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United Launch Alliance / ULA

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #125 am: 01. Januar 2014, 14:02:03 »
Also, was sollen solche Vergleiche? Ich jedenfalls bin froh, daß wir Europäer keine hunderte von Milliarden Euro pro Jahr für militärische Raumfahrt ausgeben!  ;)
@ Roger:
Der letzte Satz verwirrt mich etwas, gerade da ja jeder Weltraumenthusiast eigentlich wissen sollte, wo die aktuelle Raumfahrtentwicklung speziell in den USA ohne das Militär stehen würde.
Aus dem großen öffentlichen Interesse zu schließen faszinieren übrigens nicht nur mich Projekte wie die X-37 oder Chinas Arbeiten am mysteriösen Shenlong.....natürlich nur solange (illegal) keine aktiven Waffensysteme etwickelt und eingesetzt werden. Das dort gewonnene Know-How wird mit Sicherheit nicht nur von Boeing für nichtmilitärische Anwendungen genutzt.
Auch Chinas (mit seinen Soldaten-Taikonauten) stünde heute lange nicht da, wo es aktuell steht, wenn der Weltraum nicht zuletzt aus strategischer Sicht so wichtig wäre.
Unsere Bundeswehr schießt ja bekanntlich ebenfalls ab und an nicht gerade billige Satelliten in's All.... :)(siehe SARah-Auftrag für SpaceX) und in Europa betreiben wohl nicht nur wir in Deutschland Aufklärung. Ist das europäische Galileo-Netz letztlich nicht ebenfalls unter anderem für das Militär gedacht?
Was ich mit allem eigentlich nur untersreichen möchte, ist, dass auch in Europa "Unsummen" in militärische Weltraumaktivitäten fließen.
Von hunderten von Milliarden Euro auf amerikanischer Seite zu sprechen....während wie in Europa nichts tun, war da doch sicherlich als krasse Übetreibung gemeint... ;).

Sorry, ich weiß, extrem Off-topic, aber ich nehme damit ja auch lediglich Bezug zum vorhergehenden Post.

Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

pulsar

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #126 am: 02. Januar 2014, 17:25:49 »
Klar, bei zusammen 8 Starts für US-Militar-/Geheimdienste. Dazu 3 für NASA. Aber kein einziger Start, der auf dem kommerziellen Markt aquiriert wurde.

Naja, amerikanische Steuerzahler subsidiert Atlas V und Delta IV so das man wissenschaftliche Missionen und militärische Nutzlasten starten kann, die wicthig für die nationale Sicherheit sind. Europäische Steuerzahler subsidiert Ariane 5, so das man kommerzielle Telekommunikationsatelliten starten kann (obwohl man dieselbe Satelliten bei gleichem Preis auf Proton oder Falcon 9 starten könnte, so Sat-TV wird dadurch auch nicht billiger). Ist es wirklich besser?

GerdW

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #127 am: 02. Januar 2014, 17:38:56 »
Dabei war auch wieder ein neuer GPS-Satellit, der mir zusammen mit seinen Artgenossen fleißig den Weg zeigt.  ;)

Offline Gerry

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #128 am: 02. Januar 2014, 19:22:32 »
...da ja jeder Weltraumenthusiast eigentlich wissen sollte, wo die aktuelle Raumfahrtentwicklung speziell in den USA ohne das Militär stehen würde....

Sorry für OT, aber das kann ich nicht unkommentiert lassen. Ohne den starken Einfluss des Militärs und des dod wären damals die Saturnraketen und die Apollokapsel nicht eingestellt worden und vorallem wäre uns das Space Shuttle erspart geblieben, welches die bemannte Raumfahrt der NASA für ein halbes Jahrhundert auf den LEO beschränkt, uns als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme dafür eine in dieser Form völlig überteuerten Raumstation beschert hat und unbemannte wissenschaftliche Mission jahrzentelang extrem eingeschränkt hat.

Also ich sehe wenig postives was das Militär für die raumfahrt beigetragen hat.
Raumcon-Realist

GG

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #129 am: 02. Januar 2014, 20:51:51 »
... und die Raumfahrtvisionäre Ziolkowski, Oberth, Goddard, Valier, Koroljow usw. haben ihre Bemühungen auch nicht wegen der militärischen Verwendbarkeit angestellt. Sie träumten von Flügen zum Mond und zu den Planeten.

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Offline Rücksturz

  • Portal Redakteur
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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #130 am: 02. Januar 2014, 21:18:03 »
@Doc Hoshi
Zitat
da ja jeder Weltraumenthusiast eigentlich wissen sollte, wo die aktuelle Raumfahrtentwicklung speziell in den USA ohne das Militär stehen würde.

Da das jetzt total Off Topic wird poste ich meine Antwort unter "Raumfahrt, Ethik und Moral"
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=12123.45#lastPost

LG Rücksturz
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Führerschein

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #131 am: 10. Januar 2014, 08:39:07 »
"Falcon 9 v1.1 Appears on Fast Track To Qualify for Air Force Missions"
http://www.spacenews.com/article/military-space/39020falcon-9-v11-appears-on-fast-track-to-qualify-for-air-force-missions

Ich hole das mal hierher vom SpaceX Thread.

Wenn Falcon 9 zertifiziert ist und Aufträge bekommt, müßte das einige Konsequenzen haben. Z.B. ist ULA auch deshalb teuer, weil zwei verschiedene Raketentypen unterhalten werden müssen. Das ist eine Forderung des Militärs, das nicht von einem Typ abhängig sein will.

Mit Falcon 9 im Mix könnte man also theoretisch einen der beiden Träger von ULA wegfallen lassen. Bzw. man könnte die Förderung auslaufen lassen, die mit der Notwendigkeit von 2 Trägern begründet wird. Allerdings würde man dann einem der beiden Anbieter auf die Füße treten. Mal sehen, was wirklich passiert.


Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #132 am: 10. Januar 2014, 09:05:40 »
Ich denke sie müssen dann diese Förderung sogar auslaufen lassen, die sinkenden Budgets in der USA werden sicher entsprechende Vorschriften zur Sparsamkeit mit sich bringen.
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Offline MX87

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #133 am: 15. März 2014, 19:53:53 »
Ich post es mal hier, auch wenn es von Lockheed Martin direkt kommt und nicht von ULA. Es geht um die Atlas 5 und die Athena.

Lockheed Martin (LM) gibt seinen Kunden von nun an eine 100%ige Garantie auf Missionserfolg. Das ganze wird als “Refund Or Reflight” Programm bezeichnet. Das ganze gilt sowohl für die Atlas 5 als auch für die Athena. Im Grunde erfüllt das Programm den Zweck der Absicherung im Falle eines Misserfolgs, den die Kunden bisher über gesonderte Versicherungen realisiert haben. Die Versicherungen sind aber nicht billig, was damit unterm Strich einen Start für die Kunden günstiger macht.

http://www.lockheedmartin.com/us/news/press-releases/2014/march/0311-ss-reflight.html

Kommentar: Die Schrauben am Trägermarkt ziehen an. Arianespace war lange Zeit Servicemeister  und konnte dadurch und durch die Hohe Zuverlässigkeit die Preise rechtfertigen. Andere Anbieter holen aber auf. Die Atlas 5 ist sehr zuverlässig, aber teuer. Das hier bekräftigt aber die Bestrebungen die Atlas 5 im kommerziellen Markt Fuß fassen und Marktanteile erobern zu lassen. Mit diesem Schachzug geht LM vor allem Arianespace potentiell ans Leder. Ich kenne zwar nicht die genauen Kosteneinsparungen, aber durch den möglichen Verzicht auf die Versicherung könnte die Atlas 5 auch für Arianespace-Kunden interessant werden. Es dürfen eben nur keine staatlichen Aufträge (die Vorrang haben) dazwischen kommen und Kapazität zu stark auslasten. Ansonsten ist eine ähnliche Situation wie bei Arianespace derzeit (SES VS. Galileo) denkbar. Gleichzeitig dürfte sich LM hiermit gegenüber SpaceX aufstellen. Natürlich sind die Kosten bei weitem so noch nicht vergleichbar (SpaceX + Versicherung VS. Atlas ohne Versicherung), aber dennoch. Von heute auf morgen könnte ULA auch keine neue viel günstigere Rakete aus dem Hut zaubern....

EDIT: Kurzfristig ist das ein guter Schachzug, aber langfristig? Sollte sich die Falcon 9 als eine sehr zuverlässige Rakete bewahrheiten (die obendrein erheblich günstiger ist), dann dürfte der Vorteil durch die Zuverlässigkeit der Atlas und das angekündigte Garantie-Programm schnell entkräftet sein.
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Stirling

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #134 am: 15. März 2014, 22:31:38 »
EDIT: Kurzfristig ist das ein guter Schachzug, aber langfristig? Sollte sich die Falcon 9 als eine sehr zuverlässige Rakete bewahrheiten (die obendrein erheblich günstiger ist), dann dürfte der Vorteil durch die Zuverlässigkeit der Atlas und das angekündigte Garantie-Programm schnell entkräftet sein.

Aber die Falcon 9 kommt ja unabhängig davon, was LM macht. Von daher finde ich das schon sinnvoll, aber darf halt nur nicht den Fehler machen, sich jetzt auszuruhen, sondern versuchen, die (eventuellen) Mehreinnahmen sinnvoll zu investieren.

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Offline MX87

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #135 am: 18. März 2014, 20:53:49 »
US-Verteidigungsminister Hagel sagt, man müsse das russische Triebwerk in der Atlas angesichts der Krise überdenken:
http://www.spaceflightnow.com/news/n1403/14rd180/#.Uyij3xw2_nB
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tobi

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #136 am: 28. April 2014, 20:01:33 »
Hier mal Details zum RD-180:
www.parabolicarc.com/2014/04/28/52226/

Also:
1. Es gibt Triebwerke für 2-2,5 Jahre in den USA
2. Man hat dieses Jahr 5 Triebwerke bestellt, 2 werden im August geliefert, 3 im Oktober
3. Es kostet eine Milliarde Dollar (!!!!) und dauert 5 Jahre eine US Produktion des RD-180 aufzusetzen.
4. Mehr Delta IV Starts wird es dann sicher geben, die sind aber auch exorbitant teuer, was den US Haushalt noch mehr belasten dürfte.

Fazit: Bei einer weiteren Eskalation können für 5 Jahre nur halb soviele Atlas pro Jahr starten, die natürlich dann alle für Militärnutzlasten reserviert sind. Bei dem aktuellen Eskalationstempo in der Ukraine, kommt die Lieferung im August vermutlich nicht mehr an und die im Oktober erst recht nicht.

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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #137 am: 29. April 2014, 00:52:07 »
3. Es kostet eine Milliarde Dollar (!!!!) und dauert 5 Jahre eine US Produktion des RD-180 aufzusetzen.

Je nachdem, wie die Russen handeln, kommen vermutlich wirklich keine Triebwerke mehr durch. Immerhin läuft die Spirale der Sanktionen gerade hoch und die Russen werden sicher bald nachziehen. Die Blockade der Lieferungen des RD-180 dürfte für die Russen ein sehr effektiver Konter sein, da sie so direkt das US-Militär treffen. Auf der anderen Seite wäre das dann das difinitive Aus für jede weitere Zusammenarbeit im HiTec-Bereich, nach so einer Erfahrung wird keine weitere US-Firma irgendwelche Schlüsselbausteine in Russland bestellen, vermutlich für eine sehr lange Zeit nicht.

Auf der anderen Seite sind 1 Milliarde Dollar gar nicht mal so teuer, wenn man bedenkt, das man sich in den USA nie mit einem Hauptstromtriebwerk auf Kerosin-Basis befasst hat. Als man 1991 mal die Wiederaufnahme der Produktion des F-1 durchgerechnet hat, ist man damals schon auf über 300 Mio gekommen, das dürfte deutlich über 600 Mio heutigen Dollar entsprechen. Dabei ist das F-1, obwohl es größer ist, weitaus weniger komplex. Kritischer sind die 5 Jahre. Angesichts der aktuellen Entwicklung wird man den Neuaufbau der Produktion in den USA aber vermutlich nicht umhin kommen. Die Atlas 5 ist in den USA eine sehr gefragte Rakete, die auch für bemannte Einsätze vorgesehen ist.

Welche Optionen hat man jetzt? Einen Teil der Starts könnte die Delta 4 übernehmen, aber nicht alle. Für Nutzlasten oberhalb der Atlas 5 401 bzw. 511 müsste man eine Delta 4 Heavy verwenden, weil dafür die Nutzlast der Delta 4 Medium-Versionen nicht ausreicht. Vermutlich verschiebt man alle Nutzlasten auf die Delta 4, die diese übernehmen kann (das wären 5 von 6 für dieses Jahr verbleibenden Starts, aber so schnell kann man die Produktion der Delta 4 nicht hochfahren).

SpaceX dürfte nur sehr begrenzt eine Option sein: Die Nutzlast der Falcon 9 v1.1 ist zu gering für die meisten Nutzlasten und die Falcon Heavy noch nicht geflogen. Wenn die Falcon Heavy tatsächlich von LC-39 starten soll, dann hab ich meine Zweifel, ob man Anfang 2015 mit der Startrampe wirklich schon so weit ist. Würde mich nicht wundern, wenn der Start noch weiter nach hinten rutscht. Zudem weiß aktuell noch keiner so richtig, was die Falcon Heavy wirklich mal kostet.

Am Ende wird man nur die Produktion des RD-180 in den USA so schnell wie möglich einrichten können, denn auf die Atlas können weder DoD noch NASA verzichten. Vielleicht einigt man sich ja mit OSC, die ja ebenfalls Interesse am RD-180 haben, das die einen Teil der Kosten mit übernehmen. Vermutlich wird es von Seiten des DoD eine weitere Querfinanzierung geben, damit man die Produktion des Triebwerks in den USA so schnell wie möglich aufnahmen kann. Vermutlich schafft man es bei etwas höheren Kosten auch, die Produktion schneller aufzunehmen.

Langfristig dürfte das dann die Position der Delta 4 deutlich schwächen. Das russische Triebwerk der Atlas war ja das Hauptargument, warum man die Delta 4 noch immer betreibt und dadurch exorbitante Kosten in Kauf nimmt. Wenn man das Triebwerk jetzt in den USA entwickelt, dann gibt es einen Grund weniger, die kostspielige Delta 4 weiter zu betreiben. Man müsste dann allerdings noch ein paar Dollar in die Weiterentwicklung der Atlas zur Atlas 5 Heavy investieren.

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #138 am: 29. April 2014, 13:29:51 »
Wenn Russland das Triebwerk nicht mehr liefert, ist das sehr wahrscheinlich das Ende der Atlas. Erstens hätte man eine Startlücke von mehreren Jahren, zweitens die hohen Kosten für den Aufbau einer eigenen Fertigung, drittens wären die Triebwerke dann deutlich teurer und viertens ist mit der Delta ein adäquater Ersatz vorhanden und somit der nötige Leidensdruck nicht gegeben.

Die ULA kann mit nur einem Träger gut leben. Es gibt ohnehin bereits verschiedene Pläne, um mit geringen Entwicklungskosten auch andere Nutzlastbereiche abzudecken, z.B. den zwischen der Delta IV Medium und der Heavy. Mehr Starts mit der Delta würden sicher auch die Kosten spürbar drücken. Das wäre wichtig vor allem im Hinblick auf die Falcon Heavy, die wohl in absehbarer Zeit auf dem Markt mitmischen wird.
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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #139 am: 29. April 2014, 15:35:50 »
Wobei eine Fertigung des RD-180 durchaus auch die Kosten der anderen Triebwerke reduzieren könnte. Nach dem Ende des Delta 2 und Space Shuttle - Programms sind die Kosten für die Triebwerke deutlich angestiegen, da sich jetzt die Fixkosten des Herstellers auf deutlich weniger Triebwerke verteilen. Aktuell werden in den USA ca 6 RS-68 und ca 12 RL-10 pro Jahr gefertigt. Kommt jetzt noch die Fertigung von 8 - 12 RD-180 pro Jahr dazu, dürfte das durchaus einen positiven Effekt auf die Preise der übrigen Triebwerke haben. Die RD-180 werden zwar sicher teurer als die in Russland gefertigten, aber dafür könnten die Preise der übrigen Triebwerke sinken, so das sich unter dem Strich an den Gesamtkosten nichts ändert. Fertigt man die RD-180 in den USA, hat man zudem den Vorteil, das man sich keine Sorgen mehr machen muss, politisch erpressbar zu sein. In die Kosten der Produktionsaufnahme können sich ja ULA, OSC, DoDo und NASA reinteilen.

Die Delta hat den Nachteil, das sie nicht alle Nutzlasten befördern kann, zumindest nicht, wenn man nicht verstärkt auf die Delta 4 Heavy zurückgreifen will. Hier ist die Frage, wie viel eine Verstärkung der Delta 4 Medium kosten würde. Man könnte die Medium 5.4 mit 2 - 4 weiteren Boostern ausstatten und so die Nutzlast erhöhen, aber da lässt sich aktuell nicht einschätzen, ob man teure Arbeiten an den Startrampen vornehmen muss. Alternativ wären auch neue leistungsstärkere Triebwerke denkbar, aber das würde sicher teurer als die Produktionsaufnahme des RD-180 in den USA.

Es bleibt jedenfalls spannend. In wie weit die Falcon Heavy mitmischen kann, muss sich zeigen. Das hängt im wesentlichen davon ab, wann die Rakete ihren Jungfernflug absolviert. Zudem könnte es bei ihr durchaus zu Engpässen kommen, besonders wenn jetzt viele Nutzlasten nicht mehr auf russischen Trägern gestartet werden dürfen. Würde mich nicht wundern, wenn SpaceX in Kürze eine ganze Reihe neuer Aufträge verkündet.

Führerschein

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #140 am: 29. April 2014, 15:45:45 »
Wobei eine Fertigung des RD-180 durchaus auch die Kosten der anderen Triebwerke reduzieren könnte. Nach dem Ende des Delta 2 und Space Shuttle - Programms sind die Kosten für die Triebwerke deutlich angestiegen, da sich jetzt die Fixkosten des Herstellers auf deutlich weniger Triebwerke verteilen. Aktuell werden in den USA ca 6 RS-68 und ca 12 RL-10 pro Jahr gefertigt. Kommt jetzt noch die Fertigung von 8 - 12 RD-180 pro Jahr dazu, dürfte das durchaus einen positiven Effekt auf die Preise der übrigen Triebwerke haben. Die RD-180 werden zwar sicher teurer als die in Russland gefertigten, aber dafür könnten die Preise der übrigen Triebwerke sinken, so das sich unter dem Strich an den Gesamtkosten nichts ändert. Fertigt man die RD-180 in den USA, hat man zudem den Vorteil, das man sich keine Sorgen mehr machen muss, politisch erpressbar zu sein. In die Kosten der Produktionsaufnahme können sich ja ULA, OSC, DoDo und NASA reinteilen.

Ich frage mich ernsthaft, wie viel teuerer die US gefertigten RD-180 wirklich sein müssen. Aus Rußland hat man ja schon deutlich genug gehört, daß sie viel zu billig angeboten haben und ein Nachfolgeauftrag deutlich höhere Preise haben wird. Auch russische erstklassige Fachkräfte arbeiten nicht mehr für Bananen und bessere Schulen für ihre Kinder. Produktivitätsvorteile sollten in den USA auch vorhanden sein.

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #141 am: 29. April 2014, 16:02:17 »
Wenn man für die Delta das schubstärkere RS-68A nutzt, erhöht sich die GTO Nutzlast um ca 10%, bei der Heavy sogar um 13%. Crossfeeding würde die Nutzlast der Heavy ebenfalls deutlich erhöhen. Soweit, daß sie problemlos für Orion eingesetzt werden könnte. Ich habe etwas von maximal 100t in den LEO gelesen.

Baut man die Medium+(4,4) aus der Startstufe der Medium+(5,4) sowie Oberstufe und Fairing der (4,2) erreicht man eine Nutzlast von 7,5t in den GTO. Beides braucht keine Änderungen am Pad. Die Nutzung von zwei oder vier zusätzlichen Feststoffboostern würde die GTO Nutzlast bis auf 9,2t anheben, allerdings zumindest kleine Umbauten am Pad nötig machen.

Was die mögliche Senkung der Triebwerksstückpreise durch die Fertigung des RD-180 in den USA angeht, die Fertigung von mehr RS-68 hätte den gleichen Effekt, aber ohne Entwicklungskosten. Was ich übrigens nicht so ganz verstehe ist, wieso sich andere wie NASA oder das DoD an diesen Kosten beteiligen sollten.
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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #142 am: 29. April 2014, 17:46:37 »
Ich frage mich ernsthaft, wie viel teuerer die US gefertigten RD-180 wirklich sein müssen. Aus Rußland hat man ja schon deutlich genug gehört, daß sie viel zu billig angeboten haben und ein Nachfolgeauftrag deutlich höhere Preise haben wird. Auch russische erstklassige Fachkräfte arbeiten nicht mehr für Bananen und bessere Schulen für ihre Kinder. Produktivitätsvorteile sollten in den USA auch vorhanden sein.

Das ist ein wichtiger Punkt: Wenn ich mich richtig erinnere, hat Lockheed Martin damals vor über 15 Jahren einen Vertrag über die Lieferung von 100 Triebwerken für 1 Milliarde Dollar + 300 Mio Entwicklungskosten abgeschlossen. 10 Mio Dollar für solch ein Triebwerk klingt erst mal billig, wenn man bedenkt, das sowohl das RS-68 als auch das Vulcan aktuell zwischen 15 und 20 Mio Dollar liegen. Aber berücksichtig man die Entwicklungskosten, so kostet das RD-180 aktuell auch schon 13 Mio Dollar, ist also auch nicht so billig. Von den damals vereinbarten 100 RD-180 Triebwerken sind bisher über 50 eingesetzt wurden, dazu kommen die in den USA eingelagerten Triebwerke und die für Tests verbrauchte. Aktuell dürften also ca 75 Triebwerke ausgeliefert sein.

Ein neuer Vertrag wäre also in den nächsten 2 - 3 Jahren nötig. Da Russland heute bei weitem nicht mehr so billig ist wie vor 15 Jahren, ist absehbar, das dann die Kosten des RD-180 bedeutend steigen könnten. Insofern dürften sich die finanziellen Vorteile durch die Fertigung in Russland dann weitgehend aufhaben. Stückkosten von bis zu 20 Mio Dollar sind dann auch für in Russland gefertigte Triebwerke durchaus realistisch. Insofern wären die zusätzlichen Einrichtungskosten für die Produktion in den USA tatsächlich der einzige Punkt, der noch gegen die Fertigung in den USA sprechen dürfte. Sollten durch die Fertigung in den USA sogar die übrigen Triebwerke wie das RL-10 billiger werden, könnte sich das sogar zusätzlich lohnen. Zudem hat sich das Verhältnis zwischen beiden Staaten in den letzten 10 Jahren massiv verschlechtert, mit einer Fertigung in den USA könnte man sich dann gegen jegliche politischen Spiele absichern.

Ursprünglich war ja sogar eine Produktion des RD-180 in den USA vorgesehen, zumindest für die Flüge des DoD. Das hat man dann allerdings gestrichen, als man entschieden hat, auch die Delta 4 in den Einsatz zu übernehmen. Die Delta 4 könnte man durchaus noch etwas anpassen und steigern: Mit leistungsgesteigerten Triebwerken, Treibstoffaustausch und Aluminium-Lithium-Leichtbauweise könnte man die Nutzlast der Delta 4 Heavy auf bis zu 40 t LEO steigern. Mit zusätzlichen Cores als Booster wären auch 100 t möglich, dann allerdings nur durch teure Änderungen an der Startrampe. Unter dem Strich dürften auch die Anpassungen der Delta 4 aber nicht viel billiger werden, zumindest nicht, wenn man die Delta so weit anpassen will, das sie die Atlas komplett ersetzen kann. Da auch OSC ein neues Triebwerk für die Antares sucht, könnte die Produktion des RD-180 in den USA letztlich sogar die lohnendste Alternative sein, zumindest wenn sich ULA und OSC einigen können. Da die Atlas 5 auch die am meisten verwendete Rakete des DoD und der NASA ist, kann man durchaus annehmen, das man sich hier auf eine zusätzliche Querfinanzierung einigt, damit ULA die Atlas weiter produziert. Bei gründlichem Nachdenken und Einbeziehung aller Optionen ist die Produktion des RD-180 in den USA vermutlich immer noch die beste Option, eine Weiterentwicklung der Delta 4 bei Einstellung der Atlas dürfte am Ende nicht viel billiger werden.

Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #143 am: 29. April 2014, 17:53:14 »
Da auch OSC ein neues Triebwerk für die Antares sucht, könnte die Produktion des RD-180 in den USA letztlich sogar die lohnendste Alternative sein, zumindest wenn sich ULA und OSC einigen können.

Offenbar setzt man bei Orbital auf Triebwerke von ATK.

https://twitter.com/pbdes/status/461143290952564736
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Führerschein

  • Gast
Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #144 am: 03. Mai 2014, 08:47:07 »
Ich verfolge die Diskussion über die Klage von SpaceX gegen das Verteidigungsministerium wegen des Blockkaufes bei NSF.

Die Aussage von ULA, daß sie einen Vorrat von 2,5 Jahren an RD-180 haben, löst sich wohl gerade in Luft auf.

http://online.wsj.com/news/articles/SB10001424052702303948104579534842426028478

Zitat
United Launch Alliance has said it has enough rocket engines to last 2 1/2 years, but the injunction would bar it securing spare parts that could delay planned satellite launches.

Sie haben die Triebwerke, aber Ersatzteile müßten sie in Russland kaufen. Das könnte geplante Satellitenstarts verzögern.

Verzögern klingt hier für mich wie weichspülen für verhindern. Ich könnte mir vorstellen, das Verteidigungsministerium is not amused. Ob sich ULA damit einen Gefallen tut, falls es nur ein Argument ist, um die einstweilige Verfügung zu kippen? Oder ist es wahr? Das wäre noch schlimmer, denn dann haben sie seit vielen Jahren über die Sicherheit von Flügen gelogen.

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Offline MR

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Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #145 am: 03. Mai 2014, 10:59:38 »
Sie haben die Triebwerke, aber Ersatzteile müßten sie in Russland kaufen. Das könnte geplante Satellitenstarts verzögern.

Verzögern klingt hier für mich wie weichspülen für verhindern. Ich könnte mir vorstellen, das Verteidigungsministerium is not amused. Ob sich ULA damit einen Gefallen tut, falls es nur ein Argument ist, um die einstweilige Verfügung zu kippen? Oder ist es wahr? Das wäre noch schlimmer, denn dann haben sie seit vielen Jahren über die Sicherheit von Flügen gelogen.


Dazu müsste man genau wissen, was in den Verträgen steht. Klar sollte sein: Solange man keine eigene Fertigung des RD-180 in den USA hat, ist es fast unmöglich, jedes vielleicht mal benötigte Ersatzteil vorzuhalten. Eine Autowerkstatt kann auch nicht jedes Ersatzteil vorhalten. Es ist zb auch überhaupt noch nicht thematisiert wurden, was mit den russischen Technikern in den USA ist, die den Einsatz der Triebwerke überwachen.

Ich gehe grundsätzlich davon aus, das die EV nicht lange bestand haben wird. Ansonsten müsste man nämlich grundsätzlich jede Zusammenarbeit mit den Russen abbrechen, auch die ISS bzw den Kauf von Plätzen in den russischen Sojus. SpaceX jedenfalls tut sich mit dieser Aktion keinen Gefallen, vermutlich sind sie spätestens jetzt bei den Verantwortlichen im DoD unten durch.

tobi

  • Gast
Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #146 am: 03. Mai 2014, 11:04:13 »
Naja die ULA kann einige Triebwerke ausschlachten und als Ersatzteillager verwenden, daher sehe ich da kein sofortiges Problem drin.

jakda

  • Gast
Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #147 am: 05. Mai 2014, 08:30:56 »
http://www.gerhardkowalski.com/?p=8950

Zitat
"Washington/Moskau,4. Mai 2014 – Ein US-Gericht hat der Betreibergesellschaft United Launch Alliance (ULA) per Einstweiliger Verfügung den Kauf russischer Raketentriebwerke verboten. Es folgte damit einer Klage des kalifonischen Raumfahrtunternehmens SpaceX,berichten amerikanische und russische Medien. Der private Raketen- und Raumschiffproduzent hatte dabei geltend gemacht,dass die Geschäfte mit der Moskauer Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung (NPO) “Energomasch”,die die RD-180-Triebwerke entwickelt hat,gegen die jüngsten US-Sanktionsbeschlüsse verstoßen. Die Vereinigung sei voll in Staatsbesitz...."

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So steht aus bei NovKos...

Führerschein

  • Gast
Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #148 am: 05. Mai 2014, 08:39:22 »
Es ist nur eine Einstweilige Verfügung bis es eine Stellungnahme der Regierung gibt. Das Gericht hat bei der Regierung wegen der offiziellen Haltung zu den Sanktionen nachgefragt.


Re: United Launch Alliance / ULA
« Antwort #149 am: 05. Mai 2014, 14:16:12 »
Ich gehe grundsätzlich davon aus, das die EV nicht lange bestand haben wird. Ansonsten müsste man nämlich grundsätzlich jede Zusammenarbeit mit den Russen abbrechen, auch die ISS bzw den Kauf von Plätzen in den russischen Sojus.

Die Sanktionen laufen genau darauf hinaus - und die ISS wurde mit Absicht ausgeklammert.

Zitat
SpaceX jedenfalls tut sich mit dieser Aktion keinen Gefallen, vermutlich sind sie spätestens jetzt bei den Verantwortlichen im DoD unten durch.

Aber wieso denn? Die USA sind das Land der Klagen, dort klagt jeder gegen jeden, sogar wegen zu heißem Kaffee. Außerdem ist das DoD selber schuld, der Blockkauf hat recht klar gegen die Anweisung verstoßen, aggressiv neue Anbieter zu nutzen. Ich könnte mir sogar vorstellen, daß die für diesen Vertrag verantwortlichen Entscheidungsträger jetzt unten durch sind.
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Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.