SpaceX - Diskussion

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Online Schillrich

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6550 am: 01. November 2016, 19:50:25 »
Hallo Tobias

...
Das Komittee sollte dann mit technischen Argumenten argumentieren anstatt mit pauschalen Sätzen.

...
Warum sich hier das Advisory Panel querstellt ist mir nicht klar. Vermutlich ist man grundsätzlich gegen neue Ideen.

Und das ist nicht pauschal? ;)

In der NASA versucht man eine Kultur der offenen Kommunikation bei Sicherheitsbedenken zu pflegen. Wenn jemand Bedenken hat, darf er das  äußern, ohne Abwertung zu befürchten und man soll/möchte ihm zuhören. Dann kann man Dinge auch ausräumen.
Anstatt deren Einwurf einfach so abzukanzeln, könnte man dem ASAP auch zurechnen, dass sie Experten sind, das Thema verstehen und sich ordentlich Gedanken gemacht haben ... und wahrscheinlich nicht nur "Dagegen!" rufen. Vielleicht wissen sie ja mehr, als in dem Artikel steht und mehr als du und wir alle hier vermuten können. Haben wir irgendwo den Bericht/Brief des ASAP? Das könnte helfen die Hintergründe und Gedankengänge richtig zu verstehen.
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Offline proton01

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6551 am: 01. November 2016, 20:09:14 »
Um nochmal auf die Boarding-Prozedur zu kommen. Ich halte SpaceXs Idee für das deutlich bessere Konzept.

Wenn man die Crew in die fertig betankte Rakete einsteigen lässt, die ständig nachgefüllt werden muss um den verdampften Treibstoff zu ersetzen, sind sowohl das Bodenpersonal als auch die Astronauten in Gefahr. Wenn ein Unglück beim Boarding ist, sind sowohl Bodenpersonal als auch Astronauten tot.

Wenn man die Crew vor der Betankung einsteigen lässt, dann ist die Rakete leer und stellt keine Gefahr dar. Das Bodenpersonal hilft den Astronauten beim einsteigen und fährt danach von der Rampe weg. Das Bodenpersonal ist also nie in Gefahr. Wenn jetzt die Rakete explodiert, besteht eine gute Chance die Astronauten mit dem LAS zu retten, diese Möglichkeit gibt es bei der anderen Variante erst, wenn die Astronauten in ihren Sitzen sitzen, die Luke geschlossen wurde und das Bodenpersonal weg ist.

Da die Falcon 9 die Schnellbetankung hat, müssen die Astronauten auch nicht Stunden ausharren wie es bei anderen Raketen der Fall wäre.

Warum sich hier das Advisory Panel querstellt ist mir nicht klar. Vermutlich ist man grundsätzlich gegen neue Ideen.

Der Punkt könnte sein daß das Betanken ein aktiver Vorgang mit Strömung, Kühlung, eventuellen Lecks, austretenden Retstreibstoffen beim Trennen von Verbindungen zwischen Bodenanlagen und Rakete, usw. ist. Dabei können Probleme und gefährliche Situationen auftreten (wie geschehen). Wenn die Rakete fertig betankt ist, ist das reine Aufrechterhalten des Drucks und eventuelles Nachfüllen verdampfter Treibstoffe weniger aufwendig, weniger kompliziert, und daher auch weniger störanfällig. Ergo sind Crew und Bodenmannschaft dann geringeren Gefahren ausgesetzt. Die bisherigen Erfolge der NASA haben ja gezeigt daß es so geht. Mag sein daß es anders auch erfolgreich und auch sicher geht. Aber das weiß man eben nicht so sicher wie das bisherige Verfahren.
Und der Kostenunterschied zwischen beiden Verfahren dürfte verschwindend gering sein.

Im Übrigen, wir werden ja sehen wie oft in Zukunft der Betankungstest stattfindet wenn die Nutzlast schon montiert ist. Hier gilt das gleiche wie in der Diskussion über die Zuverlässigkeit bereits geflogener Stufen. Wenn man es einmal getestet hat und eventuelle Probleme beseitigt wurden, dann ist das Betanken vor dem Start mit Nutzlast weniger kritisch als beim ersten Betanken. Daraus könnte man nun auch folgern:
1.  Betankungstest vor dem Start ohne Crew. Beseitiigung eventueller Probleme
2.  Crew steigt ein
3.  Betanken für den Start mit Crew an Bord  -->  Start

Egal wie, die Rakete braucht beides, Treibstoff und Crew an Bord, damit der Start Sinn macht. Die Reihenfolge ist eigentlich ziemlich egal für den Aufwand (sprich Kosten) dann ist die bisherige Art und Weise erprobtermaßen sicher.

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Online Schillrich

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6552 am: 01. November 2016, 22:06:49 »
Ich denke, protons Gedanken zeigen in die richtige Richtung, wie das Sicherheitsdenken funktioniert ...

Unter der Annahme, dass man alle Informationen hat und jedes Verhalten des Systems versteht, ist es theoretisch einfach möglich, die beste ("richtige") Option zu bestimmen, also hier, wie man Creweinstieg und Tanken zusammenbringt.
Aber, man kennt nicht alle Zustände und dann sind die "unknown unknowns" das Problem. Was kann noch kommen, das keiner auf dem Schirm hatte? Die Lösung ist dann konservatives Sicherheitsdenken: bekannt Prozeduren haben sich bewährt, nach bestem Wissen und Gewissen. Unter ihnen versteht man das System bis jetzt am besten. Davon weicht man nicht ohne sehr gute Gründe ab. Ein wenig Effizienzgewinn reicht nicht.
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Offline Sensei

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6553 am: 01. November 2016, 22:57:22 »
Hier wägt man allerdings Risiken gegen einander ab die beide nur sehr unzureichend bekannt sind

Das Risiko das beim besteigen der befüllten Rakete etwas passiert.
VS
Dem Risiko, dass bei der bemannten Rakete etwas passiert (Mal Fehlerrate des LAS)


Zu beidem haben wir nahezu keine Vorfälle bei inzwischen sehr vielen Starts.

Offline proton01

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6554 am: 01. November 2016, 23:42:52 »
Hier wägt man allerdings Risiken gegen einander ab die beide nur sehr unzureichend bekannt sind

Das Risiko das beim besteigen der befüllten Rakete etwas passiert.
VS
Dem Risiko, dass bei der bemannten Rakete etwas passiert (Mal Fehlerrate des LAS)

Zu beidem haben wir nahezu keine Vorfälle bei inzwischen sehr vielen Starts.

Stimmt.
Daher macht man dann eine FMECA (Failure Modes and Effects and Criticality Analysis), also eine Betrachtung:
-  Welches System könnte wann und wie versagen ?
-  Welche Auswirkungen hat das dann ?
-  Wie kritisch ist das dann ?
-  Welche Rettungsoptionen habe ich dann ?  Und wie groß sind deren Erfolgschancen ?

Das ist zwar theoretisch, sollte aber wenigstens alle 'known unknowns' erfassen, auch wenn sie noch nie aufgetreten sind. Und mit jedem Test- oder Flugproblem aktualisiere ich dann diese Betrachtung. Daraus folgt dann, in welcher Phase unter welchen Bedingungen das Risiko für die Crew am geringsten ist. Und dann steige ich ein. (Genauerer Erklärungen zur FMECA finden sich z.B. in wikipedia.)

Man kann ja schlecht abwarten bis was passiert und erst dann sagen "Aha, das war wohl ein blöder Zeitpunkt zum Einsteigen"  (stark vereinfacht)

Aber Vorgehensweisen, die sich bisher bewährt haben, bekommen da eine geringere Kritikalität, da das Auftreten von Problemen unwahrscheinlicher ist als bei Prozessen, zu denen ich kaum Erfahrungen habe.
« Letzte Änderung: 02. November 2016, 10:55:20 von proton01 »

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Offline MR

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6555 am: 02. November 2016, 00:32:03 »
Die NASA hat weit über 150 bemannte Starts durchgeführt, bei denen die Träger vor dem Einstieg der Crew betankt waren. In keinem einzigen Fall kam es dabei zu Problemen beim oder nach dem Einstieg der Crew bzw bis zum Abheben.

Dann kommt eine neue Firma, die allen erzählt wie toll sie doch sind und die alles besser machen und die in ein paar Jahren bemannt zum Mars fliegen werden und vermutlich in 20 Jahren auch noch mit Überlichtgeschwindigkeit ins nächste Sonnensystem usw. Diese neue Firma, nennen wir sie einfach mal SpaceNix, hat bisher noch keinen einzigen bemannten Start durchgeführt, aber bei 29 unbemannten Starts schon zwei Träger verloren, davon einen direkt beim Betanken auf der Startrampe.

Ich weiß ja nicht wie ihr das sehr, aber ich traue der NASA weitaus mehr Fachwissen zu, wenn es um den sicheren Einstieg der Crew geht als einem 15-jährigen Unternehmen, das noch nie einen bemannten Träger gestartet hat. Zumindest aus meiner Sicht könnten die Bedenken nicht von der Hand zu weisen sein. Bereits beim Beginn des Betankungsvorgangs könnten, zumindest wenn es sich um verflüssigte Gase handelt, viele Probleme schon direkt beim Betanken auftreten. Lecks in Tanks oder Leitungen, thermischer Stress, Probleme mit Druckbehältern. strukturelle Integrität des Trägers usw. Hat man die Tanks erst mal voll und füllt nur noch die Verdampfungsverluste nach, dürfte das Risiko geringer ein.

Ich hab nach wie vor massive Bedenken, wenn es um den bemannten Einsatz der F9 geht. Sollten sich die bisher bekannt gewordenen Gründe für die F9-Explosion auf der Startrampe bestätigen, dann bedeutet das im Prinzip: SpaceX wollte modern und innovativ sein und hat darüber hinaus vergessen, zu überprüfen, welche Auswirkungen die Lagerung der Heliumtanks im LOX-Tank und das Unterkühlen des LOX darauf hat.  Und das bei einer Rakete, die angeblich Man-Ratet sein soll. Ein hier im Forum nicht sonderlich geschätzter Blogger nannte das mal: "Raketenbau nach dem Prinzip Hoffnung". Wie viele neuralgische Punkte werden noch in der F9 stecken, die SpaceX bis heute nicht gefunden hat?

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Offline Sensei

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6556 am: 02. November 2016, 01:33:30 »
Zitat
und hat darüber hinaus vergessen, zu überprüfen, welche Auswirkungen die Lagerung der Heliumtanks im LOX-Tank und das Unterkühlen des LOX darauf hat.

Das werden sie mit Sicherheit NICHT vergessen haben.
(Wenn sie so dämlich wären, wären sie niemals so weit gekommen. Schließlich ist eine Kernänderung der Tiefenkühlung die Veränderung der Lagerbedingungen.)

Aber offensichtlich haben sie es nicht tiefgehend genug getan.


(auf deine Polemik gehe ich bewusst mal nicht ein. Ich hoffe die anderen können auch darüber hinweg sehen)

Offline proton01

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6557 am: 02. November 2016, 11:02:36 »
Zitat
und hat darüber hinaus vergessen, zu überprüfen, welche Auswirkungen die Lagerung der Heliumtanks im LOX-Tank und das Unterkühlen des LOX darauf hat.

Das werden sie mit Sicherheit NICHT vergessen haben.
(Wenn sie so dämlich wären, wären sie niemals so weit gekommen. Schließlich ist eine Kernänderung der Tiefenkühlung die Veränderung der Lagerbedingungen.)

Aber offensichtlich haben sie es nicht tiefgehend genug getan.

Nun ja, was immer sie getan haben, das Ergebnis war eine Zerstörung des Trägers. Dann ist die Unterscheidung zwischen 'nicht getan' und 'nicht tiefgehend genug getan' ziemlich philosophisch.
Wenn sie bei 66 K tanken, dann sollten sie die Verträglichkeit des Tankmaterials bis kurz über dem Tripelpunkt (ca. 56 K) beim richtigen Druck testen, um Margin nachzuweisen.

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Offline MR

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6558 am: 02. November 2016, 14:08:32 »
Das werden sie mit Sicherheit NICHT vergessen haben.
(Wenn sie so dämlich wären, wären sie niemals so weit gekommen. Schließlich ist eine Kernänderung der Tiefenkühlung die Veränderung der Lagerbedingungen.)

Wenn sie das in Betracht gezogen hätten, dann wäre der Träger beim Betanken nicht explodiert. Das ist halt das Risiko, wenn man "modern und innovativ" sein will. Die anderen Startanbieter mögen altmodisch und übertrieben konventionell sein, aber das hat durchaus seine Gründe. In fast 60 Jahren Raumfahrt hat man festgestellt, das man keinen zweiten Versuch hat. Trägerraketen haben fast keine Backup-Systeme, gibt es Probleme, dann enden sie sehr oft in einem kompletten Verlust von Träger und Nutzlast. Daher geht man immer sehr konservativ vor.

SpaceX dagegen versucht lieber, die Schuld anderen in die Schuhe zu schieben anstatt das eigene Versagen einzugestehen. Der Versuch, ULA die Schuld für die Explosion zu geben ist in meinen Augen der bisherige Tiefpunkt...

GalacticTraveler

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6559 am: 02. November 2016, 19:34:53 »
Dem meisten Deines Posts stimme ich zu, bis auf diesen völlig missratenen Rückfall in alte Zeiten... Ich dachte das hätten wir überstanden, da sich Deine Posts trotz aller immer durchklingender Kritik eigentlich deutlich sachlicher geworden waren. Ob nun SpaceNix oder SpassX ist da eigentlich auch egal. Bedauerlich, für's Niveau und überhaupt.

Dann kommt eine neue Firma, die allen erzählt wie toll sie doch sind und die alles besser machen und die in ein paar Jahren bemannt zum Mars fliegen werden und vermutlich in 20 Jahren auch noch mit Überlichtgeschwindigkeit ins nächste Sonnensystem usw. Diese neue Firma, nennen wir sie einfach mal SpaceNix, hat bisher noch keinen einzigen bemannten Start durchgeführt, aber bei 29 unbemannten Starts schon zwei Träger verloren, davon einen direkt beim Betanken auf der Startrampe.

Offline Hugo

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6560 am: 02. November 2016, 20:09:50 »
(...) Das ist halt das Risiko, wenn man "modern und innovativ" sein will.  (...) Die anderen Startanbieter mögen altmodisch und übertrieben konventionell sein, (...)

Genau das ist das Dauerthema schlechthin. Auf diese zwei Sätze könnte man eigentlich fast jede SpaceX (Und auch bei Blue Origin) Diskussion reduzieren. Aber das ist halt die Frage, was will man. Neu und Innovativ, oder Altmodisch.

Hätte man vor 6000 Jahren nicht das Rad erfunden, würden Autos heute keine Räder haben, sondern auf Baumstämmen rollen. Eine Katastrophe. Und so ist das auch jetzt bei den "Neuen" Weltraum-Firmen. Sie erfinden/machen neues, wo andere immer Angst vor hatten.

Unterkühlter Treibstoff ist besser, er hat mehr Energie. Es ist Fortschritt. Ein Schritt in die richtige Richtung.

tobi

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6561 am: 02. November 2016, 20:13:06 »
Unterkühlter Treibstoff ist besser, er hat mehr Energie. Es ist Fortschritt. Ein Schritt in die richtige Richtung.

Nein er hat weniger Energie pro kg, denn er ist kälter.

Besser ist nur die höhere Dichte, also mehr Energie pro m^3.

Offline Hugo

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6562 am: 02. November 2016, 20:58:11 »
Nein er hat weniger Energie pro kg, denn er ist kälter.
Besser ist nur die höhere Dichte, also mehr Energie pro m^3.

Beim Tanken einer Rakete ist die Referenz das Volumen. Ich hätte das dazu schreiben sollen, daß ich meinen Satz auf das Volumen bezogen meine, nicht auf das Gewicht. Danke Dir für den Hinweis.

McPhönix

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6563 am: 02. November 2016, 21:52:25 »
Ist es nach so wenigen Starts in der Gesamtmenge der Raketenstarts eigentlich schon gesichert, daß sich das Unterkühlen kaufmännisch gesehen lohnt? Nicht nur bei einer Nutzlast.
Denn man muß ja doch vieles im Hintergrund einrechnen, was wir als "Publikum" absolut nicht alles sehn.

NotTheAndroidYouSearching

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6564 am: 02. November 2016, 22:37:46 »
SpaceX dagegen versucht lieber, die Schuld anderen in die Schuhe zu schieben anstatt das eigene Versagen einzugestehen. Der Versuch, ULA die Schuld für die Explosion zu geben ist in meinen Augen der bisherige Tiefpunkt...

Mal typisch für deine Posts, hier hast du aus Pressenachrichten geschlossen das SpaceX versucht hat der ULA die schuld zu geben. Das ist nie(!!!) passiert.

Offline proton01

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6565 am: 02. November 2016, 23:26:15 »
(...) Das ist halt das Risiko, wenn man "modern und innovativ" sein will.  (...) Die anderen Startanbieter mögen altmodisch und übertrieben konventionell sein, (...)

Genau das ist das Dauerthema schlechthin. Auf diese zwei Sätze könnte man eigentlich fast jede SpaceX (Und auch bei Blue Origin) Diskussion reduzieren. Aber das ist halt die Frage, was will man. Neu und Innovativ, oder Altmodisch.

Hätte man vor 6000 Jahren nicht das Rad erfunden, würden Autos heute keine Räder haben, sondern auf Baumstämmen rollen. Eine Katastrophe. Und so ist das auch jetzt bei den "Neuen" Weltraum-Firmen. Sie erfinden/machen neues, wo andere immer Angst vor hatten.

Unterkühlter Treibstoff ist besser, er hat mehr Energie. Es ist Fortschritt. Ein Schritt in die richtige Richtung.

Da wird unterstellt als sei unterkühlter Treibstoff neu. das ist doch alles bekannt, bis hin zu slush hydrogen. Auch die Energia hatte H2 bei 17 K und LOX bei 80 K. Es gibt halt auch Gründe, das nicht serienmäßig zu machen.

Offline proton01

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6566 am: 02. November 2016, 23:31:55 »
Beim Tanken einer Rakete ist die Referenz das Volumen.
Wo ist das denn so festgelegt ?  Bei der Leistung als spez. Impuls geht die Treibstoffmasse ein, völlig unabhängig vom Volumen. Und der Isp ergibt sich aus der chemischen Energie, die aus der Masse beider Treibstoffe freigesetzt werden kann.

Offline Hugo

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6567 am: 03. November 2016, 00:00:52 »
Beim Tanken einer Rakete ist die Referenz das Volumen.
Wo ist das denn so festgelegt ?  Bei der Leistung als spez. Impuls geht die Treibstoffmasse ein, völlig unabhängig vom Volumen. Und der Isp ergibt sich aus der chemischen Energie, die aus der Masse beider Treibstoffe freigesetzt werden kann.

Wenn vorher 1 Millionen Liter warmer Sprit reingepasst haben bis die Rakete voll war, dann passen nachher auch 1 Millionen Liter kalter Sprit rein bis sie voll ist.

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Offline MR

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6568 am: 03. November 2016, 00:40:44 »
Mal typisch für deine Posts, hier hast du aus Pressenachrichten geschlossen das SpaceX versucht hat der ULA die schuld zu geben. Das ist nie(!!!) passiert.

Natürlich nicht, kann ja nichts sein, das die Bösen mal die Guten sind. Theoretisch hast du ja Recht, SpaceX hat nie direkt mit dem Finger auf die ULA gezeigt. Aber diverse Andeutungen, verbunden mit dem Wunsch, sich das Dach eines ULA-Gebäudes anzusehen, da wusste jeder sofort, wer gemeint ist. Das sollte sich SpaceX für das nächste mal merken: Bevor man laut Sabotage ruft, sollte man sich sicher sein, das nicht die eigene Unzulänglichkeit für die Explosion verantwortlich ist.

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Offline MR

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6569 am: 03. November 2016, 00:55:10 »
Dem meisten Deines Posts stimme ich zu, bis auf diesen völlig missratenen Rückfall in alte Zeiten... Ich dachte das hätten wir überstanden, da sich Deine Posts trotz aller immer durchklingender Kritik eigentlich deutlich sachlicher geworden waren. Ob nun SpaceNix oder SpassX ist da eigentlich auch egal. Bedauerlich, für's Niveau und überhaupt.

Entschuldigung, irgendwie konnte ich mir die Polemik in diesem Fall nicht verkneifen.

Mir ging es um folgendes: Die NASA hat seit den 60ern sehr viel Erfahrung mit bemannten Flügen. Sie haben sehr genaue Vorstellungen, was sicher ist und was nicht. Das hat man international in Jahrzehnten erarbeitet, das man die Crew erst nach dem Betanken einsteigen lässt. Bei 135 Starts des Shuttles gab es dabei keine Probleme. Jetzt kommt eine kleine Firma, die es erst seit 15 Jahren gibt und die noch nie einen bemannten Flug gestartet haben und wollen es anders machen. Gut, darüber kann man diskutieren. Aber der NASA quasi vorzuwerfen, sie wären nur dagegen, weil SpaceX anders vorgeht, ist in meinen Augen schon etwas vermessen. Ich bin bestimmt nicht mit allen Entscheidungen der NASA einverstanden, aber ich sehe den Grund dafür. Beim Betanken kann vermutlich besonders am Anfang das meiste schiefgehen. Da macht es schon Sinn, die Crew erst einsteigen zu lassen, wenn die Rakete betankt ist. Auf der anderen Seite hat auch das Vorgehen von SpaceX etwas für sich. Aber wir hier im Forum sind gewiss nicht kompetent genug, um das für und wieder abzuwägen.

Offline proton01

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6570 am: 03. November 2016, 07:13:39 »
Beim Tanken einer Rakete ist die Referenz das Volumen.
Wo ist das denn so festgelegt ?  Bei der Leistung als spez. Impuls geht die Treibstoffmasse ein, völlig unabhängig vom Volumen. Und der Isp ergibt sich aus der chemischen Energie, die aus der Masse beider Treibstoffe freigesetzt werden kann.

Wenn vorher 1 Millionen Liter warmer Sprit reingepasst haben bis die Rakete voll war, dann passen nachher auch 1 Millionen Liter kalter Sprit rein bis sie voll ist.

Nein!
Wenn warm das Volumen 1 Mio Liter ist, dann ist das Volumen der kalten Tanks kleiner, da sich die Struktur durch Abkühlen zusammen zieht. Das kann man rechnen.

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Offline Terminus

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6571 am: 03. November 2016, 07:17:55 »
Jetzt kommt eine kleine Firma, die es erst seit 15 Jahren gibt ...

Wobei bei dieser Firma ja nicht ausschließlich junge Leute arbeiten, die vor 15 Jahren bei Null gestartet sind :) . Es werden schon einige von denen dabei sein, die zuvor genau jene jahrzehntelange Erfahrung bei der NASA erarbeitet haben. Beziehungsweise es findet eh ein Erfahrungsaustausch statt. Aber es fällt schon auf, dass SpaceX es jetzt unbedingt anders herum machen will. Geben sie denn wenigstens gute Gründe dafür an?

Und wie ist es eigentlich, sind diese Pläne gerade erst verkündet worden und werden sofort kritisiert, oder sind sie schon länger bekannt und regt sich erst seit dem Unfall von 9/1 Kritik?

Zitat
Aber wir hier im Forum sind gewiss nicht kompetent genug, um das für und wieder abzuwägen.

Eben.
« Letzte Änderung: 03. November 2016, 20:54:54 von Terminus »

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Offline Klakow

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6572 am: 03. November 2016, 09:09:49 »
Vermutlich hat EM damals einen der besten Triebwerksentwickler den es derzeitig angestellt den es gibt, ihm sehr viel Spielraum gelassen und in Anbetracht des verfügbaren Geldes das beste Konzept mit Merlin & Kesrel aufgelegt das mit dem Geld machbar war. Auch wenn gewisse Leute davon Reden das dies auf einem alten Konzept beruht, zeigt sich doch heute anhand der gesamten F9 Konstruktion das dies eine sehr gute Entscheidung war.
SpaceX hat sicher gute Gründe es so machen zu wollen wie sie es sagen, die Unterstellung das ein anderes Konzept weil es nicht dem bewährten Standard folgt ist, meiner Meinung nach ziemlich Arrogant wenn die Hintergründe für diese Entscheidungsprozesse nicht öffentlich zugänglich sind.
Eigentlich steckt hier was anderes drin, die Angst neues zu versuchen weil hiermit unbekanntes Land betreten werden muss. Das ist zwar nicht unbedingt feige, ist aber das typische denken von Verwaltern.
Zum Glück gibt es EM der sich kaum dazu bereit ist auf solche Bedenkenträger Rücksicht zu nehmen, wenn es anders wäre, wäre SpaceX heute tot.

NotTheAndroidYouSearching

  • Gast
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6573 am: 03. November 2016, 09:49:41 »
Natürlich nicht, kann ja nichts sein, das die Bösen mal die Guten sind. Theoretisch hast du ja Recht, SpaceX hat nie direkt mit dem Finger auf die ULA gezeigt. Aber diverse Andeutungen, verbunden mit dem Wunsch, sich das Dach eines ULA-Gebäudes anzusehen, da wusste jeder sofort, wer gemeint ist. Das sollte sich SpaceX für das nächste mal merken: Bevor man laut Sabotage ruft, sollte man sich sicher sein, das nicht die eigene Unzulänglichkeit für die Explosion verantwortlich ist.

SpaceX darf wohl allen Theorien nachgehen, was die Presse daraus macht ist die Sache von dieser. Soweit ich weiß war auch nicht SpaceX welche die Informationen veröffentlicht hatten das sie auf das Dach der ULA wollten.

Du machst daraus "SpaceX ruft Sabotage", damit bist du nicht besser wie die BILD-Zeitung, die macht aus irgendwelchen Informationen auch eine Story welche nichts mit der Realität zu tun hat.

GalacticTraveler

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #6574 am: 03. November 2016, 10:58:29 »
Dem meisten Deines Posts stimme ich zu, bis auf diesen völlig missratenen Rückfall in alte Zeiten... Ich dachte das hätten wir überstanden, da sich Deine Posts trotz aller immer durchklingender Kritik eigentlich deutlich sachlicher geworden waren. Ob nun SpaceNix oder SpassX ist da eigentlich auch egal. Bedauerlich, für's Niveau und überhaupt.

Entschuldigung, irgendwie konnte ich mir die Polemik in diesem Fall nicht verkneifen.

Mir ging es um folgendes: Die NASA hat seit den 60ern sehr viel Erfahrung mit bemannten Flügen. Sie haben sehr genaue Vorstellungen, was sicher ist und was nicht. Das hat man international in Jahrzehnten erarbeitet, das man die Crew erst nach dem Betanken einsteigen lässt. Bei 135 Starts des Shuttles gab es dabei keine Probleme. Jetzt kommt eine kleine Firma, die es erst seit 15 Jahren gibt und die noch nie einen bemannten Flug gestartet haben und wollen es anders machen. Gut, darüber kann man diskutieren. Aber der NASA quasi vorzuwerfen, sie wären nur dagegen, weil SpaceX anders vorgeht, ist in meinen Augen schon etwas vermessen. Ich bin bestimmt nicht mit allen Entscheidungen der NASA einverstanden, aber ich sehe den Grund dafür. Beim Betanken kann vermutlich besonders am Anfang das meiste schiefgehen. Da macht es schon Sinn, die Crew erst einsteigen zu lassen, wenn die Rakete betankt ist. Auf der anderen Seite hat auch das Vorgehen von SpaceX etwas für sich. Aber wir hier im Forum sind gewiss nicht kompetent genug, um das für und wieder abzuwägen.

Ich sehe es ähnlich, wobei man grundsätzlich immer im Hinterkopf haben sollte, dass auch Neues manchmal gut sein kann. Es ist ein ziemlich blödes Problem, wenn man sich (potenziell gute!) Argumente für Neues selbst kaputt macht, indem man seine Reputation durch solche Pleiten wie das Tankdesaster in die Tonne tritt. Einerseits sind solche Diskussionen dann wichtig, aber auf der anderen Seite darf man sich davon auch nicht voreingenommen beeinflussen lassen (im Sinne von... weil da Mist gebaut wurde, wird von vornherein alles in Frage gestellt bzw. abgelehnt). Ich denke es ist wichtig da jetzt die richtige Balance zu finden.