Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse

  • 98 Antworten
  • 78193 Aufrufe
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #75 am: 04. Januar 2008, 08:35:37 »
Zitat

Hier ist doch zu sehen, dass sich unser Sonnensystem nördlich dem galaktischen Äquator befindet, oder?

Jerry

Guten Morgen,

woran machst du das fest? Weil Jupiter über der Galaxienscheibe steht? Aus meiner Sicht kann das ein Indiz sein, muss es aber nicht. Ist denn die Ekliptik des Sonnensystems innerhalb der Scheibe der Galaxie? Oder steht unsere Planetenebene in einem Winkel zur Scheibe der Galaxie?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #76 am: 04. Januar 2008, 08:51:32 »
Moin Daniel,

ich habe das Empfinden, wir sehen von *oben* auf den galaktischen Äquator unserer Milchstrasse, Jupiter hat damit nichts zutun.

Zu Deinen weiteren Fragen schau doch bitte mal in diesem Thread, da haben wir unterschiedlich diskutiert. Siehe auch mal die Skizze in Antwort 28.

Jerry

Nebenbei: Dies Thema ist leider irgendweann mal eingeschlafen, hoffentlich bekommen wir hier noch mehr Information

Cosmo

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #77 am: 08. Januar 2008, 02:30:31 »
Zitat
ich habe das Empfinden, wir sehen von *oben* auf den galaktischen Äquator unserer Milchstrasse, Jupiter hat damit nichts zutun.

Hallo,

ich habe auch den Eindruck von etwas ausserhalb auf die Milchstrasse zu schauen. Aber woran macht man denn fest ob nun von oben oder von unten? :-/
Wo ist bei einer Scheibe wie der Milchstrasse oben? Rotieren die Spiralarme rechts oder linksherum wenn man von oben auf die Milchstrasse schaut? Und wurde das eigentlich irgandwann genau definiert (vlt. allgemein für Galaxien) oder einfach willkürlich festgelegt?

Und wo die Fragen herkommen, gibt es noch viel mehr ;D. Der Thread ist übrigens sehr interessant! Doch eins nach dem anderen, wobei ich auch ein paar Fakten zusammengetragen habe:

[size=14]Lage/Ausrichtung Sonnensystem/Milchstrasse[/size]
- Der Galaktische Nordpol liegt bei RA = 12:51.4, Dec = +27:07, ist das dann quasi der Nordpolarstern der Milchstrasse?
- Wo liegt der Nordpol unseres Sonnensystems?
- Der Sonnenapex (dahin bewegt sich unser Sonnensystem relativ gegenüber der näheren galaktischen Umgebung?) liegt bei 57° galaktische Länge und 22° galaktische Breite.
- In welche Richtung bewegt sich denn unsere gesamte nähere Umgebung einschliesslich Sonne (wir drehen uns doch um das galaktische Zentrum) ?
- Die Ekliptik ist 70 Grad gegen den Milchstrassenäquator geneigt, wie ist die Ekliptik denn gedreht? Also in welche Richtung zeigt die Schnittgerade von Ekliptik und Milchstrassenäquator?
- Ist der Nordpolarstern weiter nördlich der galaktischen Ebene?
- unser Sonnensystem befindet sich zwischen 15 und 50 LJ nördlich des Milchstrassenäquators



[size=14]Bewegung Sonnensystem um galaktischen Äquator[/size]
- Umlaufszeit 62 bis 66 Mio. Jahre, max. Entfernung zum Äquator ca. 250 Lichtjahre (LJ); oder sind die ca. 65 Mio. Jahre nur die halbe Periode, sprich von Äquator zu Max. oder Min. und wieder zum Äquator zurück?
- Bewegt sich das Sonnensystem momentan vom Äquator weg oder hin?
- Pendelt das Sonnensystem um die galaktische Ebene? Schliesslich ist es auch vorstellbar dass wir uns nur nördlich der Ebene auf und ab bewegen (Keplermechanik ade).


[size=14]Aussergalaktische Strahlung[/size]
- Wenn sich die Sonne maximal 250 LJ von der galaktischen Ebene entfernt, wie kann sie dann von aussergalaktischer Strahlung bombardiert werden unter Berücksichtigung einer 3000 LJ dicken Milchstrassenscheibe  :o??? Nach meinem Verständnis befindet sich unser Sonnensystem immer mittendrin im Milchstrassengetümmel, also nix mit ausserhalb der Bugwelle.
- Eine weitere Frage stellt sich mir: Woher soll eigentlich diese aussergalaktische äusserst gefährliche (und damit wohl hochenergetische) Strahlung überhaupt kommen? Neben unserer Milchstrasse gibt es abgesehen von den beiden Wolken doch gar nichts? Die Strahlung der Milchstrasse sollte doch alles andere mehr als deutlich in den Schatten stellen, oder übersehe ich hier irgendwas (Hintergrundstrahlung)?
Ich verstehe die energiereichere Strahlung ausserhalb unseres Sonnensystems, da es eine Menge Sterne in der Nähe gibt die weit mehr als unsere Sonne abstrahlen, somit ist auch der Schutzeffekt (Heliosphäre) klar. Diesen Effekt sehe ich aber nicht bei der Milchstrasse. Ist es dennoch so, müssten einige Galaxien aufgund ihrer gewaltigen Entfernung von Millionen von Lichtjahren gewaltige Strahlenkanonen sein (Stichwort: Strahlungsintensität nimmt mit Abstandsquadrat ab).  :o Die Milchstrasse bewegt sich ja Richtung Virgo-Galaxienhaufen, aber dieser ist etwa 65 Mio. Lichtjahre entfernt.
- Noch ein Ansatz: wir befinden uns in einer lokalen Blase innerhalb der Milchstrasse (siehe unteres Bild auf Seite 1 des Threads), die man natürlich als Schutzzone bezeichnen könnte. Wandert die Sonne hier alle 65 Mio. Jahre raus, wäre dies vielleicht eine Erklärung. Allerdings ist die lokale Blase senkrecht zur galaktischen Ebene vermutlich offen (siehe Wikipedia) und auch ansonsten mindestens 300 LJ im Durchmesser. Weiterhin befände man sich dann innerhalb der nächsten Blase (vielleicht gibts dort ja mehr Strahlung, wer weiss).
- Warum nimmt man Strahlung als einzige Ursache für diese galaktische Periode (ich meine die Periode in der sich die Sonne um die galaktischen Ebene bewegt) an, es ist auch Materie möglich.
- Ein Massenaussterben ist bereits überfällig, allerdings befinden wir uns momentan sehr nahe der galaktischen Ebene und brauchen wohl noch min. 12 Mio Jahre  bis zum Dach der Milchstrasse, wie kann das vereint werden? Die Theorie mit der aussergalaktischen Strahlung scheint mir nicht schlüssig zu sein. (Erklärung für die 12 Mio. Jahre: Sinusperiode 60 Mio Jahre, 50 LJ von 250 LJ bereits geschafft bleiben 200 LJ --> 1/5 der Gesamtstrecke [2 mal 500 LJ auf und ab])


[size=14]Massenaussterben[/size]
- Wir haben etwa alle 65 Mio Jahre (die 65 Mio. scheint eine göttliche Zahl zu sein ;)) ein Massenaussterben, allerdings mit Aussetzern (die 5 waren vor 438, 367, 250, 200 und 65 Mio. Jahre).
- Weiterhin haben wir eine Schwankung der Artenzahl im Meer alle 62 Mio. Jahre, ist dies unabhängig von den grossen Massenaussterben? Mir scheint das ein weiteres neues Phänomen (vorher noch nie davon gehört).
- Wie kann man mit erhöhter Strahlung Massenaussterben von bis zu 95% erklären, wobei aber z.B. die Landbewohner weniger betroffen waren (diese sollte einer Strahlung doch umso heftiger ausgesetzt sein als die Bewohner des Meeres)?
- Eine weitere Erklärung könnte meiner Meinung nach in der Dichtewellentheorie liegen.  Auch hier könnte sich ein Zeitfenster von einigen Millionen Jahren einstellen. Jedenfalls klingt das alles interessant.

Ich denke wir haben hier eine Mischung von Ereignissen. Die Massenaussterben sind wohl eher auf Meteoriteneinschläge oder geologische Prozesse der Erde zurückzuführen. Und vielleicht wandert das Sonnensystem ja alle 65 Mio. Jahre durch eine Art galaktischen Asteroidengürtel (oder durch die Überreste eines in einer Supernova explodierten Sternensystems).


Mir ist klar das einiges nicht beantwortet werden kann. Trotzdem wollte ich einmal die Fragen festhalten (einige davon habe ich bereits seit Jahren), vielleicht werden sie im Laufe der Zeit beantwortet. Über eine Diskussion einiger Gedankenansätze würde ich mich natürlich auch freuen :).


Cosmo

Corsar

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #78 am: 08. Januar 2008, 05:50:03 »
Bonjour, dies ist ganz sicher ein interessantes Thema und sehr viele Fragen kommen da auf. Cosmo hat sie sehr gut dargestellt. Ich glaube, dass ich hier noch viel lernen werde. Jac

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #79 am: 10. Mai 2008, 10:48:33 »
Moin,

an einem Computermodell haben Wissenschaftler des Cardiff Centre for Astrobiology herausgefunden, dass sich unser Sonnensystem alle 35 bis 40 x 106 Jahre durch die dichtesten Bereiche der galaktischen Scheibe bewegt und somit in den Bereich von dort vorhandenen riesigen Gas- und Staubwolken gelangt. Dabei ist das Risiko für unser Sonnensystem groß, somit auch für die Erde, dass durch die dort vorhandenen Gravitationskräfte Gesteinsbrocken aus den Kuiper-Gürtel in´s Innere unseres Systems abgelenkt werden und durch Einschläge großen Schaden anrichten.

Sie meinen, dass sich das auch durch die Einschlagsauswirkung eines großen Brocken vor 65 x 106 Jahren beweisen lässt. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte ja das große Sterben der Dinosaurier. Nach ihrer Berechnung müßte also solch ein Ereignis bald wieder eintreten; zwar dauert das noch einige Millionen Jahre, aber immerhin, dann können wir ja prüfen, ob die Wissenschaftler richtig liegen. Bin mal gespannt!

Jerry  


Solaris Lem

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #80 am: 27. Mai 2009, 20:26:20 »
Warnung: In diesem Thema wurde seit 120 Tagen nicht mehr geschrieben.
Sollten Sie Ihrer Antwort nicht sicher sein, starten Sie ein neues Thema....
Dennoch glaube ich, dass meine Frage hier gut reinpasst.
Ich wurde von unseren "Gegnern", einem Astrologen, gefragt ob die Neigung unserer Sonnensystem Ekliptik zur Galaxie Ekliptik in Bewegung sein könnte.
Nicht gemeint ist die anscheinende Verschiebung der Neigung
welche durch den Umlauf um die Galaxie entsteht.
Ist also die Neigung unserer Ekliptik (Sonnensystem) statisch? (betrachtet von außerhalb der eigenen Galaxie) oder könnte sie senkrecht zum Ekliptikband rotieren?
Mir erscheint der Gedanke föllig abstrus. Dann gäbe es wohl kein Band und jeder Planet hätte seine eigene weit abweichende Ekliptik.
Ich verneinte daher den Gedanken.

Könnt Ihr mich hierin bestätigen, oder ist eine "rotation" irgendeiner Ekliptik denkbar??
Ich denke da an künstliche Sateliten. Diese bleiben doch auch auf einer Ebene und nur die Erde dreht sich darunter hinweg?
Auf jeden Fall ist aber eine Verschiebung einer Ekliptikebene mit mehreren Objekten Himmelsmechanischer Unsinn, oder??

Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #81 am: 27. Mai 2009, 22:11:11 »
Hallo,

mit Rotation der Ekliptik scheinst du die sog. Präzession zu meinen, das ist die Veränderung der Drehebene eines Kreisels:
http://de.wikipedia.org/wiki/Präzession.

Unser Sonnensystem ist auch so ein Kreisel, mit allen Planeten. Ein Kreisel hat das Bestreben seinen Drehimpuls beizubehalten, das heißt, auch die räumliche Orientierung der Rotation. Das würde dafür sprechen, dass sich die Ebene nicht ändert. Aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte ...
Von "außen" angreifende Momente versuchen die Rotationsachse eines Kreisels zu kippen. Darauf reagiert er durch die Präzessionsbewegung, er weicht orthogonal aus. Damit ändert sich die Rotationsachse also doch, durch das Zusammenspiel aus Impulserhaltung und Drehmoment.

Wenn auf unser Sonnensystem von außen also ein Drehmoment wirkt (durch die Massen im Rest der Galaxie), dann machen unsere Planeten (und damit die Ekliptik) auch eine Präzession.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #82 am: 27. Mai 2009, 22:23:37 »
Als kleines Beispiel kann man wirklich Satellitenorbits um die Erde nehmen. Jeder Satellit ist ein Kreisel und die Ebene des Orbits versucht konstant im Raum ausgerichtet zu bleiben. Die "unförmige" Masse der Erde führt aber dazu, dass ein leichtes Drehmoment auf die Satelliten wirkt. Der Äquatorwulst versucht alle inklinierten Satelliten auf äquatoriale Bahnen zu kippen/ziehen. Darauf reagieren die Satellitenorbits mit einer Präzessionsbewegung und drehen sich orthogonal dazu, d.h. sie behalten ihre Inklination, aber die Bahnebene dreht.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Solaris Lem

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #83 am: 27. Mai 2009, 23:28:41 »
OK, ich verstehe.
Präzession habe ich bisher nur auf die Erde bezogen bzw. auf nur einen Körper.
Die irdische Präzession bedingt also die Verschiebung des Frühlingspunktes, so Wiki.
Und ich kann folgen.

Ich hatte nicht erwartet, das das gesammte Sonnensystem derart taumeln könnte.
Schon gar nicht, dass es die Planeten "synchron" tuen könnten.

Aber wie Du es beschreibst, wird auch ein Taumeln der Umlaufbahn denkbar. Aber doch wohl für jede Planetenbahn unabhängig voneinander ?
Die Abweichungen der Ekliptik der einzelnen Planeten verstehe ich nun also als veränderlich. Aber das gedachte Mittel dieses taumelns hält doch seine Ebene?

und keinesfalls (wie die an mich gerichtete Frage lautete) eine Rotation der Ekliptikebene. Er meinte, das die Ekliptikebene irgendwann wieder mit der Galaxie-Ekliptik gleich wäre, wo ja um 60° zu überwinden wären. Du kannst Dir vorstellen welch Möglichkeiten sich in so einer Vorhersagung für Esoteriker ableiten ließe...
Stell Dir eine Kultur vor, in der alle Sterne und Planeten auf einer Ebene im Himmel stehen. Nord und Südpol nahezu Sternenfrei... Alle Heiligtümer konzentrierten sich auf den Equator.

Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #84 am: 28. Mai 2009, 06:58:29 »
Guten Morgen,

also ein "Kippen" der Ekliptik zurück in Galaxienebene ist nicht denkbar. Unsere Satelliten landen ja auch nicht alle am Äuqator.

Das wäre nur denkbar, wenn Drehimpuls verloren geht, genauso wie ein Kreisel irgendwann doch umkippt, wenn er zu langsam wird. Dazu müsste es dissipative Prozesse geben, die Drehimpuls aus dem Sonnensystem abführen und die Rotation aller Planeten verlangsamt.



\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #85 am: 28. November 2009, 09:35:28 »
Moin,

zum Start dieses Threads hatte Minshara geschrieben:

Ich suche eine Graphik, in der die Ekliptik unseres Sonnensystems parallel zur Ebene unserer Galaxis dargestellt wird.

Dann haben wir versucht das aufzudröseln.

Hier habe ich jetzt diese Skizze gefunden:


Bild aus Direkt beobachtete Exoplaneten / Beitrag 20

Jau, manch Ding braucht gut Weile!

Jerry

*

Offline Pham

  • *****
  • 1141
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #86 am: 07. Dezember 2009, 11:11:25 »
Die Grafik stellt die Ausrichtung der Ekliptik des Sonnensystems zum galaktischen Äquator klasse dar.

Was ich etwas bezweifel ist der Eindruck, dass wir derart ausgelenkt wären, dass wir aus diesem Winkel bei einer 3000 Lj dicken Scheibe optisch entscheiden können, ob wir außerhalb oder "innerhalb" des Äquators sind (ich weiß, klingt komisch, aber ihr wisst was ich meine).
Wenn es stimmt, dass wir gerade mal 15Lj vom Äquator entfernt sind, dann ist das bei 3000Lj Durchmesser für mich praktisch "mittendrin"! Genauer kann man den Äquator ja fast nicht treffen.

Was mich allerdings noch intersseiren würde, woher die Oszillation des Sonnensystems um die Äquatorebene herrühren soll, die uns alle 65Mio Jahre quasi sinusförmig um die Äquatorebene führt.
Bei einem Umlauf von 220Mio Jahren um das galaktische zentrum sollte eine maximale Auslenkunf alle 110 Mio Jahre stattfinden, deren Amplitude in Abhängigkeit davon ist, wie stark die Ebene in der unsere Sonne um das galaktische Zentrum rotiert zum galaktischen Äquator abweicht (Winkel).
Bei 15Lj vom der Äquatorbene entfernt, scheint mir aber so, als wären wir "unmittelbar" vor oder nach einem Knotendurchgang .. je nachdem wie groß der Winkel der Auslenkung ist.
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #87 am: 07. Dezember 2009, 11:21:03 »
Hallo Pham,

die Daten mit 65M-Jahren- und 220M-Jahren-Oszillationen kannte ich noch gar nicht. Wie hat man das denn gemessen?

Könnte die kürzerperiodische Oszillation evtl. ein der Nutation ähnlicher Effekt sein, dass wir praktisch um unseren großen Orbit "herumpendeln"?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

*

Offline Pham

  • *****
  • 1141
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #88 am: 07. Dezember 2009, 11:25:32 »
Hallo Pham,

die Daten mit 65M-Jahren- und 220M-Jahren-Oszillationen kannte ich noch gar nicht. Wie hat man das denn gemessen?

Könnte die kürzerperiodische Oszillation evtl. ein der Nutation ähnlicher Effekt sein, dass wir praktisch um unseren großen Orbit "herumpendeln"?

Ops, muss mich korrigieren (schon wieder - man sollte nicht im Büro auf die Schnelle posten  :-[): 35 bis 40 Mio Jahre statt 65Mio
 .. ich habe die Daten aus H.J.Kemms Posting, in dem unser Sonnensystem in diesen Abständen durch die "dichtesten" Bereiche unserer Galaxis "fliegen" würde.
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

Luke Skywatcher

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #89 am: 16. März 2010, 23:34:33 »
http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.com/2010/03/langzeitprognose-orangener-zwergstern.html

Hallo Leute, dies ist eine Meldung aus meinem Lieblings - Wissens/Newsportal. Habt ihr davon schon gehört?

Zitat
St. Petersburg/ Russland - Neue Messdaten belegen eine Wahrscheinlichkeit von 86 Prozent dafür, dass der entfernte Zwergstern "Gliese 710" innerhalb der nächsten 1,5 Millionen Jahre in unser Sonnensystem eindringen wird - ein Risiko auch für die Erde.

Ist ja nicht unbedingt etwas beunruhigendes 1,5 mio Jahre sind ja noch ein bischen hin da ist Apophis glaube ich ein etwas dringlicheres Problem. Ihr seid die Profis, für euch wird das wohl kalter Kaffee sein aber ich finde den Gedanken daß alles im Weltraum in Bewegung und auf der Reise ist ziemlich spannend wenn nicht sogar ein bischen unheimlich aber sagt mal kann man sich bei sowas nicht auch leicht verrechnen? Ich meine der Raum dehnt sich doch schließlich aus und wenn ich mich nicht irre beschleunigt sich dieser Prozeß doch dauernd, macht sowas nicht von vornherein solche Berechnungen sehr schwierig wenn nicht unmöglich? Schließlich kompensiert die Ausdehnung des Raumes doch die Bewegung von Himmelskörpern auf uns zu. Bin gespannt auf eure fachkundigen Erklärungen.

MfG Luke

Kreuzberga

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #90 am: 17. März 2010, 00:11:09 »
Hallo Luke,

ich habe deinen Post mal hier rein geschoben.

Die Expansion des Universums hat auf diesen kleinen Skalen keine Bedeutung. Hier dominiert die Schwerkraft, der die Objekte auf ihren Bahnen folgen.

"Stern bedroht Sonnensystem" macht natürlich eine schön reißerische Schlagzeile. Jedenfalls wird kein Stern ins Sonnensystem eindringen, wie in deinem Zitat formuliert. Die angegebene Wahrscheinlichkeit bezieht sich auf eine Annäherung auf 50.000 AU - das ist fast ein Lichtjahr. Ob sich die Oortsche Wolke, als äußerste Grenze unseres Sonnensystems überhaupt soweit ausdehnt, weiß man nicht. Trotzdem könnten wohl einige Bröckchen von da draußen auf eine Bahn ins innere Sonnensystem gelenkt werden. Ein Grund zur Panik? Bestimmt nicht!

Kreuzberga

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #91 am: 17. März 2010, 00:34:01 »
Nachtrag: Hier ist noch das Paper, auf das sich die Medienberichte stützen: http://arxiv.org/abs/1003.2160

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Gliese 710, im Moment noch 63 Lichtjahre entfernt, der Sonne auf weniger als 1.000 AU annähert liegt bei 1:10.000.

Luke Skywatcher

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #92 am: 17. März 2010, 00:37:05 »
Hallo Kreuzberga,

als Laie hab ich da ja nun mal nicht so den Durchblick, wie ist das eigentlich, unsere Planeten drehen sich um die Sonne und die Sonne dreht sich samt unserem Sonnensystem in einem Spiralarm genannt " Milchstrasse " um das galaktische Zentrum, ist das soweit richtig? Wenn sich unser Sonnensystem und alles was drumrum ist als eine Einheit im Wirbel ums galaktische Zentrum fortbewegt, wie soll uns da ein Stern näher kommen können? Eigentlich müßten die Abstände doch konstant bleiben oder? Und noch eine Frage hätte ich. Gibt es eigentlich sowas wie eine Sogwirkung zum galktischen Zentrum hin? Ich meine die Arme unserer Spiralgalxie werden zum Zentrum hin immer enger und es sieht so aus als ob sie wie eine Einbahnstraße dort hineinführen. Verschwinden da eigentlich Sterne und Sonnensysteme in unserem galaktischen Zentrum? Da soll doch schließlich ein fettes schwarzes Loch sitzen. Wäre für Erhellung sehr dankbar.

MfG Luke

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #93 am: 17. März 2010, 01:18:20 »
Moin,

unsere Planeten drehen sich um die Sonne und die Sonne dreht sich samt unserem Sonnensystem in einem Spiralarm genannt " Milchstrasse " um das galaktische Zentrum, ist das soweit richtig?

Jein, Die Milchstrasse ist unsere gesamte Heimatgalaxie. Der Arm, in dem sich unser Sonnensystem befindet ist der Orionarm, ein kleiner Stutzen zwischen dem Perseusarm und dem Sagittariusarm.

Wenn sich unser Sonnensystem und alles was drumrum ist als eine Einheit im Wirbel ums galaktische Zentrum fortbewegt, wie soll uns da ein Stern näher kommen können?

Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder bewegt sich unser Sonnensystem in die Richtung eines anderen Sternes und nähert sich dem an oder ein anderer Stern kommt dem Sonnensystem auf seiner Bahn unserem Sonnensystem nahe.

Eigentlich müßten die Abstände doch konstant bleiben oder?

Nein, und warum auch? Alle Körper in unserer Galaxis befinden sich in Bewegung.

Gibt es eigentlich sowas wie eine Sogwirkung zum galktischen Zentrum hin? Ich meine die Arme unserer Spiralgalxie werden zum Zentrum hin immer enger und es sieht so aus als ob sie wie eine Einbahnstraße dort hineinführen. Verschwinden da eigentlich Sterne und Sonnensysteme in unserem galaktischen Zentrum? Da soll doch schließlich ein fettes schwarzes Loch sitzen.

Nach dem jetzigen Kenntnisstand sieht es so aus, dass Sterne aus den äusseren Bereichen unserer Galaxie tatsächlich zum Zentrum treiben. Ob sie dort ankommen hängt von ihrer Art ab; Riesensterne werden es wohl nicht schaffen, da sie vorher in einer SN oder HN enden, aber langlebige Sterne wie unsere Sonne, könnten sich über einen langen Zeitraum gesehen dem Zentrum unserer Milchstrasse schon nähern.

Im Zentrum unserer Galaxie scheint es tatsächlich ein grosses *Schwarzes Loch* zu geben. Sterne in dessen Nähe könnten von ihm aufgesogen werden - Untersuchungen haben aber auch ergeben, dass einige der Sterne, die sich dem möglichen *Schwarzen Loch* genähert haben, regelrechte abgestossen werden. Sie driften dann wieder, jedoch mit einer ganz schön hohen Geschwindigkeit, nach aussen. Auch wurde festgestellt, dass einige Sterne um das angenommene *Schwarze Loch* herum wirbeln und es sieht nicht so aus, als ob sie eingesogen werden oder abgestossen werden.

Jerry

Luke Skywatcher

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #94 am: 17. März 2010, 12:57:40 »
Ja danke erstmal für deine Antworten! Wie sieht das eigentlich aus mit dunkler Materie oder gar Antimaterie? Sind diese Materieformen ausreichend erforscht? Vielleicht sitzt im galaktischen Zentrum eine Art Riesenstern aus einer exotischen Materie die wir nicht kennen. Was wäre wenn er auf mittlere und weite Distanz gravitativ aber auf kurze Distanz abstossend wirkt weil er so was wie eine Art Sonnenwind erzeugt der alles was ihm zu nah kommt wegbläst? Wenn der Stern aus dunkler Materie oder sowas besteht (vielleicht auch Antimaterie) dann tut er halt das gegenteil von dem was Sterne so tun, er erzeugt nicht Licht und Hitze sondern Dunkelheit und Kälte.  :D Ziemlich SciFi oder? Das ist halt das wie ich es mir vorstellen könnte. Wäre ja schön wenn das einer genauer wüßte und erklären würde.

MfG Luke

Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #95 am: 17. März 2010, 13:29:28 »
Hallo,

Zitat
Wenn der Stern aus dunkler Materie oder sowas besteht (vielleicht auch Antimaterie) dann tut er halt das gegenteil von dem was Sterne so tun, er erzeugt nicht Licht und Hitze sondern Dunkelheit und Kälte.  Lächelnd Ziemlich SciFi oder? Das ist halt das wie ich es mir vorstellen könnte.

sorry, da sagst du Sachen ohne dich informiert zu haben. Wenigstens die Grundideen und -begriffe solltest du vorher bei Wikipedia nachschauen.
Antimaterie hat die selbe Gravitation wie normale Materie. Die Bausteine der dunklen Materie sind noch unbekannt, aber sie wirkt anziehend, wie normale Materie. Mit dunkler Materie versucht man gerade das Phänomen zu beschreiben, dass im Universum "mehr Gravitation" herrscht, als durch sichtbare Materie erklärt werden kann.

Wir haben hier übrigens auch passende Threads dazu:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=607.0
« Letzte Änderung: 17. März 2010, 14:42:51 von Schillrich »
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

GG

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #96 am: 17. März 2010, 21:10:40 »
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist noch nicht bekannt, ob die gravitative Wirkung von Antimaterie der von Materie gleich ist, da unsere Messmethoden im Labor noch bei weitem nicht genau genug sind.

Wie sieht das eigentlich aus mit dunkler Materie oder gar Antimaterie? Sind diese Materieformen ausreichend erforscht?

Wäre Dunkle Materie erforscht, dann würde man sie wohl nicht mehr so nennen. Man weiß so gut wie nichts über sie. Wissenschaftler streiten sich sogar noch darum, ob sie überhaupt existiert.

Dazu haben wir auch ein heiß diskutiertes Thema: .https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=607.0

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #97 am: 30. August 2010, 08:57:55 »
Moin,

hier eine Arbeitskarte des lokalen interstellare Mediums (isM) innerhalb von 10 Lj mit unserer Sonne im Zentrum, basierend auf aktuellen Beobachtungen.


Bild: Linda Huff (American Scientist), Priscilla Frisch (U. Chicago) / APOD

Das isM besteht hauptsächlich aus Wasserstoffgas, dass das Licht der nächstgelegenen Sterne reflektiert, es stammt von der Scorpius-Centaurus-Assoziation, einer Sternbildungsregion. Unsere Sonne verbleibt noch die nächsten 10.000 Jahre in dieser lokalen Flocke.


Bild: TJ Henry, Recon Team / APOD

Der nächstgelegene Stern ist Proxima Centauri, einer von drei Sternen des Alpha-Centauri-System, die einander in etwa 4 Lichtjahre entfernt von uns umkreisen.

Jerry

Cosmo

  • Gast
Re: Weg des Sonnensystems in der Milchstrasse
« Antwort #98 am: 07. November 2010, 17:22:24 »
[size=14]Lage/Ausrichtung Sonnensystem/Milchstrasse[/size]
- In welche Richtung bewegt sich denn unsere gesamte nähere Umgebung einschliesslich Sonne (wir drehen uns doch um das galaktische Zentrum) ?

[size=14]Bewegung Sonnensystem um galaktischen Äquator[/size]
- Bewegt sich das Sonnensystem momentan vom Äquator weg oder hin?


Auf diese 2 Fragen habe ich nun eine Antwort gefunden. Demnach bewegt sich das Local Standard of Rest (LSR, ein fiktives lokales Ruhesystem welches sich mit der mittleren Geschwindigkeit unserer Sternnachbarn bewegt) mit etwa 220 km/s auf einem Kreisorbit um das Zentrum unserer Milchstrasse. Und unsere Sonne hat gegenüber diesem Ruhesysem eine Geschwindindigkeit von etwa 16,5 km/s mit diesen Komponenten:
- in Richtung Milchstrassenzentrum (radiale Komponente): 9 km/s
- in Rotationsrichtung der Milchstrasse (transversale Komponente): 12 km/s
- in Richtung galaktischen Nordpol (normale Komponente): 7 km/s

Wir bewegen uns somit vom galaktischen Äquator weg. Die Daten sind von der IAU 1985 so festgelegt worden und meine Quelle ist von 2008. In der englischen Wikipedia stehen auch die 16,5 km/s, in der deutschen Wikipedia jedoch 19,7 km/s. In welche Richtung sich die Sonne bewegt sollte weiterhin stimmen, auch wenn die Geschwindigkeitswerte selber nicht mehr auf dem neuesten Stand wären.

Cosmo