Nukleartechnik für die Raumfahrt

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Offline Schillrich

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #450 am: 17. Januar 2014, 09:28:07 »
Derzeit ist Brennstoff für 7 MMRTG verfügbar. 1+1 (spare) sind für den 2020er Marsrover reserviert. Vier Stück werden "für später" vorgehalten. Das Team, das die Europamission Clipper* konzipiert, arbeitet daran deren Bedarf von 5 auf 4 MMRTG zu reduzieren.



*also sind sie da echt noch dran?
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tonthomas

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #451 am: 27. April 2014, 22:27:32 »
Nur bei Ländern wie China und Russland, wo man es mit der Sicherheit nicht so ernst nimmt, ...
Da wäre ich vorsichtig. Auch im Westen wurden Störfälle vertuscht. Und selbst in Deutschland sind die Leute nicht ehrlich.  ....
Was Atomtechnik betrifft, halte ich das auf Deutschland West bezogen für eine absolut zutreffende Aussage. Die seit Jahrzehnten Gültigkeit besitzen dürfte. Nun zurück zum eigentlichen Thema.

Gruß   Pirx

tobi

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #452 am: 27. April 2014, 23:35:54 »
Mein Kommentar war anders gemeint.

Ich meinte, dass die Russen und Chinesen kein Selbstzerstörungssystem haben und daher beim Start deutlich risikoreicher sind. Da kann ruhig mal eine Rakete einen Looping machen (Proton und LM3B) und dann glücklicherweise in die Pampa stürzen (Proton) oder in ein Dorf (China) mit vielen Toten. Wer dieses Risiko eingeht und nicht handelt durch Einführung eines Selbstzerstörungssystems, der ist sicher auch risikobereiter und packt mal einen Klotz hoch angereichertes Uran-235 oder Plutonium in die Rakete, das dann bei einem weiteren Looping die Landschaft radioaktiv kontaminiert.

Durch ein Selbstzerstörungssystem könnte man den Schaden begrenzen, indem man das Kontaminationsgebiet auf den Flugpfad eingrenzen kann. Bei einer unkontrolliert fliegenden Rakete geht das deutlich schwerer.

Der chinesische Looping mit vielen Toten:

Long March 3B Accident

Der russische Looping mit zum Glück keinen Toten:

More Videos Of The Russian Proton M Launch Failure And Explosion With Three GLONASS Satellites

thecrusader

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #453 am: 28. April 2014, 20:28:25 »
Mir macht Atomenergie keine Angst. Reaktoren im All würde ich begrüßen. Zumindest wenn sich eine bemannte Reise zum Mars dadurch verkürzt :-)
Aber generell zweifel ich an z.B. der Orion Capsule. Ein echtes Space Shuttle wäre da schön. Ohne Option zum Wiedereintritt. Einfach nur als Shuttle zu Asteroiden und zum Mond. Ansonsten geparkt auf der ISS ;-)
Leider vor erst ein Traum. Den wir fliegen solche Missionen ja nicht alle paar Monate.

runner02

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #454 am: 28. April 2014, 22:45:34 »
Zitat
Mir macht Atomenergie keine Angst. Reaktoren im All würde ich begrüßen. Zumindest wenn sich eine bemannte Reise zum Mars dadurch verkürzt :-)

Da wird dir fast jeder Raumfahrfan beipflichten.

Aber 90% der Bevölkerung nicht, und die bestimmen wo's lang geht...

Wie sieht es mit Thoriumreaktoren (mit Flüssigsalz) aus - die sind doch viel sicherer und effizienter, oder nicht?
Wenn man die bauen könnte, dann könnte man ein Schiff mit Ionentriebwerken ausstatten.


Hier wurde vor kurzem ein neues effizienteres Ionentribwerk genannt... irgendwas mit 4-grid oder so.

thecrusader

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #455 am: 28. April 2014, 22:51:58 »
Diese Reaktoren werden in der Tat extrem sicher sein, aber wenn sie anstatt im All zu landen wieder zurück auf die Erde fallen ist es ziemlich egal wie sicher sie sind. Denn das Volk ängstigt sich nicht vor einem Reaktor im All, sondern vor einem der von da herunter fällt :-)

Hier ist ein interessanter TED-Talk zum Thema kleine Reaktoren:

http://www.ted.com/talks/taylor_wilson_my_radical_plan_for_small_nuclear_fission_reactors

tobi

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #456 am: 28. April 2014, 23:01:17 »
Ähhh wenn das Spaltmaterial bei einem Absturz nicht freigesetzt werden soll, dann muss es in einem recht dicken Metallbehälter gesichert werden. Das wird ziemlich schwer. Es geht hier ja nicht nur um ein paar kg wie bei einem RTG...

thecrusader

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #457 am: 28. April 2014, 23:29:47 »
Denke ich auch das genau der Start das Problem ist. Egal wie sicher der Reaktor verpackt ist, wenn man ihn ins All schießen will, wird es nicht sicher genug sein. Aber mir wäre es das Risiko wert. Den andererseits pusten wir mittels Kohlekraftwerke sowieso Unmengen an radioaktivem Material in die Luft. Auch einer der Gründe warum ich generell pro Atomkraft bin :-)
http://www.bund-nrw.de/fileadmin/bundgruppen/bcmslvnrw/PDF_Dateien/Themen_und_Projekte/Energie_und_Klima/Kohlekraftwerke/BUNDhintergrund_Radioaktivitaet_aus_Kohlekraftwerken_11_2008.pdf

Und dank der Energiewende wird es immer mehr :-)

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Offline Schillrich

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #458 am: 29. April 2014, 06:08:15 »
Ich habe die nuklearen Beiträge aus dem Fragenthread zum Ionenantrieb hierher verschoben.
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McFire

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #459 am: 29. April 2014, 13:15:34 »
Machen wir uns doch nichts vor - die Ressentiments gegen Atomkraft kommen nur und ausschließlich durch die menschenfeindliche Anwendung in der Geschichte. Zu diesen menschenfeindlichen Anwendungen zähle ich auch (!) alle Reaktorstörfälle aus Schlamperei, "Einsparungen" bei Sicherheitstechnik und nicht der Umgebung angemessenem Aufbau, letztlich oft aus simplen Maximalprofitgründen.

Aber tut man denn bei Raketen nicht auch das, was bei Atomanwendung ebenso nötig ist?

Einige der verwendeten Treibstoffe dürfen nicht zusammenkommen. Aber man verwendet sie. Also: Zweckmäßiger Aufbau der Rakete. Die Astronauten? Sitzen unvermeidbar dicht am gefährlichen Punkt. Haben aber zumindest einigermaßen brauchbare Rettungsvorkehrungen.

Ich spreche dabei von der Anwendung im Raum, bei Fernflügen. Denn alles was (eines Tages) weiter hinaus geht mit Menschen und ihren immensen "Betriebsmitteln", wird mit Solarzellen + Chemie nicht zu bewältigen sein. Und diese spinnerten Kilometergroßen Arrays, von Robotern moleküldünn gewoben - da vergißt man oft den Weg und die (wie Jura mal zutreffend sagte) die Drehbank davor. Ok, in ferner Zukunft können und sollten wir darauf zurückkommen.

Was das Hochbringen eines Reaktors betrifft - wieso ist das gefährlich? 2 bis 3 Teile im 50 Tonnen Bereich wird man eh haben müssen und natürlich ohne Spaltmaterial. Das kann man doch (verteilt) in einer großen Zahl kleiner gesicherter Behälter tun? Wir werden sowieso bald in Hekatonnen denken müssen, wenns "weiter raus" geht. 

Leider ist es so, daß auf dem Gebiet mehr als anderswo politische Hindernisse im Spiel sind. Deshalb wird die Fernraumfahrt (etwa alles weit über den Mars hinaus) letztlich, wenn überhaupt, noch lange nicht zustande kommen.

Atomterrorismus im/vom Weltall? Nun, solange man Nährböden für Terrorismus züchtet und noch dran verdient, anstatt durch menschenfreundliche Lebensbedungungen zu ersetzen, wird es Terrorismus geben. Ob hier oder "oben" im Weltall ist egal. Terrorismus kann man nicht unterdrücken, sondern nur austrocknen. Man wird aber irgendwann eine größere, nicht mehr so gut zu überblickende Anzahl Menschen im Raum haben, da kann man auch dieses Gebiet nicht einfach verdrängen.

Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #460 am: 29. April 2014, 17:17:13 »
Dem schließe ich mich an.
Wenn wir wirklich ernsthaft ins Sonnensystem hinauswollen kommen wir um
nukleare Energiequellen nicht herum.
Um es mal griffig zu postulieren:
1000 Tonnen in Tausend Stunden zum Mars.
Verglichen mit der historischen Entwicklung der Seefahrt wird gegenwärtig nur versucht, Segel und Masten
zu vergrößern und deren Anzahl zu erhöhen.
Nötig sind aber (zunächst) Dampfmaschine und Schaufelrad, dann Dieselmotor und Schiffsschraube,
noch später Strahltriebwerk und Tragflächen.
Und was die Sicherheit betrifft, wenn die Theorien der Entstehung von Erde und Mond stimmen müsste sich auch
auf dem Mond Kernbrennstoff gewinnen lassen.
Den Reaktor kann man ja auf der Erde bauen und unbefüllt zum Mond schaffen.


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Offline Klakow

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #461 am: 29. April 2014, 20:16:41 »
Wenn man das Spaltmaterial gut verpackt, im ein Hitzeschild mit gibt, und dafür sorgt dass das Teil nur über dem Meer runter kommen kann, müsste man es beim Absturz zur aus dem Wasser ziehen, so schwer kann das nicht sein.

Ich denke zwar nicht das man bis zur Marsbahn (aber nur im All) was anderes als Solarkollektoren benötigt, aber darüber hinaus kommt man ohne Atomkraft nicht sehr weit.
Im Prinzip bin ich schon für Atomkraft, vor allem in Anbetracht das unsere Nachbarn viel schlechtere Anlagen betreiben. Allerdings wäre ich dafür das Forschungsprogramm für Type IV-Reaktoren massiv zu intensivieren und bevorzugt Konzepte zu verfolgen die inhärent Sicher snd, z.b. Liquite molton Salt Reactor" kurz LMSR, welche die Möglichkeit haben hochradioaktiven Müll zumindest, mit zu verwenden. Eine Million Jahre Endlagerung ist einfach wahnsinnig.
Allerdings weiß ich nicht wie kompakt so ein Teil werden kann und welche Leistung/kg sich damit erzielen ließen.

Offline Ruhri

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #462 am: 30. April 2014, 00:01:48 »
Darüber könnte man nachdenken, nur wird da natürlich viel Schindluder getrieben, z.B. mit dem Begriff "inhärent sicher". So soll ja etwa der Thorium-Hochtemperaturreaktor inhärent sicher sein. Das Problem ist nur, dass dem niemals so war. Beide Reaktoren, die in Deutschland gebaut wurden, hatten teils schwerste Probleme, und der Forschungsreaktor in Jülich wurde zwar regulär abgeschaltet, befindet sich seither aber quasi im Zustand eines "verunglückten Reaktors". Für eine dermaßen schwache Anlage (15 MW) ist eine extrem hohe Kontamination aufgetreten, z.B. mit 14C oder 90Sr. Die Legendenbildung des "einzigen in Deutschland entwickelten Reaktortyps", der "serienreif" und "inhärent sicher" gewesen sei, wird leider immer noch betrieben.

Wer "Ja!" sagen will zur Kernenergie mit all ihren Möglichkeiten, muss aber auch absolut ehrlich mit den Risiken umgehen. Sonst macht das alles überhaupt keinen Sinn.

LOXRP1

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #463 am: 30. April 2014, 01:21:40 »
Wer "Ja!" sagen will zur Kernenergie mit all ihren Möglichkeiten, muss aber auch absolut ehrlich mit den Risiken umgehen. Sonst macht das alles überhaupt keinen Sinn.

Da stimme ich dir zu, dies sollte aber auch generell so sein und nicht nur bei Kernenergie. Der THTR ist eine interessantes aber auch unausgereiftes Konstrukt, welches ich persönlich nicht als sicher genug erachte. Es gibt aber auch deutlich sicherer konstruktive Lösungen wie wir wissen z.B. der erwähnte MSR. Einer der Vorteile ist, dass die üblichen verdächtigen wie Cäsium und Jod Isotope in dem flüssigen Salz chem. stabil gebunden sind und im Falle eines Störfalls die Anlage nicht verlassen. Die Diskussion hatten wir, schon vor paar Monaten(2/3 Seiten). :)

Das Problem was ich bei leistungsstarken Reaktor für Raumfahrzeuge im Moment sehe ist, wie man die Entropie loswerden will ohne sich zu viel Gewicht ans Bein zubinden. 

tonthomas

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #464 am: 30. April 2014, 07:48:51 »
Wenn man das Spaltmaterial gut verpackt, im ein Hitzeschild mit gibt, und dafür sorgt dass das Teil nur über dem Meer runter kommen kann, müsste man es beim Absturz zur aus dem Wasser ziehen, so schwer kann das nicht sein....
Das ist schon gelungen:

Das sind angeblich Plutonium-Behälter nach dem Nimbus-B-1-Fehlstart am Meeresgrund. Das Plutonium soll angeblich bei einer späteren Satellitenmission erneut gestartet worden sein.

Nur wie willst Du gewährleisten, dass das Zeugs 1. über Wasser niedergeht und 2. nicht z.B. im Marianengraben, einem unterseeischen Vulkan oder sonst wie die Bergung erschwerenden oder verhindernden Ort landet?

Gruß    Pirx

Offline TWiX

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #465 am: 30. April 2014, 09:55:09 »
Ich muss an dieser Stelle einmal eine Lanze brechen für die oben erwähnten 90 Prozent der Weltbevölkerung, die gegen Atomkraft sind.
Ich kann diese Menschen voll und ganz verstehen, wenn sie sagen, dass sie keine Kernkraft wollen. Bestes Beispiel an dieser Stelle dürfte das französische AKW Fessenheim sein, das, wie so viele AKWs direkt an der Staatsgrenze steht. Es steht kaum 25 km von der süddeutschen Stadt Freiburg entfernt im tektonisch recht aktiven Oberrheingraben, wofür es eigentlich gar nicht ausgelegt ist. Ferner ist das Kraftwerk mittlerweile in der vierten Dekade seines Betriebs angekommen und gilt als massiv veraltet. Innerhalb des letzten Jahrzehnts ging die Anzahl der Störfälle rapide nach oben. Seitdem wächst länderübergreifend der Protest gegen Atomkraft im allgemeinen und Fessenheim im speziellen. Niemand will eine tickende Zeitbombe vor seiner Haustür.
Für die Raumfahrt wird es wohl, speziell wenn es um das äußere Sonnensystem geht, keine Alternative zur Kernkraft (Fission oder Fusion) geben, allerdings muss es ja dabei nicht so blauäugig zugehen wie es in der Energieversorgerbranche wohl bei der Risikoabschätzung der Fall ist.
Btw: gerade gesehen: Das AKW Fukushima hat ein Beben der Stärke 9 überstanden und wäre wohl sauber heruntergefahren, wenn nicht ein nachfolgender Tsunami den Notstromaggregaten den Rest gegeben hätte. Ergo: man kann durchaus Reaktoren auf massivste Belastungen auslegen, wenn man denn genug Geld in die Hand nimmt. Und man müsste das dann natürlich der Bevölkerung kommunizieren...
Und um abschliesend nochmal was anderes loszuwerden: wäre es denn nicht möglich, das nukleare Brennmaterial mit einer Kapsel wie Sojus oder DragonRider zu starten? Immerhin können diese Kapseln ja (fast) jederzeit einen Startabbruch schaffen und gleichzeitig, durch ihre Dockingfähigkeit, das Material recht einfach im Orbit an einem Reaktor abliefern.
Aktuelle Meldungen aus Raumfahrt und Astronomie: www.raumfahrer.net

tonthomas

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #466 am: 30. April 2014, 09:59:10 »
.... Btw: gerade gesehen: Das AKW Fukushima hat ein Beben der Stärke 9 überstanden und wäre wohl sauber heruntergefahren, ...
Das darf man nach mittlerweile vorliegenden "Informationen" als Legende oder Propaganda - je nach dem, wer es warum verbreitet - betrachten.

Gruß   Pirx

Führerschein

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #467 am: 30. April 2014, 10:07:50 »
Ich muss an dieser Stelle einmal eine Lanze brechen für die oben erwähnten 90 Prozent der Weltbevölkerung, die gegen Atomkraft sind.
.................

Und um abschliesend nochmal was anderes loszuwerden: wäre es denn nicht möglich, das nukleare Brennmaterial mit einer Kapsel wie Sojus oder DragonRider zu starten? Immerhin können diese Kapseln ja (fast) jederzeit einen Startabbruch schaffen und gleichzeitig, durch ihre Dockingfähigkeit, das Material recht einfach im Orbit an einem Reaktor abliefern.

Danke für den ausgewogenen Beitrag.

Ja, so könnte ich mir den Start des Brennmaterials gut vorstellen, vorausgesetzt, daß die Elemente in eine Sojus/Dragon passen.

Ich habe von Reaktoren ja keine Ahnung. Aber nach dem was ich gelesen habe, ist ein Problem, daß bei kleinen Reaktoren für die Raumfahrt hoch angereichertes bombenfähiges Material benötigt wird. Das kann kein Staat aus der Hand geben, da dürften internationale Vereinbarungen über Nichtverbreitung dagegen stehen. Also bliebe da nur staatliche Raumfahrt mit staatlichen Raketen.

Gibt es andere Konzepte, die kompakte Reaktoren ohne hoch angereichertes Material zulassen? Thorium mit externer Neutronenquelle oder irgendwas anderes?

Offline TWiX

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #468 am: 30. April 2014, 10:19:27 »
Hab gerade nochmal hier nachgeschaut: http://www.bfs.de/de/kerntechnik/unfaelle/fukushima/uebersicht.html
Zitat von: http://www.bfs.de/de/kerntechnik/unfaelle/fukushima/uebersicht.html
Im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi [...] ging durch das Erdbeben die Anbindung an das öffentliche Stromnetz verloren. Die nukleare Kettenreaktion [...] wurde durch Schnellabschaltung gestoppt. Das gesamte Ausmaß der Erdbebenschäden in den Anlagen konnte unter anderem aufgrund der gefährlichen Höhe der radioaktiven Strahlung bisher noch nicht in vollem Umfang ermittelt werden.
Durch den auf das Erdbeben folgenden Tsunami fielen in den Blöcken 1 bis 4 zusätzlich alle Notstromdieselgeneratoren langfristig aus. [...] In den Blöcken 5 und 6 fielen ebenfalls Notstromdieselgeneratoren aus - bis auf einen. Dieser Notstromdiesel wurde für die Blöcke 5 und 6 dann wechselseitig benutzt, um zumindest schwere Kernschäden zu vermeiden.
Zusätzlich zur Notstromversorgung fiel auch die Nebenkühlwasserversorgung durch Beschädigungen an Pumpen und Schaltanlagen in Folge des Tsunamis aus. [...]
Demnach kann man zwar nicht beurteilen, welche Schäden genau das Erdbeben angerichtet hat, allerdings war es der Tsunami, der der Notstromversorgung den Rest gegeben hat, was dann wegen der fehlenden Kühlung zur Kernschmelze geführt hat
[...]
Gibt es andere Konzepte, die kompakte Reaktoren ohne hoch angereichertes Material zulassen? Thorium mit externer Neutronenquelle oder irgendwas anderes?
Wohl eher nicht. Zumindest, wenn an sich auf konventionelle Konzepte beschränkt. Selbst die deutlich schwereren Reaktoren an Bord von U-Booten und Flugzeugträgern laufen gegenwärtig mit hochangereichertem Uran. Zumindest laut dieser Seite: http://www.alternatewars.com/BBOW/Nuclear/US_Naval_Reactors.htm, die auf Wikipedia verlinkt war, deren Wahrheitsgehalt ich aber nicht einschätzen kann.
Interessant ist in dem Zusammenhang aber wohl dieses Dokument, das auf dieser Seite verlinkt war: http://www.alternatewars.com/BBOW/Nuclear/Report_on_LEU_Naval_Nuclear_Propulsion.pdf (Achtung: wenn ich den Link angeklickt habe, startete sofort der Download, anstatt, dass es in einem neuen Fenster geöffnet wurde)
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Offline Klakow

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #469 am: 30. April 2014, 18:53:29 »
Eines ist je wohl sicher, das ein wassergekühlter Reaktor bei dem die Kühlung ausfällt, schon deswegen ein Riesenproblem ist, weil in dem ultraheisen Wasser einfach sehr viel Energie drin steckt und diese dann das Wasser komplett verdampfen lässt.

Bei der ganzen Diskussion gegen Kernenergie kotzt mich manches wirklich an.
Zum einen Konzerne die so tun als gäbe es risikolose Kernkraftwerke,
aber noch mehr die Sorte Gutmenschen welche so tun als gibt es Lösungen ohne Gefahren und sei es drum das wir unseren Wohlstand einfach verringern müssten.
Für mich sind sowas Dummschwätzer, die entweder nicht wahrhaben wollen, was dadurch an zusätzliche Not, nicht nur bei uns sondern weltweit, entstehen würden.

Sie ignorieren, das sich fast alle Not, nahezu immer auf zu teurer oder nicht vorhandene Energie zurückführen lässt.
Für mich sind das Gläubige einer Sektenbewegung, mit einem ausgeprägten Opferkult. 
Die eigene Überzeugungen wird geopfert wenn sie nicht zur Doktrin passt und jeder Andersdenkende ist per Definition auf jeden Fall auf dem Holzweg und muss bekehrt oder bekämpft (geopfert) werden.
OK, das ist wirklich Böse, die Leute wollen doch das gute im Menschen?

Nun es gibt einen nur zu wahren Spruch: "Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen".

Offline TWiX

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #470 am: 30. April 2014, 21:27:27 »
@Klakow: schalt`mal nen Gang zurück und schau dir die Gemengenlage im Energiesektor nochmal genau an.
Fakt ist, sowohl im Pro-Atom als auch im Anti-Atom Lager gibt es Menschen, deren Meinung das Papier nicht wert ist, auf dem sie gedruckt wird. Denn in einem Punkt haben die Atomkraftgegner recht: wenn man die reinen Gestehungskosten pro KWh von Atomstrom und (z.B.) Energie aus Windkraft gegeneinander aufrechnet, kommt die Windkraft klar günstiger weg. Für Grundlasten ist das natürlich ein Albtraum (mit ein Grund, warum die Energiekonzerne trotz billigen Preisen an der Börse massive Gewinneinbrüche haben) dafür ist dann Atomstrom weit besser, weil zuverlässiger. Allerdings muss das Spaltmaterial, wie fast jeder Energieträger in D importiert werden. Da ist es dann nicht schlecht, wenn man weniger davon einkaufen muss, das spart harte Devisen (Die man dann zudem nicht in die meist politisch fragwürdigen Förderländer von Öl und Gas *hust Saudi-Arabien *hust pumpen muss) und entlastet die Wirtschaft (Der steigende Benzinpreis ist direkt plus indirekt der größte Inflationstreiber). Wenn du mich fragst, ist Atomkraft (zumindest die Fissionsreaktoren, die wir heute haben) nicht wirtschaftlich. Nicht nur wegen der teuren Endlagerung, sondern auch wegen Dingen wie der oft nötigen Subvention von AKW-Bauten. Die übrigens, summa sumarum, die Förderungen der regenerativen Energien in den Schatten stellen, was aber keiner merkt, weil dafür Steuergelder verwendet werden, anstatt es auf den Strompreis umzulegen.
Für raumfahrtgebundene Anwendungen gelten natürlich andere Anforderungen, Problemstellungen und Risiken: hier ist nicht nur die Endlagerung deutlich einfacher (und sicherer obendrein - der Weltraum ist groooß..), es ist auch viel wichtiger, wieviel Energie konstant, und bei minimalem Massebedarf bereitgestellt werden kann. Und es gibt keine Meere, Luft oder Boden, den man kontaminieren könnte, solange der Reaktor oben bleibt. Und um endgültig wieder zum Thema zurückzukommen: kennt sich hier jemand mit dem Massebedarf und der Funktionsweise bzw. dem Aufbau von Reaktoren aus, die mit zweiprozentigem Uran (nur eine Hausnummer...) auskommen und könnte mal darlegen, ob und wie so etwas für weltraumanwendungen aussähe? Allein schon die Vorstellung, für ein Plasmatriebwerk mehrere MW an Energie bereitstellen zu können, das wäre genial...
Aktuelle Meldungen aus Raumfahrt und Astronomie: www.raumfahrer.net

runner02

  • Gast
Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #471 am: 30. April 2014, 21:43:12 »
Zitat
ch kann diese Menschen voll und ganz verstehen, wenn sie sagen, dass sie keine Kernkraft wollen. Bestes Beispiel an dieser Stelle dürfte das französische AKW Fessenheim sein, das, wie so viele AKWs direkt an der Staatsgrenze steht. Es steht kaum 25 km von der süddeutschen Stadt Freiburg entfernt im tektonisch recht aktiven Oberrheingraben, wofür es eigentlich gar nicht ausgelegt ist. Ferner ist das Kraftwerk mittlerweile in der vierten Dekade seines Betriebs angekommen und gilt als massiv veraltet.


Dann ist an aber nicht gegen Atomkraft, nur gegen solche Schrottreaktoren.
Aber die Leute sehen das immmer Schwarz-Weiß.

Es sollte aber - gerade für die Raumfahrt - "vernünftige Lösungen" geben. Wo beide Seiten gut informiert sind, und Kompromisse eingehen.
Mit Solar zum Mond, Atom zum Mars.
Oder so.


Zitat
Niemand will eine tickende Zeitbombe vor seiner Haustür.
Verständlicherweise.


Zitat
Gibt es andere Konzepte, die kompakte Reaktoren ohne hoch angereichertes Material zulassen? Thorium mit externer Neutronenquelle oder irgendwas anderes?
Das ist ein Gewichtsproblem. Wenn du 5%iges radioaktives Uran als Brennstoff hernimmst, bekommst du nur Energie von den 5% der Atome (95% der Atome sind nicht radioaktiv und somit Ballast). Nimmst du 100% radioaktives Uran, bekommst du mehr Energie heraus bei gleichem Gewicht.



Zitat
Bei der ganzen Diskussion gegen Kernenergie kotzt mich manches wirklich an.
Zum einen Konzerne die so tun als gäbe es risikolose Kernkraftwerke,
aber noch mehr die Sorte Gutmenschen welche so tun als gibt es Lösungen ohne Gefahren und sei es drum das wir unseren Wohlstand einfach verringern müssten.

Genau... Und den Wohlstand veringern - da wird dir kein Mensch mitmachen. Auch wenn der Liter Benzin 2€ kostet, verzichtet keiner auf unnötige Fahrten.

Und um den Bogen wieder auf die Raumfahrt zu spannen - dort gibt es keine Alternative. Wie Elektro- oder Gasautos hier unten, die sich auch keiner leisten will.




McFire

  • Gast
Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #472 am: 30. April 2014, 22:30:56 »
Zitat Klakow
Zitat
Bei der ganzen Diskussion gegen Kernenergie kotzt mich manches wirklich an.
Zum einen Konzerne die so tun als gäbe es risikolose Kernkraftwerke,
aber noch mehr die Sorte Gutmenschen welche so tun als gibt es Lösungen ohne Gefahren und sei es drum das wir unseren Wohlstand einfach verringern müssten.
Ich muß das einfach mal bestätigen. Gutmenschen sind für mich auch ein Grundübel. Weil sie so brauchbar sind. Weil sie so schön auf evtl Wirkungen zeigen und nicht auf die Ursachen. Das wird sich, wenns denn soweit ist und doch noch die ersten Atomanwendungen im All zustande kommen, erst richtig hochkochen.

thecrusader

  • Gast
Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #473 am: 01. Mai 2014, 06:08:02 »
...

Und hier etwas für Freunde der Raumfahrt:

Kirk Sorensen stumbled across thorium while doing research on how to power a lunar community.
http://www.ted.com/talks/kirk_sorensen_thorium_an_alternative_nuclear_fuel

Edit: Hinweise ohne konkreten Raumfahrtbezug herausgekürzt.
« Letzte Änderung: 01. Mai 2014, 09:24:27 von Pirx »

tonthomas

  • Gast
Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #474 am: 01. Mai 2014, 09:18:59 »
Guten Morgen!

Bitte Kosten-für-KWh-am-Boden-Betrachtungen, Gutmensch-Diskussionen etc. hier zurückfahren. Hier bitte im Raumfahrt-Kontext diskutieren.

Danke, Gruß und schönen Mai-Feiertag

Pirx