Bernd Leitenberger hat im heutigen Blog einige interessante Zahlen: Die reinen Herstellungskosten (Selbstkosten ohne Gewinn) der beiden Falcon 9 Träger, die 2010 gestartet sind, lagen bei knapp 72 Mio Dollar pro Stück. Rechnet man die Startkosten dazu, so liegt die Falcon 9 aktuell, was die Gesamtkosten betrifft, auf dem Level einer Delta 2H (bei gleicher Nutzlast) und sogar (auf die Tonne Nutzlast bezogen) über den Startkosten einer Atlas V 401 (wenn man die Nutzlast der Falcon 9 im aktuellen Design mit 7 t ansetzt). Dabei sind die Delta 2 und die Atlas V aber eingeführte und bewährte Träger, die ihre Zuverlässigkeit schon vielfach nachgewiesen haben, während die Falcon 9 bisher gerade mal 2 Flüge absolviert hat. Soviel zum Thema billig.
Ich sehe da ziemlich schwarz für die ISS Flüge. Immerhin hat SpaceX einen recht konkurrenzlosen Preis für die Flüge geboten, ca. 130 Mio Dollar pro Flug. Wenn jetzt schon die Trägerrakete mit Start ca. 90 Mio Dollar kostet, so bleiben dann gerade mal noch 40 Mio Dollar für den Bau, alle Tests und die Flugvorbereitungen der Dragon. Jetzt sollte auch jedem klar werden, warum SpaceX so viel Druck gemacht hat, um die beiden noch ausstehenden ISS - Qualifikationsflüge zusammenlegen zu können. Es ist kaum anzunehmen, dass SpaceX an diesen Flügen überhaupt etwas verdient.
Sollte man die Herstellungskosten nicht deutlich senken können, so stehen damit auch alle Verträge für kommerzielle Flüge auf der Kippe, denn diese enthalten vermutlich einen Festpreis und eine Ausstiegsklausel, wenn der Preis überschritten wird. Ich glaube kaum, dass irgendjemand bei SpaceX eine Falcon 9 gebucht hätte, wenn er zum gleichen Preis eine Delta 2 bekommen hätte, also dürfte SpaceX die Falcon 9 deutlich günstiger angeboten haben.
Ich muss zugeben, dass ich das Geschäftsmodel von SpaceX schon immer sehr kritisch gesehen habe, aber wenn die Zahlen stimmen (und daran habe ich eigentlich keinen Zweifel) dann steht SpaceX tatsächlich sprichwörtlich das Wasser bis zum Hals.