Hallo zusammen.
Nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Transport von Satelliten oder Raumsonden ins All mit konventionellen Trägerraketen erheblich preiswerter ist als mit den Spaceshuttle, hatte dieser seinen Sinn beinahe verloren. Reparatur- oder Wartungsmissionen a lá Hubble-Service gibt es nicht so viele. Also hat die NASA die vom Grundsatz her vernünftige Idee der Raumstation wiederbelebt. Kooperationspartner waren ESA und NASDA, so verteilten sich Lasten und Nutzen ein wenig, wobei die USA natürlich die führende Nation blieben. Technologisch war die Station eine große Herausforderung, da man auf diesem Gebiet nur über geringe Erfahrungen verfügte. Ein Shuttle, auch mit eingebauten Spacelab, kehrt nach zwei Wochen zur Erde zurück und kann hier von Spezialisten in der gewohnten Umgebung grundlegend überarbeitet werden, mittlerweile wohl der teuerste Teil jeder Mission.
Als dann der eiserne Vorhang fiel, nutzte die NASA, und bis zum gewissen Grad auch die ESA, die Gunst der Stunde. Zum Sammeln von Erfahrungen war die MIR-Station eine Goldgrube. Die Wende brachte aber bei den Russen vor allem tiefe finanzielle Einbrüche mit sich. Also schloss man sich dem internationalen Projekt ISS an, eigentlich ein vernünftiger Schritt, der auch dem Zeitgeist Mitte der Neunziger entsprach. Heute sind die Russen wohl auch nicht mehr glücklich mit der Zusammenarbeit mit den Amerikanern. Im riskanten Raumfahrtgeschäft kann es aber immer wieder zu Verzögerungen kommen. (Mal sehen, was passiert, wenn das erste Touristenshuttle von Burt Rutan explodiert.) Und mit einer parlamentarischen Demokratie, die Entscheidungen von gestern schon morgen wieder in Frage stellt, haben die Russen auch nicht gerechnet. Na, und erst die Presse, angeblich das Sprachrohr der Öffentlichkeit, dabei aber immer auf der Suche nach Sensationen, hat ihren Teil beigesteuert. Das erleben wir doch immer wieder.
Und doch hat die Station noch heute ihr Gutes. Sie bringt die Leute dazu, mit einander zu arbeiten und nicht gegen einander. So ergänzen sich die Stationsmodule teilweise bzw. bieten einen gewissen Sicherheitsspielraum. Die Russen hätten die fertig konzipierte MIR-2 auch allein bauen können, auch wenn es unter den veränderten Umständen sehr viel länger gedauert hätte.
Mittlerweile ist die Anzahl der bevorstehenden Shuttle-Flüge auf 15 begrenzt worden. Columbus hat die Nummer 9. Vorher sind 5 Gitterstrukturelemente (hauptsächlich zur Energieversorgung) und der zweite Verbindungsknoten dran. Auch das japanische Modul wird wohl noch zur Station gebracht. Vielleicht lässt man die Außenplattform weg, mal sehen. Bedingung ist natürlich, dass der Shuttle tatsächlich noch bis 2010 fliegt.
Die Russen könnten ihre für einen Start mit dem Shuttle vorgesehenen Module wieder selbst nach oben bringen (ich glaube das waren das Energiemodul sowie das Enterprise-Modul) und der kanadische Manipulatorarm wird sie an die korrekte Position umsetzen.
Hier passt auch das Konzept des Kliper hinein. Es handelt sich um ein vernünftig kleines Raumschiff, mit dem man aber auch 700 kg Nutzlast mit zur Erde bringen kann. Das fehlt den Russen (und natürlich auch den Europäern und Japanern) besonders. Das hat die Shuttle-Krise deutlich gezeigt.
Ich bin also ganz optimistisch, dass das ESA-Raumlabor Columbus noch in den Orbit kommt und dass mit vergrößerter Besatzung vernünftige Forschung betrieben werden kann.
GG