Daniel - ich konstruiere hier keinen Vorwurf, ich habe eine persönliche Feststellung geäußert.
Wen soll ich denn hier etwas vorwerfen - den Herrn "Nichtschreiber"?
Und das hier kaum noch über Entwicklungen in der russischen Raumfahrt geschrieben wird, kannst du ja nicht leugnen.
Es ist sehr schwierig geworden über russische Themen zu schreiben.
1. Viele halten die russische Raumfahrt für pleite (ist schon öfters geäußert worden), und viel sind davon auch überzeugt.
2. Es gibt Forumsmitglieder, die eng mit der ukrainischen Raumfahrt verbunden sind (waren). Ich kann deren Frust und die Reaktionen sehr gut nachvollziehen - menschlich ist das sehr verständlich.
Ich bin aber nicht dazu da, in einer organisierten Russophobie (damit meine ich nicht das Forum) gegen Windmühlen zu kämpfen...
Ich bedaure das auch, daß die russische Raumfahrt nicht mit Zukunftsprojekten glänzt, Ideen werden ja regelmäßig generiert, aber sterben ab, bevor auch nur das Basic Design abgeschlossen wird, und man eventuell was davon lernen konnte. Was regelmäßig kommt, sind Meldungen über unerwartete Probleme und groben Metallpartikeln in hochsensiblen Tanks. Dazu kommt eine, diplomatisch gesprochen, sehr ungeschickte – Soviet style - PR, die Verwirrung stiftet.
Letztes Beispiel Angosat; Rogozin hat dem angolanischen Volk gleich nach dem Start zum ersten Satelliten gratuliert, ironischerweise aber erst, nachdem die ersten Meldungen über Steuerungsprobleme auftauchten.
Schauen wir uns doch nur so als Beispiel einmal den russischen Beitrag zur ISS an:
HausD hat hier einmal dankenswerterweise eine lange Liste von wissenschaftlichen Arbeiten die man im russischen Teil durchführt, aufgelistet. Die Reduzierung der russischen Besatzung von drei auf zwei zeigt, daß es augenscheinlich nicht übermäßig viel zu forschen gab. Geld kommt in die Kassen, indem man Taxifahrten für Dritte zur Verfügung stellt. Mit Dragon V2 und Starliner wird der amerikanische, japanische und ESA- Bedarf an Sitzen in den Sojus-Kapseln abnehmen. Ich erwarte allerdings, daß aus Gründen einer Diversifizierung immer noch Plätze gebucht werden könnten, zumindest bis jeweils 3 bis 4 Flüge der Neuen stattgefunden haben. Die Russen werden dann auch aus denselben Gründen mit Dragon V2 bzw. Starliner fliegen. Das heißt finanziell ist das ein Nullsummenspiel. Man braucht also Ersatz für die wegbleibenden Einkünfte.
Die russischen Raumfahrer beneiden die Amerikaner spätestens seit dem Start von Destiny um deren Arbeitsbedingungen. Kibo ist noch besser durchdacht. Jetzt lesen wir hier im Forum, daß Max Serow vor zwei Jahren Anregungen zur Ergonomie der NEM-Module machte, die zu Umbauten führten. Warum berücksichtigt man soetwas nicht sofort? Verdient hier jemand an ständigen Umbauten, wie beim MLM(-U)? Ja, wie funktioniert den die Projekt-Abwicklung, Feedback und Lessons Learnt bei den Russen?
Die Chinesen haben aus dem Konzept der ISS-Standard-Racks gelernt und haben ähnliches für ihre Raumstation entwickelt. Sie als Mir-Klasse zu bezeichnen ist übrigens ehrenrührig, - sie sieht nur außen so aus. Innen wird sie hochmodern.
Es steigt also der Druck auf Roskosmos, die wegfallenden Einnahmen durch NASA und andere Organisationen zu kompensieren. Was macht man: Man erklärt u.a., daß man NEM-2 zum Hotel umwidmet. Unter Berücksichtigung des oben gesagten, komme ich komme also zu dem Schluß, daß das ISS-Projekt primär der Dollarbeschaffung dient.
Venus-D und Lunar-Globe (Luna 25) die beide auf uralten Grundkonzepten basieren, werden seit Jahrzehnten verschoben, Phobos-Grunt fiel ins Wasser, Angara kommt nicht zu Potte, weitere ungezählte Trägerkonzepte, die zum Überdruß noch ständig umbenannt werden, wurden nie ernsthaft verfolgt, und Sojus-5 ist grob gesprochen ein Nachbau der alten, zu ihrer Zeit vor 30 Jahren aber hochmodernen, Zenit. An viele Trägernamen kann sich kaum noch jemand erinnern; oder kennt jemand noch Viktoria-K?
Wo bleibt hier die Faszination der Technik und des Entdeckens? Was soll man denn berichten?Wostotschny bindet seit langem Geld und wird kaum genutzt. Wer mag, der vergleiche einmal Bauzeiten von Baikonur in den 1950 und Wostotschny heute mit viel besseren Baumaschinen anstelle des Spatens und des Zelts bei Baikonur. Ist der Weg etwa das Ziel?
P.S. Ich glaube übrigens nicht, daß die NASA den Hotelplänen zustimmt. Schon ein einziger „Zivilist“ in der ISS ist ein Problem für die Sicherheit der gesamten Mannschaft, ganz besonders im Falle einer Notsituation in der sich jeder blind auf den anderen und dessen Können verlassen muß. Chris Hartfield beschreibt das sehr eindringlich aus eigener Erfahrung in „An Astronaut's Guide to Life on Earth“. Auch gab es schon preiswertere russische Hotel-Konzepte.Der Post antwortet auf eine Frage, die unter dem Thema OneWeb aufgeworfen wurde, aber natürlich inhaltlich hierher gehört.