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United Launch Alliance / ULA

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Führerschein

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #150 am: 05. Mai 2014, 14:35:47 »

Aber wieso denn? Die USA sind das Land der Klagen, dort klagt jeder gegen jeden, sogar wegen zu heißem Kaffee. Außerdem ist das DoD selber schuld, der Blockkauf hat recht klar gegen die Anweisung verstoßen, aggressiv neue Anbieter zu nutzen. Ich könnte mir sogar vorstellen, daß die für diesen Vertrag verantwortlichen Entscheidungsträger jetzt unten durch sind.

Der Entscheidungsträger hat das Rentenalter für Militärangehörige erreicht und ist draußen. Der Blockkauf war seine letzte Aktion. Wegen seiner Tätigkeit kann er aus rechtlichen Gründen nicht bei ULA angestellt werden, aber z.B. bei Boeing.

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #151 am: 05. Mai 2014, 14:48:28 »
Der Entscheidungsträger hat das Rentenalter für Militärangehörige erreicht und ist draußen. Der Blockkauf war seine letzte Aktion. Wegen seiner Tätigkeit kann er aus rechtlichen Gründen nicht bei ULA angestellt werden, aber z.B. bei Boeing.

Na das gibt dem Ganzen noch mehr Beigeschmack. Man hat offenbar von vorneherein damit gerechnet, daß es massiven Ärger geben wird.
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

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Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

tobi

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #152 am: 05. Mai 2014, 15:16:32 »
Ich bin gespannt, was jetzt passiert. Bestimmt merkt man erst jetzt im Weißen Haus, dass man sich mit den Sanktionen gegen Rogozin selbst ins Knie geschossen hat. Das ist nämlich ein echtes Dilemma für Obama, die Republikaner warten nur darauf, dass er einen Fehler macht.

Wenn er dem Import von russischer Technik fürs Militär zustimmt, wird er für die lasche Gangart gegenüber Russland kritisiert werden und wenn er den Import verweigert, dann gefährdert er die nationale Sicherheit.

Obama kann nur verlieren. Deshalb vermute ich, es wird erstmal nichts passieren und man "bearbeitet" die Anfrage erstmal eine Weile (so wie bei Exporten von ITAR Teilen nach China). Dadurch bleibt die Verfügung erstmal bestehen.

Führerschein

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #153 am: 05. Mai 2014, 16:08:02 »
Die Auswirkungen ziehen immer weitere Kreise. Für das manrating von Atlas V brauchen sie russische Mitarbeit, die liegt jetzt auch auf Eis. Also keine Träger für Boeings CST-100 und Dream Chaser. Sie müßten auf Falcon 9 wechseln. Mit den Triebwerken, die auf Lager sind, geht es nicht.

Ich wiederhole es, sie haben einfach überzogen. Mit dem Blockkauf an sich hätte Elon Musk mit in der Tasche geballten Fäusten noch leben können. Aber als jetzt klar wurde, daß man auch den größten Teil der übriggebliebenen Flüge, auf die er sich noch hätte bewerben können, durch die Hintertür auch in den Blockkauf einbezieht, war das einfach zu viel.

Die Situation mit den Sanktionen hilft ihm dabei. Wenn die Regierung die Sanktionen für diesen Fall zurückzieht, sieht sie ganz blaß aus. Wenn nicht, ist man bei der NASA und dem Militär völlig auf Falcon 9 und Falcon Heavy angewiesen. Dann findet sich auch eine Auslegung der Anforderungen, die eine schnelle Zertifizierung der Falcon Heavy ermöglicht.

ULA hat gerade noch argumentiert, wenn sie weniger Aufträge kriegen, gehen ihre Subkontraktoren pleite (was bedeutet, sie können gar nicht mehr liefern). Ob das gut ankommt? Praktisch argumentieren, Ihr müßt uns alles geben, auf Dauer, egal wieviel mehr wir verlangen. Sonst habt Ihr nur noch SpaceX als Anbieter.

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #154 am: 05. Mai 2014, 16:34:26 »
Die Auswirkungen ziehen immer weitere Kreise.

Ja. SpaceX kann eigentlich nur gewinnen.

Zitat
ULA hat gerade noch argumentiert, wenn sie weniger Aufträge kriegen, gehen ihre Subkontraktoren pleite (was bedeutet, sie können gar nicht mehr liefern). Ob das gut ankommt? Praktisch argumentieren, Ihr müßt uns alles geben, auf Dauer, egal wieviel mehr wir verlangen. Sonst habt Ihr nur noch SpaceX als Anbieter.

Mit der Argumentation vergessen sie aber völlig einen neuen großen Mitspieler, Orbital ATK. Wenn die einen etwas stärkeren Träger bauen (Antares Heavy mit drei Startstufen?) wären wieder zwei und diesmal sogar völlig unabhängige Träger/Anbieter vorhanden. Damit wäre man auf die ULA gar nicht mehr angewiesen. Tja, so funktioniert Marktwirtschaft.  ;D

Edit: Tippfehler
« Letzte Änderung: 05. Mai 2014, 17:56:45 von Major Tom »
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

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tobi

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #155 am: 05. Mai 2014, 17:03:43 »
SpaceX legt nochmal nach:
Zitat
SpaceX to court of Fed Claims: USAF/ULA should be forced to certify that monies paid to ULA don't end up in Russian hands.
https://twitter.com/pbdes/status/463291153002274816

SpaceX fordert das Gericht auf zu verfügen, dass ULA und USAF beweisen sollen, dass gezahltes Geld nicht mehr in russischen Händen landet.

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Offline Schillrich

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #156 am: 05. Mai 2014, 17:22:59 »
Das alberne/unschöne ist: hier werden politische Sanktionen quasi von den Betriebswirten gehijacked, um Kapital daraus zu schlagen. Was die beiden Firmen untereinander ausfechten, und wie, hat mit den eigentlichen Intentionen der Sanktionen nichts zu tun. Die Beteiligten schauen wohl kaum auf die Ukraine, sondern sehen einen Hebel, um beim Konkurrenten "durchzulangen".
\\   //    Grüße
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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #157 am: 05. Mai 2014, 20:01:47 »
Die Situation mit den Sanktionen hilft ihm dabei. Wenn die Regierung die Sanktionen für diesen Fall zurückzieht, sieht sie ganz blaß aus. Wenn nicht, ist man bei der NASA und dem Militär völlig auf Falcon 9 und Falcon Heavy angewiesen. Dann findet sich auch eine Auslegung der Anforderungen, die eine schnelle Zertifizierung der Falcon Heavy ermöglicht.

ULA hat gerade noch argumentiert, wenn sie weniger Aufträge kriegen, gehen ihre Subkontraktoren pleite (was bedeutet, sie können gar nicht mehr liefern). Ob das gut ankommt? Praktisch argumentieren, Ihr müßt uns alles geben, auf Dauer, egal wieviel mehr wir verlangen. Sonst habt Ihr nur noch SpaceX als Anbieter.

Tja, das Risiko besteht durchaus, das ULA die Lust verliert und sich aus dem Markt zurückzieht. Das möchte im DoD sicher keiner erleben, das man SpaceX auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. OSC/ATK ist da erst mal keine Hilfe, zum einen dauert es Jahre, ehe die einen neuen Träger entwickelt haben, zum anderen dürfte dieser dann auch nicht unbedingt billig sein (siehe Kosten der Antares). Dazu kommt die mangelnde Zuverlässigkeit, mit der OSC gelegentlich zu kämpfen hat (Taurus). Auf der anderen Seite hat ULA mit der Delta 4 noch ein weiteres Eisen im Feuer. Auch die Delta 4 hat bei aktuell 25 Flügen noch keinen Fehlstart gehabt und ist zudem deutlich erprobter als die Falcon 9. ULA kann recht schnell gegenhalten, in dem man in den nächsten Jahren die Fertigungsraten der Delta deutlich hochfährt und alles was geht auf der Delta fliegen lässt. Selbst ein bemannter Einsatz der Delta wäre durchaus möglich.

Ich bin mir ziemlich sicher, wenn die Verfügung nicht gekippt wird, dann beginnt die Fertigung des RD-180 in den USA viel schneller, als das alle erwarten. Man könnte sicher das RD-180 auch anders beschaffen, zb über eine neue Gesellschaft in einem neutralem Land, aber das ändert an den Hauptproblemen nichts. Selbst wenn ULA die Triebwerke wieder kaufen darf, weiß keiner, ob hier nicht auch Putin nicht etwas dagegen hat. Zudem dürften die Preise auch bei russischer Fertigung in Zukunft stark steigen. Wenn 20 Triebwerke gelagert sind, dann bekommt ULA nur noch max 25 - 30 Stück aus dem aktuellen Vertrag, danach muss neu verhandelt werden. ULA wird hier nicht unbedingt ein Risiko eingehen. Will man weiter im Geschäft bleiben, kommt man langfristig um die Fertigung des RD-180 in den USA nicht herum.

Führerschein

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #158 am: 05. Mai 2014, 20:27:47 »
Vor Allem wird ULA ihre Preisvorstellung deutlich korrigieren müssen. Selbst unter dem Aspekt gesicherter Zugang und zwei Anbieter können sie nicht auf die Dauer den vierfachen Preis rechtfertigen. Dabei ist die Delta noch teurer als die Atlas.

Der Preis im Blockkauf ist etwa das dreifache von SpaceX. Dazu kommt noch eine Milliarde Dollar, die sie zusätzlich bekommen, "für gesicherten Zugang".

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Offline MX87

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #159 am: 05. Mai 2014, 20:30:01 »
Eine Frage bei der Fertigung des RD-180 in den USA ist doch, ob diese Triebwerke unterm Strich genauso gut sein werden, wie die aus russischer Produktion. Qualität und Zuverlässigkeit wird das RD-180 "Made in USA" noch zeigen müssen. Bei einer komplett neuen Fertigungslinie in einem anderen Unternehmen sind das Dinge die auf keinen Fall unterschätzt werden dürfen. Nur die Pläne des Triebwerks zu haben reicht nicht.
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

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Offline KSC

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #160 am: 05. Mai 2014, 20:34:51 »
Das möchte im DoD sicher keiner erleben, das man SpaceX auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.
Nein, dazu werden sie es nicht kommen lassen.
Man hat ja mit nur einen einzigen Trägeroption damals ein regelrechtes Trauma erlebt, als auch für unbemannte Flüge die „Shuttle only“ Strategie galt.  Nach dem Challenger Unfall ist man dann eine Weile ohne Startmöglichkeit für schwere militärische Nutzlasten da gestanden. Das wird man nicht noch einmal riskieren.

Gruß,
KSC

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #161 am: 05. Mai 2014, 20:54:03 »
Das Problem, nur einen Träger zu haben, sehe ich ohnehin nicht. Derzeit gibt es Delta und Atlas. Wenn in ein paar Jahren die Atlas ausläuft (ich rechne damit) gibt es als Ersatz die Falcon 9/Heavy. Möglicherweise kommt in absehbarer Zeit noch ein System von Orbital ATK dazu. Die Antares bekommt sowieso eine neue Startstufe, da sollte eine Heavyvariante mit drei Cores ein überschaubarer Mehraufwand sein - und DoD-Aufträge sind eine sehr gute und sichere Einnahmequelle.
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tobi

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #162 am: 05. Mai 2014, 21:05:52 »
Die modifizierte Antares braucht auch drei Qualifikationsflüge. Die müsste Orbital selbst bezahlen oder die ISS Flüge könnten auch zählen, wenn die modifizierte Antares bis dahin fertig ist. Die aktuelle Antares ist nicht im notwendigen Nutzlastbereich um gefährlich zu werden und die Delta ist zu teuer.

In jedem Fall läuft die Klage von Musk derzeit besser als er je zu hoffen gewagt hätte. Die einstweilige Verfügung hat die Atlas quasi lahmgelegt. Solange die Verfügung aktiv ist, gibt es nur reduzierte Militärflüge und keine kommerziellen oder bemannten Flüge mit der Atlas. Das weiße Haus hat sich extra versichern lassen, dass Zahlungen der USAF an die ULA nicht betroffen sind und damit hat man ja erstmal ein paar Jahre Bedenkzeit. Und Musk bekommt weitere Schützenhilfe von Putin am 9. Mai (siehe Topmeldung SpOn). Das RD-180 Importverbot dürfte da erstmal bestand haben. Schwäche gegenüber Russland kann sich Obama gerade nicht leisten.

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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #163 am: 05. Mai 2014, 21:29:49 »
Vor Allem wird ULA ihre Preisvorstellung deutlich korrigieren müssen. Selbst unter dem Aspekt gesicherter Zugang und zwei Anbieter können sie nicht auf die Dauer den vierfachen Preis rechtfertigen. Dabei ist die Delta noch teurer als die Atlas.

Der Preis im Blockkauf ist etwa das dreifache von SpaceX. Dazu kommt noch eine Milliarde Dollar, die sie zusätzlich bekommen, "für gesicherten Zugang".

Qualität kostet halt. Wer billig kauft, kauft zwei Mal. ULA muss aktuell noch gar nichts beweisen. Ihre Träger fliegen seit Jahren zuverlässig und sogar weitgehend pünktlich. SpaceX ist hier in der Beweispflicht. Zum einen müssen sie nachweisen, das die Falcon zuverlässig ist. Der Wechsel von v1.0 zu v1.1 war da nicht unbedingt positiv, da recht große Änderungen. Allerdings hat auch die v1.1 ihre grundsätzliche Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt. Aber ihre Nutzlast ist für viele Missionen des DoD einfach zu klein. Hier würde dann die Falcon Heavy ins Spiel kommen, aber dort ist noch ein großes Fragezeichen: Wann erfolgt der erste Start (Anfang 2015 halte ich für unmöglich, wenn man von LC-39 starten will) zudem ist die Frage nach der Zuverlässigkeit (27 Triebwerke, die gleichzeitig arbeiten) und auch nach dem Preis. Das gilt auch für die Falcon 9. Kann SpaceX die versprochenen Preise wirklich halten? Ich persönlich halte die aktuellen Preise für Makulatur: Die Falcon 9 dürfte langfristig für Regierungsmissionen nicht unter 100 Mio Dollar kosten, die Falcon Heavy nicht unter 250 Mio Dollar. Egal was SpaceX sagt...

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Offline MX87

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #164 am: 05. Mai 2014, 21:35:45 »
Eine Spekulation meinerseits:
Mit dem Zusammenschluss von Orbital und ATK gibt es nun ein weiteres Unternehmen, dass sehr viele Bereiche unter einem Dach vereint. Orbital ist groß beim Satellitenbau und ATK bei (größeren) Feststoffraketen. Ich halte es für möglich, dass man diese und andere Bereiche hochgradig nutzen möchte. Ich vermute, dass Orbital ATK bald eine größere Rakete ankündigen. Diese könnte entweder neu sein oder auf der Antares basieren. Aber lassen wir mal die technische Abstammung erstmal außen vor. Jedenfalls vermute ich, dass diese Rakete neben dem Befördern von Cygnus zur ISS auch - in einer größeren Version - auf den Markt schielt um den sich gerade ULA und SpaceX bekriegen.

Mitunter sah man in den Medien die Fusion von Orbital und ATK ja auch als eine Reaktion auf den rasanten Aufstieg von SpaceX. Gut möglich, dass sie nun auch dem diesem DoD-Markt Lunte riechen und expandieren wollen. So wie die Klage gerade läuft und mit den politischen Rahmenbedingungen stehen die Chancen für SpaceX schon einmal gut. Wenn jetzt Orbital ATK noch eine neue Rakete vorstellen die in der Bereich von Atlas, Delta und Falcon 9 reicht, dann dürfte eine Bewerbung um DoD-Starts nur eine Frage der Zeit sein.

In diesem Fall dürfte sich ULA wohl ausschließlich auf seinen politischen Rückhalt verlassen müssen. Nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten sind die mit der 1 Mrd. "Bereitstellungsgarantie" nicht konkurrenzfähig, weder gegen SpaceX noch eines vermutlichen Orbital ATK Angebots. Diese marktwirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit dürfte auch das Pentagon interessieren, immerhin muss auch das amerikanische Militär derzeit sparen....
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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #165 am: 06. Mai 2014, 00:44:56 »
Das grundsätzliche Problem sind die Kosten. Wenn man sich überlegt, das die Antares zwei über 30 Jahre alte russische Triebwerke nutzt und ihre 1. Stufe in der Ukraine gebaut wird, dann fragt man sich schon, warum sie mit ca 100 Mio Dollar trotzdem so teuer ist. Ihre Nutzlast ist zudem recht klein, ungefähr im Bereich der Delta 2. Wenn man rein Dollar je Kilo Nutzlast rechnet, schneidet da sogar die Atlas 5 sogar besser ab, trotz der hohen Kosten.

Für mich ist die Frage daher: Schafft es OSC/ATK, einen Träger zu entwickeln, der sowohl technisch als auch Nutzlastmäßig überhaupt konkurrenzfähig ist? Sicher, mit Feststoff kann man viel machen, aber ohne hochenergetische, flüssige Oberstufe muss ein reiner Feststoffträger mindestens dreistufig sein und erreicht zudem wegen der feststehenden Leistung der festen Oberstufe nur einen sehr ungenauen Orbit. Bei einem Transporter zur ISS mag das nicht ins Gewicht fallen (der muss eh manövrieren), aber bei normalen Sat-Starts sieht das aber anders aus.

Zudem dauert Entwicklung und Qualifikation. Ich weiß nicht, was OSC/ATK vorhaben, aber wenn man wirklich Starts für das DoD absolvieren will, dann haben sie da zunächst keine gute Position. Sie sind weder so billig wie SpaceX noch so gut eingeführt wie ULA.

Auch SpaceX muss die Zuverlässigkeit der Falcon Heavy erst mal nachweisen. Dazu muss sie aber erst mal starten. Aktuell bringt SpaceX die Planungen des DoD massiv durcheinander, ohne aber selbst alle Nutzlasten starten zu können. Sollte sich die Falcon Heavy deutlich verspäten (meine Vermutung wegen LC-39) oder beim ersten Start etwas schief gehen oder schlimmstenfalls sich das ganze Konzept wegen der 27 Triebwerke als nicht durchführbar erweisen, dann hat SpaceX ein ziemliches Problem. Man kann über ULA sagen was man will, aber deren Träger fliegen. Sie geben auch keine vollkommen unrealistischen Nutzlasten an, wie SpaceX für die Falcon 9 v1.0.

Mal sehen, wie es weitergeht. Ich kann mir durchaus vorstellen, das ULA und DoD gemeinsam nach einer Lösung für das Problem suchen, denn das mit der Atlas 5 der wichtigste Träger des DoD aktuell fast lahmgelegt ist, passt dem DoD sicher überhaupt nicht. Noch zudem lahmgelegt von einer Firma, bei der der Anspruch zwischen Schein und Sein sehr groß ist. Grundsätzlich ist das bei SpaceX ja nichts neues, gegen den Start von LADEE hat man ja auch Beschwerde eingelegt, obwohl man selbst keinen geeigneten Träger hatte.

Führerschein

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #166 am: 06. Mai 2014, 06:58:51 »
Dem gelöschten Teil stimme ich weitgehend zu. Die etablierten haben aber alle das Problem, daß sie ausgehend von bestehenden Kompetenzen entwickeln müssen. Das setzt sie in einen heute entscheidenden Nachteil. Sie werden so nicht länger mit von Grund auf neu konzipierten Systemen konkurrieren können.

Auch SpaceX muss die Zuverlässigkeit der Falcon Heavy erst mal nachweisen. Dazu muss sie aber erst mal starten. Aktuell bringt SpaceX die Planungen des DoD massiv durcheinander, ohne aber selbst alle Nutzlasten starten zu können. Sollte sich die Falcon Heavy deutlich verspäten (meine Vermutung wegen LC-39) oder beim ersten Start etwas schief gehen oder schlimmstenfalls sich das ganze Konzept wegen der 27 Triebwerke als nicht durchführbar erweisen, dann hat SpaceX ein ziemliches Problem.

Wenn SpaceX Pad 39A nicht rechtzeitig fertigstellen kann, was durchaus möglich ist, dann werden sie den Test nach Vandenberg zurückverlegen. Sie können sich jetzt weniger als je zuvor unnötige Verzögerungen leisten. Möglich ist auch, daß sich noch technische Verzögerungen ergeben. Aber daß das Konzept scheitert, halte ich für ausgeschlossen. Alle Komponenten haben sich schon im Flug bewährt. Da auch die Produktionsverzögerungen jetzt offenbar behoben sind, ist es realistisch, daß FH bis Mitte des nächsten Jahres fliegt. Danach ist es nur noch eine Frage von Aufträgen und politischem Willen, sie zu qualifizieren. FH kann also bereit sein, lange bevor die Triebwerke für Atlas V verbraucht sind.
Mal vorausgesetzt, daß ULA die Probleme mit den Ersatzteilen aus Russland lösen kann. Wenn nicht, dürfte ULA bei sehr vielen unten durch sein. Sie hätten dann seit langem bei vielen Gelegenheiten gelogen. Die Verantwortung für das Desaster läge ausschließlich bei ULA.

Man kann über ULA sagen was man will, aber deren Träger fliegen. Sie geben auch keine vollkommen unrealistischen Nutzlasten an, wie SpaceX für die Falcon 9 v1.0.

Kein Kommentar, das hatten wir oft genug. Daß die ULA-Träger zuverlässig fliegen, stimmt allerdings.

Mal sehen, wie es weitergeht. Ich kann mir durchaus vorstellen, das ULA und DoD gemeinsam nach einer Lösung für das Problem suchen, denn das mit der Atlas 5 der wichtigste Träger des DoD aktuell fast lahmgelegt ist, passt dem DoD sicher überhaupt nicht.

Hier muß ich ganz energisch widersprechen. Atlas V ist durch die Politik des Präsidenten lahmgelegt, SpaceX ist nur der Auslöser. Und sie ist auch nicht wirklich lahmgelegt, dafür gibt es die strategische Reserve an Triebwerken, für die das DoD extrem teuer bezahlt. Falls ULA trotzdem nicht fähig ist, damit noch zwei oder mehr Jahre zu starten, ist es ausschließlich die Verantwortung von ULA. Sie werden dann sehr viel zu erklären haben.

tobi

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #167 am: 06. Mai 2014, 09:10:19 »
Zitat
SpaceX v.USAF/ULA -- ULA to Fed Claims Court: We've stopped paying Russia RD-180 engine buyer RD Amross in compliance w/ court injunction.
https://twitter.com/pbdes/status/463573592148815872

ULA bestätigt, dass alle Zahlungen an RD Amross eingestellt worden sind.

tobi

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #168 am: 06. Mai 2014, 09:25:02 »
Bei BreakingDefence sieht man den Kampf ULA vs SpaceX bereits vergleichbar mit Boeing vs. Northrop Grumman/Airbus bei dem Tankerstreik, der letzten Endes von Boeing gewonnen wurde. Man munkelt, das könnte an den "ausländischen" Teilen (aka Airbus) bei Northrop Grumman gelegen haben... ::) Welche Lehre zieht man daraus für ULA vs. SpaceX?
http://breakingdefense.com/2014/05/ula-spacex-rumble-shaping-up-to-rival-tanker-wars/

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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #169 am: 06. Mai 2014, 13:02:51 »
Bei ULA wird man die Lehre ziehen, das man schnellstens eine eigene Fertigung des RD-180 braucht. Vielleicht lässt man sich noch etwas einfallen, wie man kurzfristig an weitere RD-180 kommt (zb über einen Zwischenhändler), aber langfristig führt nichts an einer eigenen Fertigung vorbei. Auch preislich ist Russland bei weitem nicht mehr so interessant, das es sich finanziell lohnt, die Risiken einer Fertigung in Russland weiter einzugehen. Ich glaube auch nicht, das der Aufbau einer US-Fertigung des RD-180 wirklich 5 Jahre dauern soll. Man hat die Pläne und auch Beispiel-Triebwerke, damit sollte das nicht so kompliziert sein. Vielleicht wirbt man ja auch in Russland noch ein paar Ingenieure des Herstellers an, die das nötige Zusatzwissen mitbringen.

Kurzfristig kann auch die Delta 4 diverse Nutzlasten übernehmen. Die ist zwar aktuell teurer als die Atlas, aber das liegt auch nur an der geringen Startrate (3 - 4 Starts im Jahr). Bekommt die Delta 4 mehr Starts, so dürfte die Preise recht schnell auf das Level der Atlas runter gehen. Gegen die Delta 4 kann SpaceX nicht viel machen, da diese weitgehend in den USA gefertigt wird (bis auf einige Kleinteile wie Düsenverlängerung und Nutzlastverkleidung). Theoretisch sollte ULA den Blockkauf des DoD auch mit der Delta 4 als Hauptträger ohne größere Probleme abwickeln können.

Offline Ruhri

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #170 am: 06. Mai 2014, 13:25:36 »
[...]

Vielleicht wirbt man ja auch in Russland noch ein paar Ingenieure des Herstellers an, die das nötige Zusatzwissen mitbringen.

[...]

In der Zeitung war vor einigen Tagen zu lesen, dass die Wirtschaftsleistung Russland bereit das zweite Quartal in Folge gesunken ist. Das ist die von Ökonomen genutzte Definition für "Rezession". Vermutlich hat diese Rezession noch keine Auswirkungen auf die relativ gut bezahlten Ingenieure in der Raumfahrtindustrie, aber das mag sich noch ändern. Der eine oder andere würde spätestestens dann auch mit einem Job in den USA liebäugeln.
« Letzte Änderung: 06. Mai 2014, 15:06:10 von Ruhri »

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #171 am: 06. Mai 2014, 14:22:19 »
Bei ULA wird man die Lehre ziehen, das man schnellstens eine eigene Fertigung des RD-180 braucht. Vielleicht lässt man sich noch etwas einfallen, wie man kurzfristig an weitere RD-180 kommt (zb über einen Zwischenhändler), aber langfristig führt nichts an einer eigenen Fertigung vorbei.

Eigene Fertigung wäre viel teurer. Der Aufbau der nötigen Fabrikanlagen dauert, es würden wohl Jahre vergehen, bis das erste Triebwerk vom Band rollt.
Kauf über andere Quellen ist nicht drin. Egal wie sie es anstellen, das Geld landet am Ende wieder beim Hersteller.
Meiner Ansicht nach ist die Atlas ein Auslaufmodell.
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #172 am: 06. Mai 2014, 14:45:15 »
Eigene Fertigung wäre viel teurer. Der Aufbau der nötigen Fabrikanlagen dauert, es würden wohl Jahre vergehen, bis das erste Triebwerk vom Band rollt.
Kauf über andere Quellen ist nicht drin. Egal wie sie es anstellen, das Geld landet am Ende wieder beim Hersteller.
Meiner Ansicht nach ist die Atlas ein Auslaufmodell.

Weder ULA noch NASA oder DoD werden ein Interesse daran haben, die Atlas einzustellen. Die Delta 4 kann nicht alle Nutzlasten starten, man müsste entweder auf die Heavy ausweichen oder die Medium weiterentwickeln. Beides dürfte auch nicht billig werden. Egal wie man es dreht und wendet, eine Produktion des RD-180 in den USA ist wohl die beste Lösung. Selbst wenn es die aktuelle politische Krise nicht geben würde, nach dem Ablauf des aktuellen Vertrages mit Energomash würden die Kosten des RD-180 auch bei den in Russland gefertigten Triebwerken stark ansteigen. Dazu kommen die politischen Unsicherheiten. Die Kosten für die Produktionsaufnahme in den USA fallen da kaum noch ins Gewicht.

SpaceX soll zudem beten, das ULA nicht gegen den Weiterbetrieb der ISS und den Kauf von Plätzen in der Sojus klagt. Am Ende ist das ja auch nichts anderes: Das RD-180 darf nicht mehr importiert werden, aber Sojusplätze dürfen weiter gekauft werden und die ISS zusammen mit den Russen weiter betrieben werden? Ist irgendwie mit zweierlei Maß gemessen. Klagt ULA dagegen und finden sie einen passenden Richter, könnte es auch ganz schnell passieren, das per EV auch der Kauf von Sojusplätzen und der weitere Betrieb der ISS insgesamt eingestellt werden muss. Das würde dann auch bedeuten, keine weiteren Dragon-Flüge mehr zur ISS. Da die NASA nur bei Erfolg zahlt, wäre das ein sehr heftiger Schlag gegen SpaceX, aber durchaus die passende Antwort.

Offline Ruhri

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  • 4042
Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #173 am: 06. Mai 2014, 15:09:35 »
Damit würden sich die ULA und ihre Muttergesellschaften aber mächtig in die eigenen Knie schießen, und gerade Boeing möcht doch noch Geld von der NASA bekommen, um den ISS-Zubringer CST-100 zu bauen. (Lockheed Martin baut bekanntlich an Orion und will bestimmt auch die Regierung bzw. die NASA nicht verärgern.)

Vermutlich leiert man lieber nach einer entsprechenden gerichtlichen Entscheidung der NASA Geld aus dem Kreuz, um die Triebwerksproduktion hochzufahren.

Führerschein

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #174 am: 06. Mai 2014, 15:20:53 »
SpaceX soll zudem beten, das ULA nicht gegen den Weiterbetrieb der ISS und den Kauf von Plätzen in der Sojus klagt. Am Ende ist das ja auch nichts anderes: Das RD-180 darf nicht mehr importiert werden, aber Sojusplätze dürfen weiter gekauft werden und die ISS zusammen mit den Russen weiter betrieben werden? Ist irgendwie mit zweierlei Maß gemessen. Klagt ULA dagegen und finden sie einen passenden Richter, könnte es auch ganz schnell passieren, das per EV auch der Kauf von Sojusplätzen und der weitere Betrieb der ISS insgesamt eingestellt werden muss. Das würde dann auch bedeuten, keine weiteren Dragon-Flüge mehr zur ISS. Da die NASA nur bei Erfolg zahlt, wäre das ein sehr heftiger Schlag gegen SpaceX, aber durchaus die passende Antwort.

 ::)

Das kannst du doch nicht ernst meinen. Die ISS ist ausdrücklich aus den Sanktionen ausgenommen.