Supernovae

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Kreuzberga

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Re: Supernovae
« Antwort #100 am: 19. März 2009, 02:37:36 »
Auf APOD war gestern das beste Komposit-Bild (Röntgen, Infrarot und Sichtbar) des so genannten Tycho-Supernova-Überrests zu sehen. Aufgenommen wurde es mit den Weltraumteleskopen Chandra (Röntgen) und Spitzer (Infrarot) und dem terrestrischen 3,5-Meter Teleskop Calar Alto in Spanien (Sichtbar). Zu sehen sind die Überreste der Supernova SN 1572, die der Astronom Tycho Brahe im Jahre 1572 aufzeichnete. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Supernova des Typs Ia.


Credit:   X-ray: NASA/CXC/SAO;  Infrared:  NASA/JPL-Caltech;  Optical:  MPIA, Calar Alto, O. Krause et al.

In Blau sind die Röntgenemissionen dargestellt, in Rot und Gelb die Infrarotemissionen und die Sichtbaren (würde ich vermuten).

Hansjürgen hatte über selbige Beobachtungen in diesem Thread auch schon berichtet.

Die Entstehung des heute sichtbaren Supernova-Überrestes (engl. supernova remnant) kann auch bei Youtube bewundert werden:

Kreuzberga

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Re: Supernovae
« Antwort #101 am: 20. März 2009, 01:17:46 »
Astronomen ist es gelungen, zweifelsfrei zu belegen, dass die Supernovae vom Typ II das Lebensende von Roten Überriesen darstellen. Dies war bisher zwar theoretisch bekannt, aber noch nie beobachtet worden.

Ein dänisch-amerikanisches Team hat nun Bilder von Hubble und dem Gemini-Teleskop jeweils vor und nach den Supernova-Ereignissen SN 1993J und SN 2003gd ausgewertet und dabei festgestellt, dass tatsächlich vorher dort Rote Riesen anwesend waren, die nun nach der Supernova nicht mehr zu finden sind. Beide Sterne hatten ca. die siebenfache Masse unserer Sonne.

http://www.space.com/scienceastronomy/090319-red-giant-supernova.html

H.J.Kemm

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Re: Supernovae
« Antwort #102 am: 21. März 2009, 07:17:16 »
Moin Timo,

Astronomen ist es gelungen, zweifelsfrei zu belegen, dass die Supernovae vom Typ II das Lebensende von Roten Überriesen darstellen.

ich fände es noch sicherer, wenn noch weitere Nachprüfungen ein gleiches Ergebnis bringen würden; denn aus 2 Tatbeständen eine grundsätzliche  Erklärung ableiten zu wollen halte ich doch für verfrüht.

Warten wir´s also ab.

Jerry

Kreuzberga

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Re: Supernovae
« Antwort #103 am: 21. März 2009, 18:06:57 »
Hallo Jerry,

hast recht. Wissenschaftlicher wäre der Satz so: Astronomen ist es gelungen erste empirische Hinweise auf den Zusammenhang zwischen Typ II Supernovae und Roten Überriesen zu finden. Damit ist aber noch nicht klar, ob alle Supernovae dieses Typs auf den Kernkollaps Roter Überriesen zurückzuführen sind.

Gruß,
Timo

Kreuzberga

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Re: Supernovae
« Antwort #104 am: 23. März 2009, 17:24:39 »
In Anknüpfung an Obiges haben Astronomen mit der selben Methode eine Typ IIn Supernova gefunden, deren Urheber ein ungewöhnlicher Stern, wahrscheinlich ein so genannter Leuchtkräftiger Blauer Veränderlicher (engl. Luminous Blue Variable (LBV)) zu sein scheint.

Es handelt es sich um die Supernova SN 2005gl. Man verglich Aufnahmen der Region von Hubble aus dem Jahr 1997 mit Aufnahmen nach der Supernova und kam zu dem Schluss, dass es sich wahrscheinlich um einen LBV handelte, der zur Supernova wurde. Dieser Befund ist überraschend und läßt sich mit den derzeitigen Theorien nicht erklären. Für Astronomen ist soetwas immer zugleich sehr spannend, aber auch etwas deprimierend - würde es doch heißen, dass man immer  noch fundamentale Mechanismen der Sternevolution nicht verstanden hat.

Eigentlich hätte der LBV in der Galaxie NGC 266 nämlich seine komplette Wasserstoffhülle abstoßen müssen, bevor er zur Supernova wurde. Da dies nicht geschehen ist, muss es andere Mechanismen geben, die die Supernova verfrüht auslösen können und es deutet darauf hin, dass die Entwicklung von Sternkern und -hülle weniger aneinander gekoppelt ist, als bisher gedacht.

Möglichweise, so spekultiert Avishay Gal-Yam vom Weizmann Institute for Science in Israel, der an der Veröffentlichung wesentlich beteiligt war, handelte es sich in Wirklichkeit um einen binäres Sternsystem, in dem die beiden Sterne verschmolzen. Auch dies würde viele weitere Fragen aufwerfen.

Zusätzlich interessant: Bei dieser Supernova wurde nur ein kleiner Teil der Masse in den Weltraum hinaus geschleudert und der größte Teil fiel zurück in den kollabierenden Kern. Gal-Yam schätzt, dass sich nun an dem Ort des Geschehens ein Schwarzes Loch mit 10-15 Sonnenmassen befindet.

Mit Eta Carinae haben wir übrigens auch einen LBV in unserer Nachbarschaft. Im Moment gehen die meisten Astronomen davon aus, dass Eta Carinae erst zu einem Wolf-Rayet-Stern wird, bevor er zur Supernova wird. Die Erkenntnisse aus NGC 266 lassen die Vermutung zu, dass Eta Carinae eventuell früher zur Supernova wird, als gedacht. Eine Supernova in unserer direkten Nachbarschaft (Eta Carinae befindet sich 7500 Lichtjahre entfernt), wäre nicht nur ein wahsinniges Himmelsschauspiel, sondern hätte u.U. auch negative Auswirkungen auf unser System.

http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/2009/13/full/

H.J.Kemm

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Re: Supernovae
« Antwort #105 am: 01. August 2009, 08:34:44 »
Moin,

die Form der SN *E0102-72*, *Kleine Magellansche Wolke* (SMC), 190.00 Lj., zeigt, wie durch die gewaltige Explosion das Zentrum  mit Elementen und Gasen umgeben ist. Das Bild ist ein Komposit aus drei verschiedenen Fotos in drei verschiedenen Arten von Licht. Radiowellen (rot) - hochenergetischen Elektronen spiralförmig um Magnetfeld-Linien in der Stoßwelle aus dem gezündet Stern. Optisches Licht (grün) - Spuren von Klumpen relativ kühlen Gases welches Sauerstoff enthält. X-ray-Strahlen (blau) - zeigen relativ heißes Gas, das um Millionen Grad erhitzt worden ist durch eine nach innen bewegte Stoßwelle.


Foto: Credit: X-ray: NASA / CXC / SAO, Optisch: NASA / HST, Radio: CSIRO / ATNF / ATCA

Hier die Aufnahme von der Lage der SN nahe *N76* in *SMC*, als blaue Fetzen im unteren Bildteil.


Foto: Hubble Heritage Team, ESA, NASA

Jerry

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Offline Schillrich

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Re: Supernovae
« Antwort #106 am: 01. August 2009, 08:52:58 »
Wenn man solche Bilder sieht und die Daten dazu liest, kann man nur immer wieder staunen. Wir haben ja keine Vorstellung was in so einem System "abgeht" ... gewaltig.
\\   //    Grüße
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H.J.Kemm

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Re: Supernovae
« Antwort #107 am: 01. August 2009, 09:25:18 »
Moin Daniel,

jau - und hier noch die neueste Aufnahme von *E0102*, aufgenommen von *Chandra*


Composite X-ray / Optical
Observation Date: 25 pointings between 12/10/2000 - 02/09/2008

Jerry

H.J.Kemm

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Re: Supernovae
« Antwort #108 am: 06. November 2009, 06:01:42 »
Moin,

in diesem Thread haben wir weiter vorne (#1 und7) einiges über *Cassiopeia A* geschrieben.

Trotz intensiver Untersuchung durch Chandra war den Wissenschaftlern nicht klar, wer oder was der *Ursprungstern* war/ist. Man erwartete einen Neutronenstern, aber dieser dürfte nur halb so gross sein wie normale, denn die Leuchtkraft lag deutlich unter den bisher bekannten Werten. Ausserdem weist die Oberfläche des Sternfragmentes  stark unterschiedliche Temperaturen auf und strahle deshalb nicht überall gleich hell.


The neutron star at the center of Cas A is found to have an ultra-thin carbon atmosphere
Credit: X-ray: NASA/CXC/Southampton/ W. Ho et al.;

Die Wissenschaftler von der University of Southampton und  der University of Alberta versuchen jetzt das Spektrum und die Leuchtkraft des Cassiopeia-Neutronensterns so zu erklären, dass seine Atmosphäre nicht wie sonst üblich aus Wasserstoff und Helium, sondern überwiegend aus Karbonstaub besteht. Dieser Kohlenstoff dürfte zum einen aus den Schalen des Vorgängersterns stammen, die sich auf dem kompakten Supernova-Rest angesammelt haben, zum anderen aus der Schicht direkt unter der Oberfläche des Neutronensterns, wo bei Temperaturen von anfangs mehr als 100 Mio ° noch Kernfusion stattfinden kann. Erst mit zunehmendem Alter, wenn kein Kohlenstoff mehr nachgeliefert wird, nimmt der Anteil der leichten Gase in der Atmosphäre zu, da diese nach und nach aus der Umgebung des Sterns aufgesammelt werden.


Credit: X-ray: NASA/CXC/Southampton/ W. Ho et al.; Illustration: NASA/CXC/M.Weiss

Jerry

Kreuzberga

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Re: Supernovae
« Antwort #109 am: 17. November 2009, 20:48:17 »
Astronomen haben mit dem VLT (und einigen anderen Teleskopen) einen möglichen Kandidaten für eine baldige Supernova vom Typ Ia identifiziert. SN Ia sind u.a. so interessant, weil sie als so genannte 'Standardkerzen' bei der Bestimmung von kosmischen Entfernungen eine wesentliche Rolle spielen und damit für Aussagen über die Expansionsgeschwindigkeit des Universums. Davon hängen wiederum Annahmen über 'Dunkle Energie' und die weitere Entwicklung der kosmischen Expansion ab. Um so beschämender sei es, wie der Astronom Patrick Woudt formuliert, dass wir immer noch nicht genau wissen, welche Art von Sternen(systemen) einer SN Ia vorausgehe. Daher ist die neue Beobachtung besonders interessant.

Grundsätzlich geht man davon aus, dass SN Ia in Binärsystemen auftreten, in denen ein Weißer Zwerg von seinem Begleitstern so lange Materie abzieht, bis ersterer so schwer geworden ist, dass er unter seiner eigenen Masse kollabiert. Von bisher beobachteten SN Ia weiß man, dass diese unter der weitgehenden Abwesenheit von Wasserstoff ablaufen, dem häufigsten Element im Universum. Bevor es jedoch zur Supernova kommt, kann Materie in massiven Ausbrüchen weggeschleudert werden: eine so genannte Nova.

Die neue Beobachtung des Systems V445 Puppis über einen längeren Zeitraum zeigt nun ein solches Nova-Ereignis und zwar unter Abwesenheit von Wasserstoff. Damit wäre V445 Pup ein hervorragender Kandidat für eine bevorstehende SN Ia. Beobachtungen mit dem NACO-Instrument des VLT und anderen Teleskopen deuten darauf hin, dass der in V445 Pup vermutete Weiße Zwerg nah an seiner Chandrasekhar-Grenzmasse ist. Allerdings ist noch unklar, ob durch die letzte Nova (im Jahr 2000) so viel Materie weggeschleudert wurde, dass es nicht mehr, oder zumindest nicht bald, zu einer Supernova kommt.

Das System befindet sich rund 25.000 Lichtjahre entfernt und ist ca. 10.000 mal heller als die Sonne. Die Nova im Jahr 2000 verursachte einen Helligkeitsanstieg um das 250fache. Die Entwicklung der Nova über zwei Jahre ist hier zu sehen:


Bild: ESO/ P. A. Woudt. (Klick auf's Bild für größere Version)

Sehr schön kann man die bipolare Struktur und das Wachstum der Expansionswolke erkennen. Der für das Ganze verantwortliche Binärstern ist hinter dichten Staubwolken versteckt und hier nicht zu erkennen. Auf jeder Seite ist ein Knotenpunkt zu erkennen - Materie, die sich noch schneller entfernt als der Rest der expandierenden Wolke, nämlich mit rund 30 Mio. km/h statt 24 Mio. km/h.

http://www.eso.org/public/outreach/press-rel/pr-2009/pr-43-09.html

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Offline Schillrich

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Re: Supernovae
« Antwort #110 am: 18. November 2009, 06:37:36 »
Guten Morgen,

wo ist denn der Wasserstoff geblieben? Bei SN Ia scheint ja die eigentliche Ursache der Massenzuwachs durch den Begleiter zu sein und nicht ein "Ausbrennen" des Stern. Oder ist der Stern dann doch bereits so alt, dass selbst in äußeren Schichten bereits kein Wasserstoff mehr vorhanden ist?
\\   //    Grüße
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Kreuzberga

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Re: Supernovae
« Antwort #111 am: 18. November 2009, 10:48:35 »
Hallo Daniel,

das ist wirklich eine gute Frage und zeigt, dass wir noch nicht viel über Supernovae vom Typ Ia wissen. Die weitgehende Abwesenheit von Wasserstoff wurde vor allem empirisch ermittelt. Vielleicht bedeutet sie, dass SN Ia nicht durch die Akkretion von Materie eines Hauptreihenbegleitsterns zustande kommen.

Ein System aus zwei Weißen Zwergen würde die Abwesenheit von Wasserstoff gut erklären, hat aber andere theoretische Nachteile. Einen guten Überblick über die verschiedenen Modelle der Entstehung einer SN Ia: http://dujs.dartmouth.edu/spring-2008-10th-anniversary-edition/type-ia-supernovae-properties-models-and-theories-of-their-progenitor-systems

Gerade weil wir noch so wenig wissen, sind Beobachtungen wie die obige so wertvoll. Allerdings wird niemand von uns feststellen können, ob im System 445 Pup tatsächlich mal eine SN Ia stattfinden wird. Wie bei Beteigeuze kann das noch ewig dauern - wenn es denn überhaupt so weit kommt!

H.J.Kemm

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Re: Supernovae
« Antwort #112 am: 18. November 2009, 10:56:40 »
Moin Timo,

Ein System aus zwei Weißen Zwergen würde die Abwesenheit von Wasserstoff gut erklären, hat aber andere theoretische Nachteile.

Was für theoretische Nachteile?

Jerry

Kreuzberga

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Re: Supernovae
« Antwort #113 am: 18. November 2009, 11:18:12 »
Qinggong Wu nennt in dem oben verlinkten Artikel u.a.:

- das Modell der zwei Weißen Zwerge (Double Degenerate Model) stimme nicht mit den Beobachtungen der chemischen Entwicklung von Galaxien überein

- die Menge an dem Isotop Nickel-56 sei bei einem solchen Modell ebenfalls anders als beobachtet

Gut, überprüfen kann ich das nicht. Vielleicht finde ich noch weitere Quellen.

Aussschließen würde ich aber auch ein Single-Degenerate-Model (Weißer Zwerg wird mit Wasserstoff/Helium von einem Begleitstern gefüttert) nicht. Eventuell passiert etwas mit dem Wasserstoff bevor es zur SN kommt, sodass dieser im Spektrum nicht mehr auftaucht.

Vielleicht gibt es in Wirklichkeit auch mehrere unterschiedliche Wege zu einer SN Ia zu kommen?  ::)

Offline Matjes

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Re: Supernovae
« Antwort #114 am: 29. November 2009, 14:48:06 »
Guten Morgen

In der FAZ lese ich gerade, daß Hubble einen steilen Helligkeitsanstieg bei Eta Carinae gemessen hat. Angeblich steht dies in einem Rundschreiben der IAU (International Astronomical Union). Hat da jemand einen Link oder weiß etwas Genaueres. Wäre schon ein Wahnsinn, wenn wir eine "nahe" SN mit unseren heutigen modernen Teleskopen beobachten könnten.

Matjes

Kreuzberga

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Re: Supernovae
« Antwort #115 am: 29. November 2009, 16:31:58 »
Hallo Matjes,

Eta Carinae ist da jedenfalls ein heißer Kandidat (im wörtlichen und übertragenen Sinne) für eine Supernova in den nächsten paar tausend Jahren, möglicherweise früher.

Die von dir angesprochene Mitteilung in der Publikation IAU Cirular 9094 ist leider nicht öffentlich einsehbar: http://www.cfa.harvard.edu/iauc/RecentIAUCs.html

Hier gibt es einen Artikel von Sky and Telescope: http://www.skyandtelescope.com/news/75160377.html

Kurze Zusammenfassung:
Mit dem bei STS-125 reparierten Imaging Spectrograph des Hubble-Weltraumteleskops wurden über die letzten Monate starke Helligkeitsausbrüche von Eta Carinae verzeichnet. Bereits im Jahr 1843 gab es einen massiven Ausbruch, sodass Eta Carinae zum zweithellsten Stern am Himmel wurde.

Eta Carinae ist ein Binärsternsystem und ein so genannter Leuchtkräftiger Blauer Veränderlicher (LBV), gehört also zur Spektralklasse O (sehr heiß, sehr massereich). Der Stern stößt, wie beim Ereignis im Jahr 1843, in Eruptionen seine Hülle von sich, was auf den ersten Blick wie eine Supernova wirken kann, weshalb solche Ereignisse auch manchmal Supernova Imposters oder Supernova des Typs V (5) genannte werden. Deutlich sehen kann man die weggestoßene Materie auf Bildern von Großteleskopen, wie hier dem VLT:

ESO/VLT

Im Jahr 2004 zeigte ein anderer, 77 Mio. Lichtjahre entfernter LBV ebenfalls einen solchen massiven Ausbruch und wurde bereits 2 Jahre später, viel früher als erwartet, zur Supernova SN 2006jc. Daher kann man nun spekulieren, ob nicht auch einer der Sterne im Eta Carinae System nicht ebenfalls verfrüht in die Luft geht, vielleicht noch zu unseren Lebenszeiten...

Eingebettet ist Eta Carinae ohnehin schon in eine interessant-schöne Kulisse, den Carinanebel, hier von Hubble aufgenommen:



Auf dem Bild im Anhang ist die Position von Eta Carinae eingezeichnet.

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Supernovae
« Antwort #116 am: 03. Dezember 2009, 10:46:02 »
Moin,

*SN 2007bi* wurde Anfang 2007 von Astronomen der University of California at Berkeley entdeckt. Das SN-Spektrum war ungewöhnlich und die Astronomen analysierten dann in den folgenden anderthalb Jahren in  Zusammenarbeit mit Fachleuten vom israelischen Weizmann Institute of Science die Daten der Supernova. Die Analyse ergab, dass der SN-Vorläufer-Stern ein Riese mit mindestens 200-facher MSo gewesen sein musste, mit nur wenigen anderen Elementen ausser Wasserstoff und Helium - also ein Stern wie die ersten Sterne im frühen Universum (Population III).

Die Supernova zerriss den Stern in seine Bestandteile. Bei diesem Ereignis handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine sogenannte *Paarinstabilitäts-Supernova* (pair instability supernova, PISN). Das ist eine SN, die von Astrophysikern bisher noch nie sicher beobachtet worden ist, aber seit langem theoretisch vorhergesagt wurde. Bei dieser Art von Sterntod gelangt der Stern nach dem Ende des Heliumbrennens in Temperatur- und Dichtebereiche, in denen die Photonenenergien zur Erzeugung von Elektron-Positron-Paaren führen. Dies führt zu einer Verringerung des Strahlungsdrucks und damit zu einer weiteren schnellen Erhöhung der Dichte und damit der Temperatur des Kerns, bis es zu einem explosionsartigen Einsetzen des Sauerstoff- und Siliciumbrennens kommt, das einen erneuten Gegendruck gegen den Gravitationsdruck aufbaut. Bei einer PISN entsteht kein kompakter Überrest, sondern der Stern wird vollständig zerrissen.

Noch mehr Information >>> A superbright supernova that's the first of its kind

Jerry

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Offline Pham

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Re: Supernovae
« Antwort #117 am: 07. Dezember 2009, 10:40:11 »
Aus der Unsicherheit und Verschiedenartigkeit der Antworten auch und gerade hier im Forum, bemerke ich, wie schwer es ist, die Wirkung des Ereignisses von Eta Carinae als Super Nova auf die Erde und ihrer Biospäre vorher zu sagen.

So wie ich es sehe, scheint der "Auswurf" der Explosionen auf Eta Carinae im 19ten Jahrhundert kegelförmig abgesoßen worden zu sein. Aufgrund einer sehr laienhaften Schätzung aufgrund der Bilder, nehme ich mal den Öffnungswinkel der Kegel mit 30° bis 40° an.
Ich setzte nun einfach mal vorraus, das diese Kegel symetrisch zu Rotationsachse von Eta Carinae sind.
Wir sehen ziemlich genau entlang der Fläche eines der Kegel auf Eta Carinae, was dazu führt, dass der Stern und noch lichtschwächer erscheint, als er tun würde, würden wir fast äquatorial drauf sehen (ohne Gas und Staub dazwischen).
Diese lässt aber auch vermuten, dass wenn die Theorie der GammaRay Burst stimmt und sich Eta Carinae als Hyper Nova verabschiedet, wir nicht von dem massiven aber eng gebündelten Gammastrahl getroffen werden.
Sollte die der Fall sein, würde der Sicherheitsabstand von 7.500 Lichtjahren wohl nicht ausreichen um uns vor einer tödlichen Dosis zu retten, wenn dieser ähnlich intensiv wäre wie viele der GRBs die wir am Rand des sichtbaren Universums entdecken.
Aber aufgrund der Lage scheint das keine Gefahr zu sein.

Interessant wäre es zu wissen, ob man abschätzen kann, welche ungefähre scheinbare Helligkeit Eta Carinae für den Fall ihres spektakulären Ablebens erwartet werden kann.
Und für den Fall dass dies möglich ist, wäre ein Vergleich zur erwarteten Helligkeit  von zum Beispiel Beteigeuze als SN interessant, der ja aktuell eine andere Klasse von Stern dastellt, aber wohl auch als SN Klasse II abrauchen wird.

Würden sich die SNs für uns optisch unterscheiden?
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

*

Offline Schillrich

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Re: Supernovae
« Antwort #118 am: 07. Dezember 2009, 11:06:41 »
Hallo Pham,

wie kommst du auf einen Kegel für den Ausstoß? Warum keine "simple" Kugel, oder wenigstens ein omnidirektionaler Ausstoß?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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*

Offline Pham

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Re: Supernovae
« Antwort #119 am: 07. Dezember 2009, 11:21:56 »
Hallo Pham,

wie kommst du auf einen Kegel für den Ausstoß? Warum keine "simple" Kugel, oder wenigstens ein omnidirektionaler Ausstoß?
Neben der Tatsache, dass dies mein sujektiver Eindruck ist/war wenn ich mir das Bild so anschaue, habe ich diesen Eindruck dann "bestätigt" bekommen, durch den entsprechenden Wikipedia-Artikel:

http://de.wikipedia.org/wiki/Eta_Carinae

"... η Carinae ist von einem sich ausbreitenden bipolaren Nebel umgeben, der wegen seines Erscheinungsbildes auf Fotoplatten auch Homunkulusnebel genannt wird. Der Nebel hat die Gestalt zweier entgegengesetzter Kegel, deren Spitzen in η Carinae ihren Ursprung haben, und misst bei einer scheinbaren Größe von 18" von Ende zu Ende etwas mehr als 0,5 Lichtjahre. ..."

Ich tu mir auch etwas bei der Vorstellung hart, wie die Emission zwei geschlossene Kugeln hervorbringen soll, die in eta Carinae wieder geschlossen sind.
Möglich dass es Kugeln sind oder eine ganz andere Form ... aber das mit den Kegeln war meine ungeprüfte Ansicht (im Wortsinn).
Grundsätzlich würde das aber die Einschätzung des Winkels der vermeintlichen Rotationsachse zu unserer Sichtachse nichts ändern.
Oder?
*grübel*
« Letzte Änderung: 07. Dezember 2009, 12:52:00 von Pham »
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

H.J.Kemm

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Re: Supernovae
« Antwort #120 am: 06. Januar 2010, 22:56:39 »
Moin,

im Rahmen des ESSENCE-Projektes wurde ein weiterer PISN-Kandidat entdeckt.

Der Stern *Y-155*, 200 MSo, 7 x 109 Lj, Sternbild Walfisch, beendete sein Leben als das Universum ~ 7 Mrd Jahre alt war.

Die meisten Sterne mit mehr als der 8-fachen MSo verlieren ihren Kampf mit der Schwerkraft und produzieren eine SN oder werden ein Schwarzes Loch. Aber es gibt eine Reihe von Sternen mit der 150 bis 300-fache MSo die in der Paar-Instabilität enden. Von solchen massereichen Sternen wird erwartet, dass sie eine reine Gas-Form besitzen, die nicht vermischt wurde mit Elementen schwerer als Wasserstoff und Helium durch gestorbene Sterne der ersten Generation. Das ist bei *Y-155* auch so gewesen, ausserdem befand er sich in einer relativ kleinen Galaxie, also einem Ort, wo eine geringere Häufigkeit der schweren Atome festgestellt werden. Und das sind ausgezeichnete Standorte für Paar-Instabilität Explosionen.



Mehr dazu in >>>

Der erste PISN-Kandidat war *SN 2007bi* - ein Bericht steht hier im Thread unter Beitrag # 115.

Jerry

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Supernovae
« Antwort #121 am: 08. Januar 2010, 02:12:39 »
Moin,

im Portal gab es schon eine sehr ausführliche Abhandlung über eine andere PISN
>>>

Jerry

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Offline Volker

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Re: Supernovae
« Antwort #122 am: 11. Januar 2010, 12:31:39 »
Ich tu mir auch etwas bei der Vorstellung hart, wie die Emission zwei geschlossene Kugeln hervorbringen soll, die in eta Carinae wieder geschlossen sind.

Der Sternenwind wird vor allem bipolar vom Stern ausgestossen. Dort, wo der Sternenwind auf deutlich dichteres Medium trifft (Interstellar Medium, ISM) entsteht eine Schockfront. Der Sternenwind drueckt diese Schockfront weiter nach aussen. Wir beobachten vor allem Emission von dieser Schockfront, daher die kugelige Form. Das ist aehnlich wie bei Supernova-Ueberresten (nur dass hier die Emission in alle Richtungen stattfindet).  In beiden Faellen schiebt die ausgestossene Materie das interstellare Medium vor sich her.

Gruss,
Volker
Forschung aktuell: Das Neueste aus Wissenschaft und Forschung

Offline trallala

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Re: Supernovae
« Antwort #123 am: 28. Januar 2010, 11:18:56 »
Dank SWIFT wurden zwei interessante neue Supernovae entdeckt:
Normale Supernovaexplosionen beschleunigen das ausgestoßene Gas auf bis zu 3% der Lichtgeschwindigkeit. Allerdings wurden jetzt zwei neue Supernovae gefunden, die Gas mit bis zu 50% der Lichtgeschwindigkeit ausstoßen. Solche Ausstoßgeschwindigkeiten waren bisher nur von Gamma Ray Bursts bekannt
Die Energie für diese hohe Beschleunigung soll von dem neu entstehenden schwarzen Loch im inneren der Supernova kommen.


mehr dazu:
http://www.nasa.gov/topics/universe/features/newborn_black_holes.html

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Supernovae
« Antwort #124 am: 20. Februar 2010, 10:57:00 »
Moin,

Timo hat in Beitrag 112 geschrieben: Vielleicht gibt es in Wirklichkeit auch mehrere unterschiedliche Wege zu einer SN Ia zu kommen?

Da ist wohl was dran.

Astrophysiker haben bis jetzt behauptet, dass ein *weisser Zwerg* so lange Materie von seinem aufgeblähten Duopartner abzieht, bis er in einer *SN Typ Ia* endet.

Wissenschaftler vom MPIA wollen nun beweisen, dass diese Explosionen überwiegend aus der Verschmelzung zweier *weisser Zwerge* resultieren. Mit dem *Chandra-Röntgenteleskop* haben sie einige Galaxien, u.a. *M 31*, untersucht. Sie gehen davon aus, dass bei der bisher angenommen Situation noch viele Millionen Jahre nach der *SN* Röntgenstrahlen nachgewiesen werden können. Diese zeichnen den Weg der bewegten Materie von einem zum anderen Stern nach. Bei Sternzusammenstössen dürften die Röntgenstrahlen nicht vorhanden sein, denn es erfolgt ja kein Materietransport sondern ein Crash.


M31: NASA's Chandra Reveals Origin of Key Cosmic Explosions

Und ihre Annahme wurde bestätigt, denn die Röntgenstrahlung war bis zu 50mal geringer. Daraus schliessen die Wissenschaftler nun, dass lediglich 5 % aller *SN Typ Ia* aus dem *Absaugszenario* entstanden sind, die anderen 95 % aus der Verschmelzung.

Das würde bedeuten, dass über die Entstehung von *SN Typ Ia* neu nachgedacht werden muss.

Hier eine Grundaussage aus der Orginalarbeit >>>

Jerry
« Letzte Änderung: 15. März 2010, 02:02:14 von H.J.Kemm »