Hallo,
Opportunitys Probleme mit dem rechten Vorderrad (siehe Antwort # 536) scheinen wohl doch größer zu sein, als anfangs von mir erhofft.
Bei den Rückwärts- und Vorwärtsbewegungen an Sol 1800 (15. Februar) wurden die Energieverbrauchswerte aufgezeichnet. Bei deren Analyse stellte sich leider heraus, dass das Rad bei der Testfahrt durchgehend mehr Strom benötigte, als normal gewesen wäre. Ein Zusammenhang mit dem Untergrund, z.B. eine andere Zusammensetzung und damit Konsistenz des Sandes, schließt man mittlerweile aus, da es egal war, ob Opportunity sich auf seiner alten Spur auf bereits festgefahrenen Sand oder (auf den letzten vier Metern) auf unberührtem Untergrund bewegte.
Beim Rückwärtsfahren war der Stromverbrauch allerdings geringer, als in der Vorwärtsbewegung. Und was unternimmt man in so einem Fall am besten? Um das lädierte Vorderrad so weit wie möglich zu schonen, fährt man erst einmal rückwärts.
Beim Rückwärtsfahren ergibt sich allerdings ein Problem. Opportunity kann dies bei einer Rückwärtsfahrt nicht im Autonavigationsmodus, also selbstständig, erledigen. Für den Autonav-Fahrmodus benötigen die Rover aktuelle Bilder der Navigationskameras. Diese Kameras können jedoch nicht nach "hinten" schauen, da dort die LGA-Antenne im Weg steht und die freie Sicht einschränkt. (LGA = Low-gain-antenna,
Niedriggewinnantenne für die direkte Kommunikation mit der Erde via Deep Space Network der NASA)
Hier noch einmal der Aufbau der Rover : https://images.raumfahrer.net/up026459.jpg
Jetzt haben die Roverdriver des JPL drei Möglichkeiten :
- Sie können wie bisher ganz normal vorwärts fahren, riskieren aber so den Verlust des Antriebes des rechten Vorderrades.
- Sie können das Risiko eingehen, die Fahrt nahezu blind und nur mit Unterstützung der HazCams durchzuführen. Dies ermöglicht jedoch nur geringe Geschwindigkeiten und extrem kurze Etappen über wenige Meter pro Sol. So wären wir in 20 Jahren noch nicht am Endeavour-Krater...
- Oder sie können den Rover in regelmäßigen Abständen eine Drehung zur Aufnahme neuer NavCam-Fotos ausführen lassen. Dies stellt allerdings eine zusätzliche Belastung des defekten Rades dar.
Anscheinend geht die Tendenz momentan dahin, dass man vorläufig größtenteils die dritte Strategie wählen und sich, abhängig von der weiteren Entwicklung, zeitweise wieder zum normalen Vorwärts-Fahren entschließen wird. Die Umsetzung in die Praxis erfolgte bereits gestern.
Opportunitys vordere HazCam, jetzt mit Blick nach hinten! Aufgenommen am 18. Februar 2009 (Sol 1803, etwa 13:00 örtliche Marszeit) :
https://images.raumfahrer.net/up026287.JPGKnapp eine Minute zuvor wurde dieser Blick nach vorne aufgenommen :
https://images.raumfahrer.net/up026288.JPGBei der Fahrt am gestrigen Mittwoch legte Opportunity rund 53 Meter zurück, wobei man sich diesmal erneut etwas mehr in süd-südwestliche Richtung orientierte :
http://www.unmannedspaceflight.com/index.php?act=attach&type=post&id=17316Sollte dieser Kurs beibehalten werden, so würde man genau auf den Porcupine-Krater stoßen, welcher jetzt noch rund einen Kilometer entfernt ist. Bei dem Porcupine-Krater handelt es sich um einen etwa 270 Meter durchmessenden Krater. Allerdings hat es den Anschein, dass er weit mehr mit Sand aufgefüllt ist, als der Viktoria-Krater. Dies wäre dann ein Indiz dafür, dass er älter ist als Viktoria.
Hoffen wir also, dass das Vorderrad nicht vollständig ausfällt.
Spirit dagegen hat sich nach der erfolgreichen Befreiung aus der Sandfalle erneut vor dem Nordhang der Home Plate positioniert und soll demnächst anscheinend einen erneuten Versuch unternehmen, auf das Plateau zu gelangen :
https://images.raumfahrer.net/up026272.JPGSchöne Grüße aus Hamburg - Mirko