Hallo
Bezugnehmend auf das Bild das von Mane im STS-122 Thread gepostet wurde,
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stelle ich meine Frage hier:
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Aber, wie im obigen Bild zu sehen ist - die Radiatoren sollten ja in der "Zielkonfiguration" rechtwinkelig zu den Solarzellenflächen ausgerichtet sein. Ich weiß schon, das die Ausrichtung noch nicht im "endgültigen" Betrieb ist, aber die portside Solarzellen schauen diesbezüglich recht gut aus. Die Radiatoren liegen aber ziemlich im Sonnenlicht (dafür sind aber auf dem Bild recht interessante Spiegelungen drauf ).
Wie weit ist man eigentlich mit der Regelung der Ausrichtungen?
m.f.G., James
Hi James !
Was ich im Folgenden schreibe,ist keine Wiedergabe gesicherten Wissens,sondern eine Zusammenfassung sowohl eigener Überlegungen wie auch von Posts und Kommentaren von z.B. KSC,MSSpace und m.hecht.
Ich erweitere der Einfachheit halber mal deine Frage auf diese Form : Warum sind die amerikanischen Solarzellenflächen und P1-/S1-Radiatoren eigentlich nicht immer perfekt zur Sonne bzw. rechtwinklig dazu ausgerichtet ?
1) Die Ausrichtung beider Strukturelemente kann jederzeit in perfekter Weise erfolgen - eine Kalibrierung der Stellsysteme,so überhaupt notwendig,dürfte eine Sache von Stunden sein. Hieran scheitert's also nicht.
2) Das "Einfahren" der Solarflächen und der Radiatoren ist im Aufbau der Station eine wichtige Kontrollmaßnahme. Geprüft wird u.a. die pure Beweglichkeit der Lager,die Stromaufnahme der Stellmotoren,ob Vibrationen durch "verschmutzte" Lager auftreten,die Funktion der Stromleitungen und der Kühlmittelschläuche(Dichtigkeit),etc.
Sehr zurückhaltend geschätzt wird dies alles aber auch nur wenige Wochen in Anspruch nehmen. Ich halte wenige TAGE für wahrscheinlicher.
3) Der eigentliche Punkt ist imho der folgende : der BEDARF an Energie/Kühlung.
---Die Solarzellenflächen am amerikanischen Teil der ISS haben eine deutliche Überproduktion an elektrischer Energie - und hatten diese auch zu jedem Zeitpunkt seit der Erstinstallation (P6 war das...) solcher Module. Da nicht das volle Potential ausgeschöpft werden muss/musste,werden die Photovoltaikelemente eben auch nicht perfekt ausgerichtet - das verlängert z.B. die Lebensdauer der Lager.
---Die Radiatoren an P1/S1 sind ebenso auf gar keinen Fall ausgelastet. Noch dazu sind sie zueinander redundant,auf deutsch: entweder P1 ODER S1 genügt,um den kompletten "West-Sektor" (grins...) der Station zu kühlen. Bei den Shuttles verhält es sich ebenso : prinzipiell reicht ein Payloadbay-Door-Radiator,um die komplette Kühlung zu übernehmen.
Da nun das eingesetzte Kühlmittel im Sekundärkreislauf Ammoniak ist,dürfen diese Sekundärkreisläufe nicht zu kalt werden (
möglich wäre ja eine Abkühlung auf ca. -100°C !),da sonst der Ammoniak in den Leitungen gefrieren würde. Das wär's dann - niemand könnte das mehr vernünftig "abtauen" !!! Eine einfache Methode,dies zu verhindern : man dreht die Radiatoren teils zur Sonne hin,ohne den Kühlmittelfluss ändern zu müssen ! Dabei wird einerseits das Kühlmittel nicht zu kalt,und andererseite ist eine ausreichende Funktion für die ISS gegeben. Und wär chhhatz erfunden...?! Nee,die schweizer Bonbonproduzenten
diesmal wohl nicht...
4)Zur Abwechslung keine Vermutung,sondern ein Faktum: die NASA-Bilder der ISS zeigen die Station bei der Ankunft oder dem Abdocken eines Shuttles. Dabei werden sämtliche Drehgelenke für Solarflächen und Radiatoren arretiert,um keine unkontrollierbaren Drehimpulse auf die ISS zu bringen. Zu diesen Zeitpunkten befindet sich die Station ja im "Free-Drift" - sonst könnte man die Lageregelungen der beiden Raumfahrzeuge nicht koordinieren. Und so bleiben die genannten Flächen einfach in ihrer zuletzt genutzten Position stehen.
Das wär's im wesentlichen...gut,das schadhafte oder verschmutzte SARJ an Steuerbord ist genau jetzt selbstverständlich auch noch zu berücksichtigen. Mir fallen noch zwei,drei Kleinigkeiten ein,aber ich will's nicht übertreiben und schließe hier mal ab.
Hoffe,ich konnte weiterhelfen,
mfG Z...,äh,HAL