Hallo,
die Testanlage des JPL sollte in diesen Tagen in den "Vollbetrieb" gehen. Für gestern war die Lieferung von insgesamt 1.800 Kilogramm Testmaterials zwecks Simulation des Untergrundes angekündigt. Das weiße Material auf dem Mars, vermutlich handelt es sich dabei ja um Siliziumdioxid ( SiO² ), soll dabei durch
Diatomeenerde simuliert werden. Der Grund für die Verwendung von Diatomeenerde ( oder in der Kurzform "DE" ) liegt darin, dass dieses Material aus einem sehr feinen Pulver besteht, welches ähnliche Eigenschaften wie das SiO² auf dem Mars aufweisen dürfte. Als Opportunity sich 2005 in der Purgatory-Düne festgefahren hatte, machte man bei den Tests am JPL mit einer ähnlichen Substanz sehr gute Erfahrungen.
Jetzt soll erst einmal mit einem handelsüblichen Zementmischer eine ausreichend große Menge Testmaterials zusammengemischt werden, bevor damit das Testbett aufgefüllt wird. Dabei soll der Untergrund möglichst naturgetreu wiedergegeben werden. Das bedeutet, man simuliert einen Abhang mit 14 Grad Gefälle, befüllt den unteren Teil mit der DE-Mischung, während sich im oberen Teil lediglich normaler, aber auch sehr feiner Sand befinden wird und platziert an den bekannten Stellen ein paar Steine, welche in ihrer Form und Größe denen auf dem Mars entsprechen. Zum Schluss wird dann der Testrover des JPL im Testbed platziert. Und anschließend beginnen die Fahrtests.
Dabei soll die gesamte Palette der bisher ausgeklügelten Befreiungsstrategien durchgespielt werden. Diese verschiedenen Variationen fallen allerdings bisher eher dürftig aus. Im Prinzip gibt es erst zwei testfähige Strategien.
Zuerst wird man wohl versuchen, mit dem Rover geradeaus zu fahren. Gaaaaaanz langsam und vorsichtig rückwärts. Bei der letzten Fahrt auf dem Mars vor mehreren Wochen hat man dabei nämlich eigentlich bereits ganz gute Erfahrungen gemacht. Der Rover kam zwar nur langsam voran, aber er hat sich immerhin etwas bewegt. Dieser Versuch wurde damals lediglich eingestellt, weil das linke Mittelrad auf einen Wiederstand gestoßen war, einen im Weg liegenden Stein, welcher für die voreingestellten Parameter zu hoch war. Mit freizügigeren Parametern bestehen gute Aussichten, das Hindernis zu überwinden, so die Erwartung der Roverdriver.
Alternativ wäre dann noch die Vorwärtsbewegung. Bei dieser hat Spirit sich jedoch erst festgefahren. Dieses Manöver wäre also sehr wahrscheinlich nicht sehr erfolgsversprechend.
Die zweite Möglichkeit ist eine Drehung der vier steuerbaren äußeren Räder um bis zu 60 Grad ( für mehr ist die Lenkung des Rovers nicht ausgelegt ) und der anschließende Versuch, den Rover seitwärts den Abhang herunter zu steuern. Das ist allerdings sehr wahrscheinlich die kompliziertere Variante, da der Rover sich doch bereits sehr tief in den Sand eingegraben hat und dementsprechende Probleme haben würde, sich aus seiner selbst gegrabenen Fahrspur zu befreien. Außerdem würden die beiden nicht steuerbaren Mittelräder bei dieser Art von Fortbewegung nahezu "quer" stehen und dementsprechend jeweils einen Sandhaufen vor sich auftürmen, welche einen zusätzlichen Wiederstand erzeugen würden.
Ein anderes Problem scheint sich dagegen relativiert zu haben. Direkt unter dem Rover befindet sich ein Stein, welcher anscheinend nahezu in Kontakt mit der Unterseite Spirits steht. Die Gefahr ist, dass der Rover sich bei einer Fortsetzung der Fahrt weiter in den Boden eingräbt, so endgültig definitiven Kontakt zu diesen Stein bekommt und dadurch nicht mehr genügend Anpressdruck auf den Boden aufbringen kann, um sich aus der Sandfalle zu befreien. Die letzten Analysen haben jedoch ergeben, dass dieser Stein wahrscheinlich durch das Gewicht Spirits ( der Rover wiegt rund 180 Kilogramm ) in den lockeren Boden gedrückt werden würde und deshalb sehr wahrscheinlich keine direkte Bedrohung darstellt. Näheres werden die jetzt anstehenden Fahrtests zeigen.
Image Credit : NASA/ JPL/ USGS
Der besagte Stein direkt unter dem Rover...
Großversion ( 2,3 MB ) :
https://images.raumfahrer.net/up024189.jpgZusammengefasst sieht es für den Rover also "verhalten optimistisch" aus. Die Roverdriver haben Spirit keinesfalls aufgegeben. Trotzdem werden die jetzt anstehenden Fahrtests noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Sollten diese positiv verlaufen, so ist mit ersten ernsthaften Befreiungsversuchen auf dem Mars erst ab Mitte Juli zu rechnen.
Schöne Grüße aus Hamburg und
bis Freitag in Berlin - Mirko