Nachdem Tianwen-2 die auf Kamoʻoalewa entnommenen Bodenproben 2027 bei der Erde abgeliefert hat, soll die Sonde zum
Hauptgürtelkometen 311P auf der der Sonne zugewandten Innenseite des Asteroidengürtels weiterfliegen und dort 2033 ankommen. Vorher ist für 2028 ein
Vorbeischwungmanöver am Mars geplant, das hier eventuell nicht zur Beschleunigung, sondern zur Verlangsamung dient. Für die Missionsphase bei 311P wird explizit von einem
langsamen Begleitflug gesprochen:
http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/article/doi/10.15982/j.issn.2096-9287.2024.20230160311P wurde zwischen dem 10. September 2013 und dem 11. Februar 2014 vom Weltraumteleskop Hubble mehrfach fotografiert, wobei unterschiedliche Staubausbrüche mit einer Dauer zwischen 2 und 8 Tagen sowie erzeugten Schweiflängen zwischen 15.000 km (am 10. September 2013) und 71.000 km (am 31. Dezember 2013) registriert wurden:

Bild:
ESAUnter der Annahme, dass die einzelnen Staubkörner in dem Schweifen zwischen 6 µm und 38,9 mm groß waren, würde die Masse des Staubs in einem Schweif zwischen 500 t und 8000 t betragen. Der Komet würde bei einem Staubausbruch zwischen 1,08 kg und 30,3 kg pro Sekunde an Masse verlieren, durchschnittlich 1,59 kg/s.
Die Aufgabe von Tianwen-2 ist es, 311P mindestens ein Jahr lang zu begleiten und darauf zu hoffen, dass sich in dieser Zeit ein Staubausbruch ereignet. 311P, der einen mittleren Durchmesser von 450 m besitzt und momentan etwa 300 Millionen Tonnen wiegt, besitzt eine Fluchtgeschwindigkeit von 0,13 - 0,39 m/s, die Staubpartikel fliegen bei den wohl durch "Erdrutsche" verursachten Eruptionen mit einer Geschwindigkeit von etwa 10 m/s davon.
Inspiriert von den Nutzlasten der ESA-Sonde
Rosetta ist Tianwen-2 mit einem Staubanalysator ausgestattet, der hier allerdings mehrere Funktionen in einem kompakten Gerät vereint. Wenn ein Staubkorn durch die Sammelöffnung fliegt, passiert es zunächst einen Laserstrahl. Aus dessen
Streuung wird mit der
Lorenz-Mie-Methode der Durchmesser eines äquivalenten Kugelteilchens berechnet. Damit hat man schon mal einen groben Überblick.
Die Geschwindigkeit des Staubkorns wird über die Zeit berechnet, die es zur Durchquerung des Laser-Lichtvorhangs und - bei Geschwindigkeiten von weniger als 10 m/s - auf dem Weg zur nächsten Messstation benötigt. Das ist eine Prallplatte aus reinem Aluminium auf deren Rückseite piezoelektrische Sensoren aus
Blei-Zirkonat-Titanat angebracht sind. Aus der Zeitverzögerung, mit der die über die ganze Platte verteilten Sensoren den Aufprall melden, lässt sich dessen Ort und damit der Winkel zur Einlassöffnung bzw. der Flugbahn-Winkel des Staubkorns bestimmen. Aus der Wucht des Aufpralls errechnet sich der Impuls.
Mit einer Mikroskop-Kamera wird das Staubkorn vor dem Aufprall im Flug fotografiert und die Fotos gleich an Bord verarbeitet, Verzerrungen herausgerechnet und die Silhouette erfasst. Mit einer
Quarzkristall-Mikrowaage wird die langsam wachsende Summe der Staubkörner gewogen, wodurch man auch einen Eindruck von der Flussdichte des Staubes bei einem Ausbruch bekommt. Der gesammelte Staub wandert dann noch in ein Gerät für
thermogravimetrische Analyse, wo er erhitzt und sein Gehalt an Wasser, flüchtigen Stoffen und organischen Molekülen bestimmt wird.