@ H.J.Kemm
Ich bleib bei meiner Meinung, wenn die ISS nicht weiter gebaut werden kann, dann ist das das Beste, was der Raumfahrt und auch der Wissenschaft passieren kann. Denn die ISS ist schon jetzt ein Milliardengrab, das wissenschaftlich und wirtschaftlich nichts bringt und der bemannten Raumfahrt mehr schadet, als nutzt. Gerade in Zeiten, wo das Geld überall knapp ist, wird immer mehr in Frage gestellt, wofür man 100 Milliarden für eine derartige Station ausgegeben hat. Die ISS kostet und kostet aber bringt nichts, bzw. die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Die Industrie hat sich schon vor Jahren von den Vorstellungen verabschiedet, vernünftige und bezahlbare Forschungen auf der ISS durchführen zu können. Meiner Meinung nach wäre es besser, das Abenteuer ISS zu beenden, anstatt immer weitere Milliarden zum Fenster raus zu werden.
Was den Vertrag betrifft: Die NASA hat sich sicher vertraglich abgesichert, falls das Shuttle ausfällt. Insofern werden hier die Europäer gar nichts machen können. Ich persönlich würde es im Moment eh für komplett unverantwortlich halten, die Shuttles weiter fliegen zu lassen, nur um ein schon zu Beginn völlig gescheitertes Projekt (das bei den Amis schon lange keiner mehr haben will) fortzusetzen. Die ESA und auch die Clinten NASA haben sich hier völlig übernommen und zahlen jetzt den Preis. Es war von beiden Seiten völlig weltfremd, anzunehmen, man könne eine Riesenstation mit einem 20 Jahre alten Trägersystem aufbauen. Insofern verstehe ich das Gezeter der ESA nicht so ganz. Was für eine Zukunft soll die ISS ohne Shuttle haben? Egal ob die Module oben sind oder nicht, ohne den Shuttle gibt es kaum eine Möglichkeit dort oben vernünftig zu arbeiten (wobei es eh kaum genug Experimente für die Größe der Station gibt). Hier hätte die ESA schlauer sein sollen und lieber selber für einen unabhängigen Zugang sorgen sollen. Aber Hermes wurde ja eingestellt. Im Nachhinein war das ein riesiger Fehler. Wie die Zusammenarbeit mit den USA enden kann, hat die ESA schon beim Spacelab gesehen, wie die Zusammenarbeit mit den Russen enden kann, hat sich bei Mars 96 gezeigt. Insofern halte ich auch nichts von der Idee, mit den Russen zusammen den Kliper zu entwickeln. Das kann genau so nach hinten losgehen. Am Ende bleibt eins: Selbst wenn ein Teil der Module noch hoch geschafft werden kann, eine vernünftige Nutzung der ISS (vernünftig in Relation zu den Kosten) wird es nie geben. Was es dagegen weiter geben wird, ist die Kürzung von wissenschaftlichen- und Planetenmissionen, um finanzielle Lücken bei der ISS zu füllen. Diesen Lücken ist schon der Europa Orbiter der NASA, der Merkurlander der ESA (bei Bepi Columbo) und andere Projekte zum Opfer gefallen, die Wissenschaftlich um einiges mehr gebracht hätte als die ISS. Man muss bei der Raumfahrt auch immer das öffentliche Interesse im Auge behalten. Immerhin finanziert der Steuerzahler den ganzen Spaß. Die ISS lockt da schon lange keinen mehr hinter dem Ofen hervor, öffentliches Interesse erregen eher Missionen wie Cassini Huygens oder Deep Impact. Nur leider gibt es viel zu wenige derartiger Missionen, weil man lieber das ganze Geld in eine Investruine namens ISS steckt.