**ISS** <Raumlabor Columbus>

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Gero_Schmidt

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Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #25 am: 08. August 2005, 01:12:47 »
Zitat
Was ist denn besser geworden

Discovery hat sechmal (6x) weniger Treffer abbekommen als die Shuttles auf den Vorgängermissionen (im Durchschnitt). Das zeigt, dass die Verbesserungen am Tank ein großer Erfolg waren. Die jetzt noch verbliebenen Schwachstellen werden bis zum nächsten Start weitgehend beseitigt sein, ganz wird sich das 'debris shedding' aber wohl nicht abstellen lassen.

Davon abgesehen hat das gesamte Equipment perfekt funktioniert (die über 100 Kameras beim Start, der Robotarm beim Reparatureinsatz, das Rollmanöver vor der ISS usw.). Unterm Strich kann die Mission als Erfolg für die NASA verbucht werden und 2010 ist ohnehin Schluss (endlich!).

Offline chris

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Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #26 am: 08. August 2005, 01:38:12 »
Gero, das war wohl ein letztes Statement zu Gunsten des Shuttle.
Abschließend muß jedoch festgestellt werden:
Das Raumlabor Columbus wird nun weder vom Space-Shuttle (NASA bricht ihre vertraglichen Zusagen), noch von
der ESA selbst (Ariane habt ihr als unzureichend deklassiert) gestartet. Ein Massengrab für viele Millionen Euro. Wie gehts weiter? Europa sollte sich vorerst aus der
bemannten Raumfahrt zurückziehen; Hermes, Spacelab
und Columbus sind traurige Beispiele. Bei Nutzsatelliten und
Raumsonden können wir vielleicht mithalten.
In diesem ZUsammenhang war Ariane 5 wahrscheinlich eine Fehlentwicklung, das beste war bisher die Ariane 4!

Gero_Schmidt

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #27 am: 08. August 2005, 03:23:58 »
Zitat
Das Raumlabor Columbus wird nun weder vom Space-Shuttle (NASA bricht ihre vertraglichen Zusagen), noch von
der ESA selbst (Ariane habt ihr als unzureichend deklassiert) gestartet. Ein Massengrab für viele Millionen Euro.

Da hast du was falsch verstanden. Columbus wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch ins All gebracht werden, auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass was dazwischen kommt.
« Letzte Änderung: 08. August 2005, 03:24:59 von Gero_Schmidt »

*

Offline MR

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Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #28 am: 08. August 2005, 11:05:12 »
Zitat
Das Raumlabor Columbus wird nun weder vom Space-Shuttle (NASA bricht ihre vertraglichen Zusagen), noch von der ESA selbst (Ariane habt ihr als unzureichend deklassiert) gestartet. Ein Massengrab für viele Millionen Euro.

Die ganze ISS ist ein Massengrab für 100 Milliarden Dollar. Da kommt es auf die paar Euro gar nicht mehr an.

Und das die USA vertragliche Vereinbarungen im Bereich Raumfahrt brechen, ist kein Einzelfall, sondern praktisch normal. Insofern müssen sich auch die Europäer den Schuh anziehen, warum man sich unbedingt an der ISS beteiligen musste, obwohl schon in der Vergangenheit die Zusammenarbeit mit den Amis alles andere als reibungslos war. Aber immer, wenn die Amis einen Juniorpartner suchen, der zahlt und ansonsten die Klappe hält, schreinen die Europäer begeistert ja.

Wobei diesmal die Amis sogar entschuldigt sind. Der Shuttle gehört ins Museum, nirgendwo anders hin. Ihn weiter fliegen zu lassen, halte ich für unverantwortlich, nicht nur aus finanzellen Gründen.

Lunik

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #29 am: 08. August 2005, 12:20:43 »
Kurz gesagt: Ein Rückzug Europas aus der bemannten Raumfahrt halte ich für einen schweren Fehler. Ich hoffe aber, dass man endlich aus dem Fehler der politisch gewollten ISS gelernt hat.

Offline chris

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Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #30 am: 10. August 2005, 14:45:43 »
Hi, Lunik;
Wenn Europa in der bemannten Raumfahrt mitmischen
will, muß auch die Basis dafür vorhanden sein.
Gegenwärtig sieht es doch so aus:
Hermes aus Kostengründen eingestellt, Arine 5 nur für
unbemannte Missionen ausgelegt; Spacelab und Columbus
voll vom Shuttle-System abhängig &gt;&gt; &nbsp;das ist ausgesprochen fatal! Was haben wir eigentlich, um bemannte Raumfahrt zu betreiben???

H.J.Kemm

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #31 am: 10. August 2005, 15:09:05 »
Moin Chris,
EUROPA, also Du meinst die ESA, hat doch ein Konzept: AURORA
Mach Dich schlau unter WIKIPEDIA - AURORA.
Aber dieses Thema in diesem Thread weiter zu diskutieren wäre doch nicht richtig, hier ging es mir ausschließlich um das ESA/NASA Raumlabor COLUMBUS.

H.J.Kemm

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #32 am: 10. August 2005, 15:29:14 »
Moin,
irgendwo ist die Frage aufgetreten nach dem Sinn der Raumlabore an der ISS.
Hier ein interessanter Artikel in Raumfahrt24.de.
Hier wird die Versuchsreihe TripeLux beschrieben, ein Experiment des DLR, der TU´s München und Berlin, durchgeführt (durchzuführen??) von der ESA ab 2007/2008. Lesenswert.

GG

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Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #33 am: 11. August 2005, 20:56:39 »
Hallo zusammen.

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Transport von Satelliten oder Raumsonden ins All mit konventionellen Trägerraketen erheblich preiswerter ist als mit den Spaceshuttle, hatte dieser seinen Sinn beinahe verloren. Reparatur- oder Wartungsmissionen a lá Hubble-Service gibt es nicht so viele. Also hat die NASA die vom Grundsatz her vernünftige Idee der Raumstation wiederbelebt. Kooperationspartner waren ESA und NASDA, so verteilten sich Lasten und Nutzen ein wenig, wobei die USA natürlich die führende Nation blieben. Technologisch war die Station eine große Herausforderung, da man auf diesem Gebiet nur über geringe Erfahrungen verfügte. Ein Shuttle, auch mit eingebauten Spacelab, kehrt nach zwei Wochen zur Erde zurück und kann hier von Spezialisten in der gewohnten Umgebung grundlegend überarbeitet werden, mittlerweile wohl der teuerste Teil jeder Mission.

Als dann der eiserne Vorhang fiel, nutzte die NASA, und bis zum gewissen Grad auch die ESA, die Gunst der Stunde. Zum Sammeln von Erfahrungen war die MIR-Station eine Goldgrube. Die Wende brachte aber bei den Russen vor allem tiefe finanzielle Einbrüche mit sich. Also schloss man sich dem internationalen Projekt ISS an, eigentlich ein vernünftiger Schritt, der auch dem Zeitgeist Mitte der Neunziger entsprach. Heute sind die Russen wohl auch nicht mehr glücklich mit der Zusammenarbeit mit den Amerikanern. Im riskanten Raumfahrtgeschäft kann es aber immer wieder zu Verzögerungen kommen. (Mal sehen, was passiert, wenn das erste Touristenshuttle von Burt Rutan explodiert.) Und mit einer parlamentarischen Demokratie, die Entscheidungen von gestern schon morgen wieder in Frage stellt, haben die Russen auch nicht gerechnet. Na, und erst die Presse, angeblich das Sprachrohr der Öffentlichkeit, dabei aber immer auf der Suche nach Sensationen, hat ihren Teil beigesteuert. Das erleben wir doch immer wieder.

Und doch hat die Station noch heute ihr Gutes. Sie bringt die Leute dazu, mit einander zu arbeiten und nicht gegen einander. So ergänzen sich die Stationsmodule teilweise bzw. bieten einen gewissen Sicherheitsspielraum. Die Russen hätten die fertig konzipierte MIR-2 auch allein bauen können, auch wenn es unter den veränderten Umständen sehr viel länger gedauert hätte.

Mittlerweile ist die Anzahl der bevorstehenden Shuttle-Flüge auf 15 begrenzt worden. Columbus hat die Nummer 9. Vorher sind 5 Gitterstrukturelemente (hauptsächlich zur Energieversorgung) und der zweite Verbindungsknoten dran. Auch das japanische Modul wird wohl noch zur Station gebracht. Vielleicht lässt man die Außenplattform weg, mal sehen. Bedingung ist natürlich, dass der Shuttle tatsächlich noch bis 2010 fliegt.

Die Russen könnten ihre für einen Start mit dem Shuttle vorgesehenen Module wieder selbst nach oben bringen (ich glaube das waren das Energiemodul sowie das Enterprise-Modul) und der kanadische Manipulatorarm wird sie an die korrekte Position umsetzen.

Hier passt auch das Konzept des Kliper hinein. Es handelt sich um ein vernünftig kleines Raumschiff, mit dem man aber auch 700 kg Nutzlast mit zur Erde bringen kann. Das fehlt den Russen (und natürlich auch den Europäern und Japanern) besonders. Das hat die Shuttle-Krise deutlich gezeigt.

Ich bin also ganz optimistisch, dass das ESA-Raumlabor Columbus noch in den Orbit kommt und dass mit vergrößerter Besatzung vernünftige Forschung betrieben werden kann.

GG
« Letzte Änderung: 12. August 2005, 11:09:30 von GG »

Basileus(Guest)

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #34 am: 12. August 2005, 18:25:30 »
Hallo,

entschuldigt, wenn es schon irgendwo beantwortet wurde, aber warum wurden die ISS-Module nicht gleich für einen alternativen Start mit der Proton oder der Ariane 5 konzipiert. Man kannte doch die Unzuverlässigkeit der Amerikaner im Allgemeinen und der Shuttle im Besonderen. Die Russen haben die MIR mit Hilfe einer automatischen Andocktechnik auch ohne Shuttles zusammengebastelt. Selbst die Solarträgerstrukturen hätte man in einer Art Container hochschießen und nahe an die Station manövrieren können, wo die ISS-Crew sie dann bei EVAs hätte montieren können.

Gruß
Basileus

GG

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #35 am: 12. August 2005, 22:04:03 »
Wird ein Modul mit dem Shuttle zur Station gebracht, so benötigt es keine eigene Energieversorgung, keinen eigenen Antrieb, keine Rendezvoussysteme und kein aktives Kopplungsaggregat. Das alles würde die Masse und die Kosten des Moduls stark in die Höhe treiben. Außerdem wären die meisten dieser Zusatzfunktionen nur so lange nötig, bis man angedockt hätte. Danach übernehmen andere Module die Steuerung und Energieversorgung. Diese Überlegungen mögen wohl die ESA und die NASDA bewogen haben, ihre Module so zu bauen, wie sie jetzt sind. Dann geht es aber nur mit dem Shuttle nach oben.

Hat sich die NADSA jetzt in JAXA umbenannt oder wie sind da die Zusammenhänge?

GG

*

Offline Volker

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    • Webseite
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #36 am: 12. August 2005, 22:40:54 »
Ja, NASDA (National Space Development Agency of Japan) ist nun uebergegangen in die JAXA (Japan Aeorospace Exploration Agency) &nbsp;
Siehe
http://www.nasda.go.jp/index_e.html
Und die Webseite von JAXA ist
http://www.jaxa.jp/index_e.html

Da steht allerdings noch nicht, dass das Hauptinstrument XRS auf Suzaku (Astro E2) ausgefallen ist. Dazu muss man bei der NASA unter
 http://heasarc.gsfc.nasa.gov/docs/astroe/news/xrsend.html
nachlesen, da steht die traurige Wahrheit schon.
Forschung aktuell: Das Neueste aus Wissenschaft und Forschung

H.J.Kemm

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #37 am: 13. August 2005, 09:44:18 »
Moin,
@ Basileus: das Problem ist, dass wir jetzt im Nachhinein über die Amis, NASA und andere herfallen.
Als die Kooperation seinerzeit beschlossen wurde, war das Problem mit den Shuttles noch nicht in sicht.
Wäre alles gut gelaufen würde jetzt und heute kein Mensch sich Gedanken machen über warum und weshalb.
Ich habe mich genug darüber ausgelassen, dass ich die *Schlamperei* im Verlauf der Mission ISS/Shuttle nicht gutfinde, aber weiss, dass das ja nicht mit Absicht gemacht wird.
Wenn es nicht zu einer *Transport-Kooperation* gekommen wäre, dann wären sicher die einzelnen Module von der ESA und den Japanern ganz anders konfiguriert.
Aber es ist ja nun mal nicht so und für hätte und wäre können wir uns jetzt nichts mehr kaufen.

H.J.Kemm

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Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #38 am: 06. Oktober 2005, 13:20:14 »
Moin,
nachdem jetzt ja durchgesickert ist, dass ein nächster Space-Shuttle im Mai 2006 wieder zur ISS starten, stelle ich mal die Frage,
ob jemand weiß, wie der weitere Transportplan der NASA aussieht.
Genauer, bleibt es bei der bekannten Listung oder ändert sich da was?

JP_McIntosh

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #39 am: 06. Oktober 2005, 23:51:38 »
Hat jemand Quellen dafür, das dass Shuttle im Mai startet und nicht im März 2006 !?
« Letzte Änderung: 06. Oktober 2005, 23:52:06 von JP_McIntosh »

Offline chris

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Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #40 am: 09. Oktober 2005, 17:00:29 »
Also ich habe auch gelesen, daß es im Mai 2006 fliegen soll. Aber bei den ständigen Startverschiebungen ist bestimmt wieder mit Änderungen zu rechnen.

Eine Frage zum Thema COLUMBUS:
Angeblich soll ja das Raumlabor ein bißchen Ähnlichkeit mit dem früheren SPACELAB haben, bzw. wo liegen die speziellen Unterschiede? Zumindest gibt es wohl Gemeinsamkeiten was die Experimente u. die Ausrüstung betrifft.

*

Offline MR

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Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #41 am: 09. Oktober 2005, 17:21:58 »
Zitat
Moin,
das Problem ist, dass wir jetzt im Nachhinein über die Amis, NASA und andere herfallen.
Als die Kooperation seinerzeit beschlossen wurde, war das Problem mit den Shuttles noch nicht in sicht.
[

Da muss ich wiedersprechen. Wie fragiel das Shuttle System ist, ist schon seid Challenger bekannt. Anfang der 90er schätzte eine NASA Studie das Risiko, einen weiteren Shuttle zu verlieren, auf 1 : 100. Das Problem der extremen Flugkosten war sogar schon vor Challenger bekannt.

Es kann keiner sagen, das man nicht Mitte der 90er über das Risiko eines weiteren Shuttleverlustes mit all seinen Folgen informiert war.

Deswegen ist es für mich auch absolut unverständlich, warum man den ganzen Transport ausschließlich auf den Shuttle gelegt hat. Hätte man die Module für die Proton oder die Ariane 5 ausgelegt, so wäre zwar das Risiko eines Fehlstartes etwas höher, aber ein Fehlstart hätte nicht gleich das ganze Programm gefährdet und man hätte nebenbei die Kosten für den Transport deutlich reduzieren können.

Heute jammern alle, das die NASA ihre Verpflichtungen nicht nachkommen könne und diskutiert über Schadensersatzklagen gegen die NASA (was ist, wenn die Verträge eine Klausel haben, das die NASA für technische Probleme nicht haftbar gemacht werden kann?) anstatt sich an die eigene Nase zu fassen und zu sagen, wir haben die Scheiße (sorry) mit verbockt? Hätte man die ISS etwas realistischer geplant, Columbus auf die Ariane 5 ausgelegt und sich selber um einen unabhänigen Zugang zum All bemüht (eine Kapsellösung wurde ja lange Zeit diskutiert), so hätte man auf die NASA problemlos verzichten können. Vielleicht wäre sogar eine eigene europäische Raumstation (mit Basisblock und max 2 Erweiterungsmodulen) der bessere und unter dem Strich billigere Weg gewesen?

H.J.Kemm

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #42 am: 09. Oktober 2005, 20:00:08 »
Moin MR,
schau Dir bitte den Zeitplan an: Erststart eines Space-Shuttle am 12. April 1981, Entscheidung über den Bau des Raumlabors COLUMBUS November 1985, bis zum November 1985 waren 23 Space-Shuttle erfolgreich gestartet und gelandet. Vertrag über den gemeinsamen Bau und des Transportes des Raumlabors COLUMBUS zwischen ESA und NASA November 1985. Das tragische Unglück mit der CHALLENGER war am 28. Januar 1986.
Das Raumlabor COLUMBUS ist eine *Gemeinschaftsproduktion* der ESA und der NASA, wobei die NASA keine Entwicklung betrieben hat, sondern sie hat technische Komponenten zur Verfügung gestellt, die bereits erprobt waren.
Zu dem Zeitpunkt des Starts der Mission COLUMBUS dachte bei der ESA noch keiner an ARIANE 5, sondern man konnte auf eine Technik zurückgreifen, die zur Zeit sehr erfolgreich im Einsatz war - *die Space-Shuttle*.
Bei Nichteinhaltung des Transportvertrages ist die NASA haftbar, jedoch bei einem Absturz nicht - so *Weissbuch* der ESA.

ILBUS

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #43 am: 10. Oktober 2005, 12:13:32 »
Leute ich staune immer über die Kompetänz der Leute hier. Bin echt begeistert :). Danke an MR für die Super Frage und die Argumente :), und danke an J.H.Kemm für die Sachliche und aussführliche Antwort :). Supper, aeinfach klasse, habe keine Fragen mehr und bin gleichzeitig schlauer geworden :D. Wenn es so an der Uni liefe, hätte ich schon jetzt mein Diplom fertig gehabt:(

*

Offline MR

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Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #44 am: 10. Oktober 2005, 15:17:37 »
Zitat
Moin MR,
schau Dir bitte den Zeitplan an: Erststart eines Space-Shuttle am 12. April 1981, Entscheidung über den Bau des Raumlabors COLUMBUS November 1985, bis zum November 1985 waren 23 Space-Shuttle erfolgreich gestartet und gelandet. Vertrag über den gemeinsamen Bau und des Transportes des Raumlabors COLUMBUS zwischen ESA und NASA November 1985. Das tragische Unglück mit der CHALLENGER war am 28. Januar 1986.
Das Raumlabor COLUMBUS ist eine *Gemeinschaftsproduktion* der ESA und der NASA, wobei die NASA keine Entwicklung betrieben hat, sondern sie hat technische Komponenten zur Verfügung gestellt, die bereits erprobt waren.
Zu dem Zeitpunkt des Starts der Mission COLUMBUS dachte bei der ESA noch keiner an ARIANE 5, sondern man konnte auf eine Technik zurückgreifen, die zur Zeit sehr erfolgreich im Einsatz war - *die Space-Shuttle*.
Bei Nichteinhaltung des Transportvertrages ist die NASA haftbar, jedoch bei einem Absturz nicht - so *Weissbuch* der ESA.


ich gehe hier eher nach dem Zeitplan der ISS. Die ISS in ihrer jetzigen Forum wurde erst im Jahr 1994 festgelegt. Hier muss es dann in jedem Fall noch einmal Anpassungen der Verträge gegeben haben. So zb war 1994 Hermes schon ad acta gelegt, der zum Zeitpunkt des ursprünglichen Vertragsabschlusses noch für den europäischen Personentransport vorgesehen war. Und 1994 waren die gravierenden Nachteile des Space Shuttles und die Sicherheitsprobleme schon längst bekannt.

Es ist mir ein unendliches Rätsel, warum sich die Europäer immer wieder auf nicht absehbare Abenteuer mit der NASA einlassen, wo doch schon hinlänglich bekannt ist, wie das meistens endet. Egal ob Craft, Ulysses, Spacelab usw, eine Zusammenarbeit mit der NASA endete entweder mit einem &quot;Über das Ohr&quot; ziehen der Europäer (Spacelab) oder mit einem Rückzug der NASA und der Umwandlung in ein rein europäisches Projekt (Ulysses noch mit NASA Unterstzung durch RTGs, DSN und den Start, Craft -&gt; Rosetta mit geringer NASA Beteiligung an einigen Instrumenten). Wobei hier das Problem vor allem in der politischen Landschaft der USA liegt, das Projekte von einem Jahr auf das andere gestrichen werden können. So hat die europäische Beteiligung sowohl Galileo als auch Cassini vermutlich gerettet.

Es bleibst dabei, als die ISS in ihrer jetzigen Form geplant wurde, wusste man sowohl von den Unzulänglichkeiten der Shuttles als auch von der Unzuverlässigkeit der USA als Partner.

Offline chris

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  • 708
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #45 am: 10. Oktober 2005, 16:45:03 »
Hier muß ich *MR* im wesentlichen zustimmen. Die Probleme waren schon eher bekannt, und es bleibt nun mal ein großer Fehler, daß die ESA keinerlei Alternativen in das Konzept einbaute. Schon beim Transport des SPACELAB gab es technische Schwierigkeiten, die mehrfach zu Terminverzögerungen führten. Ganz ähnlich ist die Situation heute. &nbsp;

H.J.Kemm

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #46 am: 11. Oktober 2005, 01:21:16 »
Moin Chris und MR,
das Raumlabor COLUMBUS hatte bei seiner Gründung nichts mit der ISS *am Hut*.
Das Raumlabor COLUMBUS hatte zu dem Zeitpunkt auch einen anderen Namen und war als *freifliegende Experimentalplattform* konzipiert. Und nur die Space-Shuttle konnten dieses Modul zu dem Zeitpunkt transportieren.
Alle anderen Unzulänglichkeiten mit den Space-Shuttles traten später auf.
Dass das Raumlabor COLUMBUS in das ISS-Konzept einbezogen wurde, kam erst viel später.

*

Offline MR

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  • 2113
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #47 am: 11. Oktober 2005, 01:48:33 »
Zitat
Dass das Raumlabor COLUMBUS in das ISS-Konzept einbezogen wurde, kam erst viel später.

Wo wäre da das Problem gewesen, an diesem Punkt einen Schnitt zu machen, weg vom Shuttle? Im Rahmen der Umwandlung von einer Freiflugplattform zu einem Modul der ISS war eh ein sehr Umfangreiches Redesign (oder eher ein kompletter Neuentwurf) nötig.

H.J.Kemm

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #48 am: 11. Oktober 2005, 02:11:58 »
Moin MR,
ich habe bereits vor Tagen mit der ESA per e-Mail Kontakt aufgenommen um einige Fragen beantwortet zu bekommen. Unteranderem ist diese Frage auch dabei. Ich hoffe, dass ich eine Antwort bekomme, dann gebe ich das natürlich hier durch.

Breaker

  • Gast
Re: **ISS** <Raumlabor Columbus>
« Antwort #49 am: 13. Oktober 2005, 12:52:18 »
Nun, ich habe eine Menge interessantes in diesem Thread erfahren.
 
Letztendlich muss man sagen das die ESA wo nun doch die Zeichen der Zeit erkannt hat und wendet sich vermehrt einem Partner wie Russland zu. Immerhin haben diese sich trotz vieler eigener Probleme stets als zuverlässig in Sachen Raumfahrt erwiesen. Nicht zuguter letzt die Unmenge an Erfahrung und Know-How welche Russland sowohl beim Transport von Fracht und Kosmonauten als auch dem Betrieb einer Raumstation vorzuweisen hat.

Was Columbus angeht, einmal mehr ein Beispiel für ein nicht zu Ende gedachtes Problem des Transportes in dem man sich nur auf ein Transportsystem (technisch sehr anfällig)festgelegt hat und ein zweites einfach nicht in Erwägung gezogen hat. Dies macht sich nun mit zusätzlichen Milliardeninvestitionen bemerkbar welche beim verzögerten Áufbau der Station bzw der fehlenden Forschungskapazitäten, nötig sind. Und man bedenke, Columbus ist nicht die einzige Nutzlast welche verspätet zur ISS gebracht werden wird.

Zum Vergleich:
Der Aufbau der Mir wurde am 20.02.1986 begonnen.
Das letzte Modul &amp;quot;Priroda&amp;quot; wurde am 23.04.1996 gestartet.
Im März 2001 stürzte die Mir kontrolliert ab.
Diese Projekt wurde zum größten Teil von einer Nation gestemmt und das in einer Zeit des wirtschaftlichen Kollapses.

ISS Aufbau begann am 20.11.1998 mit dem Modul Sarja.
Der letzte Aufbauflug fand am 23.11.2002 statt.
Mit einer Fertigstellung wird nicht vor 2007 zu rechnen sein, im Gegenteil, aufgrund der aktuellen Probleme mit dem Haupttransportsystem zur ISS könnte sich die Fertigstellung noch weiter hinauszögern.

Für mich bleibt die ISS aktuell die größte Fehlinvestition der Wissenschaft respektive der Raumfahrt. Nur durch zügigen Aufbau und der vollen Ausnutzung sämtliche Rssourcen einer solchen Station, kann sie wirklich Nutz- bzw gewinnbringend (in Form von Forschungsergebnissen bzw Grundlagenforschung) betrieben werden. Durch eine Verzögerung von schon jetzt 2 oder gar 3 Jahren ist der Nutzeffekt doch stark angekratzt.

Immerhin haben sich an diesem Projekt Nationen beteiligt welche es aus wirtschftlicher Sicht stemmen können und technikmäßig sollte dies normalerweise auch möglich sein.

Wenn ich dann noch die Studien bzw Pläne lese in denen es um Mond, Mars, Titan und dergleichen geht, dann frage ich mich schon ob man nicht bestrebt ist primär erstmal die Transportprobleme für erdnahe Raumfahrt in den Griff zu bekommen bzw den Transfer zum Spungbrett in den Weltraum zu gewährleisten.
« Letzte Änderung: 13. Oktober 2005, 12:54:14 von Breaker »