Opportunity & Spirit

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Sven11

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #525 am: 12. Februar 2009, 18:52:08 »
Wenn ich mir eine solche Nachricht anhöre denke ich zwar eher an 500Wh/Tag. Wieso nur so mickrig? Wann bekommt Spirit wieder einmal einen ordendlichen Windstoss mit? Nunja, ist besser als nichts...

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Offline redmoon

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #526 am: 12. Februar 2009, 22:07:43 »
Hallo,

okay, 30Wh/ Sol hören sich nicht gerade berauschend an. Aber immerhin kann man damit schon etwas anfangen.

http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/12022009210748.shtml

Und vielleicht war dies ja lediglich der Beginn und wir haben auch weiterhin Glück. Vor zwei oder drei Wochen wurden immerhin vereinzelte Dustdevils in der Ebene im Westen gesichtet. Und aufgrund des gerade stattfindenden Wechsels der Jahreszeiten rechnet man jetzt sowieso mit zunehmenden Winden. Hauptsache, es braut sich kein echter (Sand-) Sturm zusammen.


Noch einmal zurück zu Opportunity :  Diese abschließenden Rückwärtsfahrten des Rovers am Ende der letzten beiden Fahrtage (und wohl auch bereits zu früheren Zeitpunkten, die uns hier aber entgangen sind) sind eigentlich primär dazu gedacht, die UHF-Antenne Opportunitys in eine optimale Position für die Kommunikation mit den Orbitern (speziell anscheinend Mars Odyssey) zu bringen. Da man dadurch als Nebeneffekt auch einen wunderschönen Blick auf die Radspuren erhält, nutz man diesen wirklich zur Analyse des Sandes und seiner Zusammensetzung, indem die HazCam im Vorfelde dieses Manövers entsprechend programmiert wird.

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

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Offline redmoon

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #527 am: 12. Februar 2009, 23:01:55 »
Kurze Ergänzung :  Da hat es offensichtlich jemand sehr eilig...
An Sol 1795 (10. Februar 2009) hat Opportunity exakte 135,9 Meter zurückgelegt. An Sol 1796 (gestern) folgte eine Fahrt über 130 Meter. Und heute dann eine weitere über 123 Meter. Alle Fahrten zielten in südliche Richtung.

Schönes ebenes Gelände mit nicht allzu tiefen Spuren hinter Opportunity :  
https://images.raumfahrer.net/up026290.JPG
Und voraus sieht es auch nicht viel anders aus :  
https://images.raumfahrer.net/up026291.JPG  

Spirit dagegen hat laut JPL-Presseerklärung seit dem 31. Januar (dem Tag, an dem man wegen des im Weg liegenden Steins wieder ein Stück zurück fahren musste) doch immerhin neun Meter geschafft und nicht nur die in Beitrag # 508 von mir angegebenen sechs.

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

klausd

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #528 am: 13. Februar 2009, 00:29:00 »
Hatte grade eine verrückte Idee. *Patent anmeldet*

Mit einem simplen Scheibenwischer auf den Solarpanels könnte man in Zukunft Roboter hochschicken, mit denen man sehr, sehr viel länger arbeiten kann. Staub hin, Staub her.

Zumindest soll mir jemand das Gegenteil beweisen, dass dieses Kilogramm nicht gut angelegt wäre. Als Material würde sich ein Schaumstoff oder Watte anbieten, da Gummie bei den Temperaturschwankungen durch schnell hart und spröde werden würde.
« Letzte Änderung: 13. Februar 2009, 00:30:03 von klausd »

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Online -eumel-

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #529 am: 13. Februar 2009, 02:04:00 »
Zitat
Hatte grade eine verrückte Idee. *Patent anmeldet*
Das wird wohl nichts werden.
Erstens hatten diese Idee schon Tausende vor Dir,
zweitens ist diese Idee tatsächlich nur "verrückt". ;)

Zitat
Mit einem simplen Scheibenwischer auf den Solarpanels könnte man in Zukunft Roboter hochschicken, mit denen man sehr, sehr viel länger arbeiten kann. Staub hin, Staub her.

Wenn Du mit einem Scheibenwischer den Staub hin und her schiebst, ist das in etwa so, als würdest Du die empfindlichen Solarzellen mit Sandpapier bearbeiten.
Das würde wohl eher die Lebenszeit verkürzen!

Hast Du Dir die Solarflächen mal richtig angesehen?
 GRAU

Wie soll denn Dein simpler 1 kg Scheibenwischer aussehen und funktionieren?
Wie soll er angetrieben und geführt werden? (Mechaniken, Gestänge?)
Wie soll er all die verstreuten angeordneten Solarzellen erreichen?
Die Hindernisse umgehen ohne was zu beschädigen?
Wie könnte sowas zuverlässig funktionieren?

Das war wohl eher ein verrückter Blitzgedanke! ;)

becan

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #530 am: 13. Februar 2009, 09:09:35 »
Scheibenwischer ist nicht so optimal glaub ich, aber warum nicht einen kleinen Marssturm mitnehmen?

zB: Mit Stickstoff die Panele dann und wann abblasen ...

Vorteil:
- keine mechanischen Bauteile (max. zum Schwenken der Austrittsdüse)
- rel. geringes Gewicht (Schlauch, Motor zum Schwenken, Austrittsdüse, Minigasflasche)
- durch den geringen Atmosphärendruck hat der Gasstrom auch nach einem Meter (um etwa die entlegenen Solarpanele zu erreichen) noch genug Geschwindigkeit um säubernd zu wirken.
- erprobtes Prinzip (bis jetzt halt nur durch Mars-eigene Windstöße)


Aber klar, dass dies eine Kosten-Nutzen Rechnung ist, v.a. wenn bedenkt, dass in der eigentlichen geplanten Primärmissionszeit (für die die Rover ja konzipiert sind) der Staub wohl noch kein Problem dargestellt hat ...

klausd

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #531 am: 13. Februar 2009, 13:44:00 »
Zitat
Das war wohl eher ein verrückter Blitzgedanke! ;)

Ich dachte für zukünftige Roboter eher an solche Solarpanele wie bei Phoenix oder Orion:



2 Scheibenwischer fertig. EDIT An gleicher stelle sind auch schon Motoren, die zum ausfalten der Panele. Könnte man doppelt verwenden :)


Alternativ könnte man einen Roboterarm, den man vielleicht sowieso mitnehmen möchte mit einer Art Bürste ausstatten. Das dauert dann zwar länger, allerdings könnte man die Reinigungssequenz auch fest in die Software integrieren und nach 1-2 Stunden ist die Solarleistung wieder verfügbar!


Zitat
Da wäre ein "Scheibenwischer" schon flexibler,

Verdammt! Die Idee war wohl schon da.  ;D
« Letzte Änderung: 13. Februar 2009, 17:29:43 von klausd »

Sven11

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #532 am: 13. Februar 2009, 18:21:35 »
Selbst Bürsten könnten die Solarzellen schädigen und da es als kritisch galt die Solarpanele so zu öffnen, wird man wohl nicht damit rumspielen wollen...

Aber egal: In Zukunft werden höchstwahrscheinlich Solarzellen durch Isotrophen Generatoren ersetzt werden. Die sind unabhängig von der Sonne und der Staub kann denen kaum was anhaben.

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Offline redmoon

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #533 am: 13. Februar 2009, 18:30:32 »
Hallo,

Spirit hat einen ersten "Befreiungsversuch" unternommen. Leider war das Ergebnis nicht so gut. Das linke Vorderrad hat sich dabei sogar noch ein Stückchen tiefer in den Sand eingegraben :  



Auf den Bildern der hinteren Hazcam erkennt man außerdem, dass jetzt anscheinend auch das linke Hinterrad etwas eingesunken ist :  



Allerdings sieht man auch, dass der Rover sich minimal nach vorne bewegt hat. Besonders gut ist dies in der zweiten Animation zu erkennen. Achtet dazu auf die Steine zwischen den Rädern und deren veränderte Lage speziell in der linken Bildhälfte. Alles in Allem sieht es trotzdem eher schlecht aus. Sollten sich die Räder der linken Roverseite komplett eingraben, dann würde Spirit nur noch ein lenkbares Rad zur Verfügung stehen. Die Einzelbilder wurden übrigens jeweils am 10. und 12. Februar aufgenommen.  

http://qt.exploratorium.edu/mars/spirit/forward_hazcam/2009-02-11/
http://qt.exploratorium.edu/mars/spirit/forward_hazcam/2009-02-13/
http://qt.exploratorium.edu/mars/spirit/rear_hazcam/2009-02-11/
http://qt.exploratorium.edu/mars/spirit/rear_hazcam/2009-02-13/   (Größere Versionen der Einzelbilder)


Zu der Idee einer Reinigungsvorrichtung :  Beide Vorschläge wären aus technischer Sicht sehr wahrscheinlich durchführbar. Ein "Scheibenwischer" würde jedoch sehr wahrscheinlich durch das Hin- und Herschieben des Staubes die Solarzellen mehr zerkratzen als reinigen. Und bei einer Art "Druckluftgebläse"....Was macht man, wenn das dazu benötigte Gas aufgebraucht ist??? In beiden Fällen gibt es jedoch so oder so zwei gewaltige Probleme.

Problem Nummer Eins : Die beweglichen Teile. Jedes einzelne bewegliche Teil, jedes weitere Gelenk, jeder zusätzliche Motor stellt schließlich ein zusätzliches Risiko dar. Die Probleme, welche die Rover haben, sind mechanischer Natur und nicht etwa auf mangelnde Energie zurückzuführen. Bei Spirit ist ein Rad komplett ausgefallen, bei Opportunity ist eines nicht mehr lenkbar (übrigens ebenfalls das rechte Vorderrad). Opportunitys RAT-Bohrer streikt zeitweise, der gesamte Instrumentenarm macht ebenfalls Probleme und kann nur noch eingeschränkt bewegt werden. In allen Fällen liegen mechanische Defekte der antreibenden Motoren oder deren elektronischen Komponenten vor. Nicht umsonst gelten schließlich die beweglichen Teile einer Raumsonde als die fehleranfälligsten. Eine "Doppelbenutzung" von bereits vorhandenen Komponeneten würde dieses Problem, so glaube ich, nicht wirklich lösen.

Und Problem Nummer Zwei :  Das zusätzliche Gewicht, welches bei beiden Systemen nicht unerheblich ausfallen dürfte. Bei Sonden und Rovern rechnet man nicht in Kilogramm, sondern in Gramm! Ein Kilo ist nicht viel? Stimmt! Eine volle Flasche Mineralwasser ist schwerer. Aber ALLE wissenschaftlichen Instrumente der Rover wiegen zusammen lediglich ganze fünf Kilogramm (die Rover selbst übrigens jeweils 174 Kilo). Welche Instrumente würdet Ihr denn weglassen wollen?

Wie auch immer. Irgend etwas wird sich die ESA dazu einfallen lassen müssen. Deren ExoMars-Rover soll schließlich ebenfalls mit Solarenergie betrieben werden.

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

klausd

  • Gast
Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #534 am: 13. Februar 2009, 20:03:50 »
@Scheibenwischer:
Das zerkratzen der Solarzellen würd ich nicht als kritisch empfinden. Und wenn man nur 5 mal saubermachen kann, ist das eine 5mal längere Funktionstüchtigkeit der Panele.
Eine doppelbenutzung des Motors für das Ausklappen der Panele wäre doch sinnvoll. Macht man diesen eben twas stabiler. Ein Ausfall dieses Systems wäre ärgerlich, aber nicht so ärgerlich wie ein Ausfall eines anderen Systems.

@Gewicht: zusammen mit einem etwas stabileren Drahtbügel und etwas Schaumstoff sind wir auch im Gramm-Berreich!

Fazit:

Damit wäre KEIN zusätzlicher Motor von Nöten. Das Gewicht wäre Minimal! Zerkratzte Solarpanele sind besser als welche die von Staub zugedeckt keine Energie mehr liefern. Welches Gegenargument gibt es jetzt noch gegen den Scheibenwischer?




@Eingraben der Räder:

Es gibt Konzepte für das BEfahren von Sand. Zum Beispiel hier: http://www.spiegel.de/video/video-50818.html

Besondern stromsparend sieht das nicht aus, aber vielleicht kann man so eine Spirale noch seitlich mit einem Schaufelartigen Ende und kleinerem Radius als das eigentliche Rad befestigen, damit es den Boden nur berührt wenn die Räder sich eingraben.
« Letzte Änderung: 13. Februar 2009, 20:07:43 von klausd »

Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #535 am: 13. Februar 2009, 20:09:38 »
Ola...

ich frage mich gerade, warum Gas mitnehmen zum säubern? Der Mars hat doch zumindest eine geringe Restatmosphäre... Wäre es da nicht möglich eine Pumpe einzubauen, die die Umgebungsgase ansaugt, verdichtet, damit Druck aufbaut und diese dann zum "pusten" auf die Solarpanele verwendet? Ne Miniaturpumpe, kleiner Druckbehälter und ein paar Zentimeter flexibler Schlauch wäre doch eventuell im "Gramm-Bereich" zu realisieren... Oder stelle ich mich als Laie da nun zu naiv an?

Gruss Mac
What is the future of all mankind?

Schaut mal rein... www.weltraum-visionen.de mit neuer ISS Aufbau-Chronik

Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #536 am: 13. Februar 2009, 20:09:39 »
Möglichkeiten zum säubern gäbe es ja zur genüge.
Evtl rütteln.
Aber scheibenwischer würd ich nicht verwenden. Entweder einen kleinen arm, der luft über die paneele pustet, oder eine weiche bürste.

Wenn man rover baut, die auf 5 jahre konzipiert sind, wird man bestimmt solche ideen erwägen.
Auf 90 Tage warn oppy und spirit ausgelegt, jetzt sind wir bei knapp fünf jahren!
42/13,37 ≈ Pi

klausd

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #537 am: 13. Februar 2009, 20:28:00 »
Ne ganz andere blöde Idee hab ich grade. Was mit elektrostatischer Aufladung? Kann man damit den Staub nicht einfach anziehen und dann wieder loslassen?

Zitat
Wenn man rover baut, die auf 5 jahre konzipiert sind,

ich glaube 5 Jahre kann niemand garantieren! sowas gibts nichtmal auf der Erde!
« Letzte Änderung: 13. Februar 2009, 20:31:11 von klausd »

Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #538 am: 13. Februar 2009, 20:47:53 »
Mahlzeit!


Zitat
... @Eingraben der Räder:

Es gibt Konzepte für das BEfahren von Sand. Zum Beispiel hier: http://www.spiegel.de/video/video-50818.html ...
Und wie fährt man damit eine Kurve oder rückwärts?

Desweiteren blieb diese Frage bisher unbeantwortet:
Zitat
... Welche Instrumente würdet Ihr denn weglassen wollen? ...
Für einen Motor mit zwei Anwendungsmöglichkeiten (Panele ausklappen & reinigen) braucht man ja auch noch Getriebe, Gestänge usw.

Und was soll diese ganze Diskussion hier überhaupt? Hier geht es um Spirit und Opportunity, die für 90 Tage konzipiert wurden, seit FÜNF JAHREN funktionieren und eben auch nicht mehr nachträglich verschlimmbessert werden können!

Danke für die Aufmerksamkeit und besonders für die jeweils sehr aktuellen Informationen und Bilder!!!


Gruß
Peter

klausd

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #539 am: 13. Februar 2009, 20:50:10 »
Zitat
Und was soll diese ganze Diskussion hier überhaupt?

Warum machen wir nicht einen Newsticker aus diesem Forum, zu Not gäbe es ja noch die Kommentar Funktion.......  ::)
« Letzte Änderung: 13. Februar 2009, 20:50:58 von klausd »

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Offline redmoon

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #540 am: 13. Februar 2009, 22:23:30 »
Hallo Peter,

im Nachhinein ist es selbstverständlich ziemlich unnütz, darüber zu spekulieren, was man nicht alles hätte besser machen können und in Zukunft auch besser machen wird. Aber trotzdem finde ich solche Diskussionen durchaus interessant und informativ. (Danke übrigens für den Video-Link, klausd, den kannte ich bisher noch nicht!)

Warum mir das erst jetzt auffällt, weiß ich nicht, aber im zweiten "Video" ganz oben auf dieser Seite sieht man, dass Spirits Hinterrad ein kleines Stück nach links (also Richtung Norden, weg von der Home Plate) gesteuert wurde. Wenn diese Bewegung fortgesetzt werden kann, dann hätte der Rover eine gute Chance, mit allen sechs Rädern wieder auf festeren Untergrund zu gelangen.
Am JPL denken einige Leute übrigens bereits ein paar Meter weiter. Der direkte und kürzeste Weg zu Goddard/ von Braun führt über das Plateau. Leider ist der nordöstliche Teil, durch welchen man dann letztendlich fahren müsste, nur sehr ungenügend durch frühere NavCam und PanCam-Fotos erkundet. Im Gegensatz dazu ist das Silica Valley westlich des Plateaus von der früheren Durchfahrt ziemlich gut bekannt. Nach dem hoffentlich bald erfolgenden Freifahren aus dem Sandloch dürfte die Tendenz für den zukünftigen Weg zu der längeren Strecke durch dieses Tal gehen.

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

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Offline Chewie

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #541 am: 16. Februar 2009, 10:56:01 »
Zur Reinigung der Solarzellen wäre es doch gut wenn man diese Kippen könnte. Dann rutscht der Sand/Staub runter. Gleichzeitig könnte man die Solarzellen auch gleich in Richtung Sonne ausrichten und hätte damit nochmals ein Plus an Energie.
"Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." Niels Bohr

Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #542 am: 16. Februar 2009, 11:32:34 »
Hallo zusammen,
warum so umständlich mit einem Scheibenwischer oder einem Gebläse. Kennt Ihr die Helme von Formel-1-Piloten? Wenn die Visiere mit Regentropfen übersät sind und die Sicht einschränken, reissen die Piloten eine von vielen dünnen Folien ab und die Sicht ist wieder klar.
Daher meine Idee: Eine dünne reissfeste, durchsichtige Folie über die Solarpanels spannen und diese, in Kombination mit dem Antriebsmotor auf Befehl weiterziehen und gleichzeitig dabei mittels einer Bürste o.ä. vom Staub befreien. Dieses kann mal in eine und dann wieder in die entgegengesetzte Richtung passieren. Ich denke, das braucht nicht viel Gewicht und wäre eine gute Alternative. Die Folie darf natürlich die Leistung der Sonnenpaneele nicht einschränken.

Gruß,
Ptonka

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Offline redmoon

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #543 am: 16. Februar 2009, 19:41:31 »
Hallo,

nachdem Opportunity letzte Woche zwischen dem 10. und 12. Februar (Sol 1795 bis 1797) rund 390 Meter zurückgelegt hat, musste anschließend erst einmal eine kurze Zwangspause eingelegt werden. Nach der Sol-1797-Fahrt zeigten die Telemetriedaten des rechten Vorderrades einen erhöhten Reibungswiederstand und daraus resultierend auch einen erhöhten Stromverbrauch an. Dieser Wiederstand wurde vermutlich nicht durch eine erhöhte Reibung zwischen dem Rad und der Marsoberfläche erzeugt, sondern durch ein Problem mit dem Schmiermittel des betreffenden Radgetriebes.

So etwas ist bereits zu früheren Zeitpunkten bei beiden Rovern aufgetreten und stellte bisher glücklicherweise kein allzu großes Problem dar. Durch die extremen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht wird das für die Räder verwendete Schmiermittel manchmal nicht ausreichend erwärmt, um eine gleichmäßige Verteilung und somit vollständige Schmierung der Radgetriebe zu gewährleisten. Um die erforderliche Schmierung trotzdem zu erreichen, fährt man deshalb einfach mehrere Meter rückwärts. Dadurch wird das Schmiermittel dann praktisch umverteilt. Auf diese Weise ist Spirit, bei dem diese Probleme extremer auftaten als bei Opportunity, damals auch über den Husband Hill gefahren.

So geschah es dann auch am vergangenen Wochenende. Die für Freitag vorgesehene Fahrt wurde erst einmal gestrichen. Stattdessen fuhr man am Sonntag (übrigens Opportunitys 1.800ster Marstag, herzliche Glückwünsche nachträglich!!!) zunächst einmal rund 12 Meter zurück.
https://images.raumfahrer.net/up026280.JPG

Anschließend ging es wieder etwa 16 Meter nach vorne, Richtung Süden. Und danach noch ein bisschen hin und her, um zu überprüfen, ob das absolvierte Manöver der gewünschten Erfolg gehabt hat.
https://images.raumfahrer.net/up026289.JPG

Falls alles wie erwartet funktioniert hat, dann sollte die Fahrt demnächst wieder aufgenommen werden. Und hier noch eine Übersichtskarte, um einmal zu sehen, wo wir eigentlich überhaupt gerade sind.
http://www.unmannedspaceflight.com/index.php?act=attach&type=post&id=17284

Bis zum Endeavour-Krater sind es also immer noch über 13 Kilometer.


Von Spirit gibt es bis jetzt leider keine Neuigkeiten. Vermutlich wird die Situation mit dem eingegrabenen Rad immer noch analysiert und in einem 'Sandkasten' am JPL nachgespielt.


Was die Reinigung der Solarzellen anbelangt, so gefällt mir Chewies Vorschlag am besten. So etwas ähnliches hat man ja bereits im Dezember 2008 ausprobiert. Allerdings hat man da nicht die Solarpaneele gekippt (geht ja schließlich bei den Rovern nicht), sondern versucht, die Schräglage Spirits am Hang der Home Plate auszunutzen (Beitrag # 499 auf Seite 34).

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #544 am: 16. Februar 2009, 22:14:42 »
Täusch ich mich oder hat Spirit es tatsächlich geschaft aus seinem sandigen (Fast-) Grab zu entkommen?

Vergleich:
13. Feb - https://images.raumfahrer.net/up026278.JPG
16. Feb - https://images.raumfahrer.net/up026279.JPG

Hier sieht es auch so aus:https://images.raumfahrer.net/up026281.JPG

Trigger

  • Gast
Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #545 am: 17. Februar 2009, 06:26:19 »
also cih sehe das so, als ob er "nur"  ca 30cm nach "hinten" und ne roverbreite nach recht gefahren ist.

Aber   ER IST GEFAHEN !!!

Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #546 am: 17. Februar 2009, 14:59:23 »
Ja, aber sein linkes Vorderrad steht nicht mehr so tief im Sand und es sieht auch nicht mehr so aus, als ob es noch stark durchdrehen würd.

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Offline redmoon

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #547 am: 19. Februar 2009, 20:26:34 »
Hallo,

Opportunitys Probleme mit dem rechten Vorderrad (siehe Antwort # 536) scheinen wohl doch größer zu sein, als anfangs von mir erhofft.

Bei den Rückwärts- und Vorwärtsbewegungen an Sol 1800 (15. Februar) wurden die Energieverbrauchswerte aufgezeichnet. Bei deren Analyse stellte sich leider heraus, dass das Rad bei der Testfahrt durchgehend mehr Strom benötigte, als normal gewesen wäre. Ein Zusammenhang mit dem Untergrund, z.B. eine andere Zusammensetzung und damit Konsistenz des Sandes, schließt man mittlerweile aus, da es egal war, ob Opportunity sich auf seiner alten Spur auf bereits festgefahrenen Sand oder (auf den letzten vier Metern) auf unberührtem Untergrund bewegte.

Beim Rückwärtsfahren war der Stromverbrauch allerdings geringer, als in der Vorwärtsbewegung. Und was unternimmt man in so einem Fall am besten? Um das lädierte Vorderrad so weit wie möglich zu schonen, fährt man erst einmal rückwärts.

Beim Rückwärtsfahren ergibt sich allerdings ein Problem. Opportunity kann dies bei einer Rückwärtsfahrt nicht im Autonavigationsmodus, also selbstständig, erledigen. Für den Autonav-Fahrmodus benötigen die Rover aktuelle Bilder der Navigationskameras. Diese Kameras können jedoch nicht nach "hinten" schauen, da dort die LGA-Antenne im Weg steht und die freie Sicht einschränkt. (LGA = Low-gain-antenna, Niedriggewinnantenne für die direkte Kommunikation mit der Erde via Deep Space Network der NASA)
Hier noch einmal der Aufbau der Rover :  https://images.raumfahrer.net/up026459.jpg

Jetzt haben die Roverdriver des JPL drei Möglichkeiten :  
- Sie können wie bisher ganz normal vorwärts fahren, riskieren aber so den Verlust des Antriebes des rechten Vorderrades.
- Sie können das Risiko eingehen, die Fahrt nahezu blind und nur mit Unterstützung der HazCams durchzuführen. Dies ermöglicht jedoch nur geringe Geschwindigkeiten und extrem kurze Etappen über wenige Meter pro Sol. So wären wir in 20 Jahren noch nicht am Endeavour-Krater...
- Oder sie können den Rover in regelmäßigen Abständen eine Drehung zur Aufnahme neuer NavCam-Fotos ausführen lassen. Dies stellt allerdings eine zusätzliche Belastung des defekten Rades dar.

Anscheinend geht die Tendenz momentan dahin, dass man vorläufig größtenteils die dritte Strategie wählen und sich, abhängig von der weiteren Entwicklung, zeitweise wieder zum normalen Vorwärts-Fahren entschließen wird. Die Umsetzung in die Praxis erfolgte bereits gestern.

Opportunitys vordere HazCam, jetzt mit Blick nach hinten! Aufgenommen am 18. Februar 2009 (Sol 1803, etwa 13:00 örtliche Marszeit) :
https://images.raumfahrer.net/up026287.JPG

Knapp eine Minute zuvor wurde dieser Blick nach vorne aufgenommen :  
https://images.raumfahrer.net/up026288.JPG

Bei der Fahrt am gestrigen Mittwoch legte Opportunity rund 53 Meter zurück, wobei man sich diesmal erneut etwas mehr in süd-südwestliche Richtung orientierte :  
http://www.unmannedspaceflight.com/index.php?act=attach&type=post&id=17316

Sollte dieser Kurs beibehalten werden, so würde man genau auf den Porcupine-Krater stoßen, welcher jetzt noch rund einen Kilometer entfernt ist. Bei dem Porcupine-Krater handelt es sich um einen etwa 270 Meter durchmessenden Krater. Allerdings hat es den Anschein, dass er weit mehr mit Sand aufgefüllt ist, als der Viktoria-Krater. Dies wäre dann ein Indiz dafür, dass er älter ist als Viktoria.

Hoffen wir also, dass das Vorderrad nicht vollständig ausfällt.


Spirit dagegen hat sich nach der erfolgreichen Befreiung aus der Sandfalle erneut vor dem Nordhang der Home Plate positioniert und soll demnächst anscheinend einen erneuten Versuch unternehmen, auf das Plateau zu gelangen :  
https://images.raumfahrer.net/up026272.JPG

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #548 am: 19. Februar 2009, 21:09:02 »
Weiß jemand von euch, wie oft sich der Rover zum Bilder machen drehen müßte, um z.B. 100 m zu fahren?
« Letzte Änderung: 19. Februar 2009, 21:09:54 von DeepSpace »

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Offline redmoon

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Re: Opportunity & Spirit
« Antwort #549 am: 19. Februar 2009, 22:33:01 »
Hallo DeepSpace,

die HazCams haben bezüglich der für die Fahrt auswertbaren Bilder eine "Reichweite" von bis zu drei Metern. Dazu sind sie mit "Fisheye-Objektiven" mit einer Brennweite von 5,58 Millimetern und einem Blickfeld von 124 x 124 Grad ausgerüstet.
Aber die NavCams...??? Diese können zwar eindeutig weiter in die Ferne blicken :  

https://images.raumfahrer.net/up026286.JPG

Der Blick geht über Dutzende von Metern, aber wie viel der Rover davon letztendlich für seine Fahrt auswerten kann, kann ich leider nicht sagen. Ich denke jedoch, dass dies auch sehr stark vom umgebenden Gelände abhängig ist.

Auf jeden Fall sind die beiden Navigations-Kameras am Instrumentenarm in einer Höhe von 90 Zentimetern über dem Boden installiert. Sie verfügen über 14,67-mm-Objektive und ein Blickfeld von 45 x 45 Grad. Vielleicht kann ja ein "Foto-Experte" etwas mit diesen Werten anfangen. Der Abstand von 30 Zentimetern zwischen den beiden Kameras ermöglicht außerdem die Gewinnung von 3-D-Bildern :  


Image Credit :  NASA, JPL
Opportunitys zwei NavCams an Sol 1770 (15. Januar 2009)

Die Roverdriver sitzen dann übrigens so an ihren Terminals und werten diese Fotos, mit entsprechenden Brillen ausgerüstet, aus :  


Image Credit :  NASA, JPL, Scott Maxwell

Aber Deine Frage ist damit leider immer noch nicht beantwortet.....

Trotzdem schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
« Letzte Änderung: 19. Februar 2009, 22:39:22 von redmoon »
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski