Also ich finde die Idee, den Sojus 2-Träger zur Sojus 3 weiter zu entwickeln schon gut, aber mit welcher Perspektive?
Na mehr Nutzlast in den Orbit - egal welche!
1. Soll damit lediglich ein Träger für die ACTS-Version (neue Sojus) oder vielleicht doch für Cliper (Raumschiff der neuen Generation) geschaffen werden?
Einer der Schwerpunkte wird ganz sicher der Start von Raumtransportern (Progress, Cargo Container) und Raumfähren (Sojus, ACTS, Klipper) sein. Ich glaube aber nicht das die Sojus auf diese Aufgaben beschränkt wird.
Anders als die Ares 1, die extra für die Orion und das Constellation Program entworfen wird, wird die Sojus bestimmt auch weiterhin für Satelliten- und Raumsonden-Missionen eingesetzt. Darum würde ich nicht sagen, dass neue Sojus Versionen lediglich für diesen oder jenen Zweck entwickelt werden.
Ich denke sogar, dass man die Realisierung einer neuen Version solange wie möglich vermeiden wird! Irgendwann wird aber einmal die Leistungsgrenze erreicht sein. Wenn man dann noch gute Gründe hat nicht auf eine andere Rakete um zu steigen ist die Zeit für eine neue Sojus Version gekommen.
2. Für mich bedeutet das ACTS nur eine Übergangslösung, da es keine grundlegenden technologischen Verbesserungen beinhaltet. Und wie steht es um die Kompatibilität zu bemannten Mondmissionen?
Bei den Russen ist alles eine Übergangslösung und
grundlegende technologische Verbesserungen werden nur gemacht, wenn es nicht anders geht!
So ist die Sojus-Rakete auch eine direkte Weiterentwicklung der R-7 und die Zweite Stufe wird zusammen mit der Ersten gezündet obwohl man längst Erfahrungen mit Zündungen im Vakuum hat!
Darin unterscheidet sich die russische Entwicklungs-Philosophie stark von der Philosophie der Amerikaner: Es wird großen Wert darauf gelegt vorhandene Hardware und Konzepte abzuwandeln und wiederzubenutzen.
Ich möchte sogar behaupten, dass ist einer der Hauptgründe weshalb die russische Hoch-Technologie etwas zurück hinkt, den Neuentwicklungen werden in direkter Konsequenz dieser Philosophie vernachläßigt. Das hat also durchaus auch Nachteile!
Andererseits wird auch weit in die Zukunft gesponnen - allerdings halt eher systematisch als technologisch - darum gibt es ja soviele "unrealistische Papier-Projekte". So weit vorraus planen/spinnen/träumen wie möglich aber nur soviel realisieren wie nötig/bezahlbar.
Zum Beispiel wird aktuell ein Transport System zwischen Erde und Mond "konzipiert", welches auf dem Klipper basiert - obwohl es den Klipper noch garnicht gibt! Sogar noch unrealistischer: ein ähnliches System wird für Erde - Mars weiter gesponnen!
Die Ingenieure spinnen nicht rum weil sie Langeweile haben oder weil geplant ist solche Systeme
konkret umzusetzen, sondern weil sie wissen wollen welche Anforderungen solche Systeme an z.B. den Klipper stellen würden und welche dieser Anforderungen man vieleicht schon bei der Entwicklung des ACTS - also "zwei Schritte vorher" - berücksichtigen kann!
Den das so ein Transport System
irgendwann einmal gebraucht wird ist klar und es wäre doch Klasse wenn die aktuelle Raumschiff Generation einem solchen System wenigstens nicht im Wege steht, sondern sich vieleicht sogar mit einigen Modifikationen integieren läst!
Ein weiteres Beispiel ist, das die Russen beim ACTS gerne die Antriebssektion entwickeln wollen, obwohl sie Geld sparen würden wenn die ESA - wie von ihr vorgeschlagen - diese Sektion auf ATV-Basis entwickelt. Es wird auch mit der Idee gespielt die einzelnen ACTS-Sektionen mit androgynen Kopplungs-Adaptern zu verbinden.
Mit einigen weiteren Modifikationen kann so eine eigenständige Antriebssektion als Basis für Klipper und/oder Parom genutzt werden. Vieleicht sogar als Korrekturtriebwerk einer Raumstation?
Natürlich gibt es auch ganz andere Beispiele - in denen man sich in technologische Sackgassen navigiert hat, aber gerade die Sojus ist ein Paradebeispiel für eine langfristige schrittweise Weiterentwicklung.
Fazit: Auf den ersten Blick erscheint das System zwar sinnvoll, aber kann es auch künftigen Raumfahrtprojekten gerecht werden?
In Anbetracht all dessen und dem Fakt das die R-7 in verschiedenen Varianten seid dem 15. Mai
1957 fliegt, bin ich
ganz zuversichtlich das ihre Weiterentwicklungen langfristigen Perspektiven gerecht werden!
gruß