #69 am: 30. September 2009, 15:38:19 »
...
Das 46G Gramm leiche Gerät enthält einen Szintillator aus Bismut, germinate (?) und Sauerstoff. Das Gerät arbeitet bei Temperaturen um den absoluten Nullpunkt (-273,14°C).
...

Mit "germinate" sollte gemäß der Formel im Quellenartikel (Bi4Ge3O12) Germanium gemeint sein.
Habe es auch erst mit einem Übersetzungsprogramm versucht, das brachte aber nur "Keim" !?!

H.J.Kemm

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #70 am: 17. Oktober 2009, 10:37:28 »
Moin,

Innergalaktische Verschwörung
Zwischen der Verteilung dunkler und sichtbarer Materie scheint ein unerwarteter Zusammenhang zu bestehen.

Unter diesem Aufmacher geht es in einer Abhandlung bei Argelander Institut für Astronomie.

Darin wird festgestellt, dass eine neue Beobachtung die Astronomen vor Rätsel stellt. Demnach scheint zwischen der Verteilung dunkler und sichtbarer Materie in Galaxien ein unerwarteter Zusammenhang zu bestehen. Bislang nahm man an, dass diese Verteilung nur von der Entstehungsgeschichte der jeweiligen Galaxie abhängt. Die neuen Ergebnisse scheinen jedoch auf eine Art innergalaktische Verschwörung zwischen den beiden Materieformen hinzudeuten.

Wenn dem so ist, dann sind entweder die bisherigen Annahmen über die Natur der dunklen Materie in einem wichtigen Punkt falsch – oder es gibt die dunkle Materie gar nicht.

Hier ist die komplette Abhandlung:

Jerry

Re: Dunkle Materie
« Antwort #71 am: 17. Oktober 2009, 11:16:28 »
Guten Morgen.

In dem Artikel steht ja noch ein wenig mehr:
  • Im Inneren von Galaxien scheint man für die Sternbewegung keine Dunkle Materie zu benötigen, sie bewegen sich klassisch.
  • Ab einer gewissen Entfernung zum Zentrum benötigt man "plötzlich" eine stärkere Gravitation zur Beschreibung der Bewegung.
Das Ganze deutet stark in Richtung MOND (Modifizierte Newtonsche Dynamik):
http://de.wikipedia.org/wiki/Modifizierte_Newtonsche_Dynamik
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Kreuzberga

  • Gast
Re: Dunkle Materie
« Antwort #72 am: 25. November 2009, 19:54:01 »
Der Astronom Florian Freistetter schreibt in seinem Blog über die neueste Beobachtungen des Weltraumteleskops Fermi auf der Suche nach überschüssiger Gammastrahlung, welche von der gegenseitigen Annihilation der hypothetischen Teilchen der Dunklen Materie herrühren könnte: http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/11/wie-man-dunkle-materie-nachweist.php

*

Offline pikarl

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #73 am: 19. Dezember 2009, 13:49:08 »
Man hat erste Anzeichen für Dunkle Materie-Teilchen, sogenannte WIMPs gefunden. Zwei davon konnte man in einem unterirdischen Labor im US-Bundesstaat Minnesota nachweisen.

Der Portalartikel dazu: Dunkle Materie in neuem Licht

Allerdings steht das Ergebnis noch auf wissenschaftlich wackligen Füßen. Bisher hat man zwei Ereignisse gemessen, eigentlich hätte man im Messinterval (von zwei Jahren) aber nur 0,8 Ereignisse erwartet.

Eine schöne Gauß-Kurve ergibt das ja noch nicht. ::)

Re: Dunkle Materie
« Antwort #74 am: 19. Dezember 2009, 18:28:10 »
Hi

zumal diese beiden Werte auch noch als Messfehler ausgelegt werden könnten. ::)

Gruß
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn wissen ist begrenzt." Albert Einstein

"Es ist Alles möglich im Universum, Hauptsache es ist genügend unvernünftig." Nils Bohr

Homepage: http://antimaterie-stern.simplesite.com/